Freitag, 31. Juli 2009

das weiß man auch nicht

warum dieser Laden ein Tal der Tränen nach dem anderen durchwaten muß.

Eine Kollegin, die kaum zwei Jahre älter ist als ich (also ÜBERHAUPT nicht alt), hat einen Tumor in der Brust und beginnt derzeit ihre Chemotherapie, woraufhin Operation und Bestrahlung folgen werden.

Verdammte Scheiße.

Sie spaziert gotteseidank cool im Laden herum und erzählt vom absehbaren Haarausfall, und daß sie dann eben auch ein Fall fürs Kopftuch wäre. Bitte hör nicht auf damit!

Donnerstag, 30. Juli 2009

Ich bin es langsam leid,

vor jeder Prüfung herumzujammern.

Aber Diagnostik, das ist schon eine Sache für sich.

Heute traf ich zufällig einen Professor am Fahrstuhl, mit dem ich gleich ein paar Dinge ganz informell regeln konnte, der aber auch im vergangenen Semester in der beratenden Kommission der Stiftung Studienfonds OWL saß und mich deshalb fragte, ob ich das Stipendium nun eigentlich bekommen hätte - er hätte meine Unterlagen sehr gut gefunden. Ich mußte erstmal nachdenken, woher er das überhaupt wissen konnte... sagte dann aber, daß ich mich jetzt nochmal bewerben würde, weil ich ja keine inhaltliche, sondern eine im Grunde finanziell begründete Absage bekommen hätte - und inzwischen sei ja noch eine Eins dazugekommen. Jedenfalls verstärkte er mich sehr stark in Sachen Wiederbewerbung, was ich dann doch ganz nett fand, und im Postfach fand ich anschließend auch gleich eine Mail vom Chef mit erneuertem Empfehlungsschreiben, woraufhin ich erstmal wieder mit rotem Kopf in der Bib saß. Also gut, ich bewerb mich nochmal drum. Lohnt sich jetzt auch mehr - das Land schießt ordentlich was zu, und so sinds 300 Öre im Monat, nicht 500 im Semester. Mal sehen.

Ich muß mich leider noch über den Studiengebührenboykott des AStA lustigmachen. Das ist ein bißchen blöd, weil ich ja eigentlich immernoch eine linke Bazille bin und daher Aktionen wie diese vermeintlich gutfinden muß. Aber wie ernst nehme ich einen Flyer, der folgendes erläutert: Überweise deine Studiengebühren auf ein dir unbekanntes, angebliches Rechtsanwaltskanzlei-Treuhandkonto (Namen wurden erstmal nicht genannt). Wenn wir viele sind (= mehr als 3500), muß die Uni mit uns verhandeln, weil sie es sich nicht leisten kann, uns alle zu exmatrikulieren. Wenn unsere diesbezüglichen Verhandlungen aber scheitern, werden deine Studiengebühren vom Treuhandkonto an die Uni überwiesen, so daß du rechtzeitig zurückgemeldet bist. Aha. Da Rektor Timmermann wahrscheinlich auch in der Mensa essen geht, konnte er sich in den genügend ausliegenden Flyern also darüber informieren, daß er bei etwaigen Verhandlungen einfach stur bleiben muß, weil wenn nix rauskommt, dann passiert auch nix. Aber selbst so weit wäre es nicht gekommen: wie viele Studenten brauchen ihren Leporello (so heißt bei uns der Ausdruck mit den ganzen schönen Immatrikulationsbescheinigungen und dem Semesterticket usw.) beizeiten - für Bafög, für Stipendien, für die Krankenkasse und, im Falle von ausländischen Studenten, für ihre Aufenthaltsgenehmigung usw? Wie viele haben (wie ich) einen NRW-Kredit, die gar nicht boykottieren können? Wie viele sind infolge Gremienarbeit befreit (gar nicht so wenige - und vor allem grad diejenigen, die für einen Boykott zu gewinnen wären, wahrscheinlich) - was für ein riesengroßer, unnützer Haufen Aktion, bei dem von vornherein klar war, daß das nichts bringen kann. Das ist für das Ansehen der studentischen Gremien eher schädlich (Poster und Flyer mit den zottelköpfigen Gestalten haben ja auch Studentengeld gekostet). Nun waren es keine 400, die mitgemacht haben...

