Donnerstag, 29. März 2007

Postsozial

Da es meinem lieben Arbeitgebenden in den Sinn kam, mich ausgerechnet gestern zur Frühschicht antanzen zu lassen, konnte am Dienstag das Hinterunshaben einer weiteren Vordiplomsprüfung nicht ausreichend gewürdigt werden. Es war natürlich sehr toll, ausm Audimax rauszukommen und erstmal ausgiebig mit Sekt quasi übergossen zu werden. Über die Klausur selber gibt es nicht viel zu sagen - Herr Bohner hat sich zwar durchaus an seinen Prüfungsfragen orientiert, aber bei den Studien mal ganz tief in den Überraschungssack gegriffen. Das war kein dünnes Eis mehr bei mir, das war offenes Wasser - und das habe ich ihm auch in die Arbeit hineingeschrieben. Pech gehabt. Also Bestehen ist etwas fragwürdig, lassen wir uns überraschen. Abgesehen von der direkten Unterstützung vor Ort freute ich mich sehr über allerlei liebe und herzliche Erfolgswünsche per SMS und auf meiner Pinwand.
Gestern gab es dann nach dem Arbeiten einen ausgiebigen Bummel durch die sonnverwöhnte Stadt. Eine These des Lübeckers bestätigend, derzufolge man sich bei Kontaktarmut nur fünf Minuten auf den Jahnplatz stellen müsse, um Psychos zu treffen, gab es einige nette Begegnungen. Entspannt in der Sonne stehen, nicht an irgendwelche Prüfungen denken, und in der Tasche die fette Belohnung für die vergangenen drei Monate: The chemical brothers, Push the Button; Air, Pocket symphony. Die erstere läuft gerade - oh, toll! Hochkomplex, offensichtlich ein durchkomponiertes Album. Damit dürfte schon klar sein, wie die Ohrwuschel postsozial bestückt werden: diese beiden und dann das unlängst von mir verschenkte Keimzeit-Livealbum vom vergangenen Jahr mit Mensch Meyer; die Teutotrax bleibt; es wird vorerst nicht mehr geshuffelt.
Die andere Belohnung besteht darin, daß ich am 15. April zusammen mit fünf anderen lieben Leuten in Reihe 4 des Theaters am Markt Max Goldts Vortragungen lauschen werde, worauf ich mich schon sehr freue. Erfreulich erstaunlich finde ich, daß die ohnehin normalpreisigen Eintrittsgelder sich für Studierende tatsächlich nochmal halbieren, und zwar unkontingentiert. Falls jetzt wer denkt, das sei nichts besonderes: Als ich Max Goldt im September im BE lauschte, gab es nur eine begrenzte Anzahl von ermäßigten Tickets, und die haben auch mehr als die Hälfte vom Normalpreis gekostet. Aber wir sind ja hier in Bielefeld, und da ist alles anders, und das freut uns oft.
Am einzigen freien Tag heute verschlägt es mich noch zum G8 in die Uni. Es gibt eine Milliarde Anträge, die ich noch nicht gelesen habe, was ich gleich nachholen werde. Das wars dann mit postsozialer Freiheit: Bis einschließlich Sonntag wird gearbeitet, und am Montag gehts wieder los - zumindest das Empiriepraktikum startet pünktlich. Eigentlich wollte ich präpraktikal noch ein paar Sachen lesen, die ich aus bester Quelle erhalten habe, da ich ja ein bißchen früh dran bin und vielleicht ein paar Vorwissenlücken habe, aber das schaffe ich wohl nicht mehr.
Also die Scheibe ist wirklich gut.
[ergänzung: BE = Berliner Ensemble]

Keine Kommentare: