Freitag, 19. September 2008

... ich bin dann mal weg...

Nachher gehts los. Der Rucksack muß noch gepackt werden, und es muß genügend Platz drinbleiben, um auf dem Rückweg die vielen Olivenölkanister aufnehmen zu können, die ich unter meinen Lieben verteilen werde. Schnorchel und Taucherbrille müssen ebenso verstaut werden wie die zahlreichen Bikinis und das umfangreiche Zeltgestänge. Dabei tauchen die ersten Fragen auf. Wie soll ich eine Woche lang ohne die Nürnberg-CD auskommen, die seit Nürnberg nahezu ausschließlich hoch und runter läuft und deren Lieder mir so vertraut geworden sind, daß sie mir schon seit Jahren geläufig erscheinen, was sie definitiv nicht sind? Natürlich wird das überhaupt kein Problem sein, vor allem da Still sleeping with the lights on in Abwesenheit von CD-Spielern eh als Ohrwurm läuft. Und werde ich im Gebrauch der Sonnenmilch geschickt genug sein, um einerseits keinen Sonnenbrand zu bekommen, andererseits aber, trotz der kurzen Zeit, einigermaßen gebräunt zurückzukommen? Überhaupt Sonnenmilch: inzwischen zählt ja der Lichtschutzfaktorbereich 15-25 zum mittleren Segment. Vor 15 Jahren, als ich mich mal auf Gran Canaria tummelte, galt LSF 20 als Sunblocker. Als ich ein Kind war, kannte ich lediglich Sonnenöl, was sich die Damen auf die Haut schmierten, um den Bräunungseffekt zu verstärken. Es roch stark nach Kokos. Wir Kinder wurden fast nie eingecremt, höchstens einmal am Tag, wenn wir den ganzen Tag Segeln gegangen sind. Naja, im osten gab es ja keinen Smog und kein Ozonloch; wird schon nicht so schlimm gewesen sein.

Gestern gab es ein Wiedersehen mit dem schwedischen Finnen, dessen Deutsch sich eigentlich nicht substantiell verbessert hat, aber er konnte sehr schön Biervomfaß sagen, in einem Wort. Dafür hat sich aber mein Englisch offensichtlich erheblich verbessert, d.h. vom Punkt Null auf der positiven Achse wegbewegt. Bringt also was, der umfangreiche Umgang mit englischsprachiger Originalliteratur! Wir saßen in einer Sushibar in der Danziger Straße, die innen eher wie Club N 54 wirkte - alles rot und schwarz und sehr deämpft beleuchtet. Aber der rohe Fisch mit kaltem Reis und Algen war sehr lecker und preiswert - satt, zehn Öre, mit Sapporo, und alles selber zusammengestellt. Anschließend ging es, mit dem obligatorischen Bier als Fahrausweis in der Hand, in die 20* und darin in den geliebten Friedrichshain. Am Bersarinplatz war bauarbeiteninduziert Schluß, aber das machte uns gar nichts, wir hatten den Wegzoll in der Hand und spazierten durch den gesamten Ostfriedrichshain zum Ostkreuz, um im Sieben mit der Putzigkeit des Tages ein Gespräch über Westfalen im allgemeinen und Bielefeld im besonderen zu unterhalten und dabei der Servicemate beim Fluchen über das langsam und schaumig fließende Bier zuzuschauen. Eigentlich witzig, das Sieben, inmitten der ganzen Kneipentourismusszene am Ostkreuz, die sich ja betont alternativ und hip gibt und sich ach so sehr von der Simon-Dach-Straße abheben will, und dann diese kleine, naja, Eckkneipe stimmt zwar nicht, aber es ist wie eine. Es gibt eine ganze Reihe von Stammgästen, richtigen Berlinern sogar, was man keinem der Schuppen dort von außen zutrauen würde. Noch später gerieten wir in die schönste Wohnung Südostfriedrichshains*, ja, und dann war der Abend auch schon zuende.

*Straßenbahnlinie, die eigentlich schon seit mindestens 5 Jahren M10 heißt, was ich mich aber solange weigere zu sagen, bis sie in was anderes umbenannt wird. Als sie noch 20 hieß, habe ich immer 4 gesagt, wie sie ganz früher hieß. Mit dem Ostbahnhof war es genauso. So nannte ich ihn, als er Hauptbahnhof hieß. Nach der Rückbenennung habe ich noch jahrelang Hauptbahnhof gesagt*.
*außer meiner eigenen natürlich :-)
*wer murmelt hier was von Reaktanz??

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