Dienstag, 30. September 2008

the white sofa

In meinem bislang sofalosen Dasein habe ich das sofieren nicht vermißt. Aber hej, selbstgemachte Spaghetti Bolognese und Rotwein, und dann tummelt sich im Filmeregal der Sofabesitzerin Das Leben ist eine Baustelle, und da das erstens sowieso stimmt und zweitens ein schöner Film ist und drittens darin ein mit Baustellen zugepflastertes Berlin zu sehen ist, umrahmt von den unsanierten Altbauten mit ihrem Kachelofencharme und ihren geschmacklosen Tapeten aus der Vorkriegszeit - und draußen regnet es schon den ganzen Tag dermaßen, daß ich endlich meine schöne neue Jacke und auch meine selten genutzten Gummistiefel einsetzen konnte, und zu dem weißen Sofa gehört auch eine weiße Decke, und man darf die Füße auf den Tisch legen, und überhaupt.

Weiteres

muß warten. Ich werde das Berichte-Pferd von hinten aufzäumen und erstmal weiter wie gehabt vom Tage berichten, denn wenn ich jetzt sofort anfange, den Rückstand aufzuholen, kann ich gleich die Nacht durchschreiben, da habe ich aber besseres vor.

Gestern wurden die Insassen des Fahrradwagens des halb-sieben-Intercitys Zeugen des Ereignisses, wie zwei Lieblingsschwestern angemessenes Zugfahren zelebrieren. Anschließend wurden wir von den weltbesten Vomzugabholerinnen abgeholt. Ach, Wiedersehensfreude! Und das Wiedersehen soll natürlich ebenso angemessen begangen werden, und das wurde es. Und das dauert natürlich. Dauert noch immer an.

Jetzt nurmehr die Frage: was koche ich heute abend?

musik im kopf

Der Kreta-Soundtrack, dank des unvergleichlichen SMS-Verkehrs erhalten geblieben und zumindest zum Teil auch schon auf Silberling verewigt:

so
elvis presley - always on my mind
everything but the girl - missing
natasha bedingfield - soulmates
eurythmics - sweet dreams
the temptations - my girl
reamonn - supergirl
lenny kravitz - fly away
leonard cohen - hallelujah
duffy - mercy
keane - somewhere only we know

na
plain white t's - hey there delilah
blink-182 - miss you

feist - I feel it all
the cardigans - lovefool
spin doctors - I'm gonna be (500 miles)
jason mraz - I'm yours
the chemical brothers - hold tight, london
arctic monkeys - 505
pola - breathe
travis - closer

Freitag, 19. September 2008

... ich bin dann mal weg...

Nachher gehts los. Der Rucksack muß noch gepackt werden, und es muß genügend Platz drinbleiben, um auf dem Rückweg die vielen Olivenölkanister aufnehmen zu können, die ich unter meinen Lieben verteilen werde. Schnorchel und Taucherbrille müssen ebenso verstaut werden wie die zahlreichen Bikinis und das umfangreiche Zeltgestänge. Dabei tauchen die ersten Fragen auf. Wie soll ich eine Woche lang ohne die Nürnberg-CD auskommen, die seit Nürnberg nahezu ausschließlich hoch und runter läuft und deren Lieder mir so vertraut geworden sind, daß sie mir schon seit Jahren geläufig erscheinen, was sie definitiv nicht sind? Natürlich wird das überhaupt kein Problem sein, vor allem da Still sleeping with the lights on in Abwesenheit von CD-Spielern eh als Ohrwurm läuft. Und werde ich im Gebrauch der Sonnenmilch geschickt genug sein, um einerseits keinen Sonnenbrand zu bekommen, andererseits aber, trotz der kurzen Zeit, einigermaßen gebräunt zurückzukommen? Überhaupt Sonnenmilch: inzwischen zählt ja der Lichtschutzfaktorbereich 15-25 zum mittleren Segment. Vor 15 Jahren, als ich mich mal auf Gran Canaria tummelte, galt LSF 20 als Sunblocker. Als ich ein Kind war, kannte ich lediglich Sonnenöl, was sich die Damen auf die Haut schmierten, um den Bräunungseffekt zu verstärken. Es roch stark nach Kokos. Wir Kinder wurden fast nie eingecremt, höchstens einmal am Tag, wenn wir den ganzen Tag Segeln gegangen sind. Naja, im osten gab es ja keinen Smog und kein Ozonloch; wird schon nicht so schlimm gewesen sein.

Gestern gab es ein Wiedersehen mit dem schwedischen Finnen, dessen Deutsch sich eigentlich nicht substantiell verbessert hat, aber er konnte sehr schön Biervomfaß sagen, in einem Wort. Dafür hat sich aber mein Englisch offensichtlich erheblich verbessert, d.h. vom Punkt Null auf der positiven Achse wegbewegt. Bringt also was, der umfangreiche Umgang mit englischsprachiger Originalliteratur! Wir saßen in einer Sushibar in der Danziger Straße, die innen eher wie Club N 54 wirkte - alles rot und schwarz und sehr deämpft beleuchtet. Aber der rohe Fisch mit kaltem Reis und Algen war sehr lecker und preiswert - satt, zehn Öre, mit Sapporo, und alles selber zusammengestellt. Anschließend ging es, mit dem obligatorischen Bier als Fahrausweis in der Hand, in die 20* und darin in den geliebten Friedrichshain. Am Bersarinplatz war bauarbeiteninduziert Schluß, aber das machte uns gar nichts, wir hatten den Wegzoll in der Hand und spazierten durch den gesamten Ostfriedrichshain zum Ostkreuz, um im Sieben mit der Putzigkeit des Tages ein Gespräch über Westfalen im allgemeinen und Bielefeld im besonderen zu unterhalten und dabei der Servicemate beim Fluchen über das langsam und schaumig fließende Bier zuzuschauen. Eigentlich witzig, das Sieben, inmitten der ganzen Kneipentourismusszene am Ostkreuz, die sich ja betont alternativ und hip gibt und sich ach so sehr von der Simon-Dach-Straße abheben will, und dann diese kleine, naja, Eckkneipe stimmt zwar nicht, aber es ist wie eine. Es gibt eine ganze Reihe von Stammgästen, richtigen Berlinern sogar, was man keinem der Schuppen dort von außen zutrauen würde. Noch später gerieten wir in die schönste Wohnung Südostfriedrichshains*, ja, und dann war der Abend auch schon zuende.

*Straßenbahnlinie, die eigentlich schon seit mindestens 5 Jahren M10 heißt, was ich mich aber solange weigere zu sagen, bis sie in was anderes umbenannt wird. Als sie noch 20 hieß, habe ich immer 4 gesagt, wie sie ganz früher hieß. Mit dem Ostbahnhof war es genauso. So nannte ich ihn, als er Hauptbahnhof hieß. Nach der Rückbenennung habe ich noch jahrelang Hauptbahnhof gesagt*.
*außer meiner eigenen natürlich :-)
*wer murmelt hier was von Reaktanz??

