Freitag, 30. Mai 2008

Ich konsumiere - was kompensiere ich?

Ich hatte heute Frühschicht und war sehr müde, weil ich nach gestrigem kontemplativen Topmodel-gucken in Verbindung mit lecker Spargel und Prosecco auf Erdbeeren bei der Lieblingsnachbarin noch eine wichtige und knifflige Email schrieb, und sowas dauert ja bekanntlich. Ich war jedenfalls müde und ernährte mich während der Pausen vorwiegend von Joghurt und Erdbeeren. Zwischen den Pausen zog ich den Kunden das Geld aus der Tasche. Nach der Schicht gab ich eigenes Geld aus. Zunächst mußte der Schwur "Vom Urlaubsgeld kaufe ich mir neue Turnschuhe" eingelöst werden. Eigentlich sollten es entweder neue schwarze Samba, moosgrüne Special oder eventuell, falls es die noch gibt, diese México-WM-Schuhe in schwarz-weiß-grün sein. Aber nun gab es reduzierte Universal, und zwar weiß mit sehr leuchtenden, hellroten Streifen, zum gleichen Preis wie schwarze Samba, und in einer Größe, die morgen hoffentlich auch noch paßt. Her damit. Supercool. Dann wollte der Verkäufer mir so ein Deckweiß für weiße Turnschuhe andrehen. Aber hej, sagte ich. Weiße Turnschuhe müssen schmutzig werden, sagte ich. Jedenfalls schritt ich weiter in den Plattenladen. Nach der einen ätzenden Plattenkritik, deren Herkunft ich schon wieder vergessen habe, las ich heute eine in der Neuen Westfälischen. Ich rede nicht vom neuen Madonna-Album, sondern von der kürzlich bereits erwähnten "Third" von Portishead. Die Kritik in der NW war fast wohlwollend. Einerseits kann natürlich eine Band, deren lang erwartetes drittes Album in der NW besprochen wird, nicht mehr wirklich cool sein. Andererseits, naja, ist das schon die Band, deren frühere Lieder mitverantwortlich dafür waren, daß sich bei mir eine Art anspruchsvollerer Musikgeschmack herausgebildet hat. Also in Kürze: Ich kaufte die Scheibe. Gehört habe ich sie freilich noch nicht; es ist ja noch heller Tag.

Donnerstag, 29. Mai 2008

Isch werd bekloppt hier!

... aber immerhin schon 23 Folien, und auf den meisten steht sogar was drauf. Freue mich schon aufs Animieren, das wird sicherlich herrlich! Auf dem Gang geistern hier heute besonders viele merkwürdige Gestalten umher, die Sachen sagen wie: "Haben Sie was mit der Blackbox zu tun? Ich hatte da nämlich um 12 einen Termin, und nun wußte ich nicht, ob um 12 oder viertel nach 12, deswegen bin ich jetzt erst gekommen." (Es ist viertel nach 12.) Ja nee, is klar. Wenn ich nicht weiß, ob früher oder später, dann geh ich natürlich später. Absolut klar.

An der warmen Theke der Salatbar gabs Garnelenspieße, nicht daß ich sowas essen würde, aber immerhin. Die waren sicherlich von dem Empfang gestern übrig, der da war.

Meine tapfere Bürogenossin kämpft den Windmühlenkampf gegen allerlei Viehzeug, das infolge des plötzlich ausgebrochenen Sommers sich in unser vorvorgestern noch eiskaltes, inzwischen saharastickiges Büro verirrt. Außerdem räumt sie fluchend ihr Postfach auf.

Dank an vert für die hilfreichen Ergänzungen, und ja, ich war verdammt froh, daß die rotweißen Horden in Bielefeld den Zug verlassen haben. Das war großes Glück, daß die nicht nach Minden wollten.

Habe ich schon erwähnt, daß das Ärzte-Konzert mit Deutschland-Polen interferiert?

Mittwoch, 28. Mai 2008

Zuviel versprochen

Den Beitrag mit Photos gibts erstmal nicht, einfach schon allein, weil es kaum aufsehenerregende Photos gibt. Außer wie das aussieht, wenn Psychologinnen und Fastpsychologen auf dem Siegfriedplatz Poker spielen und daß die Elbe kein Hochwasser mehr hat, ist nämlich nix zu sehen, und das interessiert vermutlich nur eine interessierte Minderheit.

