Mittwoch, 27. Februar 2008

Everything but A1

Eben noch am Überlegen, ob ich diese, ja, verhaßte! Prüfung abblasen und mich dafür vermeintlich oder tatsächlich wichtigeren Dingen zuwenden soll, demonstriert mir der Konfident mithilfe seiner eigenen Prüfungsfragen, daß dieses Kind tatsächlich mal mit wenig Aufwand schaukelbar scheint. Fragen zum visuellen System, zu Gedächtnis und zu Einsichtsproblemen kann ich ohne weiteres erschöpfend beantworten.

Also sitze ich lieber, zunächst beschäftigungslos, im Büro. Ich sortiere mögliche Lernmaterialien. Ich schreibe die untenstehende Rezension von Persepolis. Mein lieber Kollege erzählt mir von den Kümmernissen Frischverliebter und ihren entsprechenden Hautproblemen im Lippenbereich. Die Kollegen schleppen uns zum Mittagessen ab, in dessen Verlauf hauptsächlich die den Prüfungen zugrundeliegende Menge an Prüfungsstoff in Landau vs. Bielefeld sowie das sich selbst ein Bein stellende Procedere auswendiggelernter Prüfungsfragen diskutiert wurde, ohne daß ich auch nur rot wurde. Mein geschätzter Aufwand für die Physio-Prüfung wurde als "offensichtlich exzessiv" eingeschätzt. Naja, dachte ich dann. Sonst säße ich wahrscheinlich nicht hier mit euch.

Plötzlich trudelte richtig Arbeit rein. Mein scheinheiliges Angebot, als Ausgleich für mein andersarbeitsinduziertes Nichterscheinen bei der TeaP-Generalprobe diverse Poster und dergleichen korrekturzulesen, wurde prompt mißbraucht in Form eines "Bitte schau Dir das mal kritisch an und korrigier was immer Dir auffällt. Bitte nicht von der Farbe erschrecken lassen [...]" Für meine Arbeit an diesem Poster habe ich ein fettes, positives Feedback bekommen samt Ausblick: 1. Du stellst bald auch mal eins vor, 2. ein richtig gutes, das nicht von einer drittsemestrigen Hilfskraft zurechtgefummelt wurde, 3. Danke!

Tja, der Plan, auf T3-2xx unentbehrlich zu werden, verwirklicht sich selbst, und das ganz ohne spürbaren Aufwand für mich. Ich finde es ja schon grenzwertig, dafür überhaupt Geld zu bekommen (obwohl es nun auch nicht unirdisch viel ist), denn der Nutzen ist jenseits von kurzfristigen finanziellen Zuwendungen immens.

Naja, und des tut gut, des ausgesprochene Lob.

Aha, ja, insgesamt: Marburg/ TeaP kommt - Ticket ist gekauft.

Persepolis

Oder:
Was Sie schon immer über den Iran wissen wollten.
Marjane Satrapi, im Iran geboren und aufgewachsen, erzählt die anrührende, mitreißende und oft traurige Geschichte ihrer Kindheit in einem von Krieg, Diktatur und religiösen Wahn gebeutelten Land. Persepolis ist die äußerst gelungene Verfilmung ihres ebenfalls aufsehenerregenden, gleichnamigen Comics. Sehr schön gezeichnet, in klaren Bildern, meist schwarz-weiß, was die düstere Atmosphäre noch unterstreicht; dabei sind die Figuren so lebendig, daß es mir jetzt, in der Erinnerung, vorkommt, als hätte ich einen Spielfilm gesehen. Die große Stärke des Films ist freilich der freundliche Humor, mit dem die Figuren jenseits ihrer häufig tragischen Schicksale begleitet werden. So gerät man immer wieder ins Lachen, während man sich noch verstohlen die Tränen aus den Augenwinkeln wischt.

Hinterher gemischte Gefühle: wie gut geht es uns eigentlich - kein Krieg, kein Hunger, keine religiös-fanatischen Sittenwächter; in einer Diktatur fehlt einem die Luft zum Atmen; auch unter einer wie auch immer gearteten Repression bricht sich das Bedürfnis nach einem "normalen" Leben Bahn.

Im übrigen ein toller, wahrer Satz der umwerfenden Großmutter (im französischen Original übrigens von Catherine Deneuve gesprochen): Die Angst macht uns zu Feiglingen.

Das ganze genossen mit bestdenkbarer Begleitung im Intimes, dem schönsten und besten Kino Friedrichshains, ach was, Berlins! - in einem Multiplex und mit ohne oder den falschen Begleitpersonen hätte ich den Film eher ungern gesehen. Im übrigen auch schlecht geeignet für Personen, die eh schon in mieser Stimmung sind. Da kommen die witzigen Stellen nicht gegen an.

Dienstag, 26. Februar 2008

Merkwürdige Entdeckung:

Die komplette Musik des aktuellen Radiohead-Albums (inkl. B-Seiten) paßt wunderbar zu dem uralten (50er-Jahre) Stanislaw-Lem-Roman "Gast im Weltraum". Sphärische Klänge und hehre Visionen; Menschen, die den Weltraum erkunden wollen, aber zumeist mit sich und ihresgleichen konfrontiert sind - dazu kann man keine Popmusik hören. Geplante Weltraumerkundung, zumindest in den früheren Visionen, in denen digitale Technik noch undenkbar schien und deshalb nicht gedacht wurde, war genau so wohlkomponiert wie diese anrührenden, zarten und gleichzeitig energisch auf ihrem Recht aufs Dasein beharrenden Regenbogenklänge.

Montag, 25. Februar 2008

Schafe, Fußball, Zeichentrick

Dergestalt kann der gestrige Sonntag zusammengefaßt werden.

Der Rockstar predigte über das verlorene Schaf. "Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, so er deren eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste und hingehe nach dem verlorenen, bis daß er's finde?" [Lukas 15, 4] Danach Ortsbegehung am Strandbad Rahnsdorf. Der Müggelsee lag da wie Quecksilber. Am Strande lagen Muscheln und die Steine, aus denen die Hühnergötter sind.

In der Wilden Dreizehn gab es Bayern München gegen den HSV, ein mittelmäßig interessantes Fußballspiel mit zwei Toren und vielen Gelben Karten. Bundesligafußball, naja. Zuviel Routine für die Spieler. Ich freue mich schon auf die EM. Satz des nervigen, Statistiken erbrechenden Kommentators: "Hier wurde Luca Toni hart genommen."

Danach Persepolis im Intimes. Toller Film, Rezension folgt.

Sonntag, 24. Februar 2008

you knew that this would happen

Night falls and towns become circuit boards
We can beat the sun as long as we keep moving
From the air, stadium lights stand out like flares
And all I know is that you're sat here right next to me

We rarely see warning signs in the air we breathe
Right now I feel each and every fragment

This paper trail leads right back to you
You say you need me to step outside
You spent the evening unpacking books from boxes
You passed me up so as not to break a promise
Scattered polaroids and sprinkled words around your collar in the long run
Said you knew that this would happen

Well this is something new but it turns out it was borrowed too
Why does every let down have to be so thin?
Rain explodes at the moment that the cab door closed
I feel the weight upon your kiss ambiguous

You have to leave, I appreciate that
But I hate when conversation slips out of our grasp

You spent the evening unpacking books from boxes
You passed me up so as not to break a promise
Scattered polaroids and sprinkled words around your collar in the long run
Said you knew that this would happen

Two bodies in motion
This is a matter of fact
It wasn't built to last

Two bodies in motion
This is a matter of fact
It wasn't built to last

You spent the evening unpacking books from boxes
You passed me up so as not to break a promise
Scattered polaroids and sprinkled words around your collar in the long run
Said you knew that this would happen

The pounding rain continued it's bleak fall
And we decided just to write after all, after all

The pounding rain continued it's bleak fall
And we decided just to write after all

[books from boxes - maximo park]

Donnerstag, 21. Februar 2008

Hauptsache nicht verrechnet

So, Statistik gerockt. Mal sehen ob es gereicht hat. Immerhin wußte ich meistens irgendwas zu rechnen, und im post-Prüfungsvergleich mit den anderen scheinen sich zumindest einige Werte zu ähneln, also. Der Methodenexperte ist jedenfalls ein unterhaltsamer Prüfungsdurchführer.