Zwei Tage arbeiten, und dann muß ich wohl das Prokrastinieren aufhören.

Dienstag, 28. Juli 2009

Und jetzt gibts mal was unreflektiertes zum Thema "Homosexuelle Paare sollen im Adoptionsrecht gleichgestellt werden"

So, da gab es jetzt ein paar Studien, nach denen Kinder, die bei homosexuellen Paaren aufwachsen, nicht krimineller oder sogar häufiger homosexuell werden als andere. Daraufhin haben wir eine ziemlich mutige Ministerin, die nahezu mitten im Wahlkampf (und wenn Ulla nicht wär, hätten wir gleichzeitig Sommerloch) mitteilt, eine Diskriminierung homosexueller Paare ist seither nicht begründbar.

Will heißen: Anders als bisher und im Einklang mit dem neuen europäischen Adoptionsrecht sollen homosexuellen Paaren die gleichen Rechte beim Adoptieren eingeräumt werden. Nun ist wiedermal das Abendland in Gefahr, weil der einzige Ort, an dem Kinder glücklich aufwachsen können, die prototypische Mutter-Vater-Kind-Familie sei.

Momentan werden in Deutschland einige Tausend Kinder im Jahr adoptiert, ungefähr die Hälfte davon ist über 14 Jahre alt und/oder wird im Zuge einer sogenannten Stiefkindadoption rechtlich in eine bereits bestehende Konstellation eingefügt, wobei in diesen Fällen der jeweilige lebende biologische Elternbestandteil quasi Verzicht aussprechen muß.

Andererseits leben heute schon geschätzte 16.000 Kinder mit meist (ca. 95%) zwei Frauen als Eltern. Der Angriff aufs Abendland ist, wenn überhaupt, also bereits erfolgt, allerdings bislang ohne weitreichend bekannt gewordene Folgen. Der Anteil der Homosexuellen überhaupt an der Gesamtbevölkerung schwankt je nach Studie, Definition für Homosexualität und Auftraggeber zwischen 1 und 10%, was in Klarzahlen immerhin mindestens 80.000 Homosexuelle zum Vorschein bringen dürfte.

Die aufgeregte Debatte (106 Kommentare derzeit bei Zeit.de) dreht sich also einmal mehr um Nupsi. Daß nur so wenig Adoptionswünsche (auf ein zur Adoption freigegebenes Kind kommen 10mal soviele Paare) der unfruchtbaren heterosexuellen Paare erfüllt werden, liegt vor allem daran, daß sich die Kleinkindadoption ausschließlich am Kindeswohl orientiert, und da ist Fremdadoption eben nur eine hintergeordnete Lösung, und dem müssen sich adoptionswillige Paare unterordnen. Das wird auch bei einer Öffnung des Adoptionsrechtes bezüglich homosexueller Eltern nicht anders werden, d.h. sie werden es genau so schwer oder leicht haben, ein unbekanntes, kleines Kind zu adoptieren wie die sogenannten normalen Paare.

Daß es überhaupt bereits so viele Kinder gibt, die mit zwei Frauen als Bezugspersonen aufwachsen, zeigt ja, daß Menschen sich nicht immer von den bürokratischen Gegebenheiten davon abhalten lassen, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu gestalten. Die Antwort, warum die Kinder darunter leiden sollten, bleiben die konservativen Familienfreunde schuldig.

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Natürlich bin ich befangen. Mir geht es um die Denkweise. Papa Geldverdiener, Mama Hausverwalterin und Familienmanagerin, Kinder im Gymnasium = GUT, Papa weg, Mama Fließband und viele Liebhaber = schlecht und Kinder Hauptschule, Kriminalität usw. Das Dazwischen, das gibt es doch auch, und daß es per se schlecht ist, das darf mir die CDU/CSU erstmal beweisen. Wissenschaftlich.

Montag, 27. Juli 2009

The so-called Holidays

Okay, seit heute, Glaskasten, ist es amtlich, daß die Ferien begonnen haben - schlimmes Schnitzel, und am Salat weiße Sauce mit Tomaten, und die Caféteria schließt um 16 Uhr. Dafür gibts im Westend Spieße mit Pommes und Tomatensauce, man kann draußen sitzen, und wenn man am ersten Ferientag schon ins Westend gehen muß, weiß man, daß man den Wintersemesterbeginn beinahe herbeisehnt.

Pünktlich zum Semesterbeginn ist der Konfident grippelos wieder da, und ich bin stolze Besitzerin eines original-mexikanischen Dingsbums zum Anziehen in lila in Übergröße! Ich werde es testhalber mal waschen und prüfen, ob es sich dann meiner Körperfülle einigermaßen angenähert haben wird. Es scheint jedenfalls sehr warm zu sein, und lila schützt ja vor Schwangerschaft. Schlußendlich war es am Donnerstag wie die Fortsetzung eines kürzlich unterbrochenen Gesprächs, angereichert durch 10 Monate unterschiedlich prägenden Erlebens (Saltillo vs. Bielefeld) und das Gefühl, sich trotzdem eher mehr zu sagen zu haben. Und daß es ja mehr und mehr solche Abende geben wird, da der Konfident eben wieder hier ist.

Was ich noch absurd finde grad:

In Berlin fährt wirklich keine einzige S-Bahn auf der Stadtbahn. Man glaubt es erst, wenn man es sieht. Wenn die S-Bahn Berlin GmbH das vor 15 Jahren bei der Stadtbahnsanierung geahnt hätte, daß man den Berliner auch die Stadtbahn einfach wegnehmen kann! Oder jetzt beim Ostkreuz-Umbau. Natürlich bei laufendem Betrieb - würde ja sonst GAR NICHT gehen! Oder vielleicht doch? Bloß daß sie jetzt weniger Geld kriegen vom Senat, das ist blöd. Deshalb führen sie auch weiter Fahrscheinkontrollen durch und leiten gleich beim ersten Erwischen ein Strafverfahren ein - dürfte ja auch leichter sein, Schwarzfahrer zu erwischen, wenn 75% des Betriebes eingestellt sind - so viel wie zuletzt, als die Rote Armee die Schlacht um Berlin und den Führerbunker focht.

[Anmerkung: Die S-Bahn hat ihre Gewinne privatisiert und bürdet die Kosten für Instandhaltung, Wartung und Sicherheit jetzt der Allgemeinheit auf, nachdem rausgekommen ist, daß Wartungsintervalle freizügig überdehnt und Radwechseltermine großzügig ausgelassen worden sind. Willkommen in der freien Wirtschaft, wo alles der freie Markt über den Preis regelt. Bloß daß einige freier sind als andere.]

Freier in Bezug auf die Nutzung von S-Bahnen und dergleichen sind scheints Politiker, die den gepanzerten Dienstwagen mal eben nach Spanien kommen lassen, um mitten im Urlaub einen Vortrag vor Rentnern halten zu können und dabei nicht standesungemäß vorfahren zu müssen. Bei der ganzen Diskussion darum, ob das private Nutzen (und abrechnen) von Dienst-PKW rechtens sei, wird irgendwie ausgeblendet, daß es ja auch einen Haufen Geld (in Form von Sprit) kostet, das Ding da runterzufahren. Wird ja kein Dreiliterauto sein. Wer bezahlt das eigentlich? Muß die Ministerin sich an diesen Kosten beteiligen, wenn sie den Wagen dann auch privat nutzt? Ach, dumme Kuh. Warum lassen Sie sich nicht einfach von der Madrider Botschaft herumfahren, wenn es im Urlaub schon sein muß? Und dann lassen Sie sich das gute Stück auch noch klauen, also wirklich. Dämlicher geht es wirklich nicht. Schade, daß die Legislaturperiode zuende ist.

Mittwoch, 22. Juli 2009

Servus Baba nach Liechtenstein

Das ist nun zwar eher österreichisch, aber ich kann kein liechtensteinisch. Liechtenstein kennen wir alle als einen von diesen komischen Stadtstaaten - Luxemburg, Andorra, Monaco, Vatikan - die wir der Einfachheit halber aufgrund ihrer relativen Größe auch irgendwo nebeneinander verorten. Mich würde es zum Beispiel spontan im Leben nicht verwundern, wenn Andorra, Liechtenstein und Luxemburg irgendwo zwischen Belgien und den Niederlanden gemeinschaftlich ihr Stadtstaatendasein fristen würden, aber kognitiv weiß ich natürlich, daß das Quatsch ist.

Trotzdem überraschend, daß in Liechtenstein gerade einmal 35.000 Liechtensteiner wohnen, die auch noch auf ca. elf Dörfer verteilt sind, deren Hauptdorf Vaduz immerhin über eine handelsübliche Fußgängerzone verfügt. Deshalb gehen die studierfähigen Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner ins nahe Ausland zum studieren, und weil es in Bern so uninteressant schweizerisch zugeht, wechselt man für ein wirklich spannendes Erasmusjahr nach, natürlich *fängt mit B an* Bielefeld.

Das beste, was einem in Bielefeld als Psychologiestudentin so passieren kann, ist natürlich, mit der Emobraut und mir in eine Referatsgruppe über bildgebende Verfahren bei Depression zu geraten. Das Referat war großartig, das Seminar sowieso, und wir drei wären in einem anderen Studierendenuniversum wahrscheinlich eine dicke Clique. Und heute war also Abschied, standesgemäß auf dem Siegfriedplatz, situationsgerecht vom Platzregen beendet. Alles Gute für später wünsche ich dir, and I keep fingers crossed for you!

Dienstag, 21. Juli 2009

So.

Nachdem ich in den vergangenen Tagen ein bißchen in alten Blogeinträgen stöberte, fiel mir auf, daß sich ja doch der ein oder andere Eintrag angesammelt hat. Und wie das mit Tagebucheinträgen sein soll, erinnerte ich mich an allerlei längst verschüttet geglaubte Geschehnisse. Daher sollte ich den Blog auch erinnerungssporttechnisch wieder ernster nehmen.

Wie ist das mit dem Lernen? Eigentlich einfacher als am Anfang. Aber der Anspruch steigt, und man beginnt, mehr zu verlieren zu haben - sich zum Obst machen beim Prüfer, oder es doch nicht in der avisierten Zeit mit dem Fertigwerden zu schaffen (was passiert dann eigentlich?), und ich fühle mich auch stärker beobachtet als der durchschnittliche Psycho - Prominenz ist immer zweischneidig.

Der Konfident ist wieder da und muß noch schnell von der Amerikagrippe, die doch keine war, genesen. Ach, ich seh den ja auch lieber gesund als grippig und dann eben erst übermorgen. Und dann muß die Diagnostik, wie leider so oft, liegenbleiben, und dem Kaffeetrinken, dem Einkaufen, dem Kochen und dem auf-dem-Balkon-sitzen Platz machen. Überhaupt Diagnostik: mal im Ernst: gestern habe ich mich bloß mit dem Nachtragen der Details vom HAWIK-IV, der nichtmal im Buch vorkommt, aus dem Manual aufgehalten. Wenn ich in dem Tempo weitermache, kann ich die Prüfung in zwei Jahren machen. Heute habe ich objektive und nichtsprachliche Persönlichkeitstests abgehakt; wieder ein Promille des Prüfungsstoffs. Ich sitze in der Bib und kenne mich inzwischen ganz gut: je mehr ich mich zu Leistung und sichtbaren Erfolgen anstachele, desto Quatsch. Besser dasitzen und ein Testchen verskripten und danach schnell auf sueddeutsche.de gucken, ob was in der Welt passiert ist (als wenn das auf sueddeutsche.de als erstes vermeldet würde, Schnarchnasen!), und eine schnelle Email schreiben, als verbissen ins verschwommene Buch zu starren. Die anderen lernen alle für die Evaluationsprüfung, das ist nächste Woche. Ich hab mir das fürs nächste Jahr, für den krönenden Abschluß aufgehoben.

Aber an sich ist das sehr schön in der Bibliothek, wie die Zeit vergeht, die sonst träg tropft. Wie sich alle ritualisiert bewegen. Wie der Rechner mit dem W-Lan ringt. Wie jede Prüfung gleich und gleichzeitig einzigartig verläuft. Wie der Tag auf einmal strukturiert ist. Wie man nacheinander schaut. Ich glaub, alle meine Kommilitonen beiderlei Geschlechts, die zumindest teils in der Bib lernen, habe ich am liebsten. Einfach weil ich sie dort sehe, beim Lernen. Die, die zuhause lernen, gehen dann auch nicht mehr zu den Vorlesungen, sieht man so auch nicht in der Uni. Die machen das mit sich aus. Das ist natürlich auch tapfer.

Sonntag, 19. Juli 2009

Nachtrag zum Kleinen Fest im großen Garten I

Photos werden nachgeliefert, weil ich keine Lust habe, den bluetoothfähigen Rechner hochzufahren, um die Photos aus dem Telephon zu extrahieren. Aber soviel sei schonmal gesagt: Das ist toll. Es findet jedes Jahr an ausgewählten Tagen in den Königlichen Gärten Herrenhausen in Hannover statt und ist eher so eine Art Kleinkunst-Theater-Festival.

Man kommt an und lagert sich auf der Wiese vor dem Eingang. Da noch nicht offen ist, verspeist man zunächst den Inhalt des hoffentlich reich bestückten Picknickkorbes. Dann kommt die Begrüßung in allen bei den Künstlern vertretenen Sprachen, diesmal 17. Eine Frau schwebt an einem Ballon heran und turnt in einer Art Trapez daran herum. Die Tore werden endlich geöffnet, und eine verhältnismäßig entspannte Masse entert den Garten, auf dessen Wegen überall kleine Bühnen mit Künstlern drauf zu finden sind. Aber auch zwischen den Bühnen passiert Beobachtenswertes. Zum einen gibt es eine Menge sog. Walking Acts, Menschen, die in phantasievollen Kostümen und dazugehörigen Rollen unterwegs sind. Zum anderen gibt es Jochen, den Elephanten, der misantropisch auf einem Dreirad unterwegs und mit einem Volksempfänger ausgestattet ist und die Besucher auf Veranstaltungen hinweist. Er bewegt sich dabei so natürlich, daß die Leute den Elephanten sofort anthropomorphisieren und mit ihm reden, als sei er ein kleiner Mensch. Die Vermutung, es handele sich um einen verkleideten, sehr kleinen Menschen, kann man im Umfeld von Jochen häufiger hören. Dabei läuft sein Herrchen quasi hinter ihm her, ausgestattet mit einer leistungsfähigen Fernbedienung und unauffälliger Mikro-Knopf-im-Ohr-Funkausstattung.

Abends gibt es ein nettes Feuerwerk zu Händels Wassermusik.

Nebenerkenntnis eines Nachmittags und Abends in Hannover: Das ist ganz schön groß. Auch in Hannover ist man geraume Zeit unterwegs, um von A nach C über B zu kommen. Das ist man in Bielefeld überhaupt nicht gewohnt und in Berlin so sehr, daß ich da nie drüber nachdenke.

Wieder eine tolle Wohnung:

Auf der einen Seite, unter Dachgebälk, blickt man über den Siegfriedplatz ins Bielefelder Umland. Auf der anderen Seite sieht man durch die exzessive Fensterfront über den ausladenden Balkon hinweg auf die Sparrenburg. Drinne stehen Leute und feiern 1 Geburtstag und eine längst fällige Verabschiedung. Der Verabschiedete residiert seit einiger Zeit als Professor in Duisburg, wo er bereits ein ansehnliches Team um sich herum versammelt hat. Wenn ich Anfang Oktober hinfahre, werden wohl beim Abendessen unproblematisch ein bis drei Diplomarbeitsthema für mich aufploppen, so die Prophezeiung.

Auf dem Buffet stand vor einer Schale mit weißlichem Inhalt der handgeschriebene Zettel Vorsicht - nicht sehr lecker! Bitte erst vorsichtig probieren! Der andere Professor mußte sich natürlich einem Selbstversuch unter- und sein Gesicht infolgedessen verziehen. Der Zettel war also einigermaßen berechtigt. Weitere Höhepunkte bestanden in einem umgekippten Rotweinglas und einem Stuhlzusammenbruch, die vom Publikum jeweils unterschiedlich bewertet wurden (Hast du den Stuhl kaputtgemacht?). Es zeigte sich auch wieder, daß man die beiden Professoren nicht mit Rotwein und Zigaretten auf einen Balkon stellen sollte. Natürlich hecken die sofort was aus. Als ich einmal dazukam, sagte der eine zum andern Na, das können wir doch dann einfach bei uns in Essen machen. Da haben wir doch den Scanner. Und schon ploppen die Veröffentlichungen auf.