Heute ist es heiß und schwül geworden. Ich mußte die Jacke im Büro zurücklassen, denn die Transportkapazität des Rucksackes wurde für den Abtransport von ca. einer Milliarde Mineralwasserflaschen benötigt. Überhaupt: warum eigentlich war ich gestern betrübt ob meines gefühlten zu-wenig-geschafft-Feelings? Heute habe ich sage und schreibe EINE Folie geschafft. Die erste Ergebnis-Folie. Mit den Ergebnisdaten. Mußte ich eigentlich nur unfallfrei aus der SPSS-Ausgabe abschreiben. Aber wie? Tabelle, Tabelle mit Farbe, doch lieber Diagramm, aber wenn ja, wie und welches? Erst das allgemeine Ergebnis für alle Versuchspersonen, oder gleich in Subgruppen getrennt, und dann was, nur GDT, oder auch WCST, usw.

"Nebenbei" dann: habe endlich von dem alten Rechner auf das Notebook samt Docking-Station und dergleichen umgestellt. Aber bis das dann fehlerfrei läuft, müssen unsere IT-Experten noch einige Male ran, fürchte ich. Ständig geht irgendwas nicht. Seit gestern habe ich immerhin Administrator-Rechte. Heute morgen war ich den halben Tag mit der Verwaltung des T-3-Tippteams auf radioeins.de beschäftigt.

Altmodisches Artikel-aus-Zeitschriften-kopieren, wenn auch fürs Kopieren die Mensakarten plötzlich PIN-Eingaben erfordern, die dann nicht funzen: *grrr*! Wenn der Artikel dann eigentlich nach Kanada soll (schnell): *doppelgrrr* wg. einscannen. Scanner vom Chef geholt ("plug-in, läuft quasi von selbst"), Treiber installieren geht nicht, Scanner geht nicht, ich gehe auch nicht, obwohl meine vier Stunden längst rumsind. Die nette Schlafkognitionsexpertin tauscht mit mir Bewerbungsschreiben gegenlesen gegen langweilige Studie einscannen.

Zwischendurch Aufbauarbeit an einem besonders hartnäckigen Fall von Physio-Angst. Dabei ist es doch so einfach! Man muß nur den Thalamus auf seine Seite ziehen, dann wird alles gut. (Ich hoffe, ich habe die liebe Kopfhaarexpertin nicht mit meinem offensichtlich nicht nurmehr rudimentär vorhandenen Wissen vollständig entmutigt.)

Und jetzt riecht es hier nach Gewitter, ich muß REM hören und lese alte Magazine, nachdem ich Hähnchenflügel verspeiste. Morgen will ich den Vortrag fertighaben. Irgendwann sollte ich ja auch mit dem Lernen für die Prüfung, für die ich mich heute anmeldete, beginnen.

Billige Aufzählung, sorry

Und auch noch ohne Bilder, obwohl es welche gibt, aber ich habe keine Lust, auch noch Bilder einzubauen. Also.

1. Ick will nach Berlin und muß nach Minden, und der 8:00-Westfalenexpreß entledigt sich einer unendlichen Menge betrunkener Rot-Weiß-Essen-Fans. Infolge einer dringenden Rauchbombenzündung im letzten Waggon ist das Erreichen des Amsterdamer ICs in Minden gefährdet.

2. Oranienburg glänzt mal wieder mit hohem Himmel, drohenden und nicht eintreffenden Gewittern sowie gefühlten fünf Kilo Gewichtszunahme. Schön, vor allem das Erdbeereis mit Erdbeeren und das Rätselraten im Beet. "Sind das Erdbeeren?" "Nee, das sind Kartoffeln, Mädel." "Aha. Und das da, das sind aber Erdbeeren, nich?" "Ja." "Und das da, sind das Radieschen?" "Nee, das is' Salat, aber egal."

3. Balkonbier, Grandprixreste, Fahrradfahren.

4. Familienfrühstücke mit kleinen Kindern.

5. Spargel. Der erste richtig tolle, frische, brandenburger Spargel. Dazu Debatten, ob man an das jemalsige [Wortschöpfung von mir] Erreichen lichtnaher Geschwindigkeiten glauben dürfe oder als halbwegs normal denkender und annehmender Mensch dieses verneinen muß. Ich finde ja, daß man das nicht kategorisch ausschließen darf.

6. Ich finde auch, daß möglicherweise der verzerrte Wahrnehmungsraum von Parkinson-Patienten uns viel über die gefühlten Grundlagen der Einsteinschen Relativitätstheorie erzählen kann, auch wenn an Bord eines lichtnah schnellen Raumschiffes die Uhren quasi objektiv langsamer gehen würden, während die objektive Uhr eines Parkinson-Patienten nicht mit anderer Geschwindigkeit liefe.

7. Rückzu fuhr der IC schonmal 20 Minuten später los, wegen betrieblicher Störungen.

8. Schwesterherz hat das Vierteljahrhundert geknackt!

9. Präsentation für den 10. Juni ist in preparation. Auweia. Zum ersten Mal bereite ich ein Referat vor, wo ich zwar genau weiß, was ich warum erzählen will, aber die Folien sich irgendwie trotzdem nicht von selbst machen. War ich heute in echt von 10 bis 19 Uhr im Büro, mit nur marginalen Unterbrechungen, und habe an der Präse gesessen, und sie ist noch lange nicht fertig?

10. Bald mal ein Beitrg mit aktuellen Bildern. Echt!

Donnerstag, 22. Mai 2008

Tschernobyl images

Ich habe gerade das gelesen und dann das entdeckt und möchte das mitteilen. Vor Tschernobyl, als ich noch klein war, wurde mir viel über die verbrecherischen Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erzählt. Diese Erzählungen über strahlenkranke japanische Kinder, die tagein, tagaus Kraniche falten, waren derart nachhaltig, daß ich diese Atomwaffeneinsätze bis heute für verbrecherisch halte. Dann aber, und ich war immer noch ein Kind, kam Tschernobyl, und zwar zunächst im Westfernsehen. Die zurückhaltende Informationspolitik damals halte ich für verhältnismäßig, denn in der DDR gab es auch Atom-, oder wie es bei uns hieß, Kernkraftwerke, und wenn jenes in Rheinsberg mal explodiert wäre, hätte man, den Maßstäben nach, die halbe DDR samt Ost+Westberlin evakuieren müssen, aber wohin bloß?

Kernkraft in diesen großzügigen und gleichzeitig wenig mißtrauischen Ausmaßen - das paßt zu einigen anderen typischen kommunistischen Hoffnungen - daß alle Menschen eigentlich das gleiche wollen und sich in ihrem Sinnen und Streben nicht voneinander unterschieden, daß man allen nur ihre tägliche Schrippe und eine sinnvolle Tätigkeit geben müsse, begleitet von Arbeiterdichterzirkeln und Elektrizität. Und gerade der Strom, so wie in Lenins Ausspruch, Kommunismus, das sei die Herrschaft der Sowjeträte plus Elektrifizierung des gesamten Landes, elektrisierte (sorry!) das herrschende Proletariat dermaßen, daß es riesige Staudämme und anfällige Kernkraftwerke errichtete, wo immer sich die Gelegenheit bot.

Was immer ich über die inzwischen seit mehr als 20 Jahren evakuierten Gebiete lese, jagt mir Schauer den Rücken hinunter. Die entleerte Stadt Pripyat - ohnehin nicht organisch gewachsen, sondern ebenso künstlich aus dem Boden gestampft, wie sie dann plötzlich für immer geräumt wurde. Zwei Reaktorblöcke, darunter der Schornstein des Unglücksreaktors, dominieren den Horizont auf den Bildern. Allgegenwärtig die weite Ebene, der weite Horizont der Unendlichkeit, die Unermeßlichkeit der Folgen der Katastrophe.

Ich habe schon einiges an Geisterorten gesehen - aber niemals waren sie auch nach Jahrzehnten unsichtbar kontaminiert, niemals waren es ganze Leben und Generationen, die ausgelöscht waren, niemals waren sie so groß, niemals war oder ist die Verlassenheit derart endgültig und besiegelt.

Dienstag, 20. Mai 2008

Randbemerkungen

Im Gegensatz zu neulich konnte heute ein äußerlich eher ausrastender ("Ich verlasse jetzt mal die klassischen Sandwich-Regeln, naja, schön, daß Sie alle da sind") und dafür innerlich kichernder Praktikumsbetreuer beobachtet werden.

Heute hat mindestens eine türkische Mannschaft auf der Alm Fußball gespielt, und die Fans werden nicht müde, den Erfolg/das Ende des Spiels/ den Sonnenuntergang mithilfe ihrer Autohupen zu preisen.

Da keine Personen zu Schaden gekommen sind, kann ich eigentlich nur bedauern, daß die Philharmonie nicht ganz abgebrannt ist - sorry, aber ein hübsches Gebäude is' das ja wohl nicht.

Wenn Klinische Linguisten nach ihrer Spätvorstellung bei Trutti in der Kneipe der Wahl auf Psychologie-Dozenten treffen, erörtern sie höflicherweise fünf Minuten lang, ob sie woanders hingehen sollen, und wenn sie sich (in meinen Augen richtigerweise) dagegen entscheiden, sind sie gerne beim rechnungserheischenden Herbeizaubern der Kellnerin behilflich.

Montag, 19. Mai 2008

Was auf die Ohren

Leider etwas verspätet, aber immer noch aktuell folgt hier endlich der Hinweis auf gute Musik. Nette Menschen aus Friedrichshain und Lichtenberg singen Lieder und zupfen Gitarren, und freundlicherweise haben sie das vor kurzem in eine Dose getan, infolgedessen die vier Schmuckstücke jetzt auf myspace hörbar sind. Also hören! Und zwar nicht nach dem ersten Lied aufhören, sondern brav alle vier anhören. Die Künstler freuen sich übrigens auch über konstruktive Kritik nach der Sandwichmethode.

