Dienstag, 1. Januar 2008

Und nun retrospektiv zu den Feierlichkeiten.

Das nutzt sich irgendwann ab. Wenn man nicht die überspannten Erwartungen von Jugendlichen oder Provinzstädtlern an Silvester hat, weil man inzwischen von der Wiederholbarkeit des Ereignisses (alle 365 Tage, manchmal 366!) weiß, dann wird es ja immer irgendwie nett, insofern man mit lieben Personen zusammen ist. Diese Erfahrung mache ich schon seit einigen Jahren. Da kann man dann auch spontan nach Leipzig zu relativ unbekannten Personen fahren, die mit aktuellen Herzensangelegenheiten verwandt sind. Den Weg dorthin zu finden ist für eine alte, geübte Pfadfinderin, die sich obendrein im Besitz einer Überblickskarte befindet, absolut kein Hindernis, höchstens eine Herausforderung angesichts der in Leipzig sehr präsenten und vorfahrtsberechtigten Straßenbahnen. Aber nun. Es gibt Chili. Die Sachsen trinken das gute Berliner weg. "Rednitzer" ist keine ernstzunehmende Alternative, wird aber trotzdem getrunken. Zur Mitternacht soll man irgendwo sein, aber da Damen immer noch gerne vor dem Losgehen nochmal pullern gehen, findet der Jahreswechsel mitten auf einer von Chinarestaurantinsassen beherrschten Kreuzung statt, wo demnächst der Bürgerkriegszustand ausgerufen werden würde, falls irgendjemand dort das Böllerfeuerwerk lebendig überstehen wird. Aber weiter. "Augustusplatz" die nächste Destination. Dort stehen sich die Parteien bis an die Zähne bewaffnet gegenüber. Der Rockstar hat nur so knallende Wunderkerzen, gottlob, so können wir in das Scharmützel gar nicht eingreifen. Stattdessen zieht es uns an einem grimmig schauenden, gleichwohl unterschiedslos Personen allen Alters, Geschlechts und Trunkenheitszustands hineinlassenden Türsteher vorbei ins Flowerpower, das, naja, nicht gerade nach Flowerpower aussieht, aber gerammelt voll ist (siehe Türsteherpraxis). Die Musik ist naja, ich bin es auch, und dank eines ganz und gar unweiblichen Orientierungsvermögens sowie eines mittelortskundigen Kumpanen lotse ich uns erfolgreich und ohne Umschweife durch mir bis dato völlig unbekannte Leipziger Straßen. Was ich nicht ahnen konnte: Die beiden Kombattanden lieferten mir noch unbezahlt und überraschend eine interessante theologische Diskussion über... nee, das führt zu weit.

Keine Kommentare: