Donnerstag, 30. Oktober 2008

Hakiju - ??

Das ist unsere psychotherapeutische Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche, welche heute feierlich im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums in der Ravensberger Spinnerei eröffnet wurde. Schnell die Zusammenfassung der Vorträge: der erste Vortragende, offensichtlich der wissenschaftliche Ziehvater des jetzigen Ambulanzleiters, der, statt einer interaktiven, bunten Powerpointpräsentation eine andere Fähigkeit zeigte, nämlich eine schöne Rede zu halten. Das ist ja inzwischen etwas in Vergessenheit geraten, daß das mal als Tugend galt. Also eine schöne Rede, die daran erinnerte, nicht den Einzelfall aus den Augen zu verlieren, aber auch davon erzählte, wie nicht nur Studenten von ihren Lehrern und Patienten von ihren Therapeuten lernen können, sondern es auch umgekehrt zu wertvollen Erkenntnissen und Fortschritten kommen kann. Dann, ein Arzt, Kinderpsychiater am UKE, Professor für Kinder- und Jugendlichenpsychosomatik - im übrigen überhaupt nicht ärztlich-stoffelig wirkte, sondern die Gemeinsamkeiten von Psychiatern und Psychologen betonte (nicht ohne ein paar Krokodilstränen über das Aussterben der ärztlichen Psychotherapeuten zu vergießen) und überhaupt nett und kompetent interessante Dinge erzählte. Dann was unterhaltsames über ADHS, dann Pause, dann noch zwei Vorträge... (man sieht - ehe wieder kein Blogeintrag, dann lieber einen inhaltlich, der Zeit wegen, gekürzten)

In der Ambulanz selbst dann vom professoralen Catering angerichtete Schnittchen und Bouletten, wobei vor allem letztere besonders lobend erwähnt seien. Weiterhin lobende Erwähnung findet der außerordentlich kleidsame Anzug einer Person, die darin so gar nicht verkleidet, im Gegenteil sehr passend, schick und souverän gewandet ausgeschaut hat.

Sonntag, 26. Oktober 2008

Die Zeit kann mich nicht mehr verstehen

Schon wieder diese Zeitumstellung, die einen schnell und brutal auf das unvermeidliche Eintreffen des Winters einstimmt. Dazu passend regnet es sehr schön. Das Referat macht sich derweil von selbst. Auch schön. Mal sehen, was CK morgen dazu sagt.

Gestern zusammen mit den Lieblingskollegen den Geburtstag der weltbesten Sekretärin gefeiert, im Schlößchen am Niederwall, das rein baulich, aber auch in seiner aktuellen Zuständigkeit an das umgewidmete Klohaus aufm Boxhagener Platz erinnert. Hier wie dort können nämlich hippe Muttis den Latte-Macchiato-Nachschub sichern, während das Goldkind auf dem angrenzenden Spielplatz sozial interagiert. War sehr schön, nochmal mit dem Chef Rotwein zu trinken. Der geht nämlich weg und wird Professor in Duisburg, weshalb ich froh bin, schnell zu studieren, denn sonst hätte ich die Prüfung nicht machen können und wäre auch nicht Diplomandin bei ihm. Naja, Duisburg. Liegt ja am Rhein und hat den größten deutschen Binnenhafen, ist also theoretisch attraktiv.

Ansonsten viel zu tun, was teilweise erklären dürfte, warum es in letzter Zeit nur spärlich zu Blogeinträgen kam, die dann auch noch größtenteils unverständlich bleiben müssen, weil in Zeiten starker Beanspruchung mein ToM* ausgestellt bleibt. Nicht schön fürs soziale Umfeld. Über sprachliches nachdenken. Zum Beispiel darf man Partizipien nicht als Adjektive verwenden, aber viele tuns trotzdem. Obwohl ich von der Regel erst heute vormittag bei der Max-Goldt-Lektüre erfuhr, bin ich sicher, daß ich nicht dagegen verstoße, denn ich würde niemals etwas sagen wie der zurückgetretene Minister. Musik hören. Gut essen. Studieren. Referate machen. Übermorgen ein schlechtes über Beobachtungsverfahren, im Dezember ein hoffentlich tolles über zerebrale Anfallsleiden und neurologische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Morgen wird mir in dem tollen Päda-Seminar über Pflege- und Adoptivfamilien auch noch eins übergeholfen. Hoffentlich nicht bald, keine Zeit.