Wenn man im Limerick ein kleines Guiness bestellt, bekommt man eine Art Spucknapf gereicht, in den auch nicht viel mehr Flüssigkeit hineinpaßt als in einen solchen. (Bild folgt vielleicht mal.) Ich habe da Holsten getrunken, das ist ja eklig! In der Stadt des Herforder-Regimes ein Alternativbier auszuschenken, das noch schlimmer ist als der Diktator selbst, das ist bescheuert. Nie wieder Limerick!

Ab in die, was Bier betrifft, demokratische Hauptstadt!

Dienstag, 19. Februar 2008

Eine richtige Entscheidung am Tag

Meine Gemütszustände alternieren seit einer Woche von Tag zu Tag, d.h. einem guten Tag folgt ein schlechter, darauf folgt wieder ein guter usw. Schön, daß es mir heute mal gut geht; nur blöd, daß ausgerechnet morgen die Prüfung ist.

In einer Ablenkungsphase, die ich im Büro mit Protokollschreiben zubrachte, wurde ich von der Arbeitseinheit ins Westend geschleppt. Dort gab es Cordon Bleu und allerlei Berichte von der heute stattgefundenen Physioprüfung sowie diversen mündlichen Prüfungen der letzten Tage. Auch Anekdotisches. Es ging also nicht um Normalverteilungen, t-Tests, Signifikanzniveaus und Gütekriterien. Vom Betafehler ganz zu schweigen. Es war herrlich. Danach habe ich nur noch rechnen lassen und gelegentlich, zur Veranschaulichung, Kurven aufgemalt.

Herr Stemmler meinte jedenfalls zu mir, als ich ihn heute morgen auf dem Gang traf, daß ich ja sicher gut vorbereitet sei und mich nicht sorgen müsse. Nicht daß er das irgendwie einschätzen könnte (und nicht daß das irgendwie stimmen würde), aber es hat mich doch auch aufgebaut.

Jetzt gehe ich einfach nach Hause, lese den nächsten Maigret-Roman zuende und lege mir den Bortz unters Kopfkissen. Morgen von 12 bis vier dürfen die Daumen gedrückt werden. Diesmal, ja diesmal muß man mir auch Glück wünschen.

Sonntag, 17. Februar 2008

Wenn Berliner* feiern

Gestern weilte ich auf der Einweihungsparty der WG meiner Schwester, welche sich ja für das Studium der Klinischen Linguistik entschieden hat und infolgedessen ebenfalls ein Domizil in der schönen Stadt Bielefeld bezogen hat. Bezeichnenderweise ist sie mit einer netten Dame aus Neuruppin zusammengezogen, also, der Hase läuft. Auf dem Fest waren vor allem Damen und Herren aus Berlin zugange, darunter auch Ehrenköpenicker und mein aktueller Untermieter der Friedrichshainer Butze, der mir auch sofort einen Schlüssel aushändigte. Sieht also so aus, als besäße ich demnächst gleich zwei Schlüssel zu entsprechenden Destinationen in Berlin. Jedenfalls, als ich bierinduziert schon längst meinen Heimweg antreten wollte, traf der Decision-making-Konfident mitsamt dem Geschichtswissenschaftler und dem StudBär und seiner Freundin ein, das war noch recht lustig. Hoffentlich fanden die mich auch noch lustig.

Wie es sich gehört, schworen sich die beiden Mitbewohnerinnen ewige Treue bis ans Grab.

Heute war dann frühstücken im Café Berlin angesagt. Da ist der Name Programm, dachte ich ja schon beim letzten Mal, als ich mit dem Rockstar hier war und wir beinahe verdursteten, weil die keineswegs ob der unübersichtlichen Gästeschar überforderte Kellnerin es zuwegbrachte, unsere Bestellungsbemühungen vollständig zu übersehen. Also. Wenn sonntagmorgens ca. zehn Personen in mein Restaurant stolpern, dann ist das doch so, als sei der Geldautomat auf autorun gestellt. Da muß man nur nett und freundlich, aber unaufdringlich Wünsche erfüllen. Der Rubel rollt dann ganz von selbst. Aber nun. Nicht genug Brötchen gebracht? Daumen in den Milchkaffee getaucht? Zuviel berechnet? Schnippisch bis besserwisserisch reagiert? Sieht nicht gut aus für eine Weiterempfehlung... Und dann das Ding mit der Apfelschorle. Ich bestelle eine. Kurze Zeit danach meine charmante Nachbarin auch. Es ist auf dem Photo nur mittelmäßig zu erkennen, aber die Farbe des Getränks war eine ganz andere! Wie geht das denn?