This is not to believe!!

Donnerstag mittag, ein mäßig gefüllter IC läuft in den westfälischen Bahnhof Minden ein. Zwei nette Damen entern den ersten Wagen und freuen sich angemessen über einen freien, offenkundig nicht reservierten Tisch. Vierzig Minuten später Halt in der Heimatstadt einer gewissen netten Person, die mir noch am Abend zuvor ihr dortiges Elternhaus auf google-earth zeigte, was nicht direkt, aber zumindest indirekt den leicht matschigen Zustand erklären könnte, in welchem ich mich befand. Andernfalls hätte ich nämlich sofort eingegriffen, als zwei angetütert wirkende, aber wahrscheinlich nicht mal das, sondern von Natur aus dumm seiende Damen sich grinsend inmitten einer Landschaft aus freien Sitzen vor einem jungen Mann postierten und kichernd verkündeten, er säße auf ihren Plätzen. Ich dachte noch, laß' dir die Reservierung zeigen, Junge! Aber Matsch, da hapern die sozialen Kompetenzen. Der Matsch verflog fast, als wir von einer prolligen Dreiergruppe gemischt von unserem Tisch verjagt wurden. Ich hab mir den Zettel natürlich auch nicht zeigen lassen! Ich dachte natürlich, das blöde elektronische Reservierungssystem ist wieder ausgefallen, und die Putzigkeit in Person, die heute Ansagedienst hatte, hats nicht angesagt. Jedenfalls erscheint da der Schaffner. Er sagt zu den Hilfserzieherinnen:
Sie sitzen im falschen Zug.
Gekicher, nervöses Gekreisch.
Ja, Sie haben eine Fahrkarte für den ICE nach Berlin, das hier ist aber der IC. Fährt auch nach Berlin, sind Sie aber später da.
In dem Moment dachte ich, laß sie Zugbindung haben.
Was, kein ICE? Dann kriegen wir ja noch was wieder.
(innerlich genervtes Augenrollen)
Nein, im Gegenteil müßte ich Ihnen ein neues Ticket verkaufen, weil Sie nicht in dem Zug sitzen, den Sie gebucht haben. Aber ich bin heute mal nicht so.
Aha, dachte ich, und den jungen Mann dreist von seinem Platz vertrieben, da wäre mal eine Entschuldigung fällig. Und überhaupt, warum müssen die nicht nachlösen? Dummheit gehört doch bestraft!
...
Zwei Reihen weiter vorne, an unserem Ex-Tisch, wo bereits Piccolöchen in Plastekelche verteilt wurde.
Was steht hier auf Ihrer Fahrkarte?
ICE 14:31 ab Hannover.
Und wann sind wir abgefahren? 14:26, eigentlich sogar 14:21 nach Fahrplan.
Aha, zu früh!
Nein, das hier ist kein ICE, sondern ein IC, der zwar auch nach Berlin fährt, aber dann sindse 13 Minuten später da. Wegen der Zugbindung will ich heute mal nicht so sein, eigentlich müßten Sie nachlösen. Ihre Resevierung können Sie natürlich vergessen.
Nee, wir haben unsere Plätze gefunden.
Können Sie ja gar nicht, weil Sie ja im falschen Zug sitzen.
Naja macht ja nichts.

Weder die einen doofen Tanten noch die andere Spaßgesellschaft hat sich fürs rüde und unberechtigte Platzvertreiben entschuldigt. Nicht mal Fassungslosigkeit ob der eigenen Dummheit, einen ICE nicht vom IC unterscheiden zu können und trotz Zugbindung, wo man doch eh eher noch aufpaßt, in den richtigen Zug zu steigen, den falschen mit der falschen Abfahrzeit zu erwischen, gleichzeitig in einem Wagen mit der Nummer 1 mit Reservierungen für den Wagen 31 unbescholtene Bürger von ihren Plätzen vertrieben zu haben, machte sich breit. Um so mehr mußten wir erstmal den von einer pokerspielenden Klassenfahrt lärmig angefüllten Speisewagen aufsuchen, um unserem Unmut angemessen und gleichzeitig sozial verträglich Luft zu machen.

Donnerstag, 18. September 2008

this is just for you

I've found a way to make you
I've found a way
A way to make you smile

I read bad poetry
Into your machine
I save your messages
Just to hear your voice
You always listen carefully
To awkward rhymes
You always say your name,
Like I wouldn't know it's you,
At your most beautiful

(repeat chorus)

At my most beautiful
I count your eyelashes, secretly
With every one, whisper I love you
I let you sleep
I know you're closed eye watching me,
Listening
I thought I saw a smile

sleep well

Mittwoch, 17. September 2008

Dem Druck standgehalten

Natürlich war das nur gut gemeint, wenn mein soziales Umfeld vorher sehr deutlich gesagt hat, daß ich mich nicht sorgen müsse und daß ich das doch alles kann und so, aber das Gefühl, mit nichts anderem als einer einsnull rausgehen zu dürfen war doch ziemlich unangenehm.

Vielen Dank daher an alle, die mir Mut gemacht haben:

die beiden Empiriepraktikumskonfidentinnen
die Kolleginnen vom T3-Flur
die Blogbrüder
die Bibliothekskumpaninnen
die Lieblingsschwester
die Leute weit weg in Berlin und Wittenberg
die lieben Decision-maker
die tapfere Mitgeprüfte
und
die weltbeste Prüfungsvorbereitungsbetreuerin ever, die ihrem Ruf auch an verhagelten Tagen alle Ehre gemacht hat.

Dank auch an den nettesten Prüfer aller Zeiten, der mich nach fast nur Dingen gefragt hat, die ich wußte, und bei den Sachen, die ich offensichtlich nicht auf Anhieb wußte, die Fragen gleich selbst beantwortet hat.

Jetzt habe ich roundabout vier Wochen Ferien. Ganz ohne Psychologie wird es nicht gehen, denn ich habe den Precht ausgeliehen bekommen, aber ich werde mich bemühen, keine Fachbücher o.ä. anzufassen.

Dienstag, 16. September 2008

I still sleep with the lights on

I've been haunted by this old ghost before
I want to hear your voice you know it's been so long
Like a dancing wave you balance on the shore
It would feel so good to see your face again

I still sleep with the lights on
I still stay up late alone
I still love another one
I still sleep with the lights on

We both understand we've got no way back
Our love was strange in a strange land
We got broken wings we were bound to fall
Until the sun comes up you can hold my hand

I still sleep with the lights on
I still stay up late alone
I still love another one
I still sleep with the lights on

Take it easy, take it slow
Let's just watch the tides they grow
The wind is coming from the side
We are sleeping in the light

Feel like waking up in your house some day
Or eating of your hand like a bird astray
But nothing's gonna change, we'll still be the same
We've said what's to say, nothing's buried nowhere

I still sleep with the lights on
I still stay up late alone
I still love another one
I still sleep with the lights on

Montag, 15. September 2008

curse:

Ich hör dich jetzt noch wie gestern die Worte sprechen
Das du und ich was besonderes sein, viel zu schön zu vergessen
Gott sei Dank kann ich sehen, man kann dich nicht an Worten messen
Es reicht dir nicht zu verletzen, du musst Herzen zerfetzen
Du warst zart zu mir, hast gesagt wie sehr du mich liebst
Das es niemanden gibt der dein Herz so versteht wie ich
und das nie jemand anderes in Frage kommt egal ob der Tag mal kommt
an dem Zweifel erscheinen in dem wir zwei vereint sind, zu stark für Streit
Du hast Treue geschworen, noch mehr, du hast gesagt du vergibst mir
Du hast gesagt du wirst da sein, doch als du weg gingst, was blieb mir
Du hast gesagt du wirst mich retten und trösten, du wirst mir helfen
Du hast gesagt du wirst füllen und ersetzen was ich nicht selbst bin
Du hast geschworen das du da bist in Glück oder Panik
Du hast geschworen du gibst Halt, doch wenn ich fall spür ich garnix
Du hast geschworen du bist die Frau meines Lebens bis ich vereck
Bist die Mutter meiner Kinder und bei mir durch gut und schlecht

Und was ist jetzt?

Ich hab alles versucht. Von Telefon bis e-mail und Brief
Bis zum Punkt an dem ich verzweifelt begann und über dich schrieb
Du hast alles geblockt. Darum blieb alles Leid in meinem Kopf
Weil ichs niemand mitteilen konnt hab ichs aufgeschrieben und gedroppt
Meine Mum hat sogar geweint. Sie hats gehört und gepeilt
Das im Endeffekt jeden Rhyme den ich schreib deinen Namen schreit
Jeden Valentinstag, Geburtstag und Neujahr Blumen und Karten
Trotzdem blieb mir nicht mehr zu tun als unruhig zu warten
Ob du dich irgendwann erbarmst und mir Antwort gibst auf die Fragen
die den Kopf zersprengen, den ich dir einst versprach immer hoch zu tragen
Auch ich hab versprochen bei dir zu sein aber es nicht gebrochen
Auch wenns nicht so einfach war wie für dich, versteckt und verkrochen
Ich hab mich getäuscht in dir, du bist viel zu schwach und bequem
um zu dem was du sagst zu stehn oder einfach Rücksicht zu nehmen
Du hast mich verlassen. Du bist diejenige die Schulden hat
Also komm und kümmer dich um die Last die Selbstsucht erschafft

Und was ist jetzt?

Was ist jetzt mit großer Liebe. Mit großen Plänen, unserm Leben
zu zweit, der Gemeinsamkeit, unsern Träumen und der ganzen Zeit
Sie verblassen wie nichts. Ich bin Optimist, doch Hoffnungen verlassen mich
Lass mich nicht einfach hängen. Gibts bei dir nicht wenigstens Hass für mich?
Ich kann dich nicht mehr verstehen, so krass ichs probier
Du bist nicht mehr die, die bei mir war. Die Frau ist leider krepiert
Jetzt hast du den Nerv zu sagen du willst da einziehen wo ich wohn
Seh ich aus wie n Klon? Ich laß mir bestimmt nicht beim wohnen bedrohn
Du denkst alles ist superleicht. Zwischen uns ist es Super-Nice
Wenn du vorher nur kurz bescheid sagst ist alles cool und begleicht
Doch Baby, es tut mir leid, das hier ist nicht dein Bereich
Und es reicht nicht nach all der Zeit, 10 Minuten Smalltalk und Snipes
Und erzähl mir nichts von dem Neuen. Was geht ab? Ich soll mich freuen?
Applaudieren daß es dir jetzt besser geht? Mir gehts dreckig, ich heul
Jede Nacht wenn ich wieder aufwach getränkt in Schweiß, dann beweis
ob du mich jemals geliebt hast, denn ich bin nichts von dem Scheiß

Und was ist jetzt? Ich bin für dich nur irgendn Ex.
Und was ist Jetzt? Du scheisst drauf wenn ich über dich rap.
Und was ist jetzt? Du siehst mich und guckst einfach nur weg.
Und was ist jetzt? Bin ich leicht zu vergessen? Bin ich ersetzt?

Endlich: der langersehnte Bericht über die Klassenfahrt der Decision maker nach Nürnberg. Mit unglaublichem Bildmaterial!

Hinzu ja mit dem Auto. Gemächliches Fahren auf mittwochig leerer Autobahn. Reizvolle Landschaft fast die ganze Zeit über. Erst Sauerland, dann viel Hessen, dann die schöne Rhön, und ab Würzburg wirds richtig schön. Naja, wohnen will ich da nirgendwo, zuviele Berge, und in Hessen war es auch recht kalt. Anläßlich einer Rast dachte ich, kalt und dann noch dieser Einrichtungsgeschmack, da würde ich nicht lange überleben.

Völlig dysfunktional angeordnete Gegenstände (in einer Autobahnraststätte!), eingerahmt von einem funktional gekachelten Gastraum, der in eine Art geschmackloses Wohnzimmer mit häßlicher Deckengestaltung übergeht. Man beachte auf dem ersten Bild den Schaukelstuhl, auf dem zweiten Bild den einzigen Gegenstand, der zeigt, daß Form und Funktion keine voneinander sklavisch abhängige Beziehung haben müssen, sondern durchaus unabhängig voneinander zu einem funktionalen und ansehnlichen Miteinander finden können.

Am ersten Abend war Rehgoulasch mit passendem Rotwein geplant. Für zweiteres mußte das nahegelegene Jaques' Weindepot aufgesucht werden, das passenderweise über direkt vor der Ladentüre stehende Glascontainer verfügt, aber auch über einen charmanten Verkäufer, der überflüssigerweise ein Kübelchen bringt, in welchem die Probierreste entsorgt werden dürfen. Für ersteres wurde das Schnabulantienfachgeschäft ebenfalls direkt um die Ecke aufgesucht, wo es außer Wildspezialitäten auch alles andere gibt, was einem die Bucks aus dem oben erwähnten Gegenstand zieht, das aber darüber hinaus noch über eine Kinderspielecke sowie eine ganze Schar liebreizender urfränkischer Verkäuferinnen verfügt, die einem das Geschäft aufgrund ihrer stammkundenorientierten Umgänglichkeit sofort ans Herz wachsen lassen. Und es gab etwas, was max. 7 Blogleser an einen Skisprung-Weltcup in Zakopane erinnern dürfte: Szaszłyk barani.