Ansonsten alles natürlich voller teils promovierter, teils approbierter (und ja - sogar teils sowohl-als-auch!) Psychologinnen und Psychologen, und das laßt euch gesagt sein, daß die sich im Feierverhalten nicht von anderen vermeintlich Normalsterblichen unterscheiden. Die machen auch nur Quatsch und reden von der Arbeit.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Das ist ja wohl ein Witz, Bahn!

Da liest man toll was über die neuen Fahrgastrechte, daß man ab Ende Juli bei Verspätungen in der gesamten Reisekette "Entschädigungen" bekommt.

Aber dann, das Kleingedruckte. In diesem Fall der Absatz Wann gibt es im Fernverkehr kein Geld zurück? Und erfährt:

... wenn die Verspätung aufgrund äußerer Einflüsse auftritt.

Also nie - Suizid, Böschungsbrände, ungünstige Witterung (Laub auf den Gleisen, im Januar unerwarteter Schneefall) und der neuerdings beliebte Notarzteinsatz am Gleis sind ja wohl die häufigsten Verspätungsgründe. Nur ganz selten hört man, daß der Lokführer vorsätzlich gebummelt hat... aber auch rechtzeitig angekündigte Baustellen entbinden die Bahn von ihrer Pflicht (sic!).

Abgesehen davon kann es sich bei einer Teilerstattung des Fahrpreises wohl kaum um eine Entschädigung handeln... allenfalls um Schmerzensgeld für entgangene Lebensfreude.

Sieht mir ganz nach einem Prachtexemplar von Bock aus, das da einer geschossen hat. Vielen Dank dafür. Falls es jemandem mal gelingen sollte, eine Ausgleichszahlung zu erhalten, bitte ich um persönliche Mitteilung.

Montag, 13. Juli 2009

Selten

bis nie habe ich einen so schlechten Artikel über ein so wichtiges Thema gelesen. Ich möchte behaupten, daß keine einzige der im Artikel aufgestellten Behauptungen wahr ist, nicht mal die über die Lebenszeitprävalenz. Bei einem Waschzwang leidet man jedenfalls nicht unter der Vorstellung, den Herd nicht richtig ausgestellt zu haben. Und die Erklärung der Exposition macht einen wirklich krank - in der Vorstellung, daß bei der Zeit zumindest noch Personen arbeiten, die ihr Studium abgeschlossen haben und daher einer vollständigen Recherche physisch und psychisch gewachsen sind. Andernfalls sollte man sich dieserlei Artikel echt sparen.

Lou Reed:

Just a perfect day
drink Sangria in the park
And then later
when it gets dark, we go home

Just a perfect day
feed animals in the zoo
Then later
a movie, too, and then home

Oh, it's such a perfect day
I'm glad I spend it with you
Oh, such a perfect day
You just keep me hanging on
You just keep me hanging on

Just a perfect day
problems all left alone
Weekenders on our own
it's such fun

Just a perfect day
you made me forget myself
I thought I was
someone else, someone good

Oh, it's such a perfect day
I'm glad I spent it with you
Oh, such a perfect day
You just keep me hanging on
You just keep me hanging on

You're going to reap just what you sow

Freitag, 10. Juli 2009

Screenshot während folgenden Satzes:

Ich lerne ja in der Bib, weil ich zuhause immer was anderes machen würde...



Im Gegensatz zur ablenkungsarmen Bibliothek natürlich :-D

Donnerstag, 9. Juli 2009

Keine Frage!

Der Bortz* ist...

die Bibel!
Prüfungsrelevant!

- wie gleichzeitig aus zwei Pistolen* geschossen die Antworten des Tages...

*Forschungsmethoden und Evaluation - Prüfungsliteratur für Multivariate Verfahren und Evaluation
*Münder, also quasi parallel-sho(o)uting, ha ha.

Dienstag, 7. Juli 2009

Und als Anmerkung zum ewig als gefährlich klassifizierten Osten:

Ludwigshafen, Solingen und Mölln waren und sind im Westen. Trotzdem wird in einschlägigen Reiseführern vor dem Besuch Ostdeutschlands pauschal gewarnt. Daß es da unter Umständen nicht lustig zugeht, weiß jede, die mal mit zottigen hennaroten Haaren durch die Provinz gezogen ist. Aber daß man in München seines Lebens und seiner Unversehrtheit jenseits von Ausländer- oder Zeckenhaß nicht sicher sein kann, haben die verschiedenen Ereignisse des letzten Jahres und grad ganz aktuell gezeigt. Ist München daran schuld, daß Jugendliche von der Zürcher Goldküste wahllos wehrlose Münchner fast totschlagen? Reisewarnungen werden sicher eher nicht ausgesprochen werden, weder für potentielle Täter noch Opfer.

