Radiohead galt in den Kreisen, in denen ich Sozialisation erfuhr/suchte, lange Zeit als theoretisch toll, aber praktisch unhörbar. Hörproben bestätigten das oft. Daher befaßte ich mich lange Zeit gar nicht mit dem Werk von Radiohead, genauso wie ich mit dem Output von Sonic Youth oder Wolfgang Amadeus Mozart verfuhr. Erst kürzlich wurde mir im Gespräch mit dem Bruder eines Radiohead-Verehrers bestätigt, daß es ganze Platten gebe, die man eigentlich nicht anhören kann. Nun aber In Rainbows. Nachher ärgert man sich ja oft, und in diesem Falle muß ich mich selbst geißeln und für bescheuert erklären, daß ich das Album nicht auf dem völlig legalen Wege via Internet und Kasse des gegenseitigen Vertrauens erwarb. Aber nun, ich schwöre baldigen Kauf der CD zwecks nachträglicher Legalisierung des Besitzes dieser sphärischen, konzentrierten, unaufgeregten und sanften Musik. Nichts zum Tanzen, keine träumerischen Liebeslieder, und textmäßig geht es wahrscheinlich (ich habe das noch nicht überprüft, aber wer kann, der darf) um vergebene Gelegenheiten, um ungelebte Leben, um Unvollkommenheiten... und all das ist sehr anrührend, sachte und zurückhaltend intoniert. Kurzum - vielleicht paßt es auch gut zur momentanen Verfaßtheit und Stimmung, aber ich möchte dieses Album allen ans Herz legen, die unterwegs sind und mal eine Pause brauchen, die über mehr nachdenken als die aktuelle Superstars-Staffel, die mit Musik schweben können und wollen, für die Musik mehr ist als das Hintergrundgedudel beim Geschirrspüler-ausräumen. Trotz Zartheit steckt in In Rainbows mehr Kraft und Energie als in zwanzig Eurodance-Samplern. (Insofern erinnert es mich an die musikalische Gewalt von Portishead oder frühen Morcheeba-Sachen.)
Also: Kaufen, kaufen bzw: HÖREN HÖREN!!
1 Kommentar:
wow... da ich mir recht sicher bin, dass ich alle Radiohead Platten besitze, frage ich mich doch ernsthaft, welche Platten das wohl sind... die muss ich dann naemlich noch kaufen:p
Etwas irritiert,
sm
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