Freitag, 30. März 2007

Die Sonne scheint jetzt halt auf der anderen Planetenseite

Um es mal so zu sagen.
Dringende Nachträge:
1. Ich war noch nie in einer Filiale, die IRGENDWAS gewonnen hat. Es waren zwar immer Top-Irgendwas-Häuser, aber Verkaufswettbewerbe - nö. Und nun haben wir, von mir völlig unbemerkt, was gewonnen. Jeanswettbewerb, irgendwas, egal. Gibt ein Essen für alle.
2. Inkriminierend und nahezu anstrengend, wie sich mein persönlicher derzeitiger Musikgeschmack und das Gedöns auf der Arbeit annähern. Soll ich mich darüber freuen, daß Waiting for the 7.18 läuft? Das einzige, was mir wirklich gefällt, ist jene Whatever Lola wants - Version von wem auch immer.
3. Es ist gar nicht so einfach, einen Reifen mit französischen Ventilen vermittels einer entsprechenden Luftpumpe aufzupumpen. Es tat aber dringend not.
4. Infolgedessen konnte, zugegebenerweise nicht besonders überraschend, festgestellt werden, daß sich der Heimweg von der Uni bei Benützung eines Velozipedes zeitlich erheblich verkürzt.
5. Ob es JEMALS eine Kassiererin interessiert hat, daß die Kundin gerade im Begriff ist, mit ihrer Familie eine Reise nach Spanien anzutreten?
6. G8 ist wohl das beste Beispiel für gut funktionierende, paritätisch besetzte, nach dem Konsens-Prinzip entscheidende Gremienarbeit. Dinge, die in größeren Einheiten vielleicht eine größere Rolle spielen, wie persönliche Eitelkeiten, Muskelspielereien und Geplänkel aller Art, treten in den Hintergrund. Man diskutiert einen Antrag des Prüfungsausschußvorsitzenden, der eigentlich von der Fachschaft hätte kommen sollen/können. Wie aufmerksam!
7. Beim letzten Mal war nach der Prüfung vor der Prüfung. Diesmal bin ich einfach platt.
8. Dafür gibts nächste Woche Entspannung: Physio fängt natürlich pünktlich an, aber der Rest gönnt sich noch Freizeit, und ich damit auch... Aber Vorlesungszeit = Vorlesungszeit, daher: Nicht mehr als 20 Stunden Arbeiten, hehe.
9. und 10.: Liebe weiter entfernten Sozialkontakte: Es wird wieder besser! Ich muß mich derzeit nur daran gewöhnen, nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen auch noch Zeit daheim zu haben, in der man prima elektronische Briefe und dergleichen verfassen und verschicken kann.

Donnerstag, 29. März 2007

Postsozial

Da es meinem lieben Arbeitgebenden in den Sinn kam, mich ausgerechnet gestern zur Frühschicht antanzen zu lassen, konnte am Dienstag das Hinterunshaben einer weiteren Vordiplomsprüfung nicht ausreichend gewürdigt werden. Es war natürlich sehr toll, ausm Audimax rauszukommen und erstmal ausgiebig mit Sekt quasi übergossen zu werden. Über die Klausur selber gibt es nicht viel zu sagen - Herr Bohner hat sich zwar durchaus an seinen Prüfungsfragen orientiert, aber bei den Studien mal ganz tief in den Überraschungssack gegriffen. Das war kein dünnes Eis mehr bei mir, das war offenes Wasser - und das habe ich ihm auch in die Arbeit hineingeschrieben. Pech gehabt. Also Bestehen ist etwas fragwürdig, lassen wir uns überraschen. Abgesehen von der direkten Unterstützung vor Ort freute ich mich sehr über allerlei liebe und herzliche Erfolgswünsche per SMS und auf meiner Pinwand.
Gestern gab es dann nach dem Arbeiten einen ausgiebigen Bummel durch die sonnverwöhnte Stadt. Eine These des Lübeckers bestätigend, derzufolge man sich bei Kontaktarmut nur fünf Minuten auf den Jahnplatz stellen müsse, um Psychos zu treffen, gab es einige nette Begegnungen. Entspannt in der Sonne stehen, nicht an irgendwelche Prüfungen denken, und in der Tasche die fette Belohnung für die vergangenen drei Monate: The chemical brothers, Push the Button; Air, Pocket symphony. Die erstere läuft gerade - oh, toll! Hochkomplex, offensichtlich ein durchkomponiertes Album. Damit dürfte schon klar sein, wie die Ohrwuschel postsozial bestückt werden: diese beiden und dann das unlängst von mir verschenkte Keimzeit-Livealbum vom vergangenen Jahr mit Mensch Meyer; die Teutotrax bleibt; es wird vorerst nicht mehr geshuffelt.
Die andere Belohnung besteht darin, daß ich am 15. April zusammen mit fünf anderen lieben Leuten in Reihe 4 des Theaters am Markt Max Goldts Vortragungen lauschen werde, worauf ich mich schon sehr freue. Erfreulich erstaunlich finde ich, daß die ohnehin normalpreisigen Eintrittsgelder sich für Studierende tatsächlich nochmal halbieren, und zwar unkontingentiert. Falls jetzt wer denkt, das sei nichts besonderes: Als ich Max Goldt im September im BE lauschte, gab es nur eine begrenzte Anzahl von ermäßigten Tickets, und die haben auch mehr als die Hälfte vom Normalpreis gekostet. Aber wir sind ja hier in Bielefeld, und da ist alles anders, und das freut uns oft.
Am einzigen freien Tag heute verschlägt es mich noch zum G8 in die Uni. Es gibt eine Milliarde Anträge, die ich noch nicht gelesen habe, was ich gleich nachholen werde. Das wars dann mit postsozialer Freiheit: Bis einschließlich Sonntag wird gearbeitet, und am Montag gehts wieder los - zumindest das Empiriepraktikum startet pünktlich. Eigentlich wollte ich präpraktikal noch ein paar Sachen lesen, die ich aus bester Quelle erhalten habe, da ich ja ein bißchen früh dran bin und vielleicht ein paar Vorwissenlücken habe, aber das schaffe ich wohl nicht mehr.
Also die Scheibe ist wirklich gut.
[ergänzung: BE = Berliner Ensemble]

Dienstag, 27. März 2007

Don't give up, these storms are passing

Protokoll:
Zum ersten Mal im Leben habe ich nicht nur die Uhr nicht umgestellt (das habe ich noch nie gemacht), sondern auch vergessen, beim Weckerstellen die Stunde mit einzuberechnen. War ja nicht so schlimm, aber kurios. Anschließend Plasmaspenden mit vorangehender "großer Untersuchung", in deren Rahmen ich vor allem feststellte, daß ich in sechs Monaten zehn Kilo zugenommen habe. Stelle eine unwissenschaftliche, quais heuristische Korrelation zwischen a) kein Sport, b) sich ungünstig auswirkender Cortisolspiegel und c) Fleischverzicht (ist mein Stoffwechsel zu andersbegabt für) her. Noch unzulässiger: Aus der Korrelation Kausalität schließen, hähä.
Während des Plasmaspendens lief Viva Karaoke und im Rahmen dessen lauter "Klassiker". Can't live, if living is without you. Like a virgin, touched for the very first time. It's in your eyes. She's a maneater, make you buy cars. Ein Schmalzduett von Eros Ramazotti und Anastacia. Und unglaublicheres. Immer wieder gut, daß ich mich derlei TV-Ereignissen stets und ausschließlich mit einer fetten Kanüle in der Vene aussetze, so daß ich mich nur begrenzt aufregen kann.
Anschließend trieb ich mich in der Uni herum, nickte meinen Lieblingsprofs zu, glich das Kaffeedefizit vom Morgen aus, aß eine Art Schnitzel mit was drin, entdeckte, daß es zur Not auch in der Mensa Salzstreuer gibt (bzw. wurde mir ein solcher gebracht), hatte ein schon nahezu fachsimpelndes Gespräch bezüglich meines Empiriepraktikums, das nächste Woche (ausgerechnet) in Physio startet, hatte ein irritierendes Erlebnis aufgrund des einmaligen Zusammentreffens von "Oh, dat Handiakku is' fast alle, da nehm' ick mal dat Ladenupsi mit" und "Gut, daß ich euch antreffe - hat jemand ZUFÄLLIG ein Nokia-Ladegerät dabei?", trank einen weiteren Kaffee, begab mich in die Geldverdieneinheit, erlebte dort die üblichen Kuriosa, begab mich zurück in die Uni (Gehen Sie direkt über Universität. Gehen Sie nicht über Zuhause und ziehen Sie nicht Wohlfühl- und Entspannungspunkte ein.), wo mir meine Lieblingsprüfungskodelinquentin Fragen stellte, die ich auch nicht beantworten konnte. Ich habe leider das Gefühl, als sei ich mit dem, was ich weiß (und das ist nicht mal besonders viel), RANDVOLL gefüllt, und als würde, wie in der Al Bundy-Folge, wo seine Tochter für ihn zu diesem Sport-Quiz muß, und ihr sämtliche gesellschaftsrelevanten Informationen zugunsten der Sportinfos abhanden kommen ("First dinner, then sex!"), also als würde mir jetzt auch immer was verschwinden, wenn sowas wie "Korrelation zwischen Einstellungen und Verhalten" reinkommt. Jedenfalls rettete ich besagte Leidensgenossin noch vor unnachgefragter Konversation und begab mich heimwärts, begleitet von *Fuck forever (schön, aber unpassend)*Someone's*Numbered days (siehe gestern)*Positive tension (Play it cool, boy!)*love&hate (die heutige Titelzeile ist aus diesem Nr.2 der Teutos)*One time too many (Wie war nochmal mein Leben OHNE Phoenix??)
Zum Abschluß des Abends darf ich feststellen, daß es am Rhein Menschen gibt, die "Schwarze Katze, weißer Kater" kennen. Wie geil ist das denn? Das bringt mich glatt drauf, den Film mal in den Filmabend zu schleppen. Mit so einer Art Gegenteil von Prüfungsveto.
Morgen wird "ausgeschlafen" und der weibliche Teil der Studienberatung mit Sozialpsychologie gequält. Und hinterher gibt es wohl genug Leute, die irgendwie mit Sektflaschen herumstehen und nicht wissen, wohin mit dem Zeug, hehe.

Sonntag, 25. März 2007

Gedächtnisübung IV

Nach acht Stunden übers mondbeschienene und nahezu trockene Feld, beschallt und untermalt von: Unintended. Numbered days. Song for Clay (Disappear here). Hands + arrows. Napoleon says. Inkin ark. Long distance call. SXRT. The clown. Don't let him waste your time.
Anmerkungen:
1. Insgesamt ziemlich passender Song, aber irgendwie stellt sich langsam ein Wiederholungsgefühl ein. Hatten wir das alles nicht schonmal? Nur eben mit anderen Liedern, früher. Zum Beispiel Lassie singers mit "Ich hab' ein Faible für Idioten."
2. Hmm, gutes Schlußmachlied.
3. Gefällt mir wegen der anders formulierten Version von "Loch!" Klappt ja in echt meist nicht, was zu interessanterweisen netten Arrangements führen kann. Und zum Nicht-Weglaufen.
4. Kissing you from somewhere... Schwebemucke.
5. Ein Lied über Kleidungsstücke, insbesondere Mäntel und das Comeback der langen Unterhose. Wenn ich den Text richtig verstehe.
6. Brüllt.
7. Ferngespräche, jaja. Seit das kein Geld mehr kostet, macht man das viel zu wenig. Lieber telephoniert man teuer mobil mit 800 Meter Luftlinie entfernten Schmetterlingen.
8. Walking in the countryside... Kommt meiner leidenschaftlichen Verehrung von leise und unaufgeregt beginnenden und sich dann plötzlich emotional und auch musikalisch entladenden Songs voll entgegen.
9. Kam neulich des Lernens häufiger des Weges und wird daher momentan etwas idiosynkratischer eingestuft und manchmal sogar weggedrückt.
10. Paßt ja mal voll, zumal wenn man es als Aufforderung an sich selbst versteht. Der andere macht ja meistens gar nichts.
So, derart mit Speichermöglichkeiten ausgestattet, dürfte ja eigentlich nichts schiefgehen übermorgen. Stand vom Lernen: Was auf meinen Karteikarten draufsteht, kann ich halbwegs. Was da nicht draufsteht, eher nicht. Schlüsselstudien gibts ein paar, von denen ich glaub ich noch nie gehört habe, die kann ich dann auch nicht. Von vieren muß man ja drei machen, wenn ich Glück genug habe, sind zwei mir bekannte dabei. Gefalle mir selbst dabei, wie ich alles zu verstehen suche, oft sogar erfolgreich. Ich blicke also nahezu stolz auf zwar nicht ausreichend umfangreiches, dafür aber wirklich durchdrungenes und abrufbares, integriertes Wissen (statt auf Schubladen voller auswendig gelernter Definitionen ohne Zusammenhang). Gut vorbereitet fühle ich mich zwar nicht gerade, aber das ist auch die letzte Prüfung, für die ich ein Semester vorgelernt habe.
Was gibts noch? Es gibt doch tatsächlich eine Person, die Elefant nicht nur kennt, sondern sogar schonmal LIVE gesehen hat! Das ist ja absolut erstaunlich. Die Band gibt es also wirklich.

