Sonntag, 22. März 2009

Morgen: die Schlange. Und ich: voll das Kaninchen

So komme ich mir jedenfalls vor: die Schlange namens pädagogische Psychologie hat mich bis in die intellektuelle Katatonie hypnotisiert, und ich starre bloß die Schlange an und warte starr auf den Moment, wenn sie mich verschlingt.

Im Ernst kann ich wie stets weder Quanti- noch Qualität des Gelernten angemessen einschätzen, so daß ich überhaupt keine Ahnung habe, ob ich genug und/oder richtig gelernt habe. Trotzdem ist da ein neues, anderes Gefühl, das sich parallel zur katatonischen Intellektlähmung eingeschlichen hat, nämlich eine gewisse Gelassenheit gegenüber dem Konstrukt Prüfung, und das, obwohl es im Grundstudium während der präklausuralen Belastungsphase immer noch den einen, das Trauma aufweichenden Gedanken "... aber wenigstens nicht mündlich wie im Hauptstudium" gab. Die Gelassenheit ist nur allerdings nicht besonders sozialumfeldkompatibel zur Schau zu stellen, zumal man bei einem vermeintlichen oder tatsächlichen Scheitern ganz schön doof aus der Wäsche schauen würde. (Sowas mit Ansage wie bei Physio damals würde ich nie wieder machen!) Ich mag mich vorher nicht mal festlegen, ab wieviel ich wiederholen würde.

Hier wird dann erstmal nix mehr passieren, alldieweil ich die Ostküste Rügens inspizieren und anschließend der Hauptstadt einen verspäteten Neujahrsempfang bereiten werde.

Und das gibts hier auch:

Wenn man im Stechschritt die Oststraße heraufmarschiert wg. Straßenbahn (und dabei überlegt, wann man eigentlich zum letzten Mal in Bielefeld einer Straßenbahn hinterhergestapft ist, seit man zentral mit ebenfalls zentral befindlichen Sozialkontakten wohnt) und dann an der Ampel schon die Bahn queren sieht, während man selbst Rot hat und trotzdem schon fast den Fuß aufm Damm hat, aber da kommt noch ein Taxi und dahinter ein Auto - und findet sich fast schon mit der davonfahrenden Bahn und dem Taxi ab, und dann bemerkt man, daß das Taxi mitten auf der Kreuzung bremst und Lichthupe gibt, daß man schnell zur Bahn rüberrennen soll... dann rennt man keine vier Wochen später keine 500 Meter entfernt wieder über eine rote Ampel und freut sich noch über diese unglaublich netten und zuvorkommenden Ostwestfalen, die Dinge tun, die in Berlin schlicht undenkbar wären. Und daß man die Bahn noch gekriegt hat.

Mittwoch, 18. März 2009

Sehen mit der Kniekehle

Gestern, beim Geburtstag der Chef-Entscheiderin, erzählte der frühere Methodentutor was von lichtempfindlichen Zellen in den Kniekehlen. Die Festgemeinde reagierte zunächst überrascht, ging dann aber schnell zur Diskussion möglicher Anwendungsgebiete sehender Kniekehlen über. Zum Beispiel könnte man viel bequemer bzw. zwei Bücher auf einmal lesen, und wenn man mit kurzen Hosen radfährt, bräuchte man keinen Schulterblick oder Rückspiegel. Unterm Strich hielten die anwesenden Herren und Damen Studierte Leute das ganze für eine Ente.

Aber niente. Alles pure Wahrheit, sagt Science.

Tja, dann roll schon mal die Hosenbeine hoch, Darling...

Montag, 16. März 2009

Ich bin ja sonst nicht schadenfroh, aber eben dann doch

Vorweg sei eine kurze Bemerkung über Zeit-Habgier gestattet.

Die Zeithabgierigen sind die, die die lebensverlängernde und -verbessernde Wirkung von Innehalten und Müßiggang nicht begriffen haben und daher bei jedem Verweilen, jeder Warte- und folgerichtig auch Verspätungsminute Gramfalten der Ungeduld und Rastlosigkeit ins Gesicht getrieben bekommen. Sie stürmen bei Rot über Hauptverkehrsstraßen, nicht ohne die entspannt Wartenden mit verächtlich vernichtenden Blicken zu strafen. Sie regen sich im Zug lauthals über fünf Minuten Verspätung auf und sagen dabei Bemerkungen wie Typisch Bahn und Das wars ja mal wieder. Sie drängeln sich in Schlangen vor und antworten auf höfliche Hinweise mit Ich warte schon so lange und ich habs ja so eilig. Sie stürmen unverzüglich den noch nicht ganz zum Stillstand gekommenen Zug, ohne die Aussteigewilligen aussteigen zu lassen. Schlußendlich, um diese beliebig verlängerbare Liste abzuschließen, verlangen sie in der Kaufhalle nach einer weiteren Kasse. Kurzum sind es recht unfreundliche Zeitgenossen, die einen selbst oft warten lassen, weil sie aus Angst vor der unverplanten Viertelstunde ihre Termine so eng legen, daß sie sich häufig abhetzen und doch zu spät kommen. Sie sind eben nur mit ihrer eigenen Zeit habgierig.

