Mittwoch, 21. April 2010

Kann ich's glauben?


Nach 17 Jahren Widerstand verzichtet die Bundeswehr nicht nur auf den geplanten Bombenabwurfplatz, sondern auf den gesamten Bundeswehrstandort in der Wittstocker Heide.

Puh.

Vielleicht glaube ich doch noch irgendwann an die demokratisch legitimierte Macht des Volkes.

Dienstag, 20. April 2010

Soll ich oder soll ich nicht?

Was zur Aschewolke schreiben, meine ich. Es haben ja alle schon was dazu gesagt, mehrmals täglich. Auf der Onlineseite der Süddeutschen Zeitung gibt es einen Online-Ticker zum aktuellen Stand der Dinge. Auch sind alle Meinungen vertreten, von so ein übertriebener Quatsch, bei so einem bißchen Asche den Flugverkehr komplett lahmzulegen  bis zu wie schön, diese Besinnung, die sich von alleine einfach nicht einstellen will und die uns die Natur jetzt quasi aufzwingt. Im Onlineangebot der Süddeutschen liest sich das Geschehen wie Frontberichterstattung.

Also schreibe ich:

In Bielefeld merkt man den Unterschied in punkto Fluglärm nicht besonders, da es hier sonst auch kaum welchen gibt; im übrigen gab es aber praktisch keine Kondensstreifen am sonst makellos blauen Himmel der letzten Tage.

Was eigentlich, wenn der ungewöhnlich klare, blaue Himmel mit dem massiven und ausgedehnten Flugverbot zusammenhängt? Wer mir jetzt einen Vogel zeigen möchte, halte kurz inne und bedenke den Gedanken - schließlich wird auch ernsthaft ein Zusammenhang zwischen dem in der Woche stärkeren Individualverkehr und dem am Wochenende signifikant schlechteren Wetter in Erwägung gezogen. Hab ich irgendwo mal gelesen.

Bei einem gemischten Mittagessen neulich (alle vorhandenen Kliniker, egal welche Altersklasse) äußerte einen leitende Psychologin laut den schönen Gedanken, was wohl wäre, wenn "der", also der Vulkan, jetzt einfach 14 Tage nicht aufhörte mit Aschespucken. Hat er früher ja schließlich auch schon gemacht. Heute bereits weiß man die Antwort: Man fliegt einfach trotzdem und zerstreut des Volkes und der Fluglotsen bzw. Piloten Bedenken mit irreführenden Angaben über die vermutete, tatsächliche oder auch wahrscheinlich gefährliche Höhe der Ascheschicht.

(Las gerade einen Artikel, in welchem es hieß, daß man bei den jetzt sondergenehmigten Sichtflügen mit 6000 Metern Flughöhe bereits ÜBER der Aschewolke fliege. Das muß ja Quatsch sein, denn dann könnte man natürlich auch auf die üblichen 10.000 Meter steigen.)

Es hat mich insgesamt überrascht, daß es plötzlich einfach so ein komplettes Flugverbot geben kann. Für alle (zunächst).

Außerdem hat mich überrascht, daß die Bahn dramatisch schnell und unproblematisch in die Bresche springt mit Extrazügen und Extramitarbeitern. Allerdings so schnell, daß die Türschrauben nicht mehr richtig festgezogen werden konnten, naja. Jedenfalls hat sie ihre eigenen Fahrgäste, die bereits teures Geld für ein ICE-Ticket bezahlt hatten, während der im Winter völlig unerwartet hereingebrochen Schnee- und Frostwitterung schlechter behandelt und im Gegensatz Züge gestrichen und das Personal sicherheitshalber versteckt gehabt.

Insgesamt, Fazit jetze, hat sich für mich nicht viel geändert. Ich hatte ja weder Flugurlaub gebucht, noch wohne ich in einer Einflugschneise. Klar, für viele gab es Unannehmlichkeiten. Es fallen mir aber sofort Flugrouten und -ziele ein, bei denen man Menschen, die dafür Geld bezahlen, da oder dahin zu fliegen, nicht genug bestrafen kann. Aber leider haben die Lerntheoretiker eh recht, und die Leutchens werden nichts draus lernen. Bloß Kerosin versteuern und Zwangs-atmosfair-Abgabe würden helfen, leider.

Post skriptum: Warum finde ich den Vulkanausbruch so sympathisch? Weil ich mir das kleine, früher als fein geltende, finanzkrisengebeutelte Island mit einem schönen langnasigen Nää nänänäänää vorstelle. Und schrieb die BLÖD neulich nicht, daß sich der isländische Präsident für die Asche entschuldigt habe? Ich hoffe ja nicht. Oder hat sich A.M. etwa für das Orkantief Xynthia entschuldigt?

Mittwoch, 14. April 2010

Back to all

Vor allem in die Bibliothek.

Der Toshi kommt morgens in die friscanische Kuriertasche und dieselbe samt strampelnder Besitzerin aufs Fahrrad (heute mußte ich mir Spott anhören, nachdem ich damit angab, mit dem Fahrrad aus der Weststraße in die Uni gefahren zu sein).

In der Bibliothek sitze ich und versuche, nicht mit A&O anzufangen. Von allen Seiten ernte ich erstaunte Blicke und Kommentare, weil ich Schwerpunkt machen muß. Aber das ist mir egal! Schlimmer eigentlich ist das gleichzeitige Vorhandensein von der anderen Prüfung. Gibt es bei den Abschlußprüfungen denn keine Freude?! Päda, Diagnostik und nun Evaluation und Arbeits- und Organisationspsychologie! Wo sind denn da die Lichtblicke?

Deshalb habe ich eben auch nicht mit Lernen angefangen, sondern eine schöne Begründung dafür geschrieben, daß ich den schmalen Professor für klinische Psychologie und Psychotherapie für den Grotemeyer-Preis vorschlage. Hoffentlich gewinnt er ihn dann nicht, weil ich dann nämlich eine Laudatio halten müßte, brrr. Beim Schreiben ist mir erneut aufgefallen, wie schwer es fällt, Lobhudeleien zu verfassen, und zwar eigentlich egal, ob es um einen selber geht oder einen, der es wirklich verdient hat. Schnell fällt man ins Schleimer-Fach, und das will man ja nicht. Und was fast ebenso schwer fällt: Jemanden gutzufinden ist ja einfach. Aber warum eigentlich? Weiß man ja eigentlich auch. Aber in ein, zwei Sätzen formuliert? Für jemanden, der die betreffende Person gar nicht kennt? Das ist schwer. Wenn der Betreffende dann auch noch selbst ein eher zurückhaltender Typ ist, bekommt man direkt ein schlechtes Gewissen, weil man in dessen Abwesen- und Unwissenheit gut über ihn redet.

Draußen im Wohnzimmer versammeln sich prototypische BWL-Studenten zum Vortrinken vor der Westendparty. Das erzeugt Geräusche. Komisch eigentlich, dieses kollektive Warmtrinken zuhause, bevor es auf die eigentliche Party geht: dadurch wird es natürlich extrem unattraktiv, überhaupt auf das Fest zu gehen, denn vor Mitternacht ist da ja eh keiner. Dabei könnte man doch um Mitternacht mit dem Feiern schon wieder fertig sein und in der letzten Bahn nach Hause fahren! Aber man muß ja vorher in ramdösigen Wohngemeinschaften mit Gleichgesinnten nach Korkenziehern suchen. (Wenn das eigentliche Partyziel teuer ist, ist das Vorfeiern ja vielleicht verständlich. Aber bei der Westend-Party?) Das gute an so einer Vorfeierveranstaltung ist das absehbare Ende: irgendwann wird die Meute schon in Richtung Uni abdampfen, und dann ist hier wieder Ruhe. Wenigstens habe ich mal einen Mitbewohner, der überhaupt reden kann und offensichtlich sogar über mehr als zwei Sozialkontakte verfügt. Heute haben wir sogar alle drei gemeinsam auf dem Balkon gestanden, das gabs noch nie! Jedenfalls hören BWL-Studenten schlechte Musik und trinken schlechte Getränke.

Mittwoch, 7. April 2010

Zusatzbeiträge für das Supatopcheckerbunny

Zusatzbeiträge sind ja gerade in, da will ich nicht hintanstehen. Und das schöne Buch vom Supatopcheckerbunny ist, bei aller angestrebter Vollkommenheit, noch nicht vollkommen, weil meine eigenen Erlebnisse aus der Parallelwelt Einzelhandel nicht darin enthalten sind. Hier ein kurzer Vorabdruck für eine mögliche erweiterte Auflage später mal:

Eine Grundregel des Einzelhandels scheint ja zu besagen, daß der anrufende Kunde demjenigen solchen vorzuziehen sei, der sich persönlich in das Geschäft bemüht hat. Zum Beispiel schrillt das Telephon am Karsamstag vor sich hin, daß es eine Art ist. Einer sagt, er wolle lediglich wissen, ob der Artikel mit der Nummer 64585 wieder nachgekommen sei. Selbst ein vorsichtiges Aufklärungsgespräch über die geschätzte Anzahl von unterschiedlichen Artikeln allein in der Herranabteilung führt nicht problemlos zu einer vorsichtigen Eingrenzung des avisierten Artikels seitens des Kunden. Eher scheint er irritiert darüber zu sein, daß man nicht ad hoc Auskunft über beliebige Artikel allein anhand der Artikelnummer zu erteilen in der Lage ist. Ein anderer Kunde ruft im Auftrag der Freundin wegen einer schwarzen Jacke an, mehr wisse er leider auch nicht, bloß die Größe. Auch hier lag es nicht an der mangelnden Kooperationsbereitschaft seitens der Verkäuferin, daß ein zielführendes Gespräch nicht zustandekam.

Eine weitere beliebte Grundregel scheint bei insbesondere schwarzbehaarten männlichen Kunden darin zu bestehen, daß man Verkäuferinnen ohne weiteres mit Ey! ansprechen darf. Reagiert die so Angesprochene allerdings mit Das Ey! hab ich jetzt mal nicht gehört, hat der Kunde gerade "bloß" mit seinem Kumpel geredet.

Bisherige Krönung mißlungener Konversation am Kassentresen wurde bislang von einer Kundin kreiert, die eine Geschenkkarte mit dem geknurrten Gruß Zwanzig über den Tisch schob. Die Verkäuferin, ganz professionell, antwortete mit Sie möchten also diese Geschenkkarte mit 20 Euro aufladen lassen?, und folgte dem wortkarg geäußerten Wunsch. Anschließend steckte sich die Kundin noch einen weiteren der für die verkauften Geschenkkarten gedachten Umschlag ein, ebenfalls kommunikationsfrei. Die Verkäuferin: Entschuldigung, aber die Umschläge sind ja für die verkauften Geschenkkarten gedacht. Darauf die Kundin: Weiß ich doch nicht, welche sie will. (Das ist schon witzig, weil es dem Empfänger von Zwanzig sicherlich egal ist, in welchem Gewand Zwanzig daherkommen.) Daraufhin die Verkäuferin: Na, Sie hätten ja wenigstens fragen können.

Das Supatopcheckerbunny zieht aus seinen eigenen ernüchternden Analysen den Schluß, daß ein Großteil von kundenerzeugtem Ärgernis aus Unachtsamkeit herrührt, und das kann ich bestätigen. Der anrufende Kunde glaubt tatsächlich, daß die Verkäuferin im Laden steht und darauf wartet, daß das Telephon klingelt, um daraufhin alle 1432 Artikel der Herrenabteilung nach dem Artikel 64585 abzusuchen. Der bezahlende Kunde, dem auffällt, daß der Scanner das Preisschild nicht einliest, findet sich besonders komisch, wenn er das gibt es heute umsonst sagt, und ahnt nicht, daß er heute bereits der fünfzehnte ist, der diese originelle Aussage anbringt. Die suchende Kundin, die unaufmerksam an einem Kleiderständer vorbeigeht und wie in Trance jeden einzelnen Ärmel einmal herauszieht, ohne die Kleidungsstücke auch nur zu betrachten, nervt ebenso wie die Kundin, der erst dann einfällt, daß sie keine Tüte braucht, wenn sich die Kassiererin bereits einmal gebückt, das inkrementelle Element aus seinem Stapel befreit und die Ware ungefähr bis zur Hälfte in die Tüte eindrapiert hat. Reine Unachtsamkeit zerstört Pulloverstapel und Kassiererlaune. Von unten heraufstapfen mit einem einzigen Teil, an dem kein Preisschild hängt, und es mit den Worten Da ist kein Preis dran auf den Kassentresen legen führt dazu, daß die Kassiererin wieder nach unten läuft, um den Preis in Erfahrung zu bringen. Das dauert viel länger, als wenn die Kundin einfach unten auch bezahlt hätte, wo es weniger lange dauert, den Preis herauszufinden, und außerdem ist es ja wohl nicht so schwer, noch ein weiteres Teil, wo ein Preis dran ist, mit zur Kasse zu nehmen. Wie soll man denn all diese Preise (siehe Artikelnummern) im Kopf haben!?

Bisheriger Höhepunkt, neben Zwanzig, war seit meiner Rückkehr jener Kunde, der mich original was fragt und noch VOR Beginn meiner MÖGLICHEN Antwort sein Telephon herauszog und mit irgendjemandem zu telephonieren BEGANN! Geht's noch?

Das Supatopcheckerbunny hat eigentlich schon ganz gute Regeln aufgestellt, ich zitiere daher teilweise, hab mir das aber auch selber unabhängig davon überlegt! Also:

Der Kunde ist König - und Könige werden geköpft. Also aufgepaßt! Wie schlecht möchte man selber auf seiner Arbeitsstelle von Leuten, von denen man irgendwie auch abhängig ist, behandelt werden? Das gibt einen guten Maßstab ab.

Die Hauptregel lautet: Du bist nicht allein. Wenn du eine Eins-zu-Eins-Betreuung brauchst, gehe in Boutiquen und kleinen Fachläden einkaufen. Da ist es in der Regel auch teurer, und zwar aus Gründen.

Weiters: Auch wenn du dir als Kunde theoretisch alles erlauben darfst: Ein Verkäufer, der dir nicht schon ein halbes Dutzend zerstörter T-Shirt-Stapel hinterherräumen mußte, wird sich entspannter mit dir befassen können.

An der Kasse wird kassiert, d.h. alle möglichen anderen Fragen, wie zum Beispiel nach den verfügbaren Größen in einer anderen Filiale oder was man zu der schönen Blumenleggins noch schönes anziehen könnte, gehören nicht an die Kasse, sondern an die zugehörige Fachkraft auf der Fläche.

Was viele nicht bedenken: Im Einzelhandel arbeiten wirklich viele Studenten oder Schüler, u.a. weil die entsprechend verbraucherfreundlich genannten Spätöffnungszeiten nicht anders zu machen wären.  Und wie das Leben so spielt, pöbelt man evtl. gerade die zukünftige Anwältin an, die einem später die Scheidung für einen fairen Preis machen wird. Oder eben auch nicht, weil man einmal zu oft die Kabine in einem erbärmlichen Zustand hinterlassen hat und sich innerlich auch noch über die unfähigen Aushilfen aufgeregt hat. Oder man unterstellt einem zukünftigen Betriebswirt mangelhafte Kompetenz in Sachen Addition, denn den Job hier könnte natürlich jeder machen, da sind sich alle einig. Nichts ist einfacher als für für alle den Dämlack spielen.