Nachtbuskuriosa

An den Wochenenden fahren hier ja sogar Nachtbusse, und am Rande bemerkenswert finde ich, daß diese tatsächlich stündlich fahren - in Stuttgart, was ja immerhin nicht nur eine quirlige Regionalmetropole, sondern sogar Landeshauptstadt und Wirtschaftsmagnet ist, sind die Dinger zweieinhalbmal in der Nacht gefahren. Interessanterweise fährt der mir zuständige Nachtbus nicht auf der großen Straße den kürzesten Weg nach Jöllenbeck, sondern durch das Nachtjackenviertel in Gebiete hinein, die am Tage nicht mal von ferne den öffentlichen Personennahverkehr zu sehen bekommen. Naja, ich will mich ja nicht beklagen. Ein dreifaches Hurra für die Nachtbuslinie 2!
Schön, so ein Reinfeiern. Alle sind ein wenig am Feiern, erste Experten machen sich über die Playlist her, und dann beginnt heimlich das hektische Uhrenvergleichen. Die WG-Küchenuhr geht natürlich vor, damit man die Bahn trotzdem noch bekommt. Irgendwo taucht dann ein Funkwecker auf, und das große Rückwärtszählen fängt an. Es wird geklatscht und gerufen und Happy Birthday gesungen. Anschließend werden von kleineren Gruppen noch weitere Geburtstagslieder, zumeist aus früheren Tagen ihrer Sozialisation, zum Besten gegeben. Da keiner sonst aus meiner geographischen Sozialisationsecke dabei war, mußte auf "Weil heute dein Geburtstag ist" verzichtet werden, worüber allerdings niemand, ich eingeschlossen, traurig war. Dann wurden Kuchen und Geschenke überreicht, Sektkorken knallten, und das Geburtstagskind freute sich sichtlich und völlig berechtigt über die ihm zukommende Anteilnahme, von den Geschenken natürlich ganz zu schweigen. Dem sich anschließenden Gehüpfe entsage ich derzeit zugunsten morgiger Beschäftigung mit Sozialpsychologie.
Allerdings starrte ich eben gerade ca. zwei Minuten lang die Zeitanzeige unten rechts an. Verdammt, wie kann es plötzlich 3:17 geworden sein, wenn du doch um zehn nach eins mit dem Nachtbus gefahren bist, dachte ich so bei mir. Aber das Rätsel wurde, im Gegensatz zum Stadträtsel drüben, schnell gelöst. SUMMERTIME, and the livin' is easy...
Ach, und drüben: Vorhin wurde mir endlich mein bielefeld-rockcity.de - Shirt überreicht.

Antwort auf Kommentar

Ja, aber der Unterschied zwischen deiner und meiner Geschichte besteht ja wohl erstens in der Größe des urbanen Raumes, in dem wir uns jeweils bewegen, und zweitens in der Anzahl der reiherrelevanten Gewässer, die es hier bzw. dort so gibt. Hier gibt es, außer den genannten Teichen, überhaupt keine nennenswerten Gewässer.

Samstag, 24. März 2007

Optische Täuschung

Wenn ich zum Extra mit dem wählerischen Pfandflaschenautomaten spaziere, passiere ich einen Garten, der mit einem Teich und einer Reiher-Skulptur ausgestattet ist. Das ist ja nun nichts besonderes. Da muß man nicht gleich nervös werden wegen. Dann biege ich um eine Ecke, fröhlich und falsch "From A to I" vor mich hinpfeifend, und entdecke einen weiteren Garten mit Teich und Reiher. Vielleicht gabs mal im Baumarkt Reiher-Skulpturen zum Sonderpreis, und jetzt steht in allen Babenhausener Gärten so ein Kunstreiher herum. Dieser Gedanke machte es sich gerade in meinem Bewußtsein gemütlich, als der vermeintliche Gipsvogel seinen Schnabel bewegte, seine Flügel bewegte, seine Beine bewegte und sich schließlich zu einem Rundflug in die Lüfte erhob.
Verrückt.
Ab in die Uni - da werden meine Sinne nicht derart verwirrt.

Freitag, 23. März 2007

Und außerdem

verbeugen wir uns voller Respekt vor zwei weiteren Einsen in Päda und Evaluation, und mal ganz ehrlich, liebe Psychos, das ist doch nicht euer Ernst, daß man im Hauptstudium nur noch auf Einsen lernt, oder? Mir ist das ja jetzt schon zuviel.
Schön, wie einer der A2-Ritter heute rauskam mit dem (noch den gesamten Rest-Tag in der Cafete erschallenden) Schlachtruf "Wir haben Klausur geschrieben!" Manch einer ärgerte sich ja darüber, daß die Klausur wirklich nicht so schwer war, wie von mir beinahe gebetsmühlenartig wiederkäuend angekündigt. Schließlich habe man ja sooooviel gelernt...
Heute abend gab es einen Film, bei dem ich eigentlich Protokoll hätte führen müssen, soviele schöne Sätze kamen drin vor. Elling heißt er. Sofort wurde in mir Sehnsucht nach Oslo, wo ich vor elf Jahren mal war, geweckt.

Mittwoch, 21. März 2007

3.0

Das heißt: Bestanden!
Die erste von sieben Vordiplomprüfungen haben wir gerockt. Da fällt doch ein Stein vom Herzen. Das wirft einen langen, aber angenehmen Schatten voraus auf die Sozialprüfung am Dienstag. Ich habe zwar nicht unbedingt den Eindruck, darauf optimal vorbereitet zu sein, aber wenn sich Herr Bohner halbwegs an seinen eigenen Prüfungsfragen orientiert, sollte das eigentlich auch zu schaffen sein.
Bei der bestandenen A2-Prüfung handelt es sich um meine erste erbrachte Prüfungsleistung an einer Universität überhaupt! Es besteht also Anstoßbedarf, dem, und jetzt geht das allgemeine Daumendrücken weiter, morgen hoffentlich Rechnung getragen werden wird.
Also, liebe A2er und Evaluationisten morgen: Ihr schafft das! Ich glaube an euch!
Und außerdem gibt es Glückwünsche für die drei Diplomeinsen von heute und Montag. Respekt!