Der Härtetest während der Ankunft bestand ja eigentlich darin, ohne jegliche Ortskenntnis und Stadtpläne von der Autobahn zum Zielort zu gelangen. Einzige Orientierungshilfe bot die morgens telephonisch erteilte und von der routinierten Pfadfinderin auf nichtklebende Klebezettel der Berliner Zeitung in unleserlichem Pseudosteno notierte Wegbeschreibung, deren Erfolg sich sicherlich dem Umstand verdankt, daß Routenbeschreibungen gut funktionieren, wenn sich räumlich ähnlich denkende Menschen einander Wege beschreiben. Ich könnte niemals mit Wegbeschreibungen zurechtkommen, in denen es Anweisungen gibt wie an der dritten Ampel rechts. Ich kann mich nicht orientieren und gleichzeitig Ampeln, Kreuzungen oder Einmündungen zählen. Aber rechts kommt ein Rewe und links ein, ääh, Blumengeschäft, das ist eindeutig. Auch wenn das Blumengeschäft sich als handfester Großmarkt für Gartenbedarf entpuppt. Ich bin da merkmalsorientiert. Klappte jedenfalls super, und schon bald konnten wir eine opulente Dachterasse, diverse gekühlte Getränke sowie eine botanische Besonderheit bewundern: den Freitagtaschenbaum:

Aber zurück zur Essensfrage. Vorspeise war, ja, Namen hatte es keinen, aber es bestand aus professionell zurechtgeschnitzten Äpfeln, Ziegenkäse, der da drauflag, Rohrzucker, der auf dem Käse drauflag, Calvados, der auf den Zucker geträufelt wurde, Thymian, der auf dem Rohrzucker drauflag, und einem heißen Ofen, in welchem die leckere Vorspeise für eine gewisse Zeit verschwand. Auf jeden Fall zur Nachahmung empfohlen. Es empfiehlt sich weiterhin die Anwesenheit einer möglichst weiblichen studentischen Hilfskraft, die den störrischen Thymian entbeint, und der entsprechenden Hilfskraft empfiehlt sich ein guter Draht zur Gleichstellungsbeauftragten, um die Ausbeutung der Arbeitskraft entsprechend anzuprangern.

Ganz in der Nähe der Behausung befindet sich der St.Johannis-Friedhof, und ich hielt es zunächst für einen Witz, daß ein Besuch des Friedhofs auf dem sorgfältig zusammengestellten Programm stand. Aber es handelt sich in der Tat um einen sehr sehenswerten Friedhof, und das nicht nur, weil ich unversehens erstmalig einer gerade stattfindenden katholischen Sargbestattung mit allem Drum und Dran samt kesselschwingen und Brimborium von weitem beiwohnen konnte - und wie Max Goldt bin ich mitnichten eine Brimboriumsverächterin. Das tolle am Friedhof is described in detail elsewhere. Es regnete, der Friedhofserklärer konnte mit seiner schönen neuen Regenjacke angeben, der Friedhof sah sehr schön aus mit den blumengeschmückten Hochgräbern. Ach ja, und Albrecht Dürer, das wußte ich gar nicht, war aus Nürnberg oder in Nürnberg oder beides, jetzt jedenfalls isser dort, denn begraben:

Auf einem der zahlreichen Plätze der Stadt befindet sich ein derart verfehlter Brunnen, daß er zum Eigenschutz eingezäunt werden mußte, und in dem Zaun ist eine Art Ring, die man irgendwie drehen muß, und dabei muß man sich was wünschen, und falls das einem nicht schon total interferiert, weil man so viele Dinge gleichzeitig machen muß, dann geht das wohl in Erfüllung... wie dem auch sei, entweder gehts nicht in Erfüllung, oder ich war nicht richtig konzentriert, weil ich daran denken mußte, an wievielen europäischen Brunnen ich schon irgendwelchen Unsinn gemacht habe, weil man das als doofi-Tourist eben machen muß, so wie man in Prag dem heiligen Nepomuk an den abgegriffenen Bauch grapscht, so wie alle anderen doofi-Touristen vor einem auch schon. Falls es in Berlin so einen Grapschort gibt, ist er mir völlig unbekannt und gleichzeitig schnurzpiepe.

Aber ansonsten vorbildlich, dieses Nürnberg. Liegt an einem Fluß, der es in Sachen Ausdehnung jederzeit mit der Spree aufnehmen kann und gleichzeitig, wenn man die Brückenhöhen anschaut, wesentlich gefährlicher als jene werden kann, scheints. Anders als im blöden Baden-Württemberg gibt es hier auch eine natürliche Begabung der Eingeborenen, an reizvollen Stellen Lokale zu errichten, in denen man prima Kaffeetrinken, auf den Fluß schauen und neue Studien planen kann.

Dann, fürs back-to-zero, ein keuscher Blick durch diese vermutlich eher unkeusche Fensterscheibe auf etwas, das unter Männern Kicker genannt werden würde, wenn es nicht mit Glitzer und Leopardenfell ausgestattet wäre. Nette Damen aus Hannover dürfen auch Krökelbetätigungseinheit dazu sagen und dergleichen für therapeutische Zwecke auf Steuerzahlerkosten anschaffen lassen. Auch in Rosa. Bloß die Bälle, die gehen so gar nicht.

Abschließend sei das Gasthaus Braun erwähnt. Ich kenne mindestens ein bis zwei Personen, die dort einmal essen gehen würden, dann das gesamte Lokal samt Köchin und Kellnerin einpacken und in der Boxhagener Straße 88 wieder auspacken würden. Das war so das Gegenteil von den länderverseuchenden sogenannten Italienern, wo es hundertfünfzig Gerichte, aber kein mediterranes Essen gibt. Es gab Antipasti, Primo, Segundo und Dolce, auf einer handgeschriebenen und unleserlichen Karte, auf der nur mit Originalbezeichnungen gearbeitet wurde und die gleichzeitig sehr übersichtlich war - pro Kategorie ca. 5 Gerichte, die einem die mehr als charmante Kellnerin nicht müde wurde zu erklären. Und lecker. Und so spartanisch und gleichzeitig gut eingerichtet, wie es im Süden in echt nunmal oft ist, im Gegensatz zu den hierzulande üblichen Gipstropfsteinhöhlen mit Schmalzmusik. Im Braun gabs natürlich gar keine Musik, wie sich das für einen Essenstempel auch gehört.


Also, war eine feine Sache. Das Arbeitstreffen, die Teambildung und Nürnberg an sich. Es ist immer wieder angenehm zu spüren, daß es auch andere Menschen auf der Welt gibt, die je nach Definition auch verrückt sind und trotzdem (oder vermutlich gerade deswegen) mit einem auf einer Wellenlänge sind, und das kann sich sogar auf Ge- oder Mißlingen solcher Klausurtagungen auswirken. Denn egal wie groß die Herberge, ein Lagerkoller kann sich bei fünf Tagen durchaus ausbilden, aber den hatte keiner von uns, es war alles sehr entspannt und ohne die schleppige Gruppendynamik, die (entgegen ihrem eigentlichen Potential) schnell entsteht, wenn sechs Personen duschen, frühstücken, losgehen, Dinge erledigen wollen.

Sonntag, 14. September 2008

sera italiana

Einer uralten Tradition folgend schreibt man in meinem aktuellen sozialen Umfeld im Urlaub keine Postkarten, sondern hält nach der Wiederankunft einen urlaubslandinhaltlichen Abend ab. Daher heute italienisch. Das Menu überraschte mich nicht, da ich vorgestern bei einem Teil des maßgeblichen Einkaufs (und gestern bei der grüne-Servietten-Jagd!) dabei war. Es gab extrem tolle Lasagne mit Gemüse und vorher Feldsalat mit Zauberdressing und hinterher Panacotta mit Himbeeren und zwischendrin Rotwein. Klingt toll? Wenn man nun auch noch von einem extrem anstrengenden Arbeitstag kommt, an welchem sich sämtliche Schwuppen der Stadt im Lädchen versammelt haben, um den Bestand an lilanen Polos aufzufrischen, dann freut man sich über nette und kulinarisch anspruchsvolle Betreuung natürlich besonders.

Im Laufe des Abends wurde über etwas hergefallen, das ich jetzt zu beschreiben keine Lust habe und daher namentlich hingenommen werden muß, nämlich eine Wii mit Balance board und allerlei Fernbedienungen, und damit konnte man Skispringen, Slalomlaufen, Bowlen und bewegliche Objekte abschießen. Krönung des Abends natürlich das Kuhrennen. Befremdlich bei der Wii erscheint die Fernbedienung, deren Gebrauch sich vom Joystick in Sachen Intuitivität weit entfernt hat; d.h. nach vorne kippen ist schneller werden usw., oder man zeigt quasi direkt auf dem Bildschirm auf das, was man jetzt gerne treffen möchte, beim Schießen, auch komisch. Zwischenzeitlich, vor allem beim sehr gut (nicht von mir) performierten Steptanz (oder was das war), hatte man den Eindruck, einer Art Körper-Karaoke beizuwohnen.

Wieder, und langsam macht es auch keinen Spaß mehr, wurden meine vermeintlichen sprachlichen Mängel thematisiert. Aber das mahlzeitenunabhängige Knabbern von Knabbereien mit zwischendrin statt zwischendurch zu benennen, das ist unzweifelhaft und gilt als üblich und richtig! Wenn ich derlei Ausrutscher ständig ankringeln würde, hätte ich ja gleich gar keine ruhige Minute mehr! Und regionale Sprachbesonderheiten sind ja wohl auch Zugewinn, Bereicherung, beachtenswerte Spielarten des als gewöhnlich empfundenen, die ja wohl keinem weh tun! So!

Niemand außer mir macht sich wegen der Prüfung Sorgen. Wenn ich einen Realitätscheck mache, glaube ich, daß die Mehrheit nicht immer Recht hat. Aber wozu sind Realitätschecks schon nutze?

Samstag, 13. September 2008

musique á la casa

Merkwürdig, was einem in sogenannten Eckkneipen an Musikauswahl zugemutet wird. Gleichzeitig gut, in sich inkonsistent und den roten Faden missen lassend, und dann wieder blöd, unterbrochen durch blöde Junggesellenverabschiedungen und durch blöde Kellner, die im falschen Moment um Aufmerksamkeit heischen. Aber der Reihe nach. No woman, no cry scheint sich ja aus einem mir völlig unbekannten Grund bei Junggesellengedönsen (die mir im übrigen auch völlig unbekannt sind, und das nicht nur aufgrund meines eigenen Junggesellenstatus') großer Beliebtheit zu erfreuen. Aber muß man dem Falco-Songs folgen lassen, mit Mehrzahl? Darunter Jeanny. Dann Junge von den Ärzten, verbunden mit der Feststellung, daß jüngere Personen unter Umständen den Ernst des Liedes nicht erkennen, weil ihnen ihre Eltern niemals Dinge wie Was sollen die Nachbarn denken und Ihr nehmt doch alle Drogen sagen würden. Ach, und Eltern! Die einen müssen immer umziehen, die anderen wohnen noch im selben Haus, wo sie teilweise geboren wurden, und beides ist irgendwie doof.

Aber dann Jein von Fettes Brot. Dann was nerviges, dann, ausgerechnet, Am Fenster von City und Als ich fortging von Karussell, auweia - mitten in Bielefeld!

Langes nachgrübeln, was Farbensehen eigentlich bedeutet und ob es jemals zwei Menschen auf der Welt gibt, die dieselben Farben sehn? Jaja, kann man eh nicht überprüfen, weiß schon. Also, ja, schön, der Abend. Lange nicht soo viel nachgedacht...

Freitag, 12. September 2008

Der Tag wird gestrichen. Ersatzlos.

Gelernt habe ich eh nichts. Nur Auftragsarbeiten! Druckfahnen, Ergebnisteil einer lesenswerten Diplomarbeit. Lesenswert schon allein der schönen Formulierungen willen. So wurden unter anderem Korrelationen beobachtet. Das bringt mir die Psychologie als Forschungsgebiet gleich wieder näher; eine Disziplin, der vor allem tropenbehelmte Forscher mit Fernglas und Aufzeichnungsgerätschaften nachgehen, die früh aufstehen, um im Dickicht einer Korrelation aufzulauern, ob sie wohl des Weges kommt.

Ich habe übrigens die ausdrückliche Erlaubnis, die Stilblüten aus der nämlichen Diplomarbeit hier an Ort und Stelle zu verwursten. Ganz im Gegensatz zur Gepflogenheit bestimmter Mittagessenkonfidentinnen, die sich schamlos über rückzu und dekadentes Auto vor der Tür zu stehen haben lustig machen und auch noch, ohne rot zu werden, zugeben, daß sie das semantisch und inhaltlich völlig unbrauchbare Auch schon wesentlich weniger schlimm finden!

Und all das habe ich heute nicht gesagt:
Da schnappen mir doch diese albernen Hühner nicht nur die letzten geilen Himbeerkuchen kichernd vor der Nase weg, nein, die eine zumindest war doch ohnehin schon dick!

Du bist ja verrückt! (Als Anmerkung zu dem angeberischen punktbiserialen Korrelationskoeffizienten in einer der gefühlten fünfzig Korrelationstabellen.)

Jahnplatzpassage kenne ich nicht.

Der Unterschied zwischen Iowa Gambling Task und Game of Dice Task besteht darin, daß die eine mit Karten und die andere mit Würfeln ist. Außerdem werden in der IGT 100 Runden gespielt, in der GDT bloß 18.

... Naja, und noch einen Haufen Schmonzetten mehr habe ich abgesondert, an die ich mich aus selbstwertdienlichen Gründen nicht mehr erinnern kann. Offensichtlich macht mich diese Prüfung nervös. Zum ersten Mal kann man sich live und in Echtzeit aufs Messer blamieren, und wenn ich mir meine konsequente Art der Prüfungsvorbereitung so angucke, nämlich konsequent vermeidend, dann bin ich auf einem guten Wege dahin.

Jetzt bin ich erstmal auf dem Weg ins Casa. Morgen gibt es Decision-making-Entzug und abends einen italienischen Abend. Übermorgen kann ich hoffentlich eine tolle Diskussion korrekturlesen und mit hilfreichen Anmerkungen versehen (heute habe ich gemerkt, daß ich darauf trainiert bin, für den sehr robusten Chef korrekturzulesen - da kann man von der Sandwichmethode ruhig das Brötchen weglassen. Bei Leuten, die grad ihre Diplomarbeit fertigschreiben müssen, könnte etwas mehr Zartgefühl durchaus angebracht sein), und abends bespreche ich die Studien. Den Rest der Zeit werde ich damit verbringen, allen, die es nicht hören wollen, was über den Patienten EVR und die Entwicklung der Iowa Gambling Task zu erzählen sowie mein frischerworbenes Wissen über Angststörungen im allgemeinen und die Attribution von Sorgen auf fluktuierende Hautleitfähigkeitsveränderungen bei generalisierter Angststörung im besonderen unters uninteressierte Volk zu bringen. Schade, daß der Konfident, der sich wahrscheinlich schon verzweifelt fragt, wo denn sein schöner Blog ist, nicht hier ist; der würde mich verstehen!

Immerhin konnte ich dazu beitragen, daß sowohl notwendiges Haarzeug als auch grüne Servietten erstanden werden konnten, also war der Tag nicht ganz unnütz.

Mittwoch, 10. September 2008

Seit wann haben Bankomaten Augen?

Ich merke schon, daß ich die Nürnberg-Berichte sukzessive einflechten muß, sonst gehen sie unter. Für einen alleinstehenden und umfassenden Bericht habe ich offenbar keine Zeit.

Jedenfalls, auf dem Weg ins Gasthaus Braun wollen alle Geld abheben, vorzugsweise bei der Sparkasse, die sich im Internet mit Informationen über Bankomaten-Standorte merkwürdigerweise bedeckt hält, aber wir kommen direkt an einer vorbei. Es wird gehalten und ausgestiegen und der sogenannte Service-Bereich, der sich vor allem durch self-service auszeichnet, gestürmt. Auch ich. Gute Freunde wissen, wie meine gleichwohl nicht mehr besonders lange gültige EC-Karte aussieht. Bislang kein Grund für Bankomaten, die Annahme der Karte zu verweigern. Bankomaten haben ja keine Augen, und der Magnetstreifen funktioniert tadellos. Aber in Nürnberg wurde die Karte nichtmal vom Gerät eingesogen. Ich meine, da kommt ja immer so ein schmatzend-schnalzendes Geräusch, und weg ist die Karte. Aber nichts. Ich hätte auch mit der Mensakarte oder Bahncard vor dem Gerät rumfuchteln können, nichts passierte. Ohne Geld verließ ich die Nürnberger Sparkasse und schämte mich vor den fremden Menschen, die unfreiwillig Zeugen des erfolglosen Einsteckversuchs werden mußten.

Wenn es nicht zufällig meine eigene EC-Karte wäre, würde ich das Ding auch nicht mit der Feuerzange anfassen...

Kolme:kolme

Yksi, kaksi, kolme, das kann angeblich jeder Interrailer oder gehörte zumindest zum Standardgesprächsrepertoire unter Interrailern der achtziger Jahre. Auf finnisch bis zehn zählen, das behauptet jedenfalls Max Goldt, und wer mich kennt, weiß, daß das eine 1A-Referenz für mich ist. Ich konnte jedenfalls auch mal auf finnisch bis zehn zählen, aber naja, jetzt noch bis drei. Deshalb sagte ich heute nach dem ersten Tor (für Finnland), null kenn ich nicht, müssen wir auch noch ein Tor schießen. Zwischendrin fiel der Satz des Tages, von mir gesprochen, von wem anders gekürt beim Versuch, mir während eines Fußballspiels das Fingeralphabet beizubringen: Ich glaub' ich habe andere Finger als du. Eines anderen Satzes wegen wurde ich häufig gescholten: Den würde ich sofort heiraten (gemeint waren zumeist Fußballspieler, aber auch beispielsweise Jogi Löw, allein schon seiner gepflegten Garderobe und wunderschönen schwarzen Haare wegen). Meine persönliche Fingeralphabet- und Fußballexpertin rief gefühlt hundertmal Und wer schießt den Ball daneben? Goméz! Keine Gefahr, es ist nur Goméz! Goméz, aaarghhh!! Und, fast am schönsten bei all dem nach-der-EM-ist-vor-der-WM-Spektakel: Am Nebentisch sitzen tatsächlich Finnen! Und die freuen sich ganz unfinnisch, d.h. für Außenstehende hör- und sehbar, über jedes Tor.

Schön, jedenfalls, wie Klose diese drei Tore geschossen hat. Immer, wenn sie grad alle über ihn herziehen, daß er gegen Liechtenstein nicht einmal das Tor trifft, aber ich bitte euch: Liechtenstein! Wo ist das überhaupt? Haben die überhaupt elf Männer, die einen Fußball von einer ruhigen Kugel infolge Geldimports unterscheiden können? Da können auch Experten wie Podolski mal ein Tor machen. Aber die wichtigen Tore waren ja wohl heute, alle Ausgleich, und wer ist der Held des Spiels? Wer drischt rein? Goméz ja nun nicht. Podolski auch nicht. Klose. Mit der Kapitänsbinde.

Kolme:kolme. Ich kann nicht weiter als bis drei zählen, auf finnisch, und deswegen war dann Schluß, falls es zulässig ist, den Abpfiff dermaßen auf sich selbst zu attribuieren.

Eine Frage ist allerdings noch völlig ungelöst: Da es ja nurmehr Rückennummern und die auch nur von 1-18 gibt, wissen wir nicht, wer für wen als Nr. 8 auf den Platz gegangen ist...

So wird das nix

Je mehr Psychos hier in der Bib sitzen, desto zu weniger kommt man. Bei mir gehts noch, ich muß ja schließlich nur Sachen lernen, die ich eigentlich eh schon weiß. Aber wie soll man 25 Temperamentstheorien auswendig lernen, wenn man sich nebenbei noch um liebe Kommilitoninnen kümmern muß? Die man mit Überraschungseiern überrascht und beglückt, damit die Motivationskurve wieder steil ansteigt? Die sich über banale Dinge freuen, wie zum Beispiel das Vorfinden eines Schafs im Inneren des Ü-Eis (und die halbe Bib freut sich mit...):

Meine Motivationskurve kriegt sich mittels unverhoffter Besuche in den Griff, wird aber leider durch eMails mit Betreffzeilen wie [Studierende] Systemausfall und Revision bitte checken arg gedämpft. Naja, gleich habe ich die aller-allerletzte Manes-und-Clark-Studie durch, und dann darf ich mich endlich auf die Brand-Studien stürzen :-D!!

Dienstag, 9. September 2008

Auch schon hinzu?

Erst durfte ich Spott und Häme über mich ergehen lassen, weil ich die Rückfahrt umschrieb mit Rückzu haben wir acht Stunden gebraucht, wobei ich die acht Stunden eigentlich bemerkenswerter finde als die harmlose und vollverständliche Vokabel rückzu. Da wo ich herkomme heißt das nunmal so! Da wo ich herkomme war übrigens eine vielbenützte Floskel in Nürnberg im Zusammenhang mit regional begrenzt üblichen Redewendungen, insofern ja Personen aus ca. drei Himmelsrichtungen in der vierten zusammenwaren (oder so ähnlich, ich denke jetzt nicht über Sinn oder Unsinn des gewollt-verkrampften Wortspiels oder gar dessen Optimierung nach).

Aber zurück zu Spott und Häme. Diese Niedersachsen bilden sich ja mächtig was auf ihre angeblich lupenrein hochdeutsche Sprache ein. Nun gut. Später, beim Essen, stellte sich heraus, daß die sympathische Schwäbin (ja, das gibts doch!) Sätze gerne mit Auch schon beendet, wo man eigentlich noch auf das Satzende wartet und wo sowas wie früher oder vorher gemeint ist. Klingt lustig: Deine Fische waren netter als auch schon. Spott und Häme ergossen sich also anderswo als auch schon.

Damit wurde unter kräftigem Gekicher das Post-Mittagessen-Kaffeetrinken beendet. Nun sitze ich wieder in der Bib, wo nahezu sämtliche Konfidenten um mich herum versammelt sind und lernen. Ich habe vorhin mein Vordiplom abgeholt, und es steht ein dickes fettes GUT drauf. Jippie!

Sonntag, 7. September 2008

die beiden mußte ich erstmal loswerden,

vorher kann ich nicht über das Decision-maker-Arbeitstreffen in Nürnberg berichten. Ohnehin werde ich hier nicht allzuviel darüber erzählen, weil zu schützende Privatsphären in das Treffen involviert waren.

Inhaltlich war es sehr toll, wir haben konstruktiv an der Verbesserung der neu zu programmierenden GDT gearbeitet, eine Reihe neuer Studien mit theoretischem Hintergrund und pipapo überlegt und ein neues Projekt für die Hiwis besprochen, vom Empiriepraktikum ganz zu schweigen. Ich persönlich war von mir selbst beeindruckt, insofern ich mehrere konstruktive Vorschläge zum explorativen Vorgehen bei bereits bestehenden Datensätzen hatte. Weiterhin beeindruckt war ich von unserer ruhigen und zielgerichteten Art, zusammen laut nachzudenken und Ideen zu sammeln und zu begründen. Kein blödes Brainstorming, sondern theoriegeleitetes Entwickeln.

Daher: Mein vorläufiger Plan steht erstmal. Der Prüfungsplan wird umgestoßen zugunsten des Praktikums, idealerweise im Sommer. Bis dahin müssen im hiesigen Laden Überstunden angehäuft werden. Damit habe ich gut Zeit, mir ein gutes Thema anzulesen und auszuarbeiten. Falls es dann immernoch eine Patientenstudie sein soll, geht es in einem Jahr, nach dem Praktikum, los. Der Betreuer steht fest und ist sehr einverstanden. Ich freue mich über die Anerkennung.

Mehr von Nürnberg vielleicht morgen. Ich habe auch Photos gemacht, aber für das neue Telephon habe ich kein Kabel und muß die Bilder via Bluetooth, welches mein Privatrechner nicht hat, auf das Hiwi-Notebook schleusen und von dort usw. Also das mache ich dann morgen vielleicht.

this is johnny cash:

If you could read my mind, love
What a tale my thoughts could tell
Just like an old time movie
'Bout a ghost from a wishing well
In a castle dark or a fortress strong
With chains upon my feet
You know that ghost is me
And I will never be set free
As long as I'm a ghost that you can't see

If I could read your mind, love
What a tale your thoughts could tell
Just like a paperback novel
The kind the drugstores sell
When you reached the part where the heartaches come
The hero would be me
But heroes often fail
And you won't read that book again
Because the ending's just too hard to take

I'd walk away like a movie star
Who gets burned in a three way script
Enter number two:
A movie queen to play the scene
Of bringing all the good things out in me
But for now, love, let's be real
I never thought I could act this way
And I've got to say that I just don't get it
I don't know where we went wrong
But the feeling's gone
And I just can't get it back

If you could read my mind, love
What a tale my thoughts could tell
Just like an old time movie
'Bout a ghost from a wishing well
In a castle dark or a fortress strong
With chains upon my feet
But stories always end
And if you read between the lines
You'll know that I'm just tryin' to understand
The feelin's that you lack
I never thought I could feel this way
And I've got to say that I just don't get it
I don't know where we went wrong
But the feelin's gone
And I just can't get it back

Das hätte auch anders ausgehen können

Kaum von der A3 auf die A7 bei Würzburg gefahren, bildet sich ein offensichtlich frischer Stau. Ein einzelner Feuerwehrwagen fährt mit Blaulicht durch die Rettungsgasse, er sollte nicht der einzige bleiben. Rettungswagen, wieder Feuerwehr, mit Technik, mit Notarzt, zwischendurch Zivilfahrzeuge. Anhalten, Verkehrsfunk spricht von schwerem Unfall und empfiehlt aufgrund der beidseitigen Vollsperrung Wegkundigen weiträumiges umfahren, aber diese Nachricht erreicht uns fünf Minuten zu spät, und wegkundig sind wir auch nicht. Die anderen in der erstarrten Kolonne haben auch Verkehrsfunk gehört, die ersten Türen öffnen sich, dann ist es wie ein Dammbruch. Erste ältere Damen erklimmen die Böschung zwecks Toilettengang. Die Sonne scheint, wir nutzen den Zwangshalt für einen Aufenthalt im Freien. Andere auch, sie kramen ihre Handys raus und photographieren die Autoschlange samt vorbeifahrenden Rettungswagen.

Nach einer halben Stunde kommen langsame, alte Wagen von freiwilligen Feuerwehren umliegender Ortschaften. Nach einer Dreiviertelstunde kommt ein brachialer Jeep der Johanniter, ausgewiesen als Notfallseelsorge. Nach einer Stunde kommt ein Leichenwagen, das geht durch Mark und Bein. Im Radio heißt es, ein Kleinlaster sei, nachdem ein Reifen geplatzt war, durch die Leitplanke gebrochen und mit vier Fahrzeugen zusammengestoßen. Eine Situation, der man auch durch vorbildliches und vorausschauendes Fahren nicht ausweichen kann.