Nun aber zum unstrittigen Highlight des Wochenendes: Nette Personen haben bei ihrer Anreise aus Berlin das Kraftfahrzeug benützt und in diesem Zusammenhang Transportkapazitäten genutzt, um mir die erste Stereoanlage meines Lebens nach Bielefeld zu bringen. Einige Umbauarbeiten in meiner bescheidenen Hütte waren vonnöten, um das schwere Gerät in Stellung zu bringen, aber meine Ohren freuen sich bereits den ganzen Abend lang. Über die Aktivboxen am Laptop ist mir doch allerlei Hörgenuß entgangen, bislang. Und der Rums hinter der Anlage beschallt auch die ganze Wohnung. Also: Kategorie gut&schön. Und vielen Dank an den Schenker!


Der Rest des Tages: Halbherzig doch noch in die Uni und Vorlesungsfolien und Skript vom ersten und zweiten Semester angeguckt (mehr nicht). Dann kam der eine Konfident und bastelte einen Flyer, naja, da wars dann auch schon wieder vorbei. Also mal sehen - besonders viel gemacht habe ich nun ja nicht. Aber abmelden kann ich mich auch nicht mehr, also kann ich auch einfach mitschreiben und sehen, was dabei rauskommt. Gut gewappnet fühle ich mich nicht gerade, aber was soll das Gehadere. Gegenüber denjenigen vielen, die viele, viele Stunden gelernt, gerechnet und gebangt haben, wäre es schon unfair, wenn ich bestehen würde. Aber nun, so ist das nunmal.

* Es sind nicht die gleichnamigen Pfannkuchen* gemeint!

* Es gab gestern auch eine hiesige nette klinische Linguistin, die glaubhaft versichern konnte, daß sie die Zeitangabe "Dreiviertel zwölf" für schlüssig und verständlich halte. Das ist leider die absolute Ausnahme hier. Die meisten können sich zwar drei Viertel einer Torte vorstellen, aber nicht drei Viertel einer Stunde.

Samstag, 16. Februar 2008

Unverändert

Die Sonne scheint, die Februarkälte hat den Weg gefunden und läßt mich die Mütze rauskramen. In der Uni sind die Ferien ausgebrochen, was man vor allem an den fehlenden zusätzlichen Straßenbahnen und am noch mangelhafteren Mensa-Angebot merkt. Inzwischen habe ich es mir abgewöhnt, im Glaskasten die jeweiligen Produkte der Panadetechnik und Soßenverklumpung zu bewundern, und ich marschiere schnurstracks in die Salatbar.

Ich möchte nicht viele Worte über psychologische Methodenlehre und Statistik verlieren - ich bin einfach nur froh, wenn die Prüfung vorbei ist. Ich bin grad nicht so in Prüfungslaune. Und daß mich auf meine alten Tage nochmal die Wahrscheinlichkeitsrechnung einholt - ehrlich, das war das einzige, von dem ich mir nachm Abi SICHER war, daß ich mich damit NIE WIEDER befassen muß. Gut, da muß ich jetzt durch, und nachdem mir gestern die Konfidentin die Übungsaufgaben erklät hat, ist es schon besser geworden. Alles wird gut, hoffentlich.

Mittwoch, 13. Februar 2008

Von Minden über Feinbäckerei nach Friedrichsfelde

Mit dieser Tafel ist über Minden (Westfalen) tatsächlich alles gesagt. Stolz prangt sie am Bahnhofsgemäuer.

Vor solchen Feinbäckereien bildeten sich einst lange Schlangen, da es dort richtig leckere, hundertprozentig selbstgebackene und frische Schrippen gab. Nun sehen die Feinbäckereien alle so aus wie dieses Lichtenberger Exemplar, und statt dessen kaufen die Menschen in franchisierten Spätverkaufsstellen mit Ofenanschluß trockene, aus Fertigsubstanz zusammengerührte und im Hightech-Ofen aufgeblasenes Krümelwerk. Vasteh ick nich.

Bei Westwind wohnt man in Reinickendorf direkt in der Anflugschneise von Tegel. Das wertet die Immobilien bestimmt gut auf. (Hinweis: Auf dem Bild ist ein landendes Flugzeug versteckt.)

Die Wendeschleife der früheren Linie 13 am Blockdammweg. Interessant, daß erstens eine banale Wendeschleife der BVG als Privatgrundstück ausgewiesen wird, daß zweitens ein farblich degeneriertes Parkverbotsschild den Hinweis unterstützen soll und daß es drittens weit und breit gar keine Möglichkeit gegeben hätte, die vollkommen von Unkraut überwucherte und mittels eines Zaunes geschützte Wendeschleife zu befahren oder gar zu beparken.

Es war in Berlin so warm, daß sogar die Bienen aus ihren Stöcken herausgelockt wurden. Abgesehen davon habe ich auch schon sehr lange nicht mehr eine dieser farbenfrohen Hobbyimker-Hüttchen gesehen. Süß.

Lichtenberg, die Hochburg der internationalen Völkerverständigung, verschreibt sich offenbar dem Projekt einer Weltsprache. Außerdem zu sehen (links oben an der Brandmauer): Eine ins gefährlich tiefe Nichts führende Tür. Davon hatten wir zwei Tage zuvor viele in Schulzendorf gesehen und hielten das für eine Nordoderbruch-Marotte. Naja, Lichtenberger und Nordoderbruchler sind ja vielleicht auch im Geiste irgendwo verwandt, nöch.

Zur Abrundung des wochenendlichen Kulturprogramms besuchten wir den Zentralfriedhof Friedrichsfelde, wo auch große Teile der sozialistischen Prominenz beerdigt sind und auch immer die Karl-Liebknecht-und-Rosa-Luxemburg- Gedenkfeiern stattfinden. Beim Lesen der Namen an den vielen Gedenktafeln kommt es einem vor, als blättere man sich durch ein (Ost-)Berliner Straßenverzeichnis. Alles alte Bekannte.


Dienstag, 12. Februar 2008

All about Schulzendorf

Einer der Nachteile der brandenburgischen Gemeindegebietsreform besteht vermutlich darin, daß nun jeweils eine Großgemeinde bzw. Stadt über mehrere Dorfstraßen (Ernst-Thälmann-Straßen, Hauptstraßen) in verschiedenen, früher unabhängigen Ortsteilen verfügt. Wenn man also die Dorfstraße 23C in Wriezen sucht, diese aus irgendeinem Grund in dem früher selbständigen, nun Wriezen zugeschlagenem Schulzendorf vermutet und sich zum Behufe des Aufsuchens der höchstselbigen Hausnummer nach Schulzendorf bei Wriezen (Nordwest-Oderbruch bzw. südliches Nordost-Brandenburg) begibt, wird man feststellen, daß es sehr wohl Nummer 21, 22, 24 und 25 gibt, aber keine 23. Von 23C ganz zu schweigen. Nur Schelme und Verschwörungstheorien-Anhänger vermuten hier eine Verschwörung. Glasklar war, daß doch die 23 irgendwo sein müsse. Dorfbewohner zu befragen gestaltete sich ziemlich schwierig, da es entweder keine gab oder aber ein unterirdisches Tunnelsystem existierte, durch das die Schulzendorfer zueinander gelangten, oder sie gingen einfach nicht aus dem Haus. "Irgendwo dahinten" war die einzige, lapidare Antwort, die wir einer knapp Zwanzigjährigen mit gut sichtbaren Fettreserven zwischen Jacke und Hose entlocken konnten. Ganz so unpräzise war die Antwort denn auch nicht. "Irgendwo dahinten" gab es nämlich auch ein Lüdersdorf, ebenfalls zu Wriezen eingemeindet, und auch Lüdersdorf verfügte über eine stattliche Dorfstraße, die allerdings gut versteckt war. Die Lüdersdorfer Dorfstraße verfügte nicht nur über eine 23C, sondern auch 23A, B, usw. bis F. Wir waren also am Ziele.

Wenn in Schulzendorf die 23 nicht gefehlt hätte, hätten wir nicht fünfmal wie Falschgeld auf der Dorfstraße auf- und abflanieren müssen, begleitet von asthmatischen Gebell brandenburgischer Hofhunde und den raschelnden Gardinen hinter den kleinen Fenstern, von wo aus das arg merkwürdige Treiben offensichtlicher Großstädter stark beargwöhnt wurde. Im Nachhinein waren wir noch ganz dankbar, daß unser Kraftfahrzeug mit BAR und nicht mit B gekennzeichnet war.

Mittwoch, 6. Februar 2008

... und abgehakt [hoffentlich]

Obwohl es in der ersten Aufgabe eine m.E. etwas spitzfindige Gemeinheit gab (die ich aber offensichtlich aufdecken konnte), fand ich die Klausur nicht besonders schwer (alle Aussagen unter dem deutlichen Vorbehalt des Irrtums, d.h. "trotzdem nicht bestanden"). Also, das Vordiplom in Methodenlehre kann kommen (auch wenn ich in den nächsten sechs Tagen vermutlich nichts bis gar nichts dafür tun werde); mein mathematischer Sachverstand scheint auszureichen, um Fragestellungen in Formeln transformieren zu können.

Interessanterweise hätte ich ja nun die Zeit, in der ich nicht für die lineare Regression gelernt habe, obwohl ich dafür Zeit gehabt hätte, bereits für A1 nutzen können; hab ich aber nicht. A1 wird also zum Abenteuer. Wenn ich beim Konfidenten so lese, was da alles auf mich zukommt, glaube ich nicht so recht an Erfolg. Egal, egal.

Das Schlimme am Tag war nicht die Klausur; anstrengend war das morgendliche Literaturzirkelchen TROTZ Kaffee und Kuchen, weil der Chefentscheider stundenlang über Impact von Journals und das Peer-review-Verfahren referierte, ohne damit irgendwelche Fragen zu beantworten (Können Sie denn Namen nennen von angesehenen Journals? Blabla, blabla... Namen! Ich will Namen! Ja... Science ist ne gute Zeitschrift, Nature... Usw. Obwohl: lustig war ja folgender Satz: Wir zititeren Nature und Science, Sozialpsychologen zitieren Nature und Science, und Pädagogen, wenn sie denn publizieren würden, würden auch Nature und Science zitieren.), und als wir dann endlich zur Evaluation schritten, mußten der Konfident und ich zur Klausur schreiten und konnten gar nicht mehr richtig teilhaben. Weiterhin anstrengend war der mit für mich unkonstruktiven Unterbrechungen dreistündige Abteilungsausschuß. Immerhin habe ich mit den letzten Kräften das Paper fertiggemacht, somit ich nunmehr in fröhliches post-Statistikklausur-Feiern sowohl als auch in ein schönes langes Berlin- und Rockstarwochenende gehen kann.

Aloha!

Sonntag, 3. Februar 2008

Endlich verstehen: Lineare Regression

Es ist wie bei der Varianzanalyse: Auf den letzten Metern schaffe ich es doch noch, in all dem einen Sinn und so etwas wie einen roten Faden zu entdecken. Ich würde mich jetzt zwar nicht gerade als Meisterin der Linearen Regression bzw. der Klassischen Testtheorie bezeichnen, aber immerhin fühle ich mich seelisch und moralisch in der Lage, ein paar Items zu analysieren, die interne Konsistenz anzugeben und eine Regressionsgleichung zusammenzubasteln. Letzteres wurde deutlich vereinfacht durch den gestrigen Hinweis meiner geschätzten Nachbarin, daß das eigentlich alles der Taschenrechner kann. Man muß nur die Wertepaare fehlerfrei eingeben. Das hat mir meinen Taschenrechner gleich nochmal näher- und meiner Nachbarin hochgradige und lebenslange Sympathie und Verehrung eingebracht.

Nachdem wir gestern eine Beispielaufgabe erfolgreich (Taschenrechner!) durchgerechnet haben, verbrachten wir den Rest des Abends mit Weißweinsahnesauce, Nudeln und dem Schwesterherz. So schön kann Klausurvorbereitung sein! Einzig getrübt durch das Eintrudeln einer Mail mit diversen Anhängen - eine weitere Revision darf bearbeitet werden. Ich fahre also doch erst am Donnerstag nach Berlin, nun gut. Reicht ja.