Eben war ich im Aldi, und der frühen Abendstunde angemessen war es voll. Vor den zwei geöffneten Kassen staute sich ein ansehnliches Knäuel Zahlungswilliger. Vergnügt beobachtete ich, wie aus der von mir präferierten Schlange ein Subknäuel ausbrach und sich frech an der dritten, unbesetzten Kasse tummelte - bislang hatte niemand nach einer weiteren Kasse gefragt oder geklingelt. (Anstellen, ohne zu wissen, was es überhaupt gibt, kannte man in der DDR. Anstellen, ohne daß überhaupt jemand kassiert, das gibt es nur in Ostwestfalen.) Jedenfalls lächelte ich mir schon schön ins Fäustchen. Hinter mir - weit entfernt vom eigentlichen Ort des Geschehens - fragte jemand den Waren verladenden Filialleiter nach einer weiteren Kasse. Antwort: Es sind zwei Kassen geöffnet. Frage: Und eine dritte? Antwort: Dritte Kasse kann ich nicht aufmachen. (Die Sachlage war also klar.) Ich lachte schon fast. Zumal es in der Schlange trotz unerfahrener Aushilfe oder was sie war recht flott voran ging. Das Subknäuel drüben packte derweil fleißig aus und forderte den einen Kassierer zum Klingeln auf. Währenddessen war ihre Urschlange schon so weit vorangerückt, daß sie eigentlich schon fast selber drangewesen wären. Alle in der Schlange grinsten sich inzwischen halbtot über die WG vom Knäuel, zumal sich inzwischen weitere Personen, dem Herdentrieb folgend, an der unbesetzten Kasse angestellt haben. Eine Weinflasche poltert zu Boden, zerbricht und verströmt ätherischen Dunst. Der Filialleiter kommt herbei und platzt bald. Jetzt gibt es Kopfwäsche, für den klingelnden Kassierer genauso wie für die dreisten Drei aus der Zeithabgier-WG, die dachten, sie seien schlauer als alle anderen. Inzwischen habe ich längst bezahlt und freue mich mit den anderen in meiner Schlange, daß wir auch mal geduldig fünf Minuten warten können, um unsere Tiefkühlwaren und Wasserflaschen zu bezahlen, und lache die dümmlich dreingrinsenden Zeitgeizkragen für ihre monströs vorangetragene Selbstgerechtigkeit und ihr öffentliches Auflaufen mit derselben aus.

Das war mal richtig gut.

Max Goldt, wer sonst, hat dazu mal gemeint: Wenn die Ampel rot ist, bietet ihm der rote Mann einen Zeitsnack an, und er knabbere den Snack gerne.

Dazu habe ich gleich noch eine schöne Geschichte:

Neulich wollte ich im Späti Wein kaufen. Während ich auswähle, kommt eine Frau rein und fragt nach Briefmarken. Der Kioskmann hat natürlich keine, aber ich. 55 Cent wechseln in Bar- bzw. Papierform die Besitzerin, das wars eigentlich. Ein hilfsbereiter Akt. Nun aber, die Weinflasche. Eigentlich ja 4,75 oder so. Sagt der Kioskmann: Ach, sagen wir 4. Du warst ja eben auch nett.

Mittwoch, 11. März 2009

Prioritäten setzen

Wir suchen ja gerade eine neue Mitbewohnerin, und wir sind weder in unseren Vorstellungen noch in den Ansprüchen zimperlich. Hauptsache, sie wirkt grundsätzlich volljährig und hat schon außerhalb des elterlichen Eigenheims gewohnt. Nun hat die Frau vom Montag heute abgesagt, weil sie das andere Angebot angenommen habe, und zwar, O-Ton: Es ist zwar nur halb so groß, und kostet auch mehr, und liegt auch nicht so günstig, aber da ist dieser große Parkplatz vor dem Haus. Bei euch ist es ja etwas ungünstig mit dem Parken. Ich sage: Hä? Du kannst das Auto doch an der Uni abstellen (abgesehen von: für 30 Öre aufm Hof parken bzw. Anwohnerparkausweis besorgen etc.), das machen viele, die hier wohnen und ein Auto haben. Sie: Ja, naja, aber... Naja, aber steckste eben nich drin, gottseidank.

