Sonntag, 31. August 2008

augustabend, plötzlich warm und hell

Wie schon andere Monate zuvor hat sich der August auf seine letzten Tage seiner Hauptaufgabe besonnen, nämlich als sogenannter Sommermonat zu fungieren. Es ist warm und sonnig, und der güldene Sonnenuntergang wird von federleichten Wölkchen ummantelt.

Gestern gab es ein sogenanntes Mitternachtsshopping, dem ich, auf der Gegenseite, bereits um acht Uhr entspringen konnte. Da ja alle immer zuwenig Zeit haben und sich in diversen Befragungen auch stets dafür aussprechen, statt Gehaltserhöhungen oder noch mehr verkauften Schallplatten lieber mehr Zeit für sich und die Lieben daheim haben zu wollen, war ich durchaus überrascht von der prallen Menschenmenge, die sich am Sonnabendabend bei bestem Balkon- und Grillwetter durch die Bielefelder Innenstadt und die angrenzenden Geschäfte schob. Jej!

Zwei Mädchen, eines etwas und gleichzeitig aufgeregter als das andere, drängen sich an die Kasse, wollen was zurücklegen. Einen Schlumpf und eine Hose. So aufgeregt, daß die eine kaum den - für die Rücklage unerläßlichen - Namen rausbrachte. Die andere war auch nervös; sie verzichtete auf einen eigenen Anteil bei den Verhandlungen. Später kamen die Mädchen, nicht minder aufgeregt, wieder und wollten die Sachen kaufen. Sie wüßten aber nicht genau, was die Dingelchen kosten und ob ihr Geld reiche. Ich - ein Blick auf die Preisschilder - ca. 44,80. Daraufhin Ausschüttung einiger kleiner Scheine und diverser Münzen auf den Kassentresen. Mein gleichzeitig - für Geldmengen - geschulter und intuitiver Blick weiß sofort, daß das Geld nicht reicht, es ist nur fraglich, wie knapp das Ergebnis sein wird. Mehrmaliges Zählen fördert zunächst ein Defizit von roundabout fünf Öre, dann noch weiteres Kleingeld aus einer Hosentasche, schlußendlich aber ein Fehlen von 1,20 zutage. Tja. Für die aufgeregte dominante Dame war klar, Schlumpf kaufen, Hose bis nächste Woche zurücklegen (vermutliches Taschengeldeintreffen). Jetzt meldete sich aber die andere und forderte, nicht minder aufgeregt, daß gleichermaßen ja die Hose gleich gekauft und der Schlumpf bis nächste Woche zurückgelegt werden könne. Offensichtlich ein in dieser Qualität eskalierender Geschwister- oder ungleiche-gleichwohl-beste-Freundinnen-Streit, denn die Stille merkte noch an, immer soll ich zurückstehen. Fand ich süß. Am Ende habe ich eingewilligt, ihnen das Begehrte trotz fehlender 1,20 zu verhökern mit der Maßgabe, daß sie die Differenz bis 20 Uhr begleichen kommen. Das hat im übrigen geklappt. Süß.

Überübermorgen geht es nach Nürnberg. Der Chef, der ja sonst offensichtlich nichts zu tun hat, verfaßte eine Art Zeitplan für das Arbeitstreffen Decision making, in welchem unter anderem die Tagungstermine Besuch des Friedhofs von St. Johannis (wetterabhängig) und Kleingruppenarbeit (Pflege von externen Kooperationspartnern = die Officemate besucht den George in Würzburg) - verbunden mit dem Zusatz Die Hände von S. und C. stehen bei Bedarf dem Filmprojekt von M&M zur Verfügung; wie ich dabei die state of the art-Tabelle übers Entscheidungsverhalten aus neuropsychologischer Sicht fertigstellen soll, bleibt nebulös. Also alle Beteiligten freuen sich auf den Arbeitsaufenthalt, und vielleicht springt für mich ja'ne Diplomarbeit bei raus.

Hab grad, weil ich ebenfalls sonst nichts zu tun habe, Gigerenzers Bauchentscheidungen angefangen und bereits über hundert Seiten weggeputzt - wenn sich, ach! die Studien auch so wegratzen würden! Ohne jetzt auf das sicherlich umfangreiche und lesenswerte Werk von Gigerenzer eingehen zu wollen, und ohne nochmal aus meiner Sicht die entsprechende Anekdote vom abtrünnigen Decision-making-Konfidenten nachzuerzählen, sei nur soviel verraten, daß er eine Reihe von Befunden zusammenfaßt (nicht nur seine eigenen... ), die zeigen, daß Intuitionen uns häufiger oder wahrscheinlicher zu richtigen Schlußfolgerungen, aber auch (motorischen) Handlungen führen. Ich hoffe, ich schaffe es eines Tages, hier darüber mehr zu schreiben und gleichzeitig zur Diskussion aufzurufen. Nur soviel aus eigener Erfahrung dazu: Zum Studium in Bielefeld JA zu sagen, kam nicht durch enervierendes Für und Wider-Abwägen, sondern infolge intuitiven Take the Best, und ich bin jetzt so sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, daß ich es nichtmal erwogen habe, mich für einen postvordiplomen Studienplatz in Berlin zu bewerben - im übrigen ganz im Gegensatz zur gefühlten Hälfte meines Semesters, von denen einige auch noch Erfolg hatten!

Außerdem isses auch mal angenehm zu lesen, daß die meisten Menschen selbst ihnen Unbekannten eine gewisse Summe, oft sogar die Hälfte, ihres Geldes abgeben würden. Angenehm, daß das Wissen von Laien auch nicht schlechter ist als das von Experten, bzw. urteilen Laien oft besser, weil sie nicht über zu viele Informationen verfügen.

Zum Beispiel (nicht googlen/wikipedia!): Welche Stadt hat mehr Einwohner, Detroit oder Milwaukee?

Donnerstag, 28. August 2008

ganz schnell

muß ich diesen Text verlinken, weil, ja!

So, und jetzt mal in Ruhe

Ich war auf der Meta-Ebene ein bißchen erstaunt, wie sehr mich diese Diff-Prüfung-Vordiplom-Geschichte mitgenommen hatte, und zwar so unmittelbar, daß ich vor der Abschiedsparty vom Konfidenten, obwohl die direkt an der Uni lokalisiert war, nochmal nach Hause gefahren bin, um zumindest ein anderes T-Shirt anzuziehen. Es ist schon ein sehr geiles Gefühl, nach nichtmal zwei Jahren und alles-Geld-selber-verdienen und engagiert sein und so ein feines Vordiplom mit gut hinzulegen und die erste Hauptprüfung schon in Form erfolgreicher Zulassung auf einem nicht sehr weit entfernten Schirm liegen zu haben. Die letztsatzige Umschreibung (...) zu liegen haben geschah ausschließlich in Reminiszienz an die einzige Person, die bislang überhaupt dies als typische und einzigartige Redewendung von Berlinern identifiziert hat. Man hat Bücher zu stehen, Bilder zu hängen, Sachen zu lesen. Ja!

Also ich bin jetzt cand.psych. und überlege halbernsthaft, ein entsprechendes T-Shirt bedrucken zu lassen. Ernsthaftere Gedanken befassen sich mit der Diplomarbeit, die ich zwar nicht sofort beginnen, aber zumindest konzeptuell irgendwann demnächst anfangen zu bedenken möchte (ja, das klingt absichtlich sehr vorsichtig!) und für die mir hoffentlich nächste Woche genug Gedanken und Ideen erscheinen werden, wenn ich in Nürnberg beim großen Brainstorming-Arbeitstreffen-Neues-überlegen sein werde, worauf ich mich übrigens sehr freue, und nicht nur wegen der kreativen Abendessen-Vorschläge, die gelegentlich in der Straßenbahn diskutiert worden sind.

In meiner vormals geliebten Psycho-Bibliothek, in der im letzten Sommer kaum wer anzutreffen war, tummelt sich inzwischen zahlreiches Konfidenten-Personal. D.h. wenn ich prokrastinieren möchte, gehe ich, paradoxerweise, einfach in die Bib. Da sitzen haufenweise nette Personen herum, zu meinem großen Entzücken auch der alte Decision-making-Konfident (an seiner Diplomarbeit-erfolgreich-bastelnderweise) und auch andere, die man früher immer nur bei den Lilis oder Juristen fremdgehen sah. Ach, da tut sich mein Herz auf! Da ja sowieso der T3-Zahn ab ganz demnächst zwei Wochen lang gesperrt ist, werde ich auch wieder in die Bib umziehen. Das soziale Umfeld... nicht unterschätzen.

Ich habe heute mit meiner Lieblingsfreundin sehr lange telephoniert. Das gelingt nicht oft, weil sie kleines Kind, ich Studium, und beide Gelderwerb. Aber trotzdem. Und dann eine gute Nachricht, Glückwunsch und Freude, und eine, die mitnimmt und nicht zu begreifen ist.

Es sind schon wieder zwei Jahre. Eigentlich, zu ca. 75%, will ich wieder zurück. Bloß ist das nicht nur unrealistisch, sondern auch ungerechtfertigt, denn so gut wie hier in Biele bringe ich das nirgendwo zuende. Aber Heimat ist Heimat. Heute las ich in einem stilistisch etwas überkandideltem Buch von Truman Capote, daß es so einen Platz in New Orleans gebe, wo er sich immer so daheim fühlen würde, weil er da eben immer war, früher. Ich weiß nicht. Ich war nicht da, immer, früher, und ich bin hier auch nicht furchtbar unglücklich.

Hier, das ist Biele, OWL, da werd ich eines Tages weggehen und nie mehr wiederkommen. Aber Berlin, da werde ich immer wieder luftholen und krafttanken und aussetzen.

Hier, das ist gelebte Realität.

Dienstag, 26. August 2008

Vordiplo-om, schalalalala

Nicht durchgefallen = Vordiplom!

Jetzt gehts richtig los... freu mich sehr aufs Hauptstudium und überhaupt. Wie sagte einer vorhin so schön? Vordiplom? Dann haste das Schlimmste hinter dir!

Und wie wunderbar, daß heute ohnehin Personen zusammentreffen, um den Konfidenten nach México zu verabschieden. Das paßt.

Ab morgen wird dann aber hallo und so gelernt... see you.

Montag, 25. August 2008

Another goes yet

Verbunden mit der hellen Freude darüber, daß ipse dixit noch am Leben ist und den Mühen eines Jenaer Lebens offensichtlich erfolgreich trotzt, hier noch ein besonderes Schmankerl, neulich entstanden am Telephon und warhscheinlich nur für ausgeprägte Berlin-Experten lösbar:

to-make-a-u-turn palace

Die bisher angebotenen Lösungen sind übrigens alle richtig! Herzlichen Glückwunsch!

Sonntag, 24. August 2008

Bericht von der/n Front(en)

1. Prüfungsvorbereitung wird derzeit kräftig prokrastiniert. Lieber helfe ich beim Büroräumen oder gehe mit HJM mittagessen oder lese freundschaftsdienlich Artikelchen Korrektur, als daß ich so was wie diese Geschlechtsunterschiede-Studie nochmal mit der Feuerzange anfasse! *grrr*

2. Naja, ich bin ja nicht die erste, die sich mit Decision making herumschlagen muß. Also habe ich heute die Zusammenfassungen der einstmaligen Empra-Konfidentinnen kopiert. (Handschriftliche Skripte! Ich würd sowas immer abtippen, aber egal.)

3. Auf youtube finden sich herrliche Dinge. Zum Beispiel die Rubrik NNN von Extra 3, Neueste nationale Nachrichten, mit Originalbildern von Hitler beim Redenhalten und Ton, der, ja, begabt und täuschend echt, sich über die Lächerlichkeiten diverser NPD-Aktionen ausläßt. Damit kann man schonmal einen Abend rumbringen. Schmankerl am Rande dabei der Fund von Sie sind einer von 60 Millionen. Monthy Pythons Ritter der Kokosnuß kann übrigens auch, aufgeteilt in Stück á ca. 10 Minuten, komplett angeschaut werden. (Die Kein'-Fernseher-hab-Attitüde kann ich mir nach diesem Post auch an den Hut stecken, vermutlich.)

4. Wenn man mich grad mit irgendwas reizen kann, dann ist das die Frage nach den Diff-Ergebnissen. Nein, die sind noch nicht da! Und noch hat der Gute Zeit, ca. zehn Tage.

5. Ach, der August. Das ist auf jeden Fall der most unattractive month in Biele. Keine Sau da, und die paar tapferen Ausharrenden verkrümeln sich auch in Richtung attraktivere Gegenden und lassen einen allein mit 31 Studien über Decision making und diversen Buchkapiteln zu Angststörungen. Das Wetter hat sich ebenfalls abgemeldet und geht jetzt wahrscheinlich in der Toskana seinem Dienst nach. Das ist doch kein Sommer da draußen! Immerhin gehts ja in vier Wochen nach Kreta. Kaum zu glauben, daß da auf einmal der heiße, trockene Sommer sein wird, den ich hier sehr entbehre.

The game goes further

It goes around the city-and-country names guessing, after being translated wordly into english.

Gloomy forest
Frank's passage, or?
Door struggle
Like the bathing

This time not linked, because you may guess till solution.

Mittwoch, 20. August 2008

Das hat sich nicht gelohnt, Mücke!

Einmal im Jahr scheint das Mückenvolk nach konspirativer Versammlung eine Abgesandte abzusenden, die mir eine schlaflose Nacht bereiten soll. Heute war es wieder soweit. Der Mücke vor allem unter akustischen Gesichtspunkten hilflos ausgeliefert, streckte ich immer wieder verschiedene Körperteile, außer Ohren, unter der Bettdecke hervor, in derHoffnung, die Mücke würde stechen und zufrieden ihrer Wege schwirren. Aber niente. Zwar stach sie, aber immer kurz vorm doch-noch-einnicken kam sie wieder. Also völlig entnervtes Aufstehen und Hantelschwingen, und was taumelt da direkt vor meiner Nase umher, aufgequollen vom reichhaltigen Trunk wie eine Fliege? Ein Griff mit der hantelfreien Hand reichte, und das Spiel der Mücke war aus. Sie hatte mich dermaßen ausgesaugt, da hätte ich glatt ne Eigenbluttherapie machen können. Ich wußte nur nicht wogegen.

Dienstag, 19. August 2008

hopsig für horny?

Ich weiß zwar nicht genau, ob horny ein Begriff ist, der sich eher auf Frauen bezieht, aber daß hopsig ein schönes deutsches Wort für dasselbe Phänomen bei Männern ist, kann niemand ernsthaft bestreiten. Ich fand es eben in Janosch' Cholonek oder der liebe Gott aus Lehm, ein aus mehreren Gründen lesenswertes Buch.

Insgesamt habe ich bislang Herrn Riemann so noch gar nicht gesehen. Er weiß aber wohl, daß er nur noch zwei Wochen Zeit hat, diese blöde Klausur durchzusehen?! Überhaupt habe ich niemanden aus der Diff gesehen. Haben die etwa einen blöden Kongreß oder sowas? Ich wüßte schon gerne, ob ich mich lieber nochmal mit Persönlichkeitstheorien befassen sollte, statt mir diese blöden Cavedini-Studien reinzuziehen! Im Ernst: die Einleitung ist ca. 1/4 Seite lang, und es steht drin 1) Zwangsstörungen haben was mit der Verbindung von orbitofrontalem Cortex und Basalganglien zu tun 2) Iowa Gambling Task hat ordentlich was mit orbitofrontalem Cortex zu tun 3) also gucken wir mal, ob Zwangspatienten schlecht in der IGT sind, denn dann haben die was am Frontalhirn. Geht ja noch. In der nächsten Studie geht das dann so: 1) Zwangsstörungen haben was mit der Verbindung zwischen orbitofrontalem Cortex und den Basalganglien zu tun 2) Spielsüchtige haben bestimmt auch was am orbitofrontalen Cortex, und außerdem zeigen sie genau wie Zwangspatienten im Alltag dysfunktionales Verhalten, also 3) wenn sie in der IGT beeinträchtigt sind, muß man Spielsucht auch zu den Zwangsstörungen zählen und, plausibel, 4) Serotonin spielt auch eine Rolle. Alles klar? Dann, dritte Studie: 1) Eßstörungen haben was mit der Verbindung zwischen orbitofrontalem Cortex und den Basalganglien zu tun 2) Magersüchtige haben bestimmt auch was am orbitofrontalen Cortex, und außerdem zeigen sie genau wie Zwangspatienten im Alltag dysfunktionales Verhalten, also 3) wenn sie in der IGT beeinträchtigt sind, muß man Magersucht auch zu den Zwangsstörungen zählen und, plausibel, 4) Serotonin hat die Finger im Spiel, aber man weiß nicht genau, wo, denn, aber das stand jetzt nicht in der Studie, das weiß ich nur zufällig genau, Serotonin kommt aus den Raphé-Kernen im Hirnstamm und landet unter anderem in weiten Teilen des Neocortex. Sprich: die Cavedini-Studien sind gute Beispiele für Paper, wie sie besser nicht sein sollten.

Ansonsten war heute endlich mal alles wieder gut. Die Büros waren mit netten Damen besetzt, im weltbesten Sekretariat gab es Kaffee, auch wenn ich den teils selber kochen mußte, und pünktlich um viertel eins ging es in die Mensa, wo ich einer gnädigen Salatbar eine Portion des heißgeliebten Senftöpfchens entlocken konnte. Obwohl ich gefühlt ca. 85% des Tages mit schwatzen, telephonieren und surfen verbrachte, habe ich nicht nur die drei (zwar kurzen, aber anstrengenden, s.o.) Cavedini-, sondern auch die erste von den Bildgebungsstudien aus der Bolla-Ernst-Ecke angefangen und meine Zusammenfassungstabelle aktualisiert. Beachtlich! Zum ersten Mal, seit ich ernsthaft für Prüfungen lerne, bin ich meinem Plan weit voraus. Vergleichsweise lesen sich die Dinger jetzt einfach so weg, wenn ich überleg, wie ich vor einem Jahr damit gerungen habe! Man sollte also auf jeden Fall immer Ja sagen, wenn einem eine interessante Hilfskraftstelle angetragen wird. Man kann davon nur profitieren und kriegt auch noch Geld dafür, daß man Sachen lernt, die man eh lernen muß oder sollte. Von dem Geld kann man dann prima in den entsprechend verdienten Urlaub fahren.

Morgen gibt es im Westend Riesencurrywürste, und das in der charmantesten Begleitung, die man sich für ein derartiges Unterfangen nur wünschen kann. Es kann im August auch verdammt schön sein in dieser verdammten Uni. Jetzt habe ich doch noch geflucht, verdammt, tut mir leid. Mit dem Vordiplom inner Hand wäre ich entspannter, glaub ich.

Montag, 18. August 2008

Paderborner am Morgen...

macht Kummer und Sorgen. Möchte man meinen. Aber selbst auf dem Gebiet des Pennertums gelten in Biele andere Gesetze. Es gibt hier ein Subjekt, das an sich so dermaßen unpennerig aussieht, daß man beim Erblicken der Flasche Paderborner Export den Kopf schüttelt und ein zweites Mal hinschaut, weil das Bild unstimmig erscheint. Rosa Polo mit hochgeschlagenem Kragen, halbwegs gepflegte oder zumindest bezopfte Langhaarfrisur, schönes Fahrrad und dergleichen mehr. Bloß eben diese Bierflasche und diese Schwerfälligkeit im körpersprachlichen und mimischen Ausdruck, die einen, unabhängig von der Uhrzeit, darauf hinweist, daß es sich nicht um die erste Bierflasche handelt. Das Subjekt bettelt auch nicht. Es steht vor dem Edeka und trinkt Paderborner Export, oder es sitzt mit Kumpanen, die freilich meist abgerissener aussehen, auf dem Sigi und trinkt Paderborner Export in der Sonnenglut, sofern vorhanden. Heute morgen konnte ich das Subjekt in kommunikativer Interaktion mit einem Weibe, das einen besetzten Kinderwagen dabeihatte, beobachten. Offenbar das eigene Weib, welches, wenn das überhaupt möglich ist, noch unpenneriger aussah.

Daß die Verbecher von der sogenannten Paderborner-Brauerei auch noch Export produzieren, als wenn sich irgendwo auf der großen weiten Welt jenseits des Hochstifts Paderborn irgendwer für ihr giftiges Abfallprodukt interessieren könnte, halte ich ohnehin für ein starkes Stück.

Heute morgen habe ich mein Zimmer aufgeräumt. Auch mal schön, selber morgens Krach zu machen und nicht immer die Leidtragende zu sein, wenn der Mitbewohner morgens das Geschirr einräumen zu müssen meint und dabei nachhaltig mit den Stühlen schurrt, ohne daß die hinterher ordentlicher dastehen als vorher. Schön auch, daß derselbige Mitbewohner hier im April sein Ränzlein schnüren muß, denn er hat nur ein Semester Aufschub nach dem Ablauf seiner Wohnheimzeit bekommen. (Es handelt sich um einen prototypischen Pädagogikstudenten, der es nach acht Semestern immerhin zu einer lockigen Langhaarfrisur und zum Vordiplom gebracht hat.) Der andere wohnt noch ein Jahr hier. D.h. hier werden und können andere Personen einziehen!

Heute tummelten sich ne Menge Psychos im Laden, na, da wars gleich etwas weniger langweilig! Der ExStudbär war ebenso vertreten wie die Lieblingsnachbarin, die leider nicht mehr meine Nachbarin ist, aber trotzdem immer die gefühlte Lieblingsnachbarin bleiben wird, und die außerdem so tolle Sachen sagte wie, daß ich nicht mehr abnehmen müsse, sondern genau so wie jetzt absolut zauberhaft aussehen würde usw. Es ist zwar nicht so, daß ich derzeit oder überhaupt jemals einen gezielten Plan zur Gewichtsreduktion verfolgt hätte, sondern eher ist das einfach verschwunden, aber trotzdem hört man ja ganz gerne, daß man gut aussieht. Zwar mußte heute, im Gegensatz zum letzten Montag, der Tag nicht gerettet werden, weil ich unerklärlicherweise gute Laune hatte, aber es schadet auch nicht. Genau wie die so unverhoffte wie leider unerfüllbare Einladung zum Kaffeetrinken, die in ein morgiges Mittagessen verwandelt wurde. Guter Montag, das. Und den Rest der Woche kann ich getrost mit Lernen verbringen und hoffentlich die Studien, die ich schon im Seminar seinerzeit nur lieblos und sporadisch gelesen hatte, endlich bezwingen. Dann bin ich nämlich wirklich gut in der Zeit.

Im nächsten Semester übrigens will ich zwei Vorlesungen in klinischer Psycholgie (einmal Kinder und Jugendliche, einmal Erwachsene) besuchen, obwohl ich die Prüfung bestimmt eh erst in zwei Jahren mache, und die auch noch jeweils morgens um acht sind. Außerdem, ebenfalls im Morgengrauen, bzw., da Wintersemester, davor, multivariate Verfahren. Außerdem gibt der Chef ein Lektüreseminar für neurowissenschaftliche Emotions- und Kognitionsforschung, auch vor dem ersten Kaffee (im nächsten Semester heißt es für mich: der frühe Vogel fängt den Wurm; obwohl, gibt ja nichtmal Scheine); Arbeits- und Organisationspsychologie wartet, und rein zum Spaß und aus Interesse möchte ich noch ein, studienplantechnisch völlig uninteressantes, Seminar zu chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter besuchen. Das Chaos hält an.

Sonntag, 17. August 2008

... und wieder isses Mitte August

Diversen unirdischen Institutionen sei Dank habe ich mich wieder für eine Prüfung entschieden. Was triebe ich sonst hier in Biele? Die Kumpanen sind fort oder auf Durchreise, der Laden will mich auch nicht so oft, und auf T3 ist es still geworden, seit die Cheffen im Urlaub sind und die Damen sich anderweitig auf halbe Stellen orientiert haben. Sogar das traditionelle Mittagessen (das in seiner konditionierten Abfolge immerhin den Weg in Vorlesung und Begleitseminar gefunden hatte) fällt mitunter aus, und wenn es dann doch stattfindet, straft es den fleischbrauchenden Organismus mit vegetarischen Tortellinis, Champignontaschen und ohne Thunfisch.

Wie im letzten Jahr fand der hiesige Christopher-street-day unter weitgehendem Ausschluß der sympathisierenden, gleichwohl heterosexuellen Öffentlichkeit statt. Das entwertet die Veranstaltung keineswegs, im Gegenteil zeigt mir das, daß es in einer Stadt wie Bielefeld, die ja immerhin über 300.000 Einwohner hat und von diversen Städten mit knapp 90.000 Einwohnern umzingelt ist (und trotzdem, man beachte als Brandenburger, in der eher dünn besiedelten Gegend NRWs liegt), im Alltag für Homo- und Transsexuelle nicht normal ist, in der Öffentlichkeit wahrnehmbar aufzutreten. Also ein kleines, feines Spektakel, bei dem man sich nur die ganze Zeit lang wünscht: warum können diese harmlosen und netten Menschen nicht einfach immer genauso entspannt ihrem Privatleben nachgehen, wie ich das tue (naja, oder genauso unentspannt...); sie tun doch keinem weh. Wichtige Beobachtung beim Straßenfest, 1.: Sunday Chocolate Club, die zwar ein bißchen mit diesem Amateurband-den-Baß-aufm-Monitor-lauter-bitte-Gehabe und dann noch einem wie-auch-immer-induzierten Techniktotalausfall nervten (statt souverän irgendwie weiterzuspielen), aber trotzdem coole Mucke ablieferten und dabei so gut wie gar nicht tuckig rumnervten. 2.: Es ist noch nicht zuende, aber in OWL wird der Platz frühzeitig gefegt. 3.: Schnorrer-Martin hat, wirbelsäulenschonend, eine Greife angeschafft, mithilfe derer er sich nicht mehr nach den Flaschen bücken muß, von deren Pfand er lebt. 4.: Es gibt Verbrecher, die ohnehin untrinkbares wie Porter mischen mit Substanzen wie Erdbeersirup, und man fragt sich, warum? 5.: Warum, warum ist hier dieses nette Straßenfest schon so dermaßen früh beendet? Aus Kompensationsgründen geht man ins natürlich Café Berlin und versucht, mit der offensichtlich ganz neuen Bedienung nicht zu hadern, obwohl das Radeberger aus ist. Später wird man an die unter freiem Himmel unbehindert stattfindende Mondfinsternis erinnert, immerhin 80%. Normalerweise verpasse ich derlei Termine immer, und als Kind haben mich die langen Intervalle, innerhalb derer derlei Veranstaltungen stattzufinden pflegen, immer genervt. Inzwischen habe ich ja das Gefühl, daß alle naselang sone Mondfinsternis ist, vielleicht meist nicht vollständig, aber gestern die mit den 80% war auch gut anzusehen und gab ein gutes Bild vom Kernschatten und dem Unterschied zur gewöhnlichen Halbsichel, den ich ja auch lange nicht verstand; man erinnert sich.

Mehr Bedarf an Wortschwall?

Es ist Sommer, es ist nicht besonders heiß, aber es hat seit zwei Tagen auch nicht besonders oft geregnet, und beim ausgehen habe ich nicht sehr viele Jacken an. Die gewaschenen Sachen trocknen relaitiv schnell vor sich hin, und heute lachte ich eine männliche Person aus, die mit der weiblichen Flamme im Arm unterwegs war und, bar jeglicher Taschen, einen knallroten Taschenregenschirm in der Gesäßtasche stecken hatte. Also, bei den nicht sooo umfangreichen Spaziergängen, die man hier in Biele so unternehmen kann, sollte man als Mann auch ohne Schirm auskommen (aber gut, das ist das harte Urteil einer Schirmabstinenten).

Ich bin back in the library, fuck the office! Trotz nachgewiesener Schlechtluft am Sonntag und Rechnerbedarfs. Ich habe nämlich sechs der 31 relevanten Studien begonnen, in einer Art Tabelle zusammenzufassen. Ich finde ja, ganz neutral, daß 31 zuviel sind. Aber gut, ich habe einmal (wiedermal) den Mund aufgerissen, also. Theoretisch habe ich ja alle schonmal gelesen, und an sich ist das alles natürlich nichts neues, aber ob ich in so einer mündlichen Prüfung auch gut die Transferleistungen hinkriege, tja, und wenn man so rumfragt, ist es schon sehr viel im Vegleich zu den anderen Prüfungen in forschungsorientierter Vertiefung. Und dann kommt ja das zweite Thema noch hinzu, das ich mir noch aussuchen darf. Im Moment will ich Angststörungen, da hab ich grad alles drüber gelesen, was ich später für die Klinische eh wissen muß. Wahrscheinlich nehme ich die; allein schon wegen der sympathisch anmutenden Diagnosekriterien, daß die Ängste für die Betroffenen selbst als irrational und befremdlich eingestuft werden.

Also alles im fast-forward-Betrieb, as usual.

Dienstag, 12. August 2008

Im Auge des Orkans

... oder wie auch immer der Vorname jenes Unwetters draußen* lauten mag, das sich schon während des Tages durch launig-heftige Kurzschauer ankündigte. Es blitzt heftig, es donnert fortlaufend, ohne daß ein Bezug zwischen einem einzelnen Blitz und einem zugehörigen Donnerschlag ausmachbar wäre. Dazu regnet es, daß man die Hälfte der Sahara schlagartig fruchtbar machen könnte, wenn sie sich zufällig am Fuße der einstigen Arndtstraße befände. Inzwischen plätschert unten ein fröhlicher Bach durchs Asphaltbett, und hier oben ist jemand erstens froh, hier oben zu sein, und zweitens, nicht dem Ruf der Methodenfröhlichen ins Milestones gefolgt zu sein, denn schwimmen am späten Abend ist mitnichten erquickend und labend. Ohne Nichten auch nicht.

* [man fragt sich lediglich, wo genau die Kölner Bucht zu verorten sei... ]

Montag, 11. August 2008

Der könnte auch von mir sein

außer daß es egal ist, ob Jungen oder Mädchen anwesend sind. Ja, ich habe auch ein Standardgesicht. Und obwohl ich die mit Abstand netteste Kassiererin weit und breit bin, hat bestimmt schon so manche Kundin den Laden mit dem Gedanken verlassen, von was für einer Bratze sie da schon wieder bedient wurde. Kann ich was für deren schlechte Laune? Nein, ich bin nicht schlecht gelaunt. Es ist nur, beim Selbstversuch vorm Spiegel habe ich festgestellt, wenn ich nach Selbstempfindung schon quasi den Clown im Gesicht hab, den es morgens zum Frühstück gab, guckt mich eine ernsthafte, fast mürrische junge Dame, die nichtsdestotrotz ständig für 22 gehalten wird, an. Deswegen habe ich es aufgegeben, ein Gesicht zu ziehen, und seh halt aus, wie ich ausseh, wenn ich keinen Gesichtsmuskelkater kriegen will.

Sonntag, 10. August 2008

Feels like Kangasniemi

Hier gibt es ja einige Städtchen, die miteinander um den tollsten Namen ringen, wobei sich das Spektakel für unostwestfälisch-Außenstehende teils grotesk aufführt. Neben Löhne, Bünde und Bad Salzuflen drängt sich dem unparteiischen Beobachter der sonst unauffällige Kurort Bad Oeynhausen ins Gemüt. Gleichermaßen grotesk die Bewohner der Stadt, deren Anblick es fertigbrachte, mich drei Tage lang nach Schwedt/Oder und am vierten Tage gar ins weiter entfernte Kangasniemi versetzt zu fühlen. Aber der Reihe nach.

Das Bad hat wohl heuristisch zusammengetragenen Informationen zufolge an die 60000 Einwohner, zu denen im Schnitt noch um die 35000 Kurgäste dazukommen. Es handelt sich also für mein brandenburgisch empfindendes Stadtgefühl um eine große Stadt mit einem großen Auftrag. Je zwei Einwohner pflegen, versorgen, fahren, unterhalten oder kurieren eine/n Kurgast/in. Wenn man vom Bahnhof mit dem Bus, falls der Busfahrer auch eintrifft bzw. die entsprechende Bushaltestelle findet, zwei Stationen weit fährt, kommt man an das Einkaufszentrum Werrepark, das mich, ich erwähnte es bereits, an den Oderpark in Schwedt/Oder erinnerte, whyalsoever. Lustigerweise vermittelte mir auch die faul und teils zeternd durch das Einkaufszentrum marodierende provinzielle Ureinwohnerschaft, möglicherweise durch dysfunktionale Umständlichkeit begünstigt, ein Feeling East, an dem nichts heimatliches, vertrautes, vielmehr viel schauriges und nicht-mehr-daran-erinnert-werden-wollen war.

Aber das idiosynkratische Erlebnis schlechthin hatte ich am Sonnabendmorgen im Bus. Are we crazy for taking the bus hat mal irgendjemand gesungen, das weiß ich aus einer Max-Goldt-Story mit von-Bus-zu-Bus-Umsteigen-Gehalt, aber wer das gesungen hat und warum, weiß ich nicht. Jedenfalls murmelte ich diese Zeile wie ein Mantra, aber unhörbar vor mich hin, während sich um mich herum das Gruselkabinett der vorgeblichen Erholungsstadt Bad O. versammelte. An den pflichtbewußten Alkoholiker mit seiner Gehbank und dem noch leeren, sorgfältig zusammengefalteten Einkaufsbeutel im Korb derselben, der offensichtlich jeden Morgen um elf mit dem Bus in den Werrepark fährt, hatte ich mich an den vorhergehenden drei Morgen gewöhnen können. Er stank auch nur mäßig. Sonnabendmorgen fährt schonmal ein anderer Bus mit mehr Platz für Kinderwägen und Gehbänke. Mehrere Personen versorgten die knappe Luft mit Gerüchen, die einem vormaligen Leichenschauhaus in der Präkühltechnikära sicherlich zur Ehre gereicht hätten. Ich vermied also das Atmen und verfluchte mich für meine Bequemlichkeit, nicht schon um zehn mit der Kollegin im Westfex* zu fahren und vom Bahnhof aus zu laufen, gleichzeitig dachte ich Are we crazy for taking the Bus, und Max Goldt beschwerte sich nur darüber, daß er von einem Bus in den anderen umsteigen mußte! Meine Lektion war gelernt: nicht am Sonnabend in einer Kurstadt in Richtung Einkaufszentrum fahren! Mann!

Und warum Kangasniemi? Das ist zwar meines Wissens nach kein Kurort gewesen, aber komische Ureinwohner schlurften dort auch zwischen den Supermarktregalen herum. Gebrechen aller Art wurden zur Schau gestellt, und so mancher Finne dünstete riechende Substanzen aus. Wie in einem Kuriositätenkabinett fühlten wir uns da. And so I did in Bad O.

* [Westfex = eigenkreationierte Abkürzung für Westfalenexpreß; einmal stündlich verkehrender Regionalexpreß zwischen Minden (Westfalen) und Düsseldorf bzw. Dortmund. Der andere RE, mit dem ich fuhr, ist ein niedersächsischer mit der Destination Braunschweig.]

Mittwoch, 6. August 2008

Berlin Survival

Widerspricht sich ja eigentlich schon. Wenn man da nicht immer jeden Tag lebt und zur Arbeit fährt und Freizeit bewältigt, frißt einen die Stadt entweder auf, oder man verbringt Tage á la Bielefeld, oder beides.

Immerhin war ich in Oranienburg, im Museum und am Faulen-, Oranke- und Obersee und befand bereits beim Strandbad Orankesee, daß das sicher das kleinste Strandbad Berlins, aber immernoch eine gefühlte Million mal größer als der blöde Obernsee sei, außerdem mit echten Strandkörben versehen. (Noch interessanter wird die Sachlage durch die Information, daß zwar der Orankesee glaub ich noch in Weißensee, was immerhin eine Art kulturell akzeptierter Stadtbezirk ist, liegt, aber spätestens ab Obersee, vom Naturschutzgebiet Fauler See ganz zu schweigen, strengstes Hohenschönhausen regiert.)

Perfekte Überleitung zum schönen Stadtbezirke-ins-englische-übersetzen-und-Konfidenten-dann-raten-laß-Spiel. Erstens schön, weil fremdsprachenkompetenzfördernd. Zweitens kann man gescheit kichern. Drittens kann man das Spiel ausdehnen auf Städte und Länder außerhalb Berlins. Hier mal ein paar Beispiele:

cow cash
true nice
shark-del mountain
spicy castle
there mouth
earls' wood
new burning castle

Aber auch Stadtbezirke- bzw. -teileraten kann becircen [soweit nicht bereits benannt]:

eagle's court

counting village
heads, nod! [schwer bis grenzwertig]

Auf jeden Fall ist es sehr gut, niemanden im Bekanntenkreis zu haben, der in einer Bar arbeitet, sonst würde man wahrscheinlich häufig dort am Tresen sitzen und die Umgebung mit lustigen Ratespielchen erfreuen.

Berlin, so las ich gerade in einem etwas veralteten, mich gleichwohl erfreuenden Magazin, sei die weltweite Hauptstadt der Spatzen. Und das, wo erst vor wenigen Tagen die Lieblingsfreundin äußerte, daß sie schon überall auf der Welt (und sie war schon ein bißchen mehr überall als ich) stets auch Spatzen traf. Spatzen sind jedenfalls, das ist jetzt ganz objektiv, süß und putzig, und ihre Art, piepsend um Portionen zu bitten, die möglicherweise größeninduziert (des Spatzen jeweilig) eh gering sind, ist außerordentlich erfolgreich. Oft sitzen sie anmutig auf der gegenüberliegenden Outdoorstuhllehne und piepsen. Da niemand in Berlin ernsthaft Tauben* Lebensmittel zukommen lassen möchte, ergeben sich häufig akrobatisch anmutende Kekskrümelwerfverrenkungen.

Wenn man mit dem Südring fährt, kommt man am Flughafen Tempelhof vorbei. Obwohl ich sicherlich die letzt- bis vorletzte Person bin, die einen Flughafen für Reiche favorisieren würde, bedauere ich die Schließung von Tempelhof, es sei denn, alles bleibt wie bisher. Ein Flugzeug starten oder landen sehe ich bei meinen gelegentlichen Südringfahrten ohnehin so gut wie nie. Aber der pure Anblick des Flughafens mit der geschwungenen Silhouette (übrigens nur eines von vielen mir persönlich bekannten Gebäuden, die den Anspruch haben, der jeweils größte Gebäudekomplex von Europa, der ganzen Welt oder sogar vons ganze Universum zu sein) macht berlingeil. Flach, und dann der ganze Schmonz: Potsdamer Platz, Fernsehturm, Forumhotel usw. Flankiert von diversen Rosinenbombern, die abseitig der Landebahnen vor sich hin rosten. Was aber richtig, richtig cool ist: Kein Flugzeug weit und breit, aber zwei Polizisten REITEN im Schrittempo (und dann meine ich auch Schrittempo = die hätten auch zu Fuß gehen können) einmal um den Flugplatz herum.

Immernoch Berlin: Habe unfunktional mein Hiwi-Gehalt im Globetrotter aufn Kopp gehauen für eine trotz Reduzierung immernoch sündhaft teure selbstaufblasende Isomatte und eine Jacke, die hoffentlich für den bielefeldtypischen Winter funktional sein wird. Es gibt also allseitiges demnächstiges Jackenverbot.

Heute (nicht mehr Berlin) war ich in Bad Oeynhausen als Unterstützung im dortigen Geschäft. Abgesehen davon, daß die mich nicht wirklich brauchten, gab es noch mehr Erinnerungen an damals Schwedt/Oder. Der komische Weg vom Bahnhof zum Einkaufszentrum; das für die Gegend sicherlich überdimensionierte Einkaufszentrum; die mangelhafte Auftragslage im Laufe der Schicht; noch schlimmere Provinz als Bielefeld. Das wird den Rest der Woche prägen, und dann fangen wir mal an für die nächste Prüfung.

* [Gemeint sind natürlich diese degenerierten, häßlichen und lästigen Vögel. Mit Gehörlosen teile ich gern mein Gebäck!]