Und wann hatten Sie das letzte Mal gute Musik?

Sonntag, 18. Mai 2008

Hej, ich habe GABA dabei!

Alles über die Nervenzelle, und wo diverse Substanzen aller Art an ihr ihr Unwesen treiben. Damit habe ich mich am Wochenende beschäftigt, teils als Teilnehmerin, teils als Tutorin des Seminars "Wie Drogen und Psychopharmaka auf Hirnebene wirken." Immerhin habe ich am Freitag eine spontane Heiserkeit ausgebildet, die mich davor bewahrte, den Vortrag über die Nervenzelle selbst zu halten.

Geil, so ein Seminar für fast 60 Leute, im Hörsaal, der Chef referiert größtenteils, und alle, alle, sitzen mit gespitzten Ohren da und lassen sich kein Wort entgehen. Und dann diese Gruppenarbeiten! Gruppe 10 am ersten Tag bekommt die Aufgabe "Dichten Sie ein achtzeiliges Gedicht auf die Nervenzelle!" Gruppe 10 am zweiten Tag: "Stellen Sie die Wirkung von Alkohol auf das mesolimbische Belohnungssystem in einem kurzen Theaterstück dar!" Was sie taten: Der Mensch trinkt, der Alkohol denkt "cool hier, aber ein bißchen langweilig. Ich weck mal das GABA. Hej, GABA, runter vom Sofa, du mußt doch das Interneuron hemmen!" Das Interneuron, das bis dato das Dopamin fest im Griff hatte, läßt dieses frei, woraufhin das Dopamin zum Nucleus accumbens stürmt und diesen fest umarmt, der sich freut. Super!

Es gab ein paar schöne Worte, zum Beispiel Quisqualat. Habe leider vergessen, was das war. Außerdem: polytoxikoman. Das kann man sich denken. Dann all about Hustensaft - nur weil 1898 mal ein heroinhaltiger Hustensaft auf den Markt kam und es noch heute Hustenmittel mit Codein gibt. Verschmächtigung stellt m.E. ein wunderschönes Synonym für Atrophie dar. Wertvolle Hinweise gab eine Kleingruppe: Heroin kann auch in Kombination mit Crack eingenommen werden. LAAM, irgendwelche Medikamente, haben eine langsamere Wirkungsdauer... naja, LAAM eben. Zwischendurch bewies der Chef mangelhaftes Geschick beim unfallfreien Werfen mit Gummibärchentüten. Später, am Ende, dann die legendären Drogen & Psychopharmaka - Championships in den Disziplinen Neuro-Tabu, Pantomime und Wissenstest. Und das pantomimische Erklären von Synaptotagmin oder Axonhügel treibt einen schnell an die Grenzen. Was vom Publikum wirklich schnell identifiziert wurde, war GABA. GABA, eine quasi gamma-irgendwas-Buttersäure und sehr, sehr wichtiger Botenstoff, der allerdings meist oder sogar immer hemmend wirkt (d.h. eine aktivierte Nervenzelle, die GABA ausschüttet, hemmt ihre postsynaptischen Neurone), wird vom Chef als Pellkartoffel klassifiziert, und entsprechend bestand die Publikumsreaktion auf traurige, inaktive und sich-hängenlassende Gesichter immer in spontanen "GABA"-Rufen.

Ich war erstaunt, wieviel davon für mich in der Tat eher Wiederholung als Neustoff war. Das vormals heiß herbeigesehnte implizite Lernen direkt ins Langzeitgedächtnis scheint bei mir zu funktionieren, nur folgerichtig nicht auf Bestellung oder Wunsch, sondern nebenbei.

Und was noch war: Definitiv nicht GABA-induziert 1. dekadentes Fahrzeug 2. dekadent kurze Strecke 3. metadekadentöse Einigkeit mit dem Fahrzeugeigner und -führer über die Dekadenz des Tuns (und dazu Rainald Grebes 'Meine kleine Stadt'). Anschließendes sehr nettes, sehr kontemplatives Beisammensein im Café Berlin bei leckeren Speisen und Getränken. Es ist immer wieder interessant, Personen, von denen man schon viel hat reden hören, irgendwann persönlich kennenzulernen, und meistens wird man ja feststellen, daß die entsprechende Person total nett ist, wenn die andere Person, die dann quasi der gemeinsame Bekannte ist, ebenfalls total nett ist (HALO-Effekt). Aber durchaus nicht immer verlaufen solche Begegnungen so locker, ungezwungen und reibungslos wie gestern, und ich habe hier in Bielefeld schon lange nicht mehr einen so gelungenen, gesprächsinhaltsreichen, langen, fröhlichen und einvernehmlichen Abend erlebt. Da konnte selbst der Umstand, daß ich zum zweiten Mal ein Superstars-Finale mit sich an den Händen haltenden Protagonisten und zugekoksten Ex-Protagonisten und Frauke Ludowig ansah, den Abend nicht verderben. Im Gegenteil haben wir dieses Finalegucken ordentlich aufgemischt.