Der Beschreibung nach muß es das Babenhauser Wohnheim gewesen sein...na, dann mal viel Spaß mit den 10 Kilo und dem schönen Blick auf den Parkplatz...das ist Lebensqualität.

Dienstag, 10. März 2009

... Gesamtzustand: U-N-G-E-D-U-L-D-I-G

Und zwar eher mittel- bis lang- denn kurzfristig gesehen... Wünschte ich mir früher noch eher eine Woche mehr zum lernen - trotz des bekannten Effektes, daß man dann eben eine Woche langsamer lernt, möchte ich es jetzt gerne hinter mich bringen. Einmal habe ich nicht das Gefühl, dem gefühlten Wissen über pädagogische Psychologie noch irgendwas hinzufügen zu können/wollen, andererseits möchte ich am liebsten schon morgen die heute gebuchte Ferienwohnung in der Villa Laetitia in Binz/Rügen einvernehmen und dort fürstliche Nächte verbringen, während die Tage der Besichtigung der Seebrücke, der Kraft-durch-Freude-Einrichtung Prora und der Umspurungsanlage im Seehafen Mukran gewidmet sein sollen. Bis dahin ist ohnehin mehr Zeit fürs Arbeiten als zum Lernen fremdbestimmt... und beim Arbeiten ist man derzeit mehr damit beschäftigt, ostwestfälischen Hausfrauen das Aktionsprinzip "Kauf 2 Zahl 1" verständlich zu machen (O-Ton: Nehmen Sie doch zwei davon, das kostet doch dasselbe!" "Nein, das kostet doch...äh...das Doppelte," "nein, ..."usw.) In der Bib gibt es neue Steckdosen, die aber nicht funktionieren, weil der Strom keine weiteren Steckdosen mehr hergibt. In der Mensa finden derzeit auch zwölf Personen mühelos Platz an einem Tisch, aber in der Stehcafete oben (wo es auch Espresso und sogar aber trotzdem auch richtigen Kaffee gibt) ist es voll wie im Wintersemester am ersten Vorlesungstag. In der Physiotherapie entdecke ich meinen Rücken neu, und dankenswerterweise scheint er sich über mein Engagement zu freuen. Im Buchladen entdeckte ich das Quittenbuch von Max Goldt, das ich einmal selbst bereits besaß, aber offensichtlich an falsche Freunde verlieh und nun nicht mehr kaufen konnte, weil: vergriffen. Aber fabelhaftes Antiquariat Weststraße Ecke Arndtstraße. Wetter wird kein Wort drüber verloren, Prüfung kein weiteres, Musik gibts nichts neues hier, Film: gestern (endlich, nach damals zwei bis drei Originalaufführungen im Kino, teils ohne Untertitel) Billy Elliott gesehen *schluchz**verzaubertsei*, Mitbewohnerin wird vielleicht die Frau von gestern, wenn sie hoffentlich morgen zusagt, ich weiß ausnahmsweise jetzt schon, wo genau ich zumindest am Morgen meines diesjährigen Geburtstages frühstücken werde (also der Ortsname ist noch nicht bekannt, aber das Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern, das einzige Bundesland außerhalb angestammter Wohnorte (Berlin bzw. NRW (und das auch nur einmal)), das mich je überhaupt schonmal zum Geburtsag begrüßen durfte), naja, mehr Neuigkeiten gibt es nicht.

Vielleicht sollte ich doch mal anfangen:


Theorieunterricht scheint ja nicht nötig zu sein, ein Sponsor umso mehr...


Mittwoch, 4. März 2009

Montag, 2. März 2009

Ach ja - und Liberec:

Wenn auch in aller Kürze:

Natürlich bin ich nachträglich vor Aufregung gestorben, als ich von Martin Schmitts Silbermedaille las... und ärgerte mich über meine Unfähigkeit, Wettkampfkalender zu lesen... was sich beim Teamwettbewerb wiederholte.. und da war die deutsche Mannschaft ja sowas von raus, das reicht noch für drei weitere Wettkämpfe... aber in dieser Konsequenz fand ich das fast schon wieder beeindruckend... und dafür Polen überraschend auf Rang 4, das ist doch ein guter Trost... bei der Süddeutschen stehen die ja eh nicht so auf Nordisch Ski, aber den Martin Schmitt, den können die gleich gar nicht leiden, somit habens ihm den 2. Platz nur als dem Glück geschuldet gegönnt, und der Ausfall vom Sonnabend, das war er natürlich auch ganz alleine ("Naumayer, Uhrmann und Hocke konnten den Patzer von Schmitt auch nicht ausbügeln" - abgesehen davon, daß Schmitt natürlich letzter Springer war, haben sich die anderen , wenn überhaupt mit Ausnahme von Michi Uhrmann, auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert)... naja, Zehnter noch hinter Kasachstan und Frankreich, das ist schon was!

...und nun: Daumen halten!

Auch wenn es nicht "ich mach das mal eben schnell fertig" war, weil es schier Stunden dauerte, die Dateien entsprechend zu benennen und auf Vollständig- und Richtigkeit zu überprüfen, und außerdem lauter blöde Fragen im Online-Bewerbungsformular lauerten, und dann fehlte noch ein Photo, naja... das kann einem schon gute Teile der sonst so reichlich vorhandenen Geduld kosten und die soziale Umgebung in Betreuungsnöte stürzen, aber wenn man schon so viel eigene und fremde Energie in so ein Unternehmen investiert hat, gibt man nicht am letzten Formular auf. Aber hierbei wieder gedacht: die vollständige und umfassende Bewerbung für ein Stipendium sollte einen bereits zur Hälfte qualifizieren. Wen ich überlege, wie aussichtslos für mich eine Bewerbung bei einer der partei/gewerkschaftsnahen und/oder kirchlichen Stiftungen wäre, würde ich mir das sorgfältig überlegen, mir den Aufwand an die Backe zu nageln. So ein Motivationsschreiben schreibt sich ja nicht von selbst, ein engagiertes Empfehlungsschreiben will erstmal herbeigezaubert sein, und von den zahlreichen anderen Dokumenten wollen wir erst gar nicht anfangen. Das sollten die Stiftungsheinis mal bedenken, wenn sie die zu geringe Zahl an Bewerbern, an geeigneten Bewerbern vielleicht sogar, beklagen. Ein paar Stiftungen mehr, die weniger auf das richtige Parteibuch bzw. den passenden Taufschein schauen und dafür Kriterien bereithalten, die man auch während des Studiums noch erlangen kann - das wäre wirklich wünschenswert.

Wenn wir schon bei Werten sind, dann ist mein Lieblingsthema ja immer die Vorstellung, Kindern in der Schule "Werte" oder "Benimm" mittels entsprechender Unterrichtsfächer und/oder Kopfnoten zu "vermitteln". Jeder Poltiker und/oder Pädagoge, der dies gutfindet, sollte sich mal für zwei Wochen hinter einen handelsüblichen Kassentresen begeben und dort den kaufwütigen Mittelstand aushalten. Es ist schon fast ein Allgemeinplatz unter den Einkäufern, daß eine Kassenkraft die schlechte Laune des Kunden aushalten und freundlich erwidern muß, weil er ja ihr Gehalt bezahle. Darüber hinaus ist es absolut üblich, daß erwachsene Personen beiderlei Geschlechts ec-Karten frisbeemäßig über den Tresen schleudern und Kleingeld groschenweise neben die höflich-eindeutig hingehaltene Hand aufs Brett fallenlassen. Auf das freundliche "Einen schönen Tag noch" rotzen sie "Was?!?" zurück, falls sie nicht wegen eines dringenden Telephonats, im Rahmen dessen sie alle Anwesenden unfreiwillig in die Regelmäßigkeit ihres Zyklus einweihen, ohnehin völlig abgelenkt sind. Wenn man den aktuellen Kunden zuendebedient und auf uneingeleitete Enwürfe von der Seite (was ja zumindest dem entsprechenden Kunden gegenüber unhöflich wäre) nicht reagiert, ist man eine arrogante Zicke, aber wenn man selber nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Mitarbeiters genießt, weil der noch von anderen Vorgängen (die er sich in der Regel nicht aussuchen kann), dann ist Polen auch wieder offen. Kurzum: Basale Umgangsformen sucht man - nicht nur dort - im Einzelhandel (also in einem öffentlichen, für alle wichtigen Bereich) oft vergebens, weshalb es nur scheinbar naheliegt, entsprechende Unterrichtsfächer oder Noten einzuführen.

Die Prüfung naht, was an meinem Lernverhalten nicht unbedingt zu erkennen ist, eher sogar im Gegenteil rotten sich reaktante Strömungen in mir zusammen und verweigern die sonntägliche Zusammenarbeit. Ausreden gibt es immer, naja. Die Prinzessin sagt, es gibt ja nix zu verlieren, und es ist ja nur Päpsy. Wichtiger fast als die Prüfung ist der zeitgleich nahende Urlaub, der uns auf die schöne Insel Rügen führen wird. Hui, da fallen mir gleich soooo viele Sachen ein, die dann unbedingt betrachtet werden müssen - Kreidefelsen, Bora und Stralsund und eigentlich auch Hiddensee, mal wieder, nach fast zehn Jahren.