*ToM - theory of mind - sich eine Vorstellung davon machen, was die andere Person gerade denkt, und im Idealfall entsprechend handeln

Freitag, 24. Oktober 2008

Also gut, eh ich weiter am Referat bastele,

hier endlich der lange versprochene Hinweis bzw. die lange versprochene Richtigstellung:

Natürlich geben Damen in orangenen Anoraks niemals unqualifizierte Auskünfte, sondern haben selbst bei fachfremden Blatt-Baum-Zuordnungen stets die Nase vorn. Das einwandfrei identifizierte Blatt stammte ohne jeglichen Alphafehler zweifelsfrei von einer Linde!

Und auch ohne Anorak sind die Kenntnisse enorm: endlich weiß ich, wie man in Powerpoint Dinge in Minischrittchen verschiebt! Und trotzdem gelingt es nicht, die Linie sauber mit dem Logo abschließen zu lassen, weil die Uni ein Schlampenbüro von Graphikern mit der Entwicklung eines neuen Corporate designs beauftragt hat, und das solcherart heruntergeladene Logo verfügt, abgesehen vom blaulastigen Grün, über fransige Kanten und verwaschene Schrift. Toll!

Und jetzt fährts Taxi auch gleich, was soll's.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Ellinikós wràdi

Eigentlich wollte ich ja nur nett essen gehen, um rauszukommen und überhaupt uns mal völlig frei von jeglichem Belohnungszwang was gutes zu tun - und noch eigentlicher habe ich mich noch in Tübingen mit den anderen über das Konzept Überraschungsessen lustiggemacht, aber nun saß ich im Pallas Athene und konnte der dringenden Empfehlung des Hauses, die Überraschung zu wählen, nicht wiederstehen. Überhaupt ein Lokal, in welchem man sich, wenn man den Service im Café Berlin gewöhnt ist, fast schon aufdringlich bekellnert fühlt. Aber trotzdem nett. Und die Überraschung bestand vor allem aus all diesen kleinen, leckeren, griechischen Schnabulantien wie eingelegter Feta mit Oliven, Tsatsiki, gegrillte Zucchini, Rucola mit Datteln sowie, im Hauptgang, Spieße, Lammfilets, Octopus usw. Unglaublicherweise platzten wir nicht, mußten jedoch den Nachtisch, egal woraus er bestanden hätte, gegen Ouzo tauschen.

Ziemlich gut dabei, auch wenn wir dadurch den schon im Vorfeld heftig umstrittenen Tatort verpaßten, daß das Ganze drei Stunden dauerte und insofern dem kontemplativen Charakter eines solchen Gelages eher entsprach als die sonst übliche Abfertigung am Band. Freilich sah es, aufgrund der beinahe winzigen Tellerchen, auf denen die Köstlichkeiten gebracht wurden, gar nicht wie ein ausuferndes Gelage aus, aber trotzdem fühlen wir uns grad wie nach der Absolvierung eines solchen.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Draußen Regen, drinnen Sommer vorm Balkon

und jetzt Leonard Cohen.

Zu schnell schlafen, zu früh aufstehen, zur Uni wg. Supernanny, zum Essen Salat und Geschnetzeltes, zuviel Kaffee, zuviel Nachdenken, zu kalt im Büro, zuviel Gefruckel an den blöden Skalen ausm NEO, zu langes Warten auf den Feierabend, zu schöne Musik im Auto, zu schön überhaupt das alles; richtiges Vorhersagen von Feedbackgesprächsinhalten, gelungene Improvisation am Herd, spontanes Berlinern schon drei Minuten nach Filmbeginn.

Komm ich endlich leider nach Haus, werd ich aufm Heimweg dumm angequatscht, hör ich aus den Fenstern die einander überlagernden Geräusche diverser Westend-Party-Vortrinkveranstaltungen, find ich einen pissigen Kommentar zum Supernanny-Artikel, und ich denke, hej, wenn man sich nicht die Mühe macht, mehr als einen Artikel zu lesen, dann soll man auch keine blöden Fragen stellen, die sich dann nämlich von selber beantworten würden, müßte man gar nicht weit zurückblättern.

Semester beginnt endgültig, gibt viel zu tun, Referat vorbereiten zum Beispiel, Empra vorbereiten, Prüfungsvorbereitung einläuten. Uni ist voll, das nervt, aber man trifft viele Bekannte wieder, das gefällt mir. Herz und Kopf sind voll, das nervt manchmal auch, aber meist ists okay, und jetzt grad sehr. Kopf arbeitet zuviel, aber das ist ja immer so. Herz steht da und schaut zu und freut sich. Das ist nicht immer so.

Die Supernanny, die nicht als Supernanny kam, und trotzdem den Audimax bis unters Dach füllte

So sah's von oben aus... Katharina Saalfrank, dem Fernsehpublikum, mir mithin nicht, landauf, landab bekannt als Supernanny, gab sich und der Uni Bielefeld in einem öffentlichen Gespräch die Ehre. Natürlich müssen Psychologen da hingehen, allein schon um die gewohnten Vorurteile gegenüber Pädagogen nicht nur aufzufrischen, sondern sich auch zum wiederholten Male bewußtzumachen, daß es sich nicht um Vorurteile, sondern um pure, objektive Wahrheit handelt.

Ganz hinten, ganz oben standen wir, die schützende Wand im Rücken, und schämten uns für den Pädagogik-Professor fremd, der zehn Minuten benötigte, um im Grunde nichts weiter zu sagen als Guten Tag, ich freue mich über Ihr zahlreiches Erscheinen, wir alle freuen uns über die Bereitschaft von Katharina Saalfrank, mit uns hier öffentlich zu diskutieren, viel Spaß - mit den üblichen Floskeln und Leerwörtern und Pädagogensprech about absolutely nothing. Was die Pädagogin Saalfrank angeht, erschien sie mir recht sympathisch, engagiert, kompetent und authentisch zu sein - das Päda-Sprech hatte sie allerdings auch drauf, zumindest prosodisch.

Und sie sagte einiges lustiges.
Das ist ein ziemlicher Horror hier für mich, das mit euch zusammen anzugucken (nachdem ein Ausschnitt aus der Sendung gezeigt wurde, in welchem ein Realität gewordener Alptraum von Wohnung als Kulisse für ebenso alptraumhafte Mutter-Kind-Kind-Kind-Szenen auftrat).
Das ist kein typischer Ausschnitt aus meiner Arbeit, das ist eher ein typischer Ausschnitt von RTL.
Supernanny - das ist kein Beruf.
Wir müssen alle irgendwie unsere Arbeit legitimieren, auch der Herr Professor hier neben mir (woraufhin die Officemate meinte, Ja, aber das dürfte schwerfallen).
Und was das dann auf einmal war - der stille Stuhl, die stille Treppe, der stille Ort, der stille Keller - das war furchtbar (über die Macht des Schnitts).

Nach einer halben Stunde mußte man da allerdings einfach rausgehen.

Montag, 13. Oktober 2008

again in town: the semester starting group

Voll.
Zappelige Zeitgenossen, die schon während der Semesterferien beim hinter-Pädagogik-Studentinnen-herlaufen schier wahnsinnig werden, stehen jetzt kurz vor der stationären Behandlung. Es gibt zwar wieder alle Essen, aber es ist auch sehr voll. Viele Erstis wollen ihre Mensakarte abholen und stehen dabei im Weg herum. Überall trifft man lange verschollen geglaubte Bekannte. In der Studienberatung geht es drunter und drüber, weil gleichzeitig enormer Beratungsbedarf besteht ("Plötzlich war da das Hauptstudium da, und ich weiß gar nicht, wie das geht") und die Erstifahrt nach Altenmelle heute losging, also Tohuwabohu in der Unihalle. Zu allem Überfluß die Bachelorstudierende-auf-Empiriepraktika-schnell-verteil-Aktion, bei der ich Glücksfee spielen durfte.

Erste Empörungen über überfüllte Seminare...

Wetter wieder so schön - wie im letzten und vorletzten Jahr. Gülden Hörbst. Aber eben morgens dunkel, abends stockdunkel, die Freizeit findet jedenfalls nicht bei Tageslicht statt. Schade, daß der Freizeitanteil im Moment eigentlich ziemlich hoch ist. Nachdem ich festgestellt habe, daß ich in den nächsten anderthalb Jahren grad zwei Prüfungen machen werde, hat sich mein Stundenplan doch merklich ausgedünnt, obwohl immernoch die beiden an sich auch nicht nötigen klinischen Vorlesungen drinne sind. Seminare kann ich auch später machen. Was mich grad am meisten umtreibt, ist dieses Pflege- und Adoptivkinderseminar beim Jopt, bei dem ich die Pädaprüfung glaub ich auch gerne machen würde, weil mich der Bezug zum Familienrecht viel mehr interessiert als die Frage, wie man die Lernumgebung an Hochschulen für Studierende motivierender gestalten könnte.

Auf jeden Fall bin ich in diesem Jahr genug gereist. Übern Daumen gepeilt bin ich 11.300 Kilometer Fernstrecken gefahren bislang, bis auf ca. 1.000 Kilomter nach Nürnberg alles mit Eisenbahn. (Den Flug nach Kreta habe ich gar nicht eingerechnet, weil der eher weniger lang als die Fahrt nach Tübingen gedauert hat, womit das Fliegen aufgrund irrealen Realitätsabbildes raus ist.) Beim Nachrechnen eben war ich selbst beeindruckt! Aber allein Berlin ist eben immer schon 800 Kilometer hin und zurück. Vielleicht fahre ich ja zu oft nach Berlin, naja, in diesem Jahr fahre ich, abgesehen von Weihnachten vielleicht, einmal noch, und dann nicht allein und wohl auch nicht Zug.

Das Empiriepraktikum wird aus Gründen eine echte Herausforderung, aber, und vielleicht grad deswegen, da freu ich mich drauf. Und der Chef legt großen Wert darauf, mich weiterhin irgendwie zu beschäftigen. Und stellt mich auch assoziierten Mitarbeiterinnen als Diplomandin vor, obwohl da ja außer einer allgemeinen, gegenseitigen Willensäußerung noch nicht viel passiert ist.

Großes Thema, und in der bewußten Evaluation eher neu, ist derzeit die Emotionsregulation. Impulskontrolle, aber gleichzeitig nicht über jeden Zug, jede Geste bezüglich Angemessenheit und zuungunsten Authentizität nachdenken; dem Zweifel standhalten und dem Gefühl, das richtige zu tun, nachgeben; gelassen sein und gleichzeitig sicher. Umwelt sagt Ja.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Zugfahren, Retraumatisierung in Ba-Wü, nettes Wiedersehen, erste Veröffentlichung als Erstautorin, erfreuliche, aber unliebsame Neuigkeiten und mehr:

Donnerstag:
Wir fahren mit dem Semesterticket bis Köln. Dorthin gelangt man mithilfe zweier Regionalexpresse mit Umsteigen in Hamm/ Westfalen. Ab da fährt man durch eine seltsam anmutende, teils mondige, teils versiedelte, aber oft auch schön anzusehende Landschaft. In Wuppertal bewunderte ich die geschickt über einem Fluß (Wupper?!) angebrachte Schwebebahn. In Hagen bewunderte ich die bombastische Bahnsteighalle. In kurz vor Köln fiel mir erstmalig auf, daß Leverkusen offenbar eine Art Vorstadt von Köln und nicht, wie bislang aus unbekannten Gründen angenommen, irgendwo am Rhein, also weiter oben am Rhein (auf der Karte unten!), bei Ludwigshafen oder so, befindlich ist. In Köln fährt man imposant über den vorbildlichen Fluß direkt in den Hauptbahnhof hinein, aber man könnte auch meinen, daß man direkt in den Dom hineinfährt, weil der praktisch nahtlos direkt neben dem Hauptbahnhof steht. In Köln verpaßte ich übrigens den IC nach Stuttgart um 30 Sekunden, weil mein RE zu spät war und der IC es überhaupt nicht einsah, auch nur weitere 30 Sekunden zu warten, eigentlich lächerlich, wenn man sich die Verspätungen sämtlicher anderer Züge des Moments so ansah. Aber egal. Ein netter älterer Herr, der am Fahrplan stand und sich zunächst darüber aufklären ließ, warum ich den Zug nicht einfach genommen hätte (Ha ha), war mir sehr gerne sehr überflüssigerweise beim Heraussuchen des nächsten Zuges (20 Minuten später - das ermöglichte mir immerhin, ein Photo vom Dom zu machen) behilflich. Und, oh Glück, es handelte sich dabei um einen jener seltenen, von mir schon früher in Berlin in völliger Unkenntnis des Inneren heißgeliebten alten ICs, die noch mit edlem Holzinventar und großzügig-bequemen Sitzen statt Pastelltönen und grobbeschichtetem Plastik aufwarten - wie aus einer längst vergangenen Zeit. Ich also: glücklich. Noch glücklicher durch: diese linksrheinische Strecke über Bonn, Koblenz (Lorelei), Mainz ist traumhaft schön. Im richtigen Zug für derartiges Reisen sitzend konnte ich immer nur eine Seite lesen, eine Minute auf den Rhein, eine Minute auf die Weinberge und die in Überfluß vorhandenen Burgen schauen und wieder eine Minute lesen. Lustigerweise fährt der Zug ohne Halt durch sämtliche verfügbaren Bahnhöfe Ludwigshafens durch, um auf der anderen Rheinseite in Mannheim zu halten. Ab Mannheim gab es teils unerwünschte Rekognitionseffekte - damals, Guten-Abend-Ticket, 0:00 ab Frankfurt/Main und dann noch 2:40 mit dem Interregio, der an jeder Milchkanne anhielt. Heidelberg, Vaihingen/Enz, Bietigheim-Bissingen usw. Gnädigerweise hüllte sich Stuttgart in Nebel, so daß ich die bescheuerten Fernsehtürme gar nicht richtig erkennen konnte. Auch sonst gab es kaum Rekognition, gut. Wieder mal eine verrückte Wohnung, Dusche in der Küche, Waschbecken im Flur, kein Korkenzieher, Musik über DVD-Player und Fernseher hören. Aber nett.

Freitag:
Den Chef vom Zug abholen, für eine Viertelstunde in der DB-Lounge verschwinden (Höhö) und was trinken, und dann den Zug doch fast verpassen, weil Gleisänderung nur klitzeklein am Fahrtrichtungsanzeiger drannesteht, aber (ganz im Gegensatz zur diesbezüglich vorbildlich bzw. fast schon penetranten Messestadt Hannover) nicht angesagt wird. Zug überraschend voll. Hält zwar nicht bis Reutlingen, ist aber trotzdem im Schneckentempo durchs Neckartal unterwegs. Dabei werden Neuigkeiten besprochen, die eigentlich gut sind, aber teils auch nicht. In Tübingen wird intuitiv, obwohl Wiedererkennen nach ca. 5 Jahren zunächst ausbleibt, der Kupferbau gefunden, ein Hörsaalgebäude, das frappante Ähnlichkeit mit dem Hörsaalgebäude in Marburg aufweist. Die anderen sind vorbildlich in der Mittagsvorlesung vom Karnath, und wir warten draußen in einer sehr brutzelnden Sonne. Dem schließt sich Essengehen an, und beim Symposium machen sämtliche Vortragenden eine extrem gute Figur. Abends nochmal Essen, schöne Bar, Schwierigkeiten mit der Emotionsregulation (teils gelöst), Heimspaziergang durchs Mondlicht.

Sonnabend:
Ich gehe mit den anderen zum Neun-Uhr-Vortrag von Wallesch über seltene und wenig bekannte neurologische Störungen. Bereue keine Sekunde lang das frühe Aufstehen, freue mich vielmehr darüber, daß ich, teils durch intensives Oliver-Sacks-Studium, von den meisten Phänomen schonmal gehört habe. Wallesch trägt gut, unterhaltsam und launisch vor, es macht Spaß. Danach ein Kolloquium über die Zusammenarbeit von Neuropsychologen und Ärzten, von einem unhaltbar arroganten Arzt geleitet, der von Zeitmanagement mindestens ebenso wenig gehört haben konnte wie von wohlwollender Behandlung des in Scharen in den Saal strömenden Publikums. Wahrscheinlich war er sauer, daß sich die Menge an Pharmaindustrie-Werbegeschenken auf einem Neuropsycholgie-Kongreß arg in Grenzen hält. Anstrengend: die Heimfahrt, und das obwohl ich bereits die letzten Sparzügel über Bord werfend bis Bielefeld im ICE fahre. Aber das Ding: in Mannheim bereits brechend voll. In Frankfurt Flughafen steigen aber dermaßen viele Menschen ein, die, den Gepäckmengen nach zu urteilen, gerade von einer sehr langen, sehr weiten Reise mit nur sehr wenigen Waschgelegenheiten zurückgekommen sind. Der Zug ist bis Köln unhaltbar voll, danach gehts, aber es dauert. Und auf den letzten 50 Kilometern fährt das Ding noch eine Viertelstunde Verspätung wieder herein, die er vorher schonmal losgeworden war. Aber gut: weltbeste Vomzugabholerin, und alles wird gut.

Sonntag:
Ausschlafen.
Frühstück (!) mit Brötchen (!!) und Sonntagszeitung (!!!) - wie wunderbar. Und dann Spazierengehen auf der Ochsenwiese und durch den herbstlichen Wald, dabei unqualifizierte Auskünfte erteilend ("Aha, die Dame im orangene Anorak hat gesagt, das Blatt sei von einer Linde!") und später im Bauernhausmuseum unter Verweigerung der Eintrittzahlung Kaffeetrinken und Kuchen essen, mit leider anstrengenden Gesprächsfetzen von den unfreiwilligen Tischnachbarn. Später geriere ich mich als Versuchskaninchen fürs Kinder-DIPS* und scheine weder unter ADHS noch unter Angststörungen zu leiden bzw. gelitten zu haben, aber naja, wie valide sind schon retrospektive Befragungen? Der sich daran anschließende Tatort (Kiel - Wasser, kalt, schönes Wetter, hübsche Psychologin) zeichnet sich vor allem durch Putzigkeit aus. Draußen scheint ein warmer, heller Mond, es ist gar nicht kalt, morgen früh wird es neblig sein und später schön werden.

Das Abstract für mein Poster ist in der Zeitschrift für Neuropsychologie veröffentlich und ist mithin meine erste, anführbare, zählende Veröffentlichung als Erstautorin (und überhaupt).

Mittwoch, 8. Oktober 2008

poster in press:

So, Baden-Württemberg und die versammelte Neuropsychologie können kommen! Bzw, ich fahr ja hin. Morgen. Unter strenger Ausnützung des ungewollten Semestertickets. Auf bislang unbefahrenen Bahnstrecken (also von mir!). Nach Stuttgart, auch noch. Naja, nach drei Jahren kann man sich ja mal wieder blicken lassen. Gestern ergab sich einiger Trubel, weil alle auf einmal schon am Sonnabend zurückfahren wollten. Ich ja auch, aus Gründen. So komme ich schon wieder in den Genuß, von der weltbesten Vomzugabholerin vom Zug abgeholt zu werden, und das auch noch mitten in der Nacht. Keine Stunde zu früh!

Wenn ich zaubern könnte, würde ich jetzt noch schnell den Kreta-Soundtrack brennen. Oder ich muß ein Lied weglassen. Da wäre zaubern natürlich eleganter...

Sonntag, 5. Oktober 2008

... und Musikneuigkeiten

In meinem Musikleben geben sich gerade vier Mix-CDs die Klinke zur Cochlea in die Hand. Die erste ist zauberhaft, sanft, zart und einschmeichelnd und enthält als letztes Lied das allseits beliebte Still sleeping with the lights on. Falls die CD zufällig für mich gebrannt worden wäre, hätte ich den Urheber auf der Stelle sofort geheiratet, ohne ein Ja-Wort abzuwarten, so schön ist die. Läuft rauf und runter. Die zweite ist die eine Hälfte vom Kreta-Soundtrack; die andere Hälfte harrt noch ihrer CD-Werdung. Die dritte ist ein Geburtstagsgeschenk und besteht aus einer persönlichen REM-Best of, auf der fast kein Lied ist, das auf der Best-of ist. Die vierte heißt Küchenhelfer und ist mir einfach so zugelaufen. Da sind feine Sachen drauf wie das innig geliebte I'm yours von Jason Mraz, Halt still von MIA und aber auch das urvertraute Weißes Papier von Element of Crime.

Dank eines üppigen Amazon-Gutscheins konnte ich heute darüber hinaus einen Haufen weiterer Musik ordern. Feist und Arctic Monkeys, die aktuellen Alben. Außerdem Just Jack und The Cardigans, und als Experiment White Plain T's, von denen das zauberhafte Hey there Delilah stammt, was durch CD-Kauf belohnt werden muß. Und zwei Bücher: Max Goldt, der Gute, und außerdem, und darauf freue ich mich, wegen weiterer Premiere, einen Katz&Goldt: Das Malträtieren unvollkommener Automaten. Hach.

Diverse Premieren

Über die wichtigste gibts nichts, aber dafür jede Menge anderes Zeug.

Neulich habe ich im Fernsehen (!) Popstars (!!) geguckt, und ich mußte nicht brechen (!!!), eher fand ichs totlangweilig. Warum nochmal gibt es solche Formate? Außerdem habe ich drei Filme gesehen, gut, zwei kannte ich schon, nämlich den schon so häufig angeschauten, daß die einzelnen Male nicht mehr differenzierbar sind, Das Leben ist eine Baustelle, mit einem jugendlich-langhaarigen Jürgen Vogel und einer Junggöttin von Christiane Paul, vom bloßhintrigen Armin Rohde und der sehr blassen, sehr müden Meret Becker ganz zu schweigen; ein Film, der nach einem Zwischentief für mich wieder DER Nachwende-Berlinfilm ist, mit all den Baustellen, die es doch damals wirklich überall gab, in jedem Altbau, an jeder U-Bahnstation, auf jedem Bürgersteig gab es Gerüste, Netze, Folien, Handwerker, Umleitungen, Provisorien usw. Und in den Menschen drinne eben auch. Zweiter bereits bekannter Film Good bye, Lenin, der als überhaupt ansehenswert eigentlich nur von den sehr guten Schauspielern gerettet wird. Wie schon nach dem ersten Mal muß ich leider feststellen: Story - Totalschaden. Was für ein guter Film hätte das werden können, wenn in der Geschichte die Mutter nach dem achtmonatigen Koma sanft und langsam an die sich vollständig geänderte Realität herangeführt worden wäre! Vielleicht hätte sie das wegen der Aufregung nicht überlebt, aber in dieser hirnrissigen Story vom DDR-Vorgaukeln und Gurken-Umfüllen und Nachrichten faken stirbt sie ja auch nach einem Jahr! Leider sehr, sehr inkonsistent und unglaubwürdig in sich, die Story. Daniel Brühl reißts ein bißchen raus, er ist auch zu putzig. Aber für Kino reicht das nicht.

Der bislang ungesehene Film war Das Leben der anderen.
Das ich ihn bislang nicht gesehen habe, liegt natürlich überhaupt nicht an meiner überhaupt nicht stark ausgeprägten Reaktanz! Ich erwähne das nur.
Oskargekrönt, kann und sollte der Film natürlich nicht ganz schlecht sein, und das ist er auch nicht. Allein technisch gesehen ist er sehr gut gemacht, folgt einer inneren Ästhetik, bietet sehr gute Schauspieler auf, hat eine in sich stimmige und gut umgesetzte Handlung und verzichtet vollständig auf jegliche ostalgisch anmutenden Elemente. Letzteres war in einer Zeit der Verherrlichung und Verwitzung aller möglichen Ostelemente sicher gar nicht so einfach und ist möglicherweise dem Umstand geschuldet, daß der vergleichsweise junge Regisseur aus Köln zu Recht der Meinung war, daß er von dergleichen keine Ahnung habe und es deswegen besser weglasse. Was an sich natürlich vorbildlich ist, weil ich keinen Bock habe, mir von irgendwelchen Westdeutschen die DDR erklären zu lassen, läßt den Film leider inhaltlich etwas blaß werden. Sicherlich kann die Situation eines überspannten und allzu mächtigen Geheimdienstes auch ohne raumgreifende Alltagsepisoden erzählt werden, aber damit blieb der Film für mich blaß und hätte überall spielen können, wo der Hauptfeind des Geheimdienstes nicht aus bewaffneten Paramilitärs, sondern aus reden- oder federschwingenden Intellektuellen besteht. Und warum der Schriftsteller von außen in einem der Karl-Marx-Allee-Vorläufer in Friedrichshain, von innen aber in einem Prenzlauer-Berg-Feudal-Vorderhaus residiert, ist auch nicht klar. War die Außendrehgenehmigung für Prenzlauer Berg teurer? Unterm Strich natürlich ein guter, aber unbefriedigender Film.

Weitere Premiere war und ist meine erste Obersee-Umrundung. Neulich behauptete ja jemand, er sei da in sieben Minuten drumherum gejoggt, früher. Da es aber Quellen gibt, die der kürzesten Strecke ca. 3 Kilometer zusprechen und gleichzeitig den aktuellen Weltrekord für 3000m mit 7:20 Minuten angeben (eine Zeit, in der ich allenfalls 1000m schaffen würde...), gab es Kicherbedarf. Jedenfalls bin ich in der nettesten dafür denkbaren Begleitung drumrumgelaufen, und wir haben so eine halbe Stunde oder etwas mehr gebraucht und sind nicht geeilt. Fazit: Pfütze! Als ich heute hörte, daß Hannover über einen "See" verfügt, der einst vom "Führer" (wenn auch wahrschscheinlich nicht persönlich) ausgehoben wurde, damit Hannover auch an einem anständigen Gewässer jenseits der Leine zu liegen käme, mußte ich schon schmunzeln. Dort, also in Hannover an jenem Betongewässer, fand heute der Depressionslauf statt, und der begann natürlich um 5 vor zwölf. Hach, ihr Organisatoren. Was soll das denn? Aber immer noch besser in Hannover als hier am Obersee: da würden ja, im Angesicht des "Gewässers", alle noch nicht Depressiven schlagartig die Seite wechseln.

Eine Premiere wartet noch auf mich: Poster, Sonnabend, Tübingen. Ich habe eines gebastelt und dem Chef zur Begutachtung geschickt. Ich hoffe, die bislang ausbleibende Antwort bedeutet nicht, daß er immernoch an den Korrekturen sitzt. Übrigens Bestandteil dieser ausstehenden Premiere: mein erster Besuch in Stuttgart, seit wir damals dank des Peters räumlichen Geschicks diesen Umzugswagen vollgestapelt und der unheimlichen Kesselmetropole den Rücken gekehrt haben. Ich war nie mehr dort. Wieso auch?

Premirös, dieser regnerisch beginnende Herbst.

Freitag, 3. Oktober 2008

Herzklopfen

Es ist nicht einfach nur ein Studienabschnitt vorbei, und der nächste beginnt. So wie im letzten Jahr mit dem Umzug in die Orangenkiste auch alles andere anders wurde, wird es in diesem Herbst, mit dem Vordiplom und nach einem halbwegs anständigen Urlaub auch nicht mehr so sein wie zuvor. Manchmal öffnen Fernreisen ja die Sinne, gut, dafür ist eine Woche zu wenig, aber trotzdem wurden mir in der Entfernung und der Nähe so wichtige Sachen klar, daß ich ab heute für einen sinnstiftenden Einsatz von Studiengebühren für Fernflüge inkl. CO²-Abgabe plädiere. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, aber aus der Distanz ist er ganz leicht vor der Bergkette zu erkennen.

Falls jemand nichts aus den aufgeblasenen Sätzen zu extrahieren vermag: hier passiert viel, aber ich erzähle nicht viel drüber. Später vielleicht, wenn ich endlich den Eintrag mit den Urlaubsphotos geschafft habe, was realistischerweise erst nach der Fertigstellung des Posters passieren dürfte, und da bin ich dann schon wieder fast unterwegs nach Tübingen, um den diesjährigen Reisereigen endlich mal abzuschließen.