(Zehn Minuten vor Schluß führte Bielefeld noch auswärts gegen den amtierenden Meister Stuttgart einszunull. Aber ich sag noch, naja. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Abwarten. Und dann fallen noch drei Tore. Immerhin, wenn auch, für die Saison betrachtet, ungerechtfertigt, schafft die Arminia trotzdem den Nichtabstieg.)

Ich habe eine Menge Lob gehört an diesem Wochenende, das war mal super und erfreut mein mesolimbisches Belohnungssystem. Ich habe eine Menge gelernt, das ist auch super. Ich hatte eine Menge Spaß.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Funky Bilder

Die Überschrift muß schon deshalb sein, weil ich auf besseres Englisch hingewiesen wurde; leider zu spät und dazu anonym. Dann bleib ich lieber beim schlechten Englisch.

So sieht das in etwa aus der Perspektive meines Telephons aus, wenn ich auf einem Bielefelder Dach herumliege.
Und das ist der Ausblick während des abendlichen Herumgammelns auf dem Siegfriedplatz. Die Ballonfahrer tun mir immer leid, daß sie für derart schlechtes Bier Reklame fahren müssen.

Weg von Ostwestfalen gibt es ja auch andere attraktive Landstriche in diesem Land.

In Brandenburg gibt es ja nix, nicht mal ordentliche Mauern zum Ransprühen, also muß das Graffiti irgendwo anders untergebracht werden. Egal Wald!

Und Box 88. Jetzt kann das Mahl beginnen:

Und das schöne Wetter hält an. (Ich erinnere mich durchaus auch an unangenehme und kalte Maimonate.) Der Bielefelder geht trotzdem lieber shoppen als an den See. Ups. Gibt ja keinen See hier; deshalb vielleicht.

Zu Pfingsten sind die Geschenke am geringsten, oder: Pfingsten ist irgendwas mit dem Heiligen Geist, oder: Spargel, Spargel, Spargel

Bevor es überhaupt losgeht, triumphiert schonmal der Intercity. Wegen eines Böschungsbrandes (da regnet es mal eine Woche nicht in Ostwestfalen, schon geht alles in Flammen auf) ist der Zugverkehr zwischen Gütersloh und Bielefeld "auf unbestimmte Zeit eingestellt. Nur mein tapferer Westfalenexpreß konnte sich noch durchschlagen und brachte mich nach Minden zu meinem IC, der dann doch mit 10 Minuten Verspätung am Ostbahnhof eintraf, nachdem er am Hauptbahnhof dem Zug nach Saratov den Vortritt lassen mußte. Aber was ist das schon gegen die Stunde oder gar mehr, die der teurere ICE verspätet war.

Also, Jahrhundertsommer muß ja meinethalben nicht sein, aber sonnig und mäßig bis ausreichend warm bei bereits beeindruckenden Wassertemperaturen finde ich durchaus attraktiv. Das Wasser war für Anfang Mai überhaupt nicht kalt. Der Wald war ansprechend mit Bäumen ausgestattet, aber die Protagonisten wurden fortwährend von Tigermücken umsurrt und auch gestochen.

Dann kam das irgendwann mit dem Spargel: Spargel mit Sauce Hollandaise und Schnitzel, gratinierter Spargel mit gebeiztem Lachs, und heute grüner Spargel mit Schinken und Hollandaise. Aber darüber ein andermal mehr.

Viel, viel berichtenswerter erscheint vielmehr folgende Botschaft: Ich höre wieder CDs. Ich höre selbstbestimmt Musik, die nicht von der Laune eines launischen CD-Spielers ausgesucht werden. Vor einiger Zeit ging nämlich ein Verstärker kaputt, und dann wurde nicht nur ein neuer Verstärker, sondern auch der dazu passende CD-Spieler neugekauft, infolgedessen ein offensichtlich leistungsfähiges Abspielgerät nutzlos in der Kammer lag. Dieses Zauberstück befindet sich jetzt unter meiner auch noch nicht gar so lange in meinem Besitz befindlichen Anlage, und zaubert. Vielen Dank für die freundliche Fernleihe!