Mindestens ein Fahrzeug ist durch die Seitenleitplanke hindurch die Böschung hinuntergestürzt. Von zwei Fahrzeugen liegen nurmehr Trümmerteile da, eins liegt plattgedrückt auf dem Abschlepper, ein weiterer Abschlepper mit Kran macht sich am Abhang zu schaffen, wir fahren schnell vorbei und bedanken uns, da wir alle nicht an einen Schöpfer oder die Vorsehung glauben, bei der Officemate und dem Chef für das Rauchen einer Abschiedszigarette.

Wie oft ist man eigentlich am Abgrund, ohne daß man es überhaupt bemerkt?

Dienstag, 2. September 2008

¡hasta la vista!

Also, das war jetzt der endgültige Abschiedsrotwein. Danke, Biele-Wetter, daß du so ein phantastisches Balkonabendfeeling erzeugt hast! Auch wenn der Wind immer die Kerzen ausgepustet hat.

Der Konfident geht aus Gründen nach México, und ich wünsche ihm, daß das eine verdammt gute Zeit wird. Sicher schwierig (Bohnen und Mais), sicher ganz anders als erwartet (Mais und Bohnen), sicher dann plötzlich viel zu schnell zuende, sicher auch anstrengend, langweilig, unverständlich. Er ist gut vorbereitet und geht nicht mit unerträglichem Optimismus in die Sache hinein. Er will auch nicht die Welt retten, und schon gar nicht sich selbst. (Wer will das schon?)

Also, Konfident: Alles Gute! Du wirst kein anderer Mensch sein, wenn du zurückkommst, aber auch nicht mehr dergleiche. Fetz dich mit katholischen, fleischessenden Machos. Fahre mit dem uralten Käfer umher, den man wenigstens nicht mehr kaputtmachen kann. Freu dich auf die kulinarischen Abwechslungen, die Ausflüge mit sich bringen können. Freu dich auf das Gefühl, in México statt Bielefeld zu sein - für die meisten Mexicaner wäre ein Aufenthalt in Bielefeld sicherlich auch aufregend!

Und komm gesund wieder.

¡hasta la vista!

Montag, 1. September 2008

Super Priming-Beispiel

Priming heißt ja, daß die vorherige, oft scheinbar unbeabsichtige Konfrontation mit einem Reiz dazu führt, daß spätere, reizbezogene Informationen stärker (oder sogar überhaupt) beachtet werden. Ein typisches Beispiel werden einige Blogleser kennen (wenngleich nicht alle, aus Gründen!): auch wenn sie früher schon Artikel und Interviews mit und von H.J. Markowitsch in verschiedenen Medien gesehen oder gelesen haben, stellen sie erst seither einen persönlichen Bezug dazu her (und haben einen Wiedererkennungseffekt), seit sie aus meinen Erzählungen wissen, daß das "mein" Professor bzw. "Chef" ist.

Jetzt ist mir etwas ganz ähnliches passiert. Vor kurzem las ich ja von T.C.Boyle Talk talk, wo es um eine junge Gehörlose, ihren hörenden Freund und Identitätsdiebstahl geht, also einen Haufen Zunder für ein schmales Buch. Und obwohl ich mich gut an eine Debatte erinnern kann, ob man es einem gehörlosen Paar zweier Frauen gestatten dürfe, bei der Auswahl des gleichwohl anonymen Samenspenders auf einem Gentest bestehen zu dürfen, der die Gehörlosigkeit des Kindes weitgehend garantieren sollte, habe ich mir über Gehörlose noch nicht viel Gedanken gemacht, außer natürlich, wenn sie mir in Gesellschaft begegnen. Ich verweise hierbei auf einen Notruf, den ich für einen gestürzten Gehörlosen tätigte, nachdem mir schlagartig bewußt wurde, daß auch seine Kumpanen die Feuerwehr nicht anrufen können (und plötzlich war es gar nicht so schwer, die Feuerwehr anzurufen, statt einfach weiterzugehen).


Was soll die Vorrede? Heute, erste Frühschicht seit gefühlten Ewigkeiten, steht ein Mädchen da, das ich nicht kenne, sag ich guten Tag mit Händeschütteln und meinen Namen, sie reagiert offen und erfreut, sagt aber nichts außer ihren Namen, und das auch wenig emotional. Im Laufe der Schicht registriere ich emsige und einfallsreiche Geschäftigkeit, aber an Lautäußerungen "Ja", gehauchtes "Dankeschön" (DoRo hat Bonbons verteilt) und "Hier". Wenn ich Talk talk nicht grad gelesen hätte, hätte ich noch hundert Jahre gebraucht, um draufzukommen, und hätte sie mindestens die Hälfte der Zeit lang für kommunikativ inkompatibel und vielleicht sogar arrogant gehalten. Insofern bin ich Talk talk trotz des unbefriedigenden Endes sehr dankbar, denn über die alltäglichen Diskriminierungen Gehörloser, über die eigene Welt, in der sie zwangsläufig leben und die vielen, alltäglichen Schwierigkeiten, in einer Welt der Hörenden zurechtzukommen, habe ich mir, wie wahrscheinlich fast jeder von uns, noch nicht viele Gedanken gemacht, und warum auch?

Jedenfalls habe ich spontan beschlossen, Gebärden zu lernen. Auch wenn es "nur" eine Praktikantin ist, habe ich trotzdem gerade eine nette Kollegin, die auch länger dasein und in den normalen Betrieb übernommen wird (was ich eh sehr toll finde!), und auf Dauer möchte ich micht doch zumindest reziprok verständigen können. Fingeralphabet habe ich schon bißchen geübt, komme ohne nachzuschauen bis D. Aber das Spannendste, und das fand ich aber schon beim Lernen für Entwicklung, ist doch, daß Gebärden alle Straftatbestände gesprochener Sprachen erfüllen, sowohl in linguistischer als auch in entwicklungspsychologischer Hinsicht. Gebärden sind also keine Krücke, um mittels Pantomime Anliegen zu verdeutlichen, sondern genauso zu behandeln wie die genauso unverständlichen Formen des Ungarischen. (Und die Braille ist ja auch nicht besser - neuerdings, aber unabhängig von dem Gehörlosenereignis, stehe ich gerne im Fahrstuhl und versuche mir auf den Tasten die Zahlenbraille einzuprägen... okay, das ist offenbar ein Zeichen für jetzt kommt gleich eine Zahl, und bei 1 ist auch ein Punkt, bei 2 zwei, bei 3 drei im Winkel, bei 4, und da hörts eben auf, weil man es sieht, aber mit geschlossenen Augen nicht ertastet, sinds immer noch drei, nur anders angeordnet, usw.)

Morgen will ich meine neue Kollegin mit dem ABC erfreuen, im Fingeralphabet, und mehr als ABC wird es auch nicht werden.

P.S. Man gucke sich nur die Gebärde für Faktorenanalyse an, und schon weiß man bescheid.