Als ich neulich in der Zeitung las,

daß eine Zeugin während einer Gerichtsverhandlung in Dresden ermordet wurde, las ich folgendes (natürlich dachte ich mit keinem Gyrus daran, diese ersten Artikel zu verlinken. Wieso auch?):

Frau tot, Kind dabei, Beleidigungsverfahren, der Angeklagte der Täter, Verletzte infolge Tumult.

Später:

Ehemann der toten Frau infolge Tumults verletzt, Berufungsverhandlung.

Noch später:

Frau schwanger (dritter Monat - das ist nicht grade sichtbar), ... Apothekerin.

... und dann gings plötzlich los. Ich lese ja auch nicht jeden Furzartikel über sowas. Auf einmal dreht Ägypten frei. Nun erfahre ich (einige Tage später):

Frau ägyptische Apothekerin, Kopftuchträgerin, infolge des Kopftuchs beleidigt worden, Anzeige angestrengt (also selber Klägerin, nicht bloß Zeugin - auch wenn man immer als Zeuge gehört wird), Recht bekommen (zurecht natürlich), in Berufung gegangen (inzwischen wars der Staatsanwalt), Ehemann bei Hilfeversuch von Polizei angeschossen und schwer verletzt. Täter Spät(sehrspät)aussiedler aus Russland.

Auf einmal haben wir eine wunderschöne Debatte über Islamophobie, Gewalt gegen Ausländer in Ostdeutschland, das angebliche Wegschauen der Politik und/oder Öffentlichkeit, unser Verhältnis zu Ägypten und vieles mehr. Die Russen kriegen nebenbei auch ordentlich was ab. Dabei haben die Medien, zumindest die, die ich so lese, am Anfang in meinen Augen alles richtig gemacht: der Vorfall wurde berichtet, ohne die doch eigentlich so unwichtigen Parameter Staats-, Religions- (samt äußerer Erkennungszeichen) oder Nationalitätsangehörigkeit in den Vordergrund zu stellen. Das gereicht jetzt zum Nachteil, weil diversen Stellen vorgeworfen wurde, nicht adäquat auf, Vorfall will ich jetzt nicht schreiben, hmmm, reagiert zu haben.

Denn eigentlich besteht doch das Erschütternde an dem Fall in seiner banalen Grundlage. Ein Mann beschimpft eine Frau (wenn sie kein Kopftuch getragen hätte, wäre es sicherlich etwas anderes gewesen), die Frau setzt sich souverän und mit den gebotenen rechtsstaatlichen Mitteln zur Wehr, bekommt recht, und der Vollpfosten weiß sich von einer rechtskräftigen Verurteilung als Beleidiger nicht anders reinzuwaschen, als daß er sich eine Anklage wegen vorsätzlichen Mordes aus niedrigen Beweggründen mit besonderer Schwere der Tat einhandelt. Na, herzlichen Glückwunsch.

Das ist schlimm, hat aber nix mit DER (ost)deutschen Fremdenfeindlichkeit oder DEM (ost)deutschen Ausländerhaß zu tun. Das ist doch lächerlich.

Sonntag, 5. Juli 2009

Sommer hier

Ja, ein richtiger Sommertag mit blauem Himmel und trockener, heißer Luft und strahlender Sonne und so.

Gestern abend saß ich in einem schönen Garten. Heute saß ich den ganzen Tag hinter der Uni im Gras und übte diagnostizieren mit dem SKID, anschließend wechselte ich in den Oetker-Park über, später lag ich auf dem heißen Sigi und las Calvin-und-Hobbes-Comics.

Not so bad.

Außerdem: Es gibt ein neues Nouvelle-Vague-Album, welches mir gestern abend spontan zulief und viel mehr gefällt als das zweite, weil es in der Wahl seiner Mittel doch abwechslungsreicher ist als das zweite und sich in der Art der Interpretation trotzdem treubleibt.