Freitag, 9. Mai 2008

Wenn, dann richtig

Gestern, weit nach den dramatischen Insektenentfernungsabenteuern, klingelt das Telephon, und die Bürokonfidentin teilt mir mit, daß unsere Büros evakuiert wurden, due to (überraschendem) Spritzasbest in der Decke. Nicht, daß ich nichts zu tun hätte. Ein Kapitel über Korsakow endlesen, Zusammenstellen (und teilweise Herstellen) der Testbatterie nebst Powerpoint und so on. Außerdem war ich heute leicht angeschlagen infolge des spontan anberaumten Nichtarbeitstreffens im Café Berlin gestern. Und es ist Sommer. Der Himmel ist blau, die Sonne unter Umständen unbarmherzig, aber genießbar. Tomate-Mozzarella kämpft sich auf der Dinner-Karte ohne Schwierigkeiten nach oben. Der Decision-making-Konfident haderte kurz, aber heftig mit seinem neuen Bestimmungsort Bonn, ohne sich lange mit der Freude über ein Promotionsstipendium aufzuhalten. Auf dem Siegfriedplatz sitzen die Leute auf dem Boden herum und trinken Bier. Die Pfandflascheneinsammler erkennen bereits von weitem, daß sie die Tyskie-Flaschen nur mit Schwierigkeiten in Bargeld umwandeln können, und verschmähen sie daher. Im sogenannten Gemeinschaftshaus befinden sich öffentliche und trotzdem benutzbare Toiletten, was sicherlich zur allgemeinen Akzeptanz des Platzes als Gutwetterabendaufenthaltsort beiträgt. Ich habe eine Person (gosh! Nach fast einem Jahr und bereits mehrmaligem Weiterreichen) mit meinen Entwicklungs-Karteikarten glücklich gemacht, ein mittelunzufreidenstellendes Telephongespräch geführt, eine noch schlechtere Sms geschrieben und schlußendlich im Postfach eine Mail gefunden, die ich nie, nie erwartet hätte.

And now?

Mittwoch, 7. Mai 2008

Manchmal sind männliche Mitbewohner doch ganz nützlich

Zum Beispiel hat der eine gestern den Eisblock abgetaut, der anstelle des Gefrierfaches des Getränkekühlschrankes gewachsen war. Natürlich könnte das auch eine Frau machen, aber nur ein Mann bedient sich dabei eines Fönes.

Der andere mußte vorhin eine entweder sehr große Wespe oder ziemlich kleine Hornisse aus meinem Zimmer entfernen. Er bediente sich dabei einer Plastesaft-oder-Limoflasche und eines Plasteplatzdeckchens.

Gut, daß ich das beobachtete. Beim Saugen stieß ich nämlich, nicht ganz ohne Gruseln, auf ein enormes Käferchen, das ich bezüglich seiner faunatischen Klassifizierung nicht näher in Augenschein nahm, sondern auf die nämliche Weise über die Balkonbrüstung warf; denn es zappelte ziemlich mit den Füßen. Das kann ja ein heiterer Sommer werden, wo man die Wahl hat zwischen Fenster offen, Viehzeug im Zimmer vs. Erstickungstod, kein Viehzeug.

Bei großen, auf dem Rücken liegenden Käfern denkt man natürlich sofort an Kafkas Verwandlung. Schon die zweite Gelegenheit während zweier aufeinanderfolgender Tage mit Kafkabezug. Gestern trug der Kollege Erkenntnisse über die Feedbackverarbeitung bei Korsakow-Patienten vor, und dabei stand er vor einer Tafel, auf die die kurze Geschichte mit der Katze und der Maus geschrieben stand.

Vorhin beim Brotkaufen fehlten mir dreißig Cent (ich hatte vorher nicht ins Portemonnaie geschaut), die mir sofort von dem Mädchen hinter mir überreicht wurden. Das fand ich auch nett. Überall nette und aufgeschlossene Menschen, sogar hier!

Montag, 5. Mai 2008

Crazy, it's about MAY yet, and the weather feels FINE!

Okay, zu viel englisch in letzter Zeit.

Ich arbeite mich durch 'Until I find you' von John Irving, das ich kaufte, als es noch nicht auf deutsch erschienen war, aber erst kürzlich tatsächlich zu lesen begann. Und nun ist es so, daß es von Seite zu Seite besser wird - zumindest was das Lesen betrifft. Die ersten 50 Seiten waren eine gefühlte Kafka-Erzählung. Inhaltlich ist es, leider, wie ich sagen muß, wieder ein John Irving und nicht viel mehr. Also: Tapfere alleinerziehende Frauen; Mädchenschulen und Jungsschulen; Ringer; zu klein geratene Hauptdarsteller mit einem older-woman-thing; Leben am Rande der Gesellschaft; New Hampshire und Iowa - naja, und ein Haufen Sex, nach dem eigentlich auch niemand fragt. Aber in (at least) lesbarem Englisch, und nun bin ich auch schon auf Seite 384.