Montag, 19. März 2007

Status Geschenke

Eines abgeschickt, eins bestellt. Das Patentöchterchen muß noch ein wenig warten, aber dafür soll es auch was besonders schönes sein, und nicht einfach hingehunzt - Taufe ist ja schließlich nur einmal. Dann müßte ich in puncto Geschenke wieder im grünen Bereich sein - aber im Mai geht es gleich weiter.
Habe gerade mit einer Konfidentin, was die Prüfung betrifft, gesprochen. Ohne die Prüfung wäre alles nichts gewesen - abmelden gilt nicht, allenfalls durchfallen wie ein Mann wird akzeptiert.
Der Satz des Tages war heute der Name meiner Lieblingsgruppe im StudiVZ - Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit. Das scheint hier mein Motto zu sein, wenn ich mir so angucke, was mich die lieben Kommilitonen so fragen, und vor allem, was ich dann darauf so antworte. Hehe.
Durfte mich heute wieder über die typisch unkomplizierte Klärung von Sachverhalten an dieser Uni freuen. Ich dachte beim Vorbeispazieren am Studierendensekretatriat, na, kannste ja mal fragen, wies mit dem Leporello und dem NRW-Kredit aussieht, ob da Klärungsbedarf ist - vor der Tür steht trotz Sprechstunde zwei Wochen vor Semesterbeginn niemand. Zaghaft betrete ich das Zimmer der freundlichen Sachbearbeiterin, die selbstverständlich sofort den Rechner mit meiner Matrikelnummer füttert und mir allerfreundlichst mitteilt, daß alles in bester Ordnung sei, daß ich mit der eigenmächtigen Abänderung der Einzahlsumme völlig richtig gehandelt habe, daß der Studienkredit seinen Gang gehe und ich mir ü-ber-haupt keine Sorgen machen müsse - wenn der Leporello noch nicht eingetroffen sei, dann sei zumindest stündlich mit ihm zu rechnen, usw. Vor lauter Glück habe ich auch gleich meine Anschrift geändert. Also mal ehrlich. Ich glaube, in bestimmten Dingen werde ich hier ganz schön verwöhnt.
Aus gegebenem Anlaß: Rechtschreib- und andere Fehler dürfen gerne öffentlich als Kommentar oder privat per e-Mail gerügt und angekreidet werden - pflege diesbezüglich einen hohen Anspruch, bin aber zu fortgeschrittener Stunde vor solchen Schludereien nicht gefeit. Ganz zu schweigen von Wörtern, die man auch nachschlagen könnte...

Das Daumendrücken geht los

Heute weit nach Osten rüber. Du steckst sie alle in die Tasche!

Mal was ernstes

Zu später Stunde verdanke ich Johannes das bei ihm ebenfalls verlinkte Interview von spiegelonline mit Claus Peymann zum Thema RAF und Christian Klar und Rechtsstaat und Utopien. Zunächst habe ich so eine Déjà-vu-Erinnerung, als ob schon mal wer jemandem einen Praktikumsplatz angeboten habe, der eigentlich, nach Lynchjustiz usw., eher auf Knien hätte irgendwohin rutschen sollen, um dann doch nichts zu kriegen, aber daran kann ich mich grad nicht erinnern. Wer das wissen will, soll es halt googeln. Früher sagte man immer, guck ins Lexikon! Heute googelt man. Leider mit ähnlichem Erfolg. Aber ich schweife ab.
Claus Peymanns Aussagen erfrischen mich schon allein dadurch, daß sie nicht an einer wo-auch-immer-verlaufenden p.c.-Linie orientiert sind. Aber nicht der schöne Satz, daß das folgerichtige Scheitern der kommunistischen Diktaturen keine Legitimation der Diktatur des Kapitals bedeuten würde, hat mich so beeindruckt. Sondern daß man mal was originelles hört zum Thema Klar. Daß man nach jahrelanger Isolation möglicherweise verquere Worte findet und merkwürdig formuliert. Daß es eine Zeit gab, in der man sich entscheiden mußte - und sehr wenige Menschen haben sich für den gewalttätigen, terroristischen Weg entschieden und dabei allerlei Schaden angerichtet, worauf sie höchstwahrscheinlich selbst nicht besonders stolz drauf sind - allein schon, weil es so offenkundig ganz erfolglos war. Das nimmt man ihnen vielleicht so besonders übel - daß sie nicht mal was erreicht haben. Und daher freue ich mich über diese Sätze von Claus Peymann: "War die französische Revolution eine Anmaßung? Ist politische Utopie Anmaßung? Ist der Kampf für eine bessere Welt Anmaßung? Für ihren Lebensirrtum haben diese Menschen jedenfalls entweder mit ihrem Tod - oder mit einer sehr, sehr langen Gefängnisstrafe bezahlt."
1995 bin ich mal im Rahmen einer längeren Zugreise in Bad Kleinen vorbeigekommen. Die groteske Selbstmordung von Wolfgang Grams lag gerade zwei Jahre zurück. Dieser popelige Mecklenburger Bahnhof lag einsam und verlassen da, unschuldig, alt, wie vergessen - und doch hatte sich hier eine der entscheidenden Szenen der neunziger Jahre abgespielt. Absolut unvorstellbar, daß sich so etwas wie eine GSG9 - Einheit überhaupt hierher hatte verirren können.
Die Französische Revolution - heute gilt sie als Mutter der europäischen Demokratie. War sie damals vielleicht anmaßend? Haben die RAF-Terroristen Fehler gemacht, und haben sie nach geltendem Recht im Gefängnis für die Folgen gebüßt?
Ich will jetzt nicht den Eindruck erwecken, als würde ich das alles auf die leichte Schulter nehmen. Eher würde ich sagen, grad wenn Christian Klar öffentlich verkündet, den Kampf fortzusetzen, dann sollte man ihn endlich begnadigen. Für die Entwicklung gewisser Demokratiestrukturen waren die RAF-Aktivitäten ja ohnehin eher hilfreich.

Sonntag, 18. März 2007

Dialog beim Bäcker

Vorhin beim Brötchenkauf:
Ich: Ich hätte gern zwei Brötchen.
Sie: Zwölf Brötchen! *Nach einer großen Tüte greifend*
Ich: Nein, zwei! *Mit zwei Fingern der rechten Hand die Zahl zwei visualisierend*
Sie: Ach so, drei!

