Donnerstag, 31. Januar 2008

In Regenbögen

Radiohead galt in den Kreisen, in denen ich Sozialisation erfuhr/suchte, lange Zeit als theoretisch toll, aber praktisch unhörbar. Hörproben bestätigten das oft. Daher befaßte ich mich lange Zeit gar nicht mit dem Werk von Radiohead, genauso wie ich mit dem Output von Sonic Youth oder Wolfgang Amadeus Mozart verfuhr. Erst kürzlich wurde mir im Gespräch mit dem Bruder eines Radiohead-Verehrers bestätigt, daß es ganze Platten gebe, die man eigentlich nicht anhören kann. Nun aber In Rainbows. Nachher ärgert man sich ja oft, und in diesem Falle muß ich mich selbst geißeln und für bescheuert erklären, daß ich das Album nicht auf dem völlig legalen Wege via Internet und Kasse des gegenseitigen Vertrauens erwarb. Aber nun, ich schwöre baldigen Kauf der CD zwecks nachträglicher Legalisierung des Besitzes dieser sphärischen, konzentrierten, unaufgeregten und sanften Musik. Nichts zum Tanzen, keine träumerischen Liebeslieder, und textmäßig geht es wahrscheinlich (ich habe das noch nicht überprüft, aber wer kann, der darf) um vergebene Gelegenheiten, um ungelebte Leben, um Unvollkommenheiten... und all das ist sehr anrührend, sachte und zurückhaltend intoniert. Kurzum - vielleicht paßt es auch gut zur momentanen Verfaßtheit und Stimmung, aber ich möchte dieses Album allen ans Herz legen, die unterwegs sind und mal eine Pause brauchen, die über mehr nachdenken als die aktuelle Superstars-Staffel, die mit Musik schweben können und wollen, für die Musik mehr ist als das Hintergrundgedudel beim Geschirrspüler-ausräumen. Trotz Zartheit steckt in In Rainbows mehr Kraft und Energie als in zwanzig Eurodance-Samplern. (Insofern erinnert es mich an die musikalische Gewalt von Portishead oder frühen Morcheeba-Sachen.)

Also: Kaufen, kaufen bzw: HÖREN HÖREN!!

Mittwoch, 30. Januar 2008

TeaP-Vortreffen [gestern]

Also, die TeaP wird ein Kracher. Topmotivierte, unausgesetzt albern kichernde und Rotwein in, wenn nötig, rauhen Mengen verdrückende Decision-maker in schwarzen T-Shirts mit dunkelgrauen Aufdrucken und entsprechenden Basecaps machen sich auf den Weg in die Jugendherberge von Marburg. Dort gibt es hoffentlich abschließbare Badezimmer und ein möglichst großzügiges Mehrbettzimmer für den Berlinabtrünnigen. Der Gesellschaftsabend wird genknickt ("Schön, dann spart man sich das Gelaber"), die Vorträge werden mittels Generalprobe geprobt ("Du wolltest ja nicht, dann bist du eben das kritische Ohr und hast jede Menge wertvoller Anregungen") und die Poster könnten eigentlich ein einheitliches Design haben ("Wir dachten da an Rosa"). Der etwas überaufmerksame Kellner scharwenzelte die ganze Zeit um uns herum, vergaß aber die Extraremoulade ("Wie, keine Mayonnaise? Dann hätte ich gerne noch so was Weißes wie das hier, nur ohne Grün") und den Ketchup, brachte Kölsch statt Cola und sparte nicht mit Bemerkungen wie "Ja, Sie sind ja öfter hier, das mach ich dann wieder gut." Zwischendurch gab es Exkurse, zum Beispiel zum Thema "Als ich damals im Fernsehen war." Wie sich herausstellte, waren fast alle schonmal im Fernsehen, und allermeistens im Zusammenhang mit HJMs Auftritten als Ritter des gläsernen Hirns bzw. als sein Stellvertreter, als er in Delmenhorst weilte. Laut wurde der Umstand beklagt, daß der Hauptkonfident für die Drehe am Magnetresonanztomographen Bielefeld zugunsten einer knapp attraktiveren Stadt den Rücken kehrte, woraufhin die anderen Hiwis notgedrungen den Kopf im Sinne einer Wissenschaft für den einfachen Menschen daheim am Schirm hinhalten müßten. Der Dreh, den ich übrigens absagte, wurde im übrigen komplett abgesagt, also, naja, dann hätte ich natürlich auch Ja sagen können... hab ich aber nicht, basta.

Der Rest ist unspektakulär. Nächste Woche schreibe ich meine Scheinklausur in Testtheorie, wenn ich die versemmel, schreib ich sie eben nochmal. Dann ist zwei Wochen Ruhe, bis zur Vordiplomsklausur. Dann ist gar keine Ruhe, denn in knapp vier Wochen möchte der Stoff für die Allgemeine I verinnerlicht werden, hehe. DANN ist Ruhe. Im Sommersemester kann ich machen, was ich will. Viel oder wenig, öd oder spannend, intensiv oder ausschweifend... mal sehen.

Montag, 28. Januar 2008

Mittagspause extended

Bei der Salatbar trotz Schnitzel locker unter zwei Öre geblieben und pappensatt. Illustrativ zum Essen gescheite Erläuterungen zu den technischen Nachteilen von Tiefkühlgemüsen. Ausgedehnte Berichte von glücklichen Kindheiten in ländlichen Gegenden mit Kühen und Schweinen und Pferden und dergleichen mehr. Beim Kaffee folgen ausgedehnte Betrachtungen der Vor- und Nachteile sowie Charmantitäten bestimmter Dialekte. Wörter, die es nur im Schwäbischen gibt, wie xelsse (marmelade). Sprachmelodien. Fragen wie "Differenzieren Sie zwischen 'b' und 'p'?" Antworten wie "'Überkompensation' heißt das wohl bei den Sprachpsychologen, wenn man dann wahllos an den unsinnigsten Stellen das stimmhafte 's' einsetzt."

Muß auch mal sein, so was, sagt gerade die Chefentscheiderin.

Sonntag, 27. Januar 2008

Schwimmende Streifenhörnchen

Im Café Berlin gibt es so ein längliches Aquarium, in welchem zwischen algigen Steinen Fische herumschwimmen. Die einen haben so eine Doppelschwanzflosse, die anderen sehen barschig aus. Die meisten von ihnen stehen quasi immer an der selben Stelle dumm herum und öden an. Einer aber war rechts oben an der Oberfläche unterwegs und schluckte Luft, die er später und tiefer quasi lautlos rülpsend wieder von sich gab. Es war zum Totlachen. Dann kam plötzlich von weiter hinten ein flosselndes Streifenhörnchen angeschossen und attackierte Rülpsi auf das heftigste. Später lag das Streifenhörnchen auf der Lauer wie eine zum finalen Sprung entschlossene Katze und wartete auf eine weitere günstige Gelegenheit, um Rülpsi wieder eins auszuwischen, da kam eine gelbe Erscheinung von links herbei wie die schnippische Ehefrau, gleichsam "na, liegste wieder bei Müllern auf de Lauer?" in den Raum werfend und wieder abzischend. Sofort hatte das Streifenhörnchen seine ursprünglichen Pläne vergessen und schwamm mit schuldbewußt gesenktem Kopf zurück nach links, während Rülpsi seinem zumindest fragwürdigen Tagwerk dicht an der Wasseroberfläche ungestört weiter nachging.

Der Tatort war bestimmt nicht annähernd so spannend.

Kurzüberblick

Tja, in der letzten Woche habe ich erstmalig einen Artikel zur endgültigen Druckreife gebracht. Letztes Korrekturlesen (erstaunlich, wieviele Setzfehler es gab!), zwanghaftes Zahlenüberprüfen, übergenaues Prüfen des Korrekturformulars (und ja, auch darin sind nochmal Fehler drin!). Vier Augen sehen mehr als zwei. Und dann endgültiges Absenden. Done.
Leider nicht mein eigener.
Dafür habe ich fürs Hiwitum endlich auch mal Geld bekommen. Komisch - ich freu mich natürlich über Extrageld, aber die Arbeit ist so interessant und bringt mir derart Erkenntniszugewinne, daß es mir gar nicht wie Arbeit vorkommt. Naja, um so schöner, wenn man mal Geld fürs Lernen bekommt. Kann man schöne Sachen mit machen, zum Beispiel zur Tagung experimentell arbeitender Psychologen fahren, für die ich mich gerade angemeldet habe. Jep. Es fährt also eine kleine Decision-maker-Delegation aus Bielefeld und der temporäre Berliner Ableger der Truppe dahin. Das verspricht interessant und lustig zu werden.

In zwei Wochen werde ich wahrscheinlich endlich mal wieder in der Hauptstadt sein; merkwürdig lang erscheint mir die unfreiwillige Abstinenz, wo ich im Dezember ja fast mehr dort als hier war. Also Februar, und dann auch gleich zweimal für jeweils länger. Und wehe, es ist im Februar nicht knackend kalt dort! Ich hatte erst einmal eine Mütze auf, so geht das nicht weiter mit dem Wetter!

Weitere Projekte: Ich bin gewillt, mich bei Villigst zu bewerben. Alte Pastorenbekanntschaften ausgraben, einen peppigen Bericht über das letzte Studienjahr schreiben, ein gutes Gutachten an der Uni bekommen, und es einfach versuchen. Mehr als ablehnen könnse ja nich. Wär nicht schlecht, so 525 Öre Stipendium plus Bücherchengeld... Dazu noch ein passender Hiwijob, und: läuft. Abwarten. Weiterhin wollte ich eigentlich Wohngeld beantragen, aber da muß ich erstmal beim Bafögamt rausfinden, ob die einem auch einen unbürokratischen Nullbescheid verpassen oder man tatsächlich selbst bei eklatantester Verletzung der Förderkriterien den ganzen Schmonz komplett durchziehen muß mit Elterneinkommen und dergleichen. Dann mach ichs nicht. Nicht für geschätzte 19 Öre. Tja, und dann will ich mir noch eine CD kaufen, weiß aber noch nicht, was für eine, und endlich die Uni-Bielefeld-Jacke, die ja eigentlich als Physio-Belohnung vorgesehen war, naja, das wird sie ja nun doch noch irgendwie. Denn der Note in der Klausur verdanke ich den Hiwijob, und diesem wiederum das erfreuliche Zusatzeinkommen, das sich (s.o.) neuerdings auf meinem Konto tummelt. Mehr Projekte? Ach ja, Statistik *gulp*. Läuft. Am Freitag habe ich alle Übungsaufgaben zur Regression gerechnet, also es wäre noch euphemistisch ausgedrückt, wenn man popeleinfach sagen würde. Es steht alles in der Formelsammlung! Unfallfreies in die Formeln einsetzen und korrektes Eingeben in den Taschenrechner, nun ja, das sollte man doch hinkriegen! Morgen rechne ich die Testtheorie durch. Bleibt A1*. Das ist wirklich blöd. Da bleibt nur, Prüfungsfragen zu lernen, und aus.

Jetzt ab ins Café Berlin, Schwesterherz.

* [A1: Allgemeine Psychologie I. Kognition (vulgo: denken) und Wahrnehmung]

Sonntag, 20. Januar 2008

Regen löst den Dauerregen ab

Ungelogen!
Am Freitagnachmittag irgendwann fing der Regen an. Ich saß im Diskussionsraum der Bibliothek und kann daher den Zeitraum nicht näher eingrenzen. Nach Lernende ging ich heim und zog für den ca. 50 Meter langen Weg zum Aldi die Allwetterjacke an. (Warum eigentlich nicht die Gummistiefel?) Auf dem Weg zur Party: Regen. Auf dem Heimweg: Regen. Morgens auf dem Weg zur Arbeit (inzwischen war ich froh, vorausschauend so viel abgenommen zu haben, daß mir auch die enge Jeans wieder paßt, die nicht immer so durch die Pfützen schleift wie die Schlaghosen): Regen, und danach Regen, Regen und Regen. Auf dem Fensterbrett Pfützen. Die leeren Bierflaschen auf dem Balkon bereits wieder halb gefüllt. Das Geräusch des an das Fenster klopfenden Regens weckt mich schon kaum mehr auf in der Nacht.

Apropos Geräusche: Im Moment höre ich abwechselnd die neue Radiohead und die neue Manu Chao. Beides gefällt. Manu Chao klingt ernsthafter und entschlossener als auf Clandestino (1998). Radiohead knüpfen einen unwirklichen, klanghaften Teppich aus Gitarren und Rasselinstrumenten. Zauberhaft und wunderbar.

An einem verregneten Sonntag kann man ja nichts weiter machen, außer die Vorbereitung für die kommende Klausur zu prokrastinieren. Darin bin ich ganz gut. Heute habe ich "Die Stadt der träumenden Bücher" von Walter Moers zuendegelesen. Das Buch hat mir gut gefallen. Eine Kultur, die sich nur mit Lesen und Literatur beschäftigt - das wäre natürlich was für mich. Sodann begann ich mit "Die Grasharfe" von Truman Capote - seit Jahren (oder zumindest mehr als einem Jahr) liegengebliebenes Geburtstagsgeschenk. Es sieht so aus, als hätte ich das auch demnächst verschlungen. Unter anderem findet sich darin eine erzählerische Perle: eine anrührende und doch mit großem Abstand erzählte Autobiographie (Kurzform; aber eigentlich ist alles gesagt).

Weiterhin habe ich (endlich!) meine Haare geschnitten und verfüge nunmehr zwar ungeplant, aber schmückend über eine voluminöse Locke, besonders auf der rechten Seite. Hab ein ganzes Stück abgeschnitten, damit es sich auch lohnt. Es ist leider so, daß ich ab einer gewissen Haarlänge immer nur mit zusammengespangten oder -gezopften Haaren herumlaufe, da ist so eine halbe Länge eigentlich netter, weil ich die Haare dann eher offen trage.

Bei Wikipedia gibt es diese Zufallsartikel-Funktion. Das ist was für mich. Auf diese Weise erfährt man ganz erstaunliche Dinge, vor allem über 528-Seelen-Käffer in Frankreich und Griechenland. Wirklich! Außerdem allerlei Vögel und Bakterien. Aber zwischendrin echte Kleinodien. Zum Beispiel gibt es eine Jahrhundert-Liste bei den Mathematikern. Eine Liste von sieben oder acht weltbewegenden ungelösten mathematischen Problemen. Eine Million Doller für den, der eines von ihnen löst. Klingt schonmal nach echtem Krimi, was? Aber es wird noch richtig interessant: ein verrückter russischer Mathematiker hat tatsächlich eines der Probleme gelöst ( = hat irgendeinen Beweis für irgendeine Vermutung führen können). Und was tut er? Er schreibt darüber im Internet, aber Fachzeitschrift - nö. Wissenschaftlich publizieren? No, Sir. Eine Million Dollar, einen angesehenen Preis (als Anerkennung seines Verdienstes) einstreichen? Njet, nietschewo. Im Gegenteil kündigt der junge Mann seine Stelle an irgendsoeinem Leningrader Institut für irgendwas und lebt von seinen Ersparnissen. Kein Gedanke daran, an renommiertesten Einrichtungen in den USA oder sonstwo schwere Dollars zu verdienen. Also, irgendwie gefällt mir der Typ. Offensichtlich nicht käuflich. Oder eben ein Mathematiker, wie er im (Vorurteils-)Buche steht. Danke, Wikipedia! Und danke auch für all die Artikel, bei denen man kein, aber auch gar kein Wort versteht!

Das wars vom Sonntag. Ich freue mich auf Mittwoch, jap.

Ach ja. Und falls der Regen mal aufhören sollte: Darüber würde ich mich auch freuen.

Samstag, 19. Januar 2008

kaioo und mehr:

Inzwischen tauchen auch in der Uni überall kaioo-Flyer auf. Die neuen StudiVZ-Besitzer wollen nun endgültig mit den Daten einiger Millionen User richtig Geld verdienen und haben daher die AGBs und die Datenschutzbestimmungen geändert. Diesen Änderungen (beinhaltend vor allem das Einverständnis, daß eigene Daten an mehr oder weniger unbekannte Dritte weitergegeben werden usw.) mußte man zustimmen, andernfalls das eigene Profil gesperrt und irgendwann auch gelöscht würde. Naja, für mich war das ein guter Anlaß, der Haßliebe StudiVZ (immer noch nicht endgültig) den Rücken zu kehren. Stattdessen bin ich jetzt bei kaioo.com zu finden, wo man ein fast bausteingleiches Profil erstellen kann, nur daß kaioo nichtkommerziell ist, was ich begrüßenswert finde.


Gestern weilte ich auf einer Mottoparty (das hätte ich früher auch nie gemacht!), leider frühschichtinduziert nur kurz. Das Motto war immerhin einigermaßen originell und lautete "Helden der Kindheit". In Ermangelung überhaupt irgendeinen Kostüms ging ich als McGyver - eine willkommene Gelegenheit, mit einer erstmalig seit 12 Monaten wieder passenden Jeans herumzulaufen. Das Taschenmesser kam eigentlich vor allem beim Bierflaschenöffnen zum Zug. Der ursprüngliche Plan, mithilfe des Taschenmessers und eines Kaugummis eine Atombombe zu basteln, mußte leider aufgegeben werden, weil die Rolle des Kaugummis nicht geklärt werden konnte. Aber das beste Kostüm hatte eh der hier:


Der Protagonist heißt Ralf. Als was geht er?


Nicht nur in Berlin gibt es scheints kilometerlange Flure. Nur, das kann man auf dem Photo nicht sehen, der hier in Bielefeld hat rechts drei Fenster. Das ist in Berlin eher unüblich.


Beim Kacheln eines Bades bereits an die Frage der Klopapierrollenaufbewahrung zu denken ist ebenfalls berlinuntypisch. Sieht allerdings beinahe annehmbar aus, diese Bielefelder Lösung, oder?

Das ist das, was Biene Maja auf dem Kopf trägt. Ich frage mich zwar, warum ausgerechnet die dicke, dumme Biene als Kindheitsheld herhalten soll, aber diese Bienenohren sind schon ganz lustig.

Trotz frühen Beginns verlief der Tag dann doch ganz annehmbar. Am Abend gab es eine dekadent-gelungene Pfifferling-Gorgonzola-Sauce nach K-M-2008 nebst Johnny Cash zum Trinken und jede Menge Jazz-Larik-Prosa und Radiohead (mir ist die aktuelle CD zugelaufen) UND, als wenn das nicht reichen würde, auch noch politisch verbrämte Diskussionen und Überlegungen, ob strategisch vorgehende Menschen weniger auf das Feedback in einer Entscheidungsaufgabe mit expliziten Regeln für Wahrscheinlichkeiten sowie Gewinne und Verluste angewiesen sein könnten und warum.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Das Konzept Salatbar

... sieht so aus: lecker Salat ohne Tomaten und Gurken, aber mit Thunfisch, Feta, Oliven und Sauce sowie mit Liebe, Senf und Weißwein zubereitetes Geschnetzeltes für 1,20 Öre (geht nach Gewicht, daher keine stark wasserhaltigen Gemüse!) plus Bratkartoffeln mit dieser süchtigmachenden braunen Tütensauce für zwanzig Cent macht: satt, ohne vollgestopft zu sein, und weniger bezahlt. Hmmm. Sieht so aus, als müßte ich mich künftig an der Salattheke anstellen oder zu unkonventionellen Zeiten essengehen. Eines der Menüs essen ist auf jeden Fall einfacher und unaufwendiger, aber nun, das scheint vorbei. Adé, panierte Schnitzel und langweilige Salatblätter!

Außerdem steht noch die Frage im Raum, ob ich im März (während der ohnehin knapp bemessenen Lernzeit) zur TeaP nach Marburg fahren soll. Aber ach - was soll ich denn da?

Dienstag, 15. Januar 2008

Gar nicht am Rande

Eigentlich hatte ich nicht vor, mich zu dem Thema überhaupt zu äußern, weil es ja hoffentlich sonnenklar ist, was ich vom Herrn Koch und seiner notorischen Unfähigkeit, einen anständigen, inhaltsbezogenen und auf Ergebnisse hinweisenden Wahlkampf zu führen, halte. Und daß Christian Pfeiffer nicht erst jetzt als kluger, weitsichtiger, wissenschaftlich denkender und handelnder Mensch auffällt. Aber nun las ich dieses Interview, offensichtlich eines von aber Dutzenden in den letzten Wochen, und kann es allen Lesern nur ans Herz legen. Für Interessierte gibt es hier als pdf einen Forschungsbericht mit entsprechenden Zahlen zum Nachlesen.

In die Röhre? Ich? Nää!

Umzingelt von den männlichen Koryphäen der Arbeitseinheit wurde mir ein Fernsehauftritt bei Galileo als Versuchsperson inklusive Verschwinden im Kernspintomographen und dortselbigen Lösens von Gedächtnisaufgaben vorgeschlagen. Ich überlegte kurz, dachte über soziale Erwünschtheit nach und lehnte dann ab. Ich will nicht ins Fernsehen, und ich will nicht in die Röhre! Nachher entdecken die da noch irgendwelche Zysten oder andere Auffälligkeiten in meinem Gehirn. Naja, ich bin ja nicht die einzige Hilfskraft, hehe. Zur Strafe mußte ich dann gleich lauter Bücher für den ChefChef kopieren.

Zum Lernen kommt man so natürlich nicht, und irgendwie bin ich auch dankbar dafür - schließlich bin ich, was Statistik angeht, fürchterlich unmotiviert, und da liest man natürlich lieber für Geld interessante, brandaktuelle Artikelchen (die ich, so ich meine Prüfung in forschungsorientierter Vertiefung in Physio machen sollte, was nicht ganz abwegig ist, dann sowieso kennen muß).

Über die kommenden sieben Tage kann man nichts anderes sagen als "Augen zu und durch", und dann kommt der Rockstar her.

Samstag, 12. Januar 2008

Stürnhürn

Abgesehen davon, daß acht Stunden in einem Hörsaal einfach anstrengend sind, selbst wenn es um etwas dermaßen attraktiv-interessantes wie das Stirnhirn geht, ist der Seminarbesuch für mich trotz, oder wahrscheinlich gerade aufgrund relativ umfangreichen Vorwissens sehr lohnend. Schön, daß wir nochmal über das Gedächtnis gesprochen haben; super der relativ umfangreiche Entscheidungsverhalten-Block, in dessen Rahmen mir endlich mal das berühmte (Nicht-)Modell aus dem Neural-Networks-Paper aus nahester Quelle (und auf deutsch) vernünftig erklärt wurde. Wenn ich mich daran erinnere, wie viele Stunden ich im letzten Jahr allein dieses Modell angestarrt habe, in der Hoffnung, relevante Informationen für unsere eigene Studie und später für den entsprechenden Bericht daraus abzuleiten! Furchtbar! Jetzt ist alles klar.

Unser eigenes Referat war auch ganz gut, sicherlich nicht Höchstklasse (im Vergleich zu den beiden klinischen Linguistinnen, die ein ganz formidables und kompetentes Referat zur funktionell-anatomischen Einteilung des präfrontalen Cortex bezüglich des episodischen Gedächtnisses hielten), aber solide und großteils von inhaltlicher Kompetenz geprägt. (Aus meiner geringen Referate-Erfahrung lerne ich zumindest klar und deutlich, Referate mit möglichst großer fachlicher Kompetenz zu halten. Das minimiert die Rest-Unsicherheit, die man ja selbst bei einigermaßen guter Vorbereitung hat und die sich auch immer auf die Performance während des Vortrags auswirkt.)

Da zumindest angeblich alle Seminarteilnehmer (männlichen und weiblichen Geschlechts) bereits die Game of Dice Task kannten, durfte ich als Vorführversuchsperson herhalten ("Du kennst die GDT schon so gut, daß du tatsächlich so tun könntest, als kenntest du sie gar nicht!"). Schade, daß ich die Reihenfolge, in der die Zahlen gewürfelt werden, nicht auswendig weiß. Damit hätte ich natürlich Furore machen können. Immerhin: MB war so nett, mich als 22jährig einzutragen, da hatte ich die Lacher auf meiner Seite, als ich Danke sagte.

Es war dann doch nicht nur Wiederholung und Konsolidierung: MB stellte auch den TKS - Test zum kognitiven Schätzen vor, dessen deutsche Version von ihm und Kessler und Markowitsch ist und über den er auch promoviert hat (Kognitives Schätzen bei Alzheimer- und Wernicke-Korsakow-Patienten). Interessanterweise hat, zumindest seines Wissens nach, noch niemand das Ding bei Parkinson-Patienten eingesetzt, obwohl es nach dem, was ich bei Oliver Sacks über das Zeit- und Größenempfinden von Patienten mit Morbus Parkinson gelesen habe, ziemlich interessant sein dürfte. Immerhin vermutet Sacks fremde und schwer vorstellbare Raum- und Zeitbezüge bei den Patienten und berichtet einige interessante Belege beispielsweise von Patienten, die keine stabilen Parkinson-Symptome zeigen, sondern (vermutlich auch abhängig von der Medikamentation) heute so und morgen so drauf sind (und dann am nächsten Tag auch einsehen, daß sie mit absolut winziger Handschrift irgendwas zu Papier gebracht haben, wobei ihnen im Moment des Schreibens die Schriftgröße absolut normal erschien). Für Sacks bewegen sich diese Patienten in einem gleichsam gekrümmten Raum, wie ihn Einstein sich wahrscheinlich vorstellte (und vor allem vorstellen konnte!), in dem unsere logischen, vermeintlich einfachen Gesetze von Raum und Zeit aufgelöst sind. Wie auch immer - das ist hochspannend.

Etwas überraschend, eher zu kurz und ebenfalls hochinteressant der Exkurs zu den Gehirnen von Straftätern, und mehr noch als die bloßen Informationen (die in "Tatort Gehirn" logischerweise eh viel umfassender beschrieben sind) entzückte mich mal wieder MBs sehr vorsichtige, extrem zurückhaltende, an unhaltbaren, glatteisigen Interpretationen sparende Sicht und Vermittlung der Dinge. Ja, man findet relativ konsistent vermindert aktive Frontallappenregionen bei Personen mit erhöhten Psychopathie-Werten bzw. antisozialer Persönlichkeitsstörung bzw. Mördern. Aber wie so oft weiß man nicht, was zuerst da war - ein vermindert aktives Stirnhirn, wodurch es zu antisozialen Verhaltensweisen kommt, oder die begangenen Verbrechen, in deren Folge sich das Stirnhirn in seiner Tätigkeit zurückgezogen hat? MB ruft da vehement zur Zurückhaltung auf, und das ist grade im Rahmen eines Seminars an einer Universität nicht nur angebracht, sondern auch vorbildlich.

Am besten, das nur am Rande, war der neuerliche Querverweis vom serotonergen System zum Zustand der Verliebtheit. (Serotonin-Minderungen werden bei einigen Störungsbildern berichtet: Major Depression, verschiedene Psychosen usw.) "Wenn man sich frisch verliebt, geht auch das mit einem verminderten Serotonin-Spiegel einher. Das heißt, man hat kurzfristig vielleicht ein paar angenehme Erlebnisse, aber langfristig läßt man sich auf etwas ein, das eigentlich nur irrational und bescheuert ist."

"Bei Suppe denke ich immer an flüssig."
"Die Patienten haben Schwierigkeiten, ihr Verhalten zu enthemmen."
"Jetzt bemühe ich mich mal um eine kurze Antwort: Ja, kann sein."

Freitag, 11. Januar 2008

Vom Tage

Heute gab es endlich mal wieder ausreichend Gelegenheit zum Kichern.
Blockseminar: Vorab obliegt es meinen Pflichten als Hilfskraft, schnell noch Texte für die Gruppenarbeit zusammenzukopieren. Einer der Texte ist allerdings ein Originalartikel aus Science, und mithin auf englisch. Große Bitte: Kannst du bitte dafür sorgen, daß du in Gruppe 9 bist, damit es keinen Ärger gibt? Jep. Phineas Gage, der olle Bahnarbeiter, dem auf einmal ein Stückchen VMPFC fehlte, woraufhin er nicht mehr der Alte war. Endlich hat man den berühmten Artikel auch mal gelesen und nicht nur davon "mal gehört".
Heute war ja vor allem Neuroanatomie dran, und MB hat sich eher einen Spaß daraus gemacht, diverse Kerne und Strukturen durch Zuruf identifizieren zu lassen. Dabei konnte ich mich selbst überraschen, insofern ich noch ziemlich viel Wissen spontan abrufen konnte. Auch der Konfident neben mir brillierte mit Einwürfen wie "Assoziationscortex; 5 und 7!" Irre. Also, für Physio haben wir prima und nachhaltig gelernt.
Satz des Tages allerdings (neben "Wir können ja ein paar Sulki raten", "Area tegmentalis ventralis... habe ich zumindest mental gehört" und "Aquäductus, das ist der 4. Ventrikel, der da nach unten... also das ist quasi das Abflußrohr"): Mit verschiedenen Methoden werden verschiedene Resultate erzielt, die dann mit verschiedenen Methoden überprüft werden können.

Jenseits davon gleichberechtigt ebenfalls Satz des Tages: Kann ich bitte erst Projektor machen? Und: Also, wenn man damals so eine Eisenbahn baute, dann grub man so ein Loch, und dahinein tat man dann Sand und das Dynamit, und das ging dann so, und ... (Jahre später) naja, intelligent war er noch, aber trotzdem anders. (How to explain Phineas Gage in a very few minutes!)

Morgen im Morgengrauen mehr vom Stirnhirn, und vor allem auch der eigene Vortrag über die Iowa Gambling Tast, naja, mal sehen.

Mittwoch, 9. Januar 2008

Eine Frage des Anstands?

Ein fiktiver Fall:

Ein Student in einem Bachelor-Studiengang blickt in sein Transcript und stellt fest, daß darin für eine Veranstaltung, die er nach zweimal hingehen nicht mehr besucht hat, die Note 1.0 verzeichnet ist, und fragt: Soll ich hingehen und versuchen, diesen Schein abzuholen?

Gibt es eigentlich noch mehr Leute, die darauf ganz klar mit Nein antworten würden?

Montag, 7. Januar 2008

Visuelle Nachträge von Ereignissen

Man stelle sich einen Bang&Olufsen-Laden vor. Nein - zuerst stelle man sich vier beschwingt durch die Bielefelder Altstadt spazierende Berliner vor. Es ist nachmittags, aber bereits dunkel, denn wir haben Januar. Plötzlich gerät ein Fachgeschäft für Hifi-Bedarf in den Blickwinkel. Man betrachtet etwas, das man fälschlich für Design-Aschenbecher hält, und kichert ob der Vorstellung, daß Gästen bei einer Party die gleiche Verwechslung passiert. Plötzlich zeigt der zwischen den Aschenbechern plazierte Bildschirm Lebenszeichen. In Ice-Age-Manier erscheint ein Viech, dem allerlei passiert. Wollte man sich, des fehlenden Tons wegen, erst noch gelangweilt abwenden, kann man die Szenerie doch nicht verlassen, sondern lockt mit dem ostelbisch-ausufernden Gelächter noch zurückhaltendes ostwestfälisches Publikum an. Also dieses Vieh hat erfolgreich eine Eichel erbeutet, geschossen, sozusagen. Dann findet es im Schnee, auf der Suche nach einer weiteren Eichel, dieses Roboterchen (offensichtlich vorher im Besitz eines in eine Gletscherspalte gestürzten und längst skelettierten Forschers befindlich). Das Ding ist nichts weiter als eine Zeitreisemaschine, und ich möchte jetzt all jenen, die in die Bielefelder Altstadt zum Bang&Olufsen-Laden stürzen, nicht durch Vorwegnahme der Geschichte enttäuschen; es sei gesagt, daß es sich lohnt.

Tja, so siehtse von weitem bei guten Lichtverhältnissen aus, die Sparrenburg. Oder, wie es wohl korrekt heißt, die Burg Sparrenberg. Sagt hier aber keiner.
(Die Burg ist das schornsteinartige Gebilde in der Mitte.)
(Bei Schornstein fällt mir ein: Stimmt es eigentlich, daß man hierzulande, wie mir vor ca. 8 Jahren ein angeblich Einheimischer (naja, aus Lippe) weismachen wollte, Schorns-tein sagt und nicht Schornschtein wie bei uns dort?)

Ja, kühn weht die Fahne der Stadt vom Turm der Burg hinunter, aber besteigen kann man ihn nicht zwischen November und März, da isser zu, und dann bleibt einem nurmehr das gute 5-Öre-Mineralwasser vom freundlichen Burgrestaurant ihres Vertrauens. Seufz. Wenigstens gab es dort oben am Sonntag wieder Nordseeluft. Wirklich! Je weniger ihr mir das glaubt, desto mehr glaube ich daran, daß ich recht habe! Salz! Algen! Kühle! Frische! Luft!!


Sone Burg wär schon nicht schlecht, würde Berlin auch ganz gut stehen. Der Müggelturm ist ja wohl kaum eine Alternative.

Samstag, 5. Januar 2008

Es geht wieder los

Das Buch für die nächste Prüfung ist eingetroffen:


Jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Adé, Sonntage. Auf Wiedersehen, lange schlafen. Das wars dann erstmal, Freizeit. Und dann auch noch Statistik! Sechs Wochen und vier Tage. Nun denn, sei's drum. Wir haben schon ganz andere Prüfungen geschaukelt. Aber da hatten wir auch noch kein Privatleben.

Freitag, 4. Januar 2008

Und die Bilder vom Jahreswechsel

Highlight in der gastgebenden Küche war sicherlich dieses Gerät:

Da fragt man sich, was das ist. Es ist ein REISKOCHER! Gosh! Ich weiß ja nicht, aber ich pflege mich bei der Reiszubereitung eines Kochtopfes und eines herkömmlichen Herdes zu bedienen, der in fast jeder Küche sofort zu finden ist... mit einigem Erfolg sogar, wie ich, ganz unbescheiden, anmerken möchte. Aber naja, der Stiefvater des Mitbewohners war eben lange Zeit Vietnamese gewesen, da kann man nix machen.

Mitternacht in Leipzig. Von den echten bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Connewitz haben wir erst am nächsten Tag aus dem Radio erfahren. Da wo wir waren, fand lediglich der übliche Wahnsinn statt.

Zwischendrin bekamen wir vom Rockstarbruder, seines Zeichens freiwilliger Feuerwehrmann, eine Privatführung durch die Feuerwache. Leider war ich nicht so schnell mit dem Photographieren wie der Feuerwehrmann mit dem Zeigen.

Und das war die Rückfahrt. Schneetreiben. Sowas von! Dann auch noch am Funkturm versehentlich abgefahren und infolgedessen durch die ganze Stadt gegurkt. Der Rest des Neujahrstages war dann Currykochen, Filme gucken.

Jetzt hat mich der ostwestfälische Alltag wieder.

Spaziergang durch nicht so bekannte Ecken von Friedrichshain

Zwischen Revaler Straße und der Bahn liegen allerlei verkommene, mit verfallenen Baracken und Garagen versehene Grundstücke. Auf einem befindet sich die schmucke Ausgehstätte Rosi's, auf den anderen dubiose Autohändel und dergleichen. Exemplarisch hier nun einige Bilder eines solchen Grundstückes:

Da läßt sich der Friedrichshainer nicht lumpen: Dach gibt es keines, aber Kultur muß sein!

Als stünde das Klavier in einem mittelbürgerlichen Haushalt, ist es sogar von einem schmückenden Gegenstand gekrönt:

Weiter gehts zum RAW-Gelände. Das besteht aus vielen kunterbunt durcheinanderstehenden Backsteingebäuden unklarer Funktion, einem mit einem Weihnachtsbäumchen gekrönten kegeligen Dingelchen und einer Skatehalle. An dem Kegelchen wird geklettert. An den Mauern finden sich Graffiti ohne Ende. Zwischendrin Gebäude, in denen offensichtlich gewohnt wird. Es herrscht eine aufbruchstimmige, kreative Atmosphäre. Passanten haben kleine Kinder und/oder Hunde bei sich.

Gegenüber des neuen Eispalastes (übrigens ein Monstrum, das eher an eine riesenhafte Ostseefähre denn an ein Stadion erinnert) sitzt man an der Spree. Diese war gar nicht von Wind gekräuselt, sondern nahezu glatt:

Man starrt auf die Häuser auf der Kreuzberger Seite, man überlegt, in welchem man am liebsten wohnte, es fällt einem ein, daß der Blick auf die Spree dann nach Norden ginge, und resümiert: dann lieber hier in Friedrichshain! (Nach dem Motto: Der Uferstreifen soll natürlich frei bleiben und nicht kommerzialisiert werden, aber so ein klitzekleines, aufgeständertes Häuschen...)

Mittwoch, 2. Januar 2008

slumming

Super Dialog:

- Ich liebe dich!
- Spinnst du? Du kennst mich doch gar nicht!
- Das ist auch gar nicht notwendig. Ich weiß das eben.

Empfehlens- und sehenswerter Film, das.

Dienstag, 1. Januar 2008

Und nun retrospektiv zu den Feierlichkeiten.

Das nutzt sich irgendwann ab. Wenn man nicht die überspannten Erwartungen von Jugendlichen oder Provinzstädtlern an Silvester hat, weil man inzwischen von der Wiederholbarkeit des Ereignisses (alle 365 Tage, manchmal 366!) weiß, dann wird es ja immer irgendwie nett, insofern man mit lieben Personen zusammen ist. Diese Erfahrung mache ich schon seit einigen Jahren. Da kann man dann auch spontan nach Leipzig zu relativ unbekannten Personen fahren, die mit aktuellen Herzensangelegenheiten verwandt sind. Den Weg dorthin zu finden ist für eine alte, geübte Pfadfinderin, die sich obendrein im Besitz einer Überblickskarte befindet, absolut kein Hindernis, höchstens eine Herausforderung angesichts der in Leipzig sehr präsenten und vorfahrtsberechtigten Straßenbahnen. Aber nun. Es gibt Chili. Die Sachsen trinken das gute Berliner weg. "Rednitzer" ist keine ernstzunehmende Alternative, wird aber trotzdem getrunken. Zur Mitternacht soll man irgendwo sein, aber da Damen immer noch gerne vor dem Losgehen nochmal pullern gehen, findet der Jahreswechsel mitten auf einer von Chinarestaurantinsassen beherrschten Kreuzung statt, wo demnächst der Bürgerkriegszustand ausgerufen werden würde, falls irgendjemand dort das Böllerfeuerwerk lebendig überstehen wird. Aber weiter. "Augustusplatz" die nächste Destination. Dort stehen sich die Parteien bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Der Rockstar hat nur so knallende Wunderkerzen, gottlob, so können wir in das Scharmützel gar nicht eingreifen. Stattdessen zieht es uns an einem grimmig schauenden, gleichwohl unterschiedslos Personen allen Alters, Geschlechts und Trunkenheitszustands hineinlassenden Türsteher vorbei ins Flowerpower, das, naja, nicht gerade nach Flowerpower aussieht, aber gerammelt voll ist (siehe Türsteherpraxis). Die Musik ist naja, ich bin es auch, und dank eines ganz und gar unweiblichen Orientierungsvermögens sowie eines mittelortskundigen Kumpanen lotse ich uns erfolgreich und ohne Umschweife durch mir bis dato völlig unbekannte Leipziger Straßen. Was ich nicht ahnen konnte: Die beiden Kombattanden lieferten mir noch unbezahlt und überraschend eine interessante theologische Diskussion über... nee, das führt zu weit.

So, das wars. [Fazit und Ausblick]

Das hat 2007 ganz gut geklappt:

1. Keine einzige Zigarette!
2. Vier Prüfungen.
3. Eine Gehaltserhöhung.
4. Erweiterung des Musikgeschmacks um Radiohead, Tegan&Sara, FooFighters, Tocotronic, The Kooks, The Killers, The Cardigans, Auspicium.
5. Wiederentdeckung von Coldplay, Nouvelle vague, R.E.M.
6. Schöner Wohnen.
7. Freundin unter der Haube.
8. Neue Freunde.
9. Neuer Freund.
10. Das Bloggen hier. Macht mir Spaß und den Lesern hoffentlich auch!