Das andere Englisch begegnet mir während meiner - more or less - ehrenamtlichen Tätigkeit für den maître d' T3-Zahn. Heute habe ich wieder eine Studie, die aufgrund ihrer roundabout 40 Seiten schier nicht enden wollte, zuende korrekturgelesen. Ich glaube, der Chef ist im Veröffentlichungswahn.

Beim Essen gab es folgenden Beschluß: die aktiven Decision-maker, d.h. die beiden, die mehr, und die beiden, die weniger Geld dafür bekommen, essen nächste Woche gemeinsam eine Menge gemeinschaftlich zubereiteten Spargel auf. Ort: hier. (Vorteil: Balkon, geographische Mitte für alle Beteiligten; Nachteil: Mitbewohner.) Weiterhin wurde eine gemeinsame Rainald-Grebe-Anhängerschaft beim Chef und mir sowie völlige Unkenntnis des Grebe'schen Werkes bei der Decision-makerin festgestellt. Beim Kaffee auf dem Hof wurden dann beispielhaft Textzeilen von Brandenburg bzw. Thüringen und auch Familie Gold intoniert, aber informativer war dann doch das anschließende youtube-watching im Büro (währenddessen ich eigentlich Sprechstunde hätte abhalten müssen, und die anderen hatten gewiß auch was zu tun), und lustig dabei fast weniger die lustigen Lieder, sondern vielmehr der ängstliche Blick des Chefs zum Fenster, ob quasi irgendwer von draußen unseren Spaß-statt-Arbeit registrieren und vielleicht weiterpetzen oder anderweitig gegen uns verwenden könnte. Zu diesen paranoiden Vorstellungen passend klopfte es am Ende von Brandenburg an die Tür, und der Blogbruder und Hilfskraftvorgänger trat ein, als gäbe es kein Gestern, und verlangte den Sekretariatsschlüssel; nach einigen sparsamen Blicken auf den Bildschirm entschied er sich dann doch für ein Stühlchen. Im übrigen nach der Nebenfachvorlesung folgender Dialog: Deine Schwester, sieht die so aus wie Du, nur in blond? Äh, keine Ahnung - hierzulande wird eigentlich jegliche äußerliche Ähnlichkeit gerne bestritten, aber hmm. Also jetzt eher so vom Typ (langer Blick von oben bis unten und wieder hinauf). (So viele Nebenfächler sind das ja gar nicht, also wenn man weiß, wonach man suchen muß, findet mans wahrscheinlich auch.) Die Arme, jedenfalls. Die sind da ja alle so laut da und schwer am quatschen, und die sitzt da so tapfer in der 2. Reihe.

Heute schon wieder dann abends, ich möchte das abkürzen, Dachgrillen. Es ist (ich hasse dieses Wort wirklich, aber was soll man sonst sagen) einfach geil drüben beim Kermit aufm Dach. Es ist eh geil, daß ich hier Züge höre. Es ist oft kaum glaubbar, was es hier für Wohnungen gibt. Aber Dach - das ist hier selten (auch nicht seltener als in Berlin, wo inzwischen auch das meiste gesperrt sein dürfte). Also: Blauer Himmel + Würstchen und Salat + Zuggeräusche (fortwährend) + Kumpanen + Manu Chao und später Jack Johnson und zwischendurch Bob Marley = Great.

Samstag, 3. Mai 2008

Armenisches Märchen zwischen München und Regensburg, gesehen im: KINO

Gestern war ich auf Einladung und Empfehlung des Lichtwerkkonfidenten, a.k.a. StudBär, in einem Film, der hieß "Meine Mutter, mein Bruder und ich." Abgesehen davon, warum Filmemacher ihre Filme gerne mit Titeln versehen, in denen Mütter mit Possesivpronomen vorkommen, sprach nichts gegen dieses Alternativkinoevent. Wenn der Filmemacher nicht zufällig von einer spontanen Mittelohrentzündung angefallen worden wäre, hätte es sogar eine echte Premiere mit "der Filmemacher stellt vor" und "jetzt können Fragen gestellt werden" gegeben. Es gab allseitiges Bedauern über das Fehlen des Premiere-Events. Auch gab es Personen, die viel zu spät kamen, dann laut darüber lamentieren, daß man hier ja in Ostwestfalen sei, sich dann niederlassen und die ganze Zeit schwer am Diskutieren der auf der Leinwand sichtbaren Dinge sind. Und neben mir saß ein offenbar mindestens Arztehepaar, das nicht müde wurde, die medizinischen Begebenheiten zu kommentieren.

Aber das nur zur allgemeinen Atmosphäre; nun zum Film.

Handlung: Ein Ehepaar mit Sohn flieht aus Armenien vor dem Bürgerkrieg (ich vermute eher, vor dem "Bürgerkrieg" mit Aserbaidshan - eine Sowjetunion, aber zwei Sowjetrepubliken) nach Deutschland und stellt Antrag auf politisches Asyl. Der Vater stirbt, aber vorher zeugt er noch fix einen zweiten Sohn. Der ältere Sohn studiert erst auf Jura, will aber eine große Filmgröße werden, lebt ein halbwegs deutsches Studentenleben in München mit Job und Freundin und muß zwischendurch die Belange seiner analphabetischen Mutter und seines minderjährigen Bruders in Regensburg klären. Der jüngere Sohnemann meistert den Alltag mit der inzwischen zuckerkranken und von den ersten irreversiblen Folgen der Zuckererkrankung gezeichneten Mutter, ist zudem gut in der Schule und interessiert sich für die Märchen aus der alten Heimat, mit Schatz und allem Drum und Dran.

Figuren: Die Hauptfiguren agieren irre gut. Areg (das ist der ältere Sohn) als Prototyp des anpackenden, assimilierenden und gleichzeitig vom eigentlich unerreichbaren träumenden; der kleine Bruder Garnik, der beim Priester Armenisch lernt und sich die alten Märchen von Schätzen erzählen läßt, Schätze, die in irgendeinem der zahlreichen Erdbeben irgendwohin verschüttet worden sind; die Mutter, die man zunächst für einen Alptraum hält - nur armenisch sprechend, oft schimpfend, sehr eigen und sogar trotzig erscheinend und in ihrer Vorliebe für Schokolade und Fett im Essen durch nichts, nichtmal schwere körperliche Konsequenzen zu bremsende Frau, die viele Jahre in der Fremde lebte, in welcher sie ihren Mann namenlos (Grabstein zu teuer) begraben mußte; eine ganz starke und trotz der Handlungsverwicklungen nicht überironisierte Lili; ein merkwürdiger Asyl-Antrags-Zuständiger, ein gleichzeitig fragwürdiger und sehr interessierte Arzt, komische Kumpanen.

Warum es trotzdem nicht so besonders gut war: Zuviele lange Stellen, während derer ich mich teilweise fremdschämte (jaja, wenn schonmal eine Frau Chefin einer Filmproduktionsfirma ist, dann ist sie natürlich einsam und stellt jungen Aspiranten in Form privater Einladungen ins Penthouse nach, wo sie sich dann so offensichtlich einen auf die Lampe gießt, daß einem angst und bange wird). Als Lili, nachdem sie mit Areg in Regensburg an der (hoffentlich) Donau feststellte, daß das ja schwierig sei, wenn er da immer in Regensburg zugange sei, schlußendlich mit ihrem Auto davonfuhr, dachte ich so, hmm, die ganze Zeit hat noch kein Handy geplärrt. Entweder (guter Film) kommen wir heute mal ohne Handygeplärr aus, oder gleich sofort plärrt seines, und die Filmschnecke ruft an. Leider war die zweite Vermutung ein Volltreffer. (Übrigens plärrte auch danach nie wieder ein Telephon. Also entweder - oder!)

Am Ende fahren alle nach Armenien und suchen das alte Dorf, und die Mutter darf dort sterben, und des Vaters Asche wird auch verstreut, und ein plötzliches Erdbeben fördert den Schatz zutage, und der kleine Bub hat recht, und die Brüder wandern durch die ansprechende Berglandschaft, und es ertönt gute Musik.

Ich bin ein bißchen unschlüssig: war kein schlechter Film, nicht sehr unterhaltsam, mit einigen Ungereimtheiten und allerlei Überflüssigem, aber gut umgesetzt, schön gefilmt usw.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Ganz spontan der Satz des Tages

Gefunden bei Wikipedia. Falls einer der Blogleser bislang immer noch im Unklaren bezüglich Ostwestfalens-Lippe war - ich denke, das Mißberständnis kann ausgeräumt werden.

Diese Liste der naturräumlichen Einheiten und Landschaften in Ostwestfalen-Lippe gibt die naturräumlichen Einheiten und Landschaften höherer Ordnung wieder, soweit sie ganz oder teilweise in Ostwestfalen-Lippe liegen.

Ich möchte nicht mißverstanden werden: NICHTS habe ich gegen Ostwestfalen-Lippe und Personen, die dort leben und sprechen. Aber obiger Satz ist typisch, und daher haben Personen, die nicht von hier sind, manchmal Probleme mit der Einheimischen-Kommunikation.