Samstag, 17. März 2007

Zu früh gelobt

Die Bildschirmtinte war noch nicht trocken, da bewölkte sich der ostwestfälische Himmel, kreißte und gebar den schönsten Landregen der letzten zwei Wochen. So ist das hier.
Folgende Ergänzungen gilt es zu tätigen:
Ich finde ja nicht, daß Sozialpsychologie eine Art besseres Taxifahrerwissen repräsentiert. Aber ich habe mich in den vergangenen vier Wochen auch mit nichts anderem beschäftigt. Die inkrimente Äußerung kam denn auch nicht von einem Sozial-Delinquenten. Der wird sich noch schön umgucken, wenn er mit A2 fertig ist! Überhaupt werden Berliner Taxifahrer wahrscheinlich überschätzt - wenn sie merken, daß man den Weg selber weiß, fahren sie schweigend die kürzeste Route. Und wenn sie nicht gerade selber Psychologie studier(t)en, haben sie von Gruppenprozessen höchstwahrscheinlich gar keine Ahnung - woher auch, wenn sie den halben Tag am Frankfurter Tor am Taxistand auf Kundschaft warten.
Heute versammelten sich alle Frauen mit PMS im Laden, um mich zu ärgern. Die tönenden Bohrmaschinen und Kreissägen verbesserten die aggressive Grundstimmung keineswegs. Heute war ich an allem schuld: daß es die meisten Jeans nicht in Größe 28 bzw. Länge 30 gibt; daß andere Kunden den Laden verwüsten; daß es nicht auf ALLE Pullover 10 Öre Rabatt gibt; daß es keine Westen gibt. Außerdem begegneten mir wieder schöne und schönste Begriffe. Wie reagiert man eigentlich professionell, wenn einen ein Kunde, definitiv bar jeglichen Homosexualitätsverdachts, nach "Bodies" fragt? Er meint enganliegende Longsleeves, aber woher soll ich das wissen, wenn in meinem semantischen Gedächtnis "Body" unter "wie Badeanzug, nur mit Knöpfen als Pinkelhilfe, auch langärmelig" gespeichert ist? Wenn jemand "Weste" sagt, frage ich immer schonmal nach, weil das schon in Stuttgart unter Umständen Jacken waren, was hier auch so eine Unsitte zu sein scheint. Schlumpf hatten wir schon, das sage ich inzwischen aber selbst, weil ich es niedlich finde, wenn sich erwachsene Männer gegenseitig beim Schlumpfkauf helfen.

Freitag, 16. März 2007

Schon wieder gute Musik

Mir wurde gerade auf einem der verschlungenen modernen Kommunikationspfade ein Link zu Maximo Park zugespielt, die ebenfalls ein neues Album herausbringen. Haben die sich alle abgesprochen? Mit welcher Neuerscheinung belohnt man sich denn nun für die Prüfung? Das wird bei den Labels offenbar nicht in ausreichendem Maße bedacht. Jedenfalls scheint Maximo Park auch zu den Bands zu gehören, die mir theoretisch gefallen - also immer her damit.
Wort vom Donnerstag: Beaufwahrung.
Es gibt ja eine Tendenz zur Aufgabenwiederaufnahme nach Unterbrechung. Ich bin mal gespannt, wann der Effekt bei mir eintritt. Immerhin ist ein Geschenk am Entstehen. Aber sonst: Nada. Aber die Tage bestehen ja auch aus Ohrwuschelalarm, Kaffee, Karteikarten und Kundenertragung. Bei Musik fällt mir noch das Zitat der Woche ein: "You are a natural disaster - I want you so much, and now I'm gonna loose..." Also jemanden als Naturkatastrophe zu bezeichnen, die man begehrte und nun verliert - tja, derlei Poesie ist nicht jedermann gegeben, oder?

Nachtrag zu Punkt 8:

Die Quintessenz aus Herrn Krauss' Ausführungen *gähn* wäre ja wohl: "Stellenanpassungen sind Stellenkürzungen von Stellen, die es gar nicht gibt." - Und das in Bielefeld...

Notizen über Vergangenes

Eine systematische Aufarbeitung ist im Moment aus technischen Gründen leider nicht möglich. Wir greifen daher auf die altbewährte unregelmäßige wie-es-uns-einfällt-Stichpunktmethode zurück.
1. Zu Chromatey Dreamcoat, Boards of Canada - kann man ewig hören. Mit der Zeit erschließen sich elementare Unterschiede zwischen Ohrwuschel (baßlastig) und unter der Dusche (höhenbetont). Und dann kommt immer diese Stelle, wo der Beat aus- und dann wieder einsetzt - bumbumbum bumbumbum bum-bum-da-bumbum bumbumbum bumbumbum usw. Unglaublich.
2. Phoenix gefällt mir auch gut.
3. Möglicherweise überwinde ich demnächst den toten Punkt. Wird auch Zeit - ich habe noch mehr als zehn Tage "Zeit" bis zur Prüfung.
4. Der Frühling ist ausgebrochen und konnte bislang nicht wieder eingefangen werden. Bielefeld überrascht immer wieder - im Moment mit dem völligen Weglassen jeglichen Regens seit bereits einer Woche. Es ist warm; Vögel veranstalten den üblichen Lärm; morgens steht die Sonne schon sehr hoch am Himmel, und ich stehe wirklich sehr früh auf; von jenseits der nahen Stadtgrenze weht frische Landluft herüber, so daß mein Apartment bei offenem Fenster wie ein Kuhstall daherduftet; überhaupt ist hier eine frische und feuchte, fast fruchtbare, frühlingsheischende Luft, die einen nicht an die quirlige Metropole Ostwestfalens, sondern eher an Brodowin im Biosphärenreservat Schorfheide denken läßt.
5. Dabei fällt mir ein, daß ich im Vergleich zu Berlin nunmehr spätere Sonnenauf- und demzufolge ebensolche -untergänge haben dürfte. Ungeprüften Schätzungen zufolge dürfte diese Verschiebungen eine Viertelstunde ausmachen.
6. *Zitat*Sozialpsychologie muß man nicht lernen; das ist Taxifahrerwissen. *Zitatende*
7. Berliner Taxifahrer vielleicht.
8. Habe heute an einem Gespräch mit dem Rektor als Vertreterin der Fachschaft teilgenommen. Es ging um die bereits erwähnten Stellenkürzungen, die immer Stellenanpassungen heißen, weil sie für die Qualität insgesamt eine Verbesserung darstellen können, auf dem Rücken des Aktenordners aber trotzdem Stellenkürzungen heißen. Aber nun gut - wir wollten ein klares Bekenntnis zur Psychologie in Bielefeld und Planungssicherheit, und im Prinzip haben wir das bekommen, soweit das Rektorat derartiges zusichern kann. Das Land NRW scheint sich ja alle Jahre neue Zukunftssicherungspakte auszudenken, die merkwürdige Aktionen der Unis nach sich ziehen. Also, das war schon sehr interessant - der Rektor hat ein unprätentiöses Büro im dritten Stock mit dem üblichen Ausblick, einem Luftbild der Universität und mindestens einem polnischen Buch im Regal. Es gab nicht mal Kekse - da sind die bei A&O aber schon weiter!
9. Bekam heute freundlicherweise zur Unterstützung einen ordentlich geführten Sozial-Ordner überreicht, mit Empirie-Praktikumsbericht und ergänzender Literatur und Prüfungsvorbereitungen. Sowas habe ich bislang nicht. Auch nicht von A2, womit ich inhaltlich abgeschlossen habe und wovon es lediglich wirre Haufen beschriebenen Papiers in verschiedenen Formaten gibt, die sicher nie mehr jemandem helfen können. Da gibt es noch Entwicklungsspielraum. Überhaupt freue ich mich schon auf die erste Prüfung, für die ich nicht komplette Semester werde vorlernen müssen, da ich beide Vorlesungen besucht haben werde.
10. Futur II ist eine feine Sache.
11. Obwohl sich bei A1 auch schon ein unvollständiger Vorlesungsbesuch abzeichnet, da das Entwicklungsseminar parallel zu der einen Vorlesung liegt.
12. April, April - da mache ich ein bißchen, was ich will.
13. Der elektronische Briefkasten quoll über. Mit etwas Geschick und einem geübten Auge entdeckt man aber sofort die beiden wirklich lieben Nachrichten.

Montag, 12. März 2007

Someone's

ist heute most shuffled song. Und paßt irgendwie, mit den verhaltenen Akkorden, der unprätentiösen Stimme, die mir was erzählt, aber was? Von jemandem. Someone's taken me up. Oder so - ich bin nicht gut im Songtexteverstehen. Paßt jedenfalls prinzipiell.
Zudem bemerke ich gerade eben erst, daß das Thema von "All I need" bereits auf der Premiers Symptomes vorweggenommen wird. Überhaupt bringen Air gerade ein neues Album heraus. Wenn das mal nicht die perfekte Prüfungsbelohnung wäre. Für den unwahrscheinlichen Fall, daß wir die Prüfung halbwegs mit Anstand hinter uns bringen, was ich inzwischen nicht mehr so recht glaube. Warum ich mich dann nicht abmelde? Einfach schon aus dem Grund, daß ich mich die ganze Zeit über die verschenkten Ferien ärgern würde. Wenn ich schon die ganze Zeit lerne und dann trotzdem durchfalle, habe ich vielleicht wenigstens für meine Prüfungsvorbereitungstaktik was gelernt, nämlich daß sie nicht optimal gewesen ist. Hmm, sieht ganz so aus, als läge dieser Lernschritt direkt vor uns.
Noch zwei Wochen.
Und ich hinke schon erheblich mit diversen Geschenken hinterher. Auch noch. Wer hat eigentlich Geburtstage, Taufen u.ä. in Prüfungszeiträume verlegt??

Sonntag, 11. März 2007

Gedächtnisübung III

Clara, natürlich, 7 Monate; Simon, 23 1/2 Monate; Arvid, 6 Wochen; Phillip, 10 Wochen; Jonathan, unbekannt, aber auch winzig; Johanna, 4 Jahre; Pepe, 22 Monate; Georg-Otto, vielleicht 20 Monate; Karlchen, unbekannt, vielleicht 4 Jahre; Miriam, 10 Monate; eine Frau schwanger. Tja, ohne eigene Kinder denkt man dann: Ja - ihr zahlt mal meine Rente! Bzw. dadurch, daß ich keine Fehlzeiten und Gehaltsausfälle durchs Kinderkriegen und -haben habe, zahle ich MEHR in die Rentenkasse ein, also habt euch nicht so! Aber witzig: früher hat man in Friedrichshain ja immer wegen der Hundefäkalien auf den Boden geschaut. Jetzt guckt man immer, ob man gerade im Begriff ist, einen Zwerg umzunieten.
Anschließend ließ ich mich von meiner Stamm-S-Bahn nach Köpenick transportieren und wohnte einem Steinbeißerfilet-Vertilgungs-Event samt Fenchel-Kartoffel-Gratin als aktive Teilnehmerin bei. Vielleicht sollte ich das mal als Rezeptvorschlag in den Meckerkasten vom Studentenwerk werfen.
Schauriges brachte der Vergleich Fußballtip - Realität zum Vorschein. Ich sollte es vielleicht doch bleibenlassen - wobei Realität auch gerne und viel überbewertet wird.

Samstag, 10. März 2007

397 km mit Stopover

250 Kilometer davon mit Intercity, 120 mit Regionalexpreß und den Rest mit der S-Bahn - viel abwechslungsreicher kann man wohl nur unterwegs sein, wenn man eine Passage auf dem Mittellandkanal dazubucht.
Aber wie immer geht das Abenteuer Bahn am heimischen Bahnhof los. In Bielefeld gibt es bauartbedingt mehrere Warteschlangen. Eine davon ist für Sofortreisende gedacht, was leider nicht bedeutet, daß es dort schneller geht. Verhältnisse unterhalb des Suboptimallevels. Schlimm, wenn man dann bei einem Spaßkeks das Ticket für die im Vorfeld selbständig erarbeitete Zugverbindung kaufen muß. Ich: Mit dem Leipziger IC bis Magdeburg und dann mit Regionalexpreß nach Potsdam-Charlottenhof, bitte. Bahncard 25. Er: Erste Klasse? Ich: Nein, Zweite. Er: Wie, wollen Sie nicht bequem reisen? Ich: Erstmal will ich überhaupt reisen. Das ist schon teuer genug.
Es gibt eine Menge wunderliche Dinge außerhalb meines Universitäts-Mikrokosmos: Im Bord-Bistro, welches immerhin nicht mehr beraucht wird, bekomme ich für den Preis von exakt fünf Cafeten-Kaffees eine im Vergleich zu früher geschrumpfte Tasse mit einer undefinierbaren und ungenießbaren, ölig-dunklen Flüssigkeit ausgehändigt. Trübsinnig starre ich aus dem Fenster. Draußen schiebt jemand eilig die Altmark vorbei. Man sieht sofort, daß man im Osten angekommen ist. Sogar an Wald und Feldern kann man es erkennen. Der Westen ist wie eine mit Möbeln vollgestellte, gleichwohl aufgeräumte Wohnung. Im Osten steht zwar wesentlich weniger herum, aber nicht rechtwinklig ausgerichtet, nicht ordentlich gesaugt, keine Spitzendeckchen usw. Desweiteren ist wiedermal dieses Reservierungssystem ausgefallen, so daß man sich auf einen vermeintlich freien Sitz setzen kann, bis ein tatsächlicher Sitzinhaber daherkommt und den Sitz begehrt. Das sorgt für Bewegung im Waggon und für unfreiwillige Zusatzkommunikation unter den Reisenden. Vorne sitzt eine Bande Herren, die sich die Fahrtzeit mit kleinen mitgebrachten Bierfäßchen verkürzen. Eine ähnliche Situation werde ich in einigen Stunden in der S-Bahn verfolgen dürfen, aber wer kann das jetzt schon ahnen?
Die Heimat versüßt mir die Ankunft mit einem ostwestfälischen Regenguß, der noch andauert. Bin das Schauspiel durch nahezu ganztägige Überdachung kaum mehr gewohnt - ein Tropfen, noch ein Tropfen usw. In Potsdam gab es anständiges, selbstgekochtes Abendessen und einen langen Blick in ein interessantes Buch namens "Verrückte Genies" oder "Genie und Wahnsinn" oder irgendwie so. Hitler hatte die meisten Seiten. Einstein stand gar nicht drin - wohl ein Genie, das nicht unter "Wahnsinn" fällt. Bei ca. 2/3 der Personen stand "Syphilis", "Selbstmord" oder "Manie und Größenwahn". Beim restlichen Drittel standen rein analytische Einschätzungen wie "nie überwundene Ödipussituation" und dergleichen.
In der S-Bahn dachte ich folgendes: 1. Sind hier die Türen schon immer so zugeknallt, oder bin ich vom Bielefelder Wir-machen-die-Tür-sanft-zu-Service einfach zu verwöhnt? 2. Oh, Freitagabend. Der/die Großstädter/in geht aus. 3. Der und die gehen nur im Rudel aus, und dessen männliche Mitglieder benetzen sich gern mit der männlichen Variante von 4711 und tragen eine Sonnenbrille. 4. Und setzen sich in das Abteil harmloser, wenngleich matter Mitreisender. 5. Was gibt es am Alex eigentlich für eine Disko, daß die da wieder aussteigen? 6. Wie oft kann man eigentlich Chromatey Dreamcoat hören, bis es einem zu den Ohren rauskommt?
Schlußendlich: Wie durch Zauberhand liegt der vor knapp einem Jahr erstandene Teppichboden im Flur dort, wo er hingehört: aufm Fußboden. Toll.

Mittwoch, 7. März 2007

Meisterliga

Fußball: Plötzlich fiel mir auf, daß ich wohl seit der WM überhaupt gar kein Fußballspiel mehr angeguckt habe - außer das eine direkt vor Ort. Vielleicht sollte ich eine entsprechende Kultivierung anregen. Einen Filmabend zu installieren hat ja schließlich auch geklappt. War mal wieder nett: all die kleinen und großen Aufregungen; der Platz ist grün und der Ball ist rund; wenn Bayern München gegen Real Madrid spielt, ist man ja für keinen von beiden, aber standen da nicht nur Holländer auf dem Platz?? Und warum gucke ich mir ein Fußballspiel an, bei dem weder Luis Figo noch Michael Ballack mitspielen? Egal - ich habe vielleicht eine Stunde lang nicht an Sozialpsychologie gedacht. Dann doch nochmal, aber nur kurz. Und daß unser Asta-Tausendsassa ein alter Fußballer ist, der scheints mit allen Wassern gewaschen ist, das wußte ich vorher auch nicht und hätte es auch nicht vermutet.

Kapitel 10 und Musik

Mein Lieblingszitat aus dem heutigen Kapitel:
Im Gegensatz zu nicht aggressiven Personen neigen stark aggressive Menschen dazu, aggressiver zu reagieren..."; wer hätte das gedacht. Im übrigen habe ich das Kapitel geschafft und kann mich daher morgen auf Nr. 11 stürzen. Das wäre dann Kooperation und Wettbewerb.
Ohrwuschel sind auch nachbesetzt worden: Phoenix und B-Seiten von Muse im Tausch gegen Nick Cave und ein paar einzeln rausgelöschte Songs. Lied des Tages, zumindest nach Häufigkeit, ist You only live twice in einer Live-Version von Coldplay.

Dienstag, 6. März 2007

Außerdem...

zur Prüfung: Beim letzten Mal kamen mir drei Wochen Zeit noch irgendwie komfortabel vor. Diesmal ist das anders. Ich habe heute Kapitel Nr. 9 geschafft, aber zum einen sind da schon zwei übersprungene und ein prüfungsunrelevantes Kapitel bei, und außerdem kommen noch sechs plus zwei englische ausm anderen Buch plus die Studien dazu, macht: Nicht zu schaffen. Spaß macht: Der Aussichtspunkt, den ich bei der A2-Prüfung mangels Konkurrenz noch ziemlich alleine belegte, wird jetzt von früh bis spat von einer wilden und wechselhaften Horde Psychos bevölkert, die inzwischen auch ein schönes Schild ("Psycho-Lounge - Bitte nur mit Bananen und Kaffee füttern") aufgehängt haben, über das sich die anderen Cafete-Nutzer ordentlich beömmeln können - dafür ist es auch gedacht. Es ist natürlich nicht so einfach, in so einem Rudel irgendwie zu lernen, aber es geht und macht auch noch Spaß - naja, dann wird es wahrscheinlich bald verboten...
Außerdem habe ich mir heute abend erstmalig ein WG-Zimmer angeschaut: in der Stadt; groß; Altbau; nette Mitbewohner (2/3 jedenfalls; das dritte Drittel war abwesend); will sagen: wenn sich was nettes ergibt, sollte ich diesen Freiwilligen-Knast verlassen und mein Damen-Gerümpel aus Berlin holen und hier seßhaft und heimisch werden. Vielleicht wachsen mir dann auch die notwendigen Schwimmhäute.

Zeit für den Wechsel

Bevor mir diese neuentdeckten Bloc Party und die anderen Nettigkeiten wieder zu den Ohren herauskommen, sollte ich mal die Ohrwuschel neu bestücken. Oder zumindest die Tracks teilaustauschen. Der Shuffle-Modus bleibt undurchdringlich in seinen Randomisierungen. Numbered Days von Eels habe ich heute bestimmt viermal gehört. Jedesmal gerne, aber es sind ja noch drei Wochen bis zur Prüfung... Klar, die Tage sind gezählt!
Bei Bloc Party fällt mir ein, daß ich mich noch über die "Plattenkritik" in der letzten oder vorletzten NEON geärgert habe. Eine ganze Seite Platz, und dann wird in einem Nebensatz erwähnt, daß "A Weekend in the City" nicht so toll sei. Sonst gab es keinen Kommentar dazu, sondern einen Haufen Gedöns über die Hautfarbe des Sängers und dergleichen. Schwache Leistung. Die Einschätzung der NEON ist meines Erachtens auch nur den sogenannten Musikspezialisten nachgeplappert, die unisono befinden, daß das neue Album nicht so tanzbar sei wie das frühere und daher eben uninteressant. Mir gefällt es aber, und vor allem die Lieder Waiting for the 7.18, On, Kreuzberg und SXRT. Die anderen aber auch.
Das NEON-Abo muß ich wohl langsam kündigen - so geht das ja nicht weiter. Vielleicht wachse ich grad aus der Zielgruppe heraus.

Neuer Begriff

Prosoziales Verhalten: formerly known as Hilfsbereitschaft.
Hmm, und jetzt, wo ich weiß, warum in Notfallsituationen immer keiner eingreift oder hilft, ist das wohl mein Job, die Hilfeaktion anrollen zu lassen. Das hat man nun davon.
Ich freue mich schon auf Kapitel 10 = Aggressives Verhalten. Das ist mal was Handfestes! Und jetzt zurück in die Psycho-Lounge.

Sonntag, 4. März 2007

Im März wars

Wie ich beim Spazieren übers vollmondlich beschienene Feld feststellte, hat meine Kindheit im März 1990 ein jähes Ende genommen. Erst ist mein Opa gestorben, und dann wurde zum ersten und letzten Mal die Volkskammer in sogenannten freien und geheimen usw. Wahlen gewählt. Tatsächlich wurden schlecht getarnte Ableger der entsprechenden Westparteien gewählt, und zwar interessanterweise diejenigen, die die abwegigsten Wahlversprechen abgegeben hatten. Ich sach nur: Hier werden blühende Landschaften entstehen! Und damit waren nicht die Biotope gemeint, die sich jetzt auf so manchem ehemaligen VEB-Gelände tummeln. Oder vielleicht doch? Jedenfalls gab es dieses berühmte Bild von de Maziére und Kohl, und bitter stößt daran auf, daß alles, aber auch wirklich alles so gekommen ist, wie man mit einem halbwegs gesunden Menschenverstand damals einfach vorhersehen mußte. Die dicke, gutgenährte, mächtige BRD, und diese kleine, verzweifelt um Souveränität ringende, aber leider von Wohlwollen abhängige DDR. Mit den Wahlen ging es sehr plötzlich nicht mehr um Bürgerrechte, Reise- und Meinungsfreiheit, Demokratie, sondern um D-Mark, Wirtschaftsunion, wir-wollen-auch-wer-sein.
Über Nacht gilt nichts mehr - was immer einem von Lehrern und Eltern erzählt wurde, geriet ins Wanken, wurde offensichtlich ungültig, hatte möglicherweise noch nie gestimmt. Und es hatte niemand einen Ersatz parat. Es gab diese allgemein gültige Wahrheit nicht mehr. Es gab auch nicht mehr das ideale, korrekte erwünschte Verhalten. Als Kind ist man da ganz schön auf sich gestellt. Ich vermute, daß man sich damals, in meinem Fall mit zwölf Jahren, für eine Art von Wahrheit entschieden hat, und die bleibt einem dann. Die meisten meiner grundlegenden gesellschaftlichen und politischen Überzeugungen sind in jener Zeit entstanden und haben sich seither inhaltlich entwickelt, aber grundsätzlich kaum verändert. Die wichtigste Erkenntnis von 1989/1990 wäre vielleicht: Traue niemals deinem Land! Morgen hat es sich möglicherweise schon verpißt. Das könnte eine Erklärung für meine anhaltende Fahnenschwenk-Abstinenz sein. Nicht einmal der WM-Taumel konnte mir die Fahne oder die Hymne näherbringen, obgleich ich immerhin für die deutsche Mannschaft gewesen bin. Und (obwohl ich tatsächlich froh bin, daß ich mein persönliches Widerstandspotential nicht mehr in der DDR austesten mußte) - haben sich die DDR-Bürger bei der Wahl 1990 nicht ordentlich vom Goldenen Westen blenden lassen? Und was haben sie nun davon? Erst seit kurzer Zeit haben es sich die sogenannten Leitmedien abgewöhnt, von den Neuen Bundesländern zu sprechen. Sämtliche aufschlußreichen Statistiken werden nicht nur nach Männlein und Weibchen, sondern auch nach alten und neuen Bundesländern getrennt aufgeführt. Man dreht idiosynkratische Filme über den Osten. Wenn man den Leuten vor 17 Jahren (sic!) gesagt hätte, daß "Aufbau OST" 2007 nicht nur nach wie vor Thema sein wird, sondern vor allem auch offensichtlich absolut unnütz - hätten sie dann auch die schnelle D-Mark, die Währungs- und Sozialunion, den Instant-Anschluß gewählt? Hätten wir nicht Armut, Perspektivlosigkeit, Deindustrialisierung alleine geschafft, ohne die Demütigung?
"Hätte..." sind nutzlose Fragen. Aber ich denk eben dran, weil es in bestimmten Gruppenstrukturen die Tendenz gibt, trotz vorhandener Informationen über die entsprechenden Folgen die schlechteren der möglichen Entscheidungen zu treffen. Das ist im März 1990 offensichtlich geschehen.

Samstag, 3. März 2007

Abwegig

Wo ich grad versuche, bei mobiel die nächste Straßenbahn abzufragen, fällt mir der schöne Slogan der Bielefelder Verkehrsbetriebe auf: "Wo wir sind, lebt die Stadt". Sollte man sich wirklich so dicke damit tun, daß sich jenseits der paar Linien Fuchs und Hase "Gute Nacht" sagen? Und was heißt hier "jenseits"? Gestern abend - vor zwanzig Uhr - haben sich direkt an der Station Babenhausen-Süd zwei Karnickel gejagt und von mir aber auch gar nicht stören lassen. Ganz so wie die wilden Tiere auf unbewohnten Inseln, die noch nie Menschen gesehen haben und daher, wenn dann doch mal welche kommen, keine Furcht zeigen. Ich kenne ja jemanden, der sich über ein frischen Kaninchen sehr freuen würde, aber es ist mir leider nicht gelungen, eins zu fangen, und ich wäre ehrlich gesagt mit den Fragen von Transport und Unterbringung möglicherweise überfordert gewesen.
Also, mobiel: Weitet mal das Netz aus, dann ist hier auch mehr los, ja?

Freitag, 2. März 2007

Korrektur

Hmm, auch wenn es langweilig erscheinen mag, daß ich nur übers Wetter und CDs berichte, ist es doch so, daß ich hier kaum was anderes erlebe. Wenn man von dem phantastischen Sozialpsychologie-Lehrbuch und dem Mensaplan mal absieht. Jedenfalls wurde ich heute, wenn auch mit umgekehrtem Vorzeichen, in meinem Wetterdonnerwetter bestätigt. Gestern abend begann es unvermittelt wie immer zu regnen. Heute morgen regnete es noch immer. Auf Arbeit höhnte noch jemand darüber, daß die Meteorologen heute den gleichnamigen Winter für beendet erklärten. Meine Hauptassoziation zu dem Thema war natürlich: Welcher Winter? Habe ich was verpaßt? Naja, um es kurz zu machen: Die Sonne schien und schien, der Himmel war strahlend blau bis auf ein paar weiße Tupfen, und NICHTS wies auf ein nahendes Unwetter hin. Die Luft war von einer klaren Beschaffenheit, die ich mit den mir zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln einzufangen versuchte.

Man sieht sogar in aller Deutlichkeit den Teutoburger Wald, und daß zwischen ihm und meinem Wohnheim sich noch mindestens ein Gebäude befindet. Der Wetterclou bestand jedoch in dem unglaublichen Unwetter, das hier gerade herniederging. Wind bis Sturm, naß bis schwimmen, dunkel und Blitz - außer ausgerechnet in den dreißig Minuten, die ich übers offene Feld spazieren muß, um zur späten Stunde heimzukommen. Das war mal ein Fall von Glück gehabt.