Freitag, 3. Juli 2009

Tolle Wohnungen in Biele Teil X.

Das war ein Traum von Wohnung gestern, nichtmal in der allerattraktivsten Wohngegend, aber auch nicht unhübsch gelegen, in einem Altbau mit herrlichen Holzfußböden, uralten Kippfenstern und einem riesigen Balkon, auf dem dann auch alle standen, weils heiß war. Unten ein blühender und duftender sehr gepflegter Garten, und quasi über den Dächern Südnordbielefelds spielt man Therapieausbildungs-Abschlußprüfungs-Trivial-Pursuit und trinkt gekühlte Getränke. Geschichten aus der Notaufnahme in Bethel oder von früher gibt es natürlich auch, und das Sportfest wird ausführlich besprochen. Die Zusammenkunft huldigt einem stattfindenen Geburtstag, und die meisten Anwesenden wissen zwar 1) daß das einladende Geburtskind eine Zwillingsschwester hat und 2) diese ebenfalls anwesend ist, brauchen aber im Schnitt ein halbes Stündchen, um zu realisieren, daß die Zwillingsschwester ja auch Geburtstag hat.

Die Atmosphäre war dermaßen entspannt und angenehm, daß ich die von der Arbeit nicht ganz unberechtigt herbeigetragene schlechte Laune nach kurzer Zeit nicht mehr wahrnehmen konnte. (Vielleicht ist auch das Älterwerden: Nicht mehr die wilden Parties machens aus, sondern die chilligen Geburtstagsfeiern sonntags oder gar mitten in der Woche.)

Looking back: The Sportfest!

Am Mittwoch war Sportfest+Psychogrillen. Die erste Hälfte wurde von der Professorin für Kinder- und Jugendlichenpsychologie und -psychotherapie eingebracht, die zweite Hälfte existiert als von der Fachschaft organisierte Veranstaltung schon länger. Nun also die eventträchtige Kombination.

Sportfest hieß: Dozenten gegen Studenten.

Das Vorbereitungsteam entschied sich aus verschiedenen Gründen für Fußball. Weiters wurde der Besorg von Getränken und Grillgut organisiert. Bei den Dozenten fanden sich genügend willige (oder abhängige) Doktoranden sowie zwei Professoren (jeweils auch Frauen dabei) für eine Mannschaft zusammen, und nach einem Geheimtraining unter der Agide der Prinzessin, ihres Zeichens Team Coach, ging es auf dem Rasenplatz der Uni los. Unter glühender Sonne.

Das hätte bei der Terminbestimmung vor drei Monaten niemand erwartet, daß es nicht einfach nicht regnen, sondern brütend, sengend, atemberaubend heiß sein könnte. Für das Event war das gleichwohl ganz günstig, denn es wurden doch viele Zuschauer angelockt, um dem Spektakel beizuwohnen und sich sogar zu der ein oder anderen La-Ola-Welle hinreißen zu lassen. Die Cheftrainerinnen rannten am Spielfeldrand umher und riefen irgendwas. Der klinische Professor murmelte am Rand immer was von ihr kommt alle noch zu mir in die Prüfung und die Promotion kannst du dann ja vergessen *Namens eines Doktoranden undeutlich murmelnd* in seinen nicht vorhandenen Bart. Der Dekan äugte kritisch. Die Jungs und Mädels verausgabten sich tapfer. Die B-Note ging an die Verrückte, auf deren Identität ich später vielfach angesprochen wurde. Die Hitze war gigantisch. Das Ergebnis war vielleicht eindeutig, aber in der Diskussion könnte man ja nochmal weitersehen. Dann gab es Essen und Trinken und Siegerehrung. Es war warm, und Studenten und Dozenten plauderten miteinander und untereinander, wie es sein soll.

Grandios, jedenfalls, eben auch der Stimmung wegen, und daher dringend zu wiederholen. Ich kenne mich weder mit anderen Unis noch mit anderen Studiengängen genügend aus, um Vergleiche ziehen zu können, aber ich habe das Gefühl, daß eine derartige, entspannte Veranstaltung nicht überall in gleichem Maße möglich wäre. Hier schon. Davon lebt meine subjektive Zufriedenheit mit dem Studium.