Mittwoch, 26. Dezember 2007

Noi siamo com´le lucciole, brilliamo nello tenebre

Heute mal wieder mit Bildern vom Weihnachtsfest und anderen Aktivitäten:

Die Farben der Plätzchen kommen infolge von Dunkelheit nicht richtig zur Geltung, aber dem Betrachter sei versichert, daß sie ordentlich geleuchtet haben!


Das sich der ersten runden Geburtstagsfeier anschließende Gekicker wurde von folgendem Zigarettenautomaten stumm begleitet:


Richtig so, Lucky Luke! Nieder mit dem blöden Grashalm!

Die neue Amaryllis. Mein bis vor kurzem nicht nur relativ, sondern absolut amaryllisfreie Bewußtsein registrierte in den letzten Tagen grassierende Amaryllisverbreitungen. Das scheint eine tüchtige Modepflanze zu sein. Wie gesagt, bis vor kurzem ahnte ich nicht einmal ihre Existenz, und jetzt stehen sie in allen Wohnungen.


Bei dem anderen Geburtstagsspektakel stellte sich heraus, daß IKEA neuerdings Faltvasen aus Plastik, bedruckt mit psychedelischen Mustern, feilbietet. Der Alltagstauglichkeitstest wurde sofort durchgeführt und bestanden.



Wenn alles scheinbar zusammenbricht, wenn man ganz allein die Weitlingstraße runtergelaufen ist und ob der Lichtenberger Tristesse sich fragt, warum das eigentlich nicht auch so eine nette, belebte, alternativ-szenige und doch normal gebliebene Straße ist wie beispielsweise die Grünberger oder auch die Boxhagener Straße... wenn man bei "Lichtenberg" vor allem an all die Fernreisen denkt, die man am hiesigen Bahnhof begonnen hat... wenn man mit dem Prollzählen nicht hinterherkommt und das Ziel des Weges auch nicht gerade ein Freudenquell ist, und wenn man DANN visuell über folgende Inschrift stolpert:


dann bleibt einem die Spucke weg. Dann staunt man. Dann lacht man. Oh du mein Lichtenberg! Heut, gleich verlasse ich dich, aber ich komme wieder, keine Frage.

Also, Weihnachten: Wiedersehen mit Friedrichshagen. Erlöserkirche (Das Evangelium am 24. bitte NIE wieder aus der "Guten Nachricht" vorlesen! Luther rules!). Erstes Gulasch seit Ewigkeiten. Lübzer. Heiligabendliche Gitarrenmusik. Diverse Geburtstage. Wiedersehen mit dem Auslandskorrespondenten (Moskau). Oranienburg, Wildschwein. S3 fahren - Rummelsburg, Rummelsburg Betriebsbahnhof, Karlshorst, Wuhlheide, Köpenick (Hirschgarten, Friedrichshagen). Musik, Robert Gernhardt, Badewanne, weing Schlaf, kein Decision-making (aus neurowissenschaftlicher Perspektive betrachtet, jedenfalls).

Montag, 24. Dezember 2007

so here we are

Man gewöhnt sich an alles, auch an ein (temporäres) Leben in Lichtenberg. So viele Nazis gibt es hier gar nicht, und in die relevanten Friedrichshain-Regionen läuft man auch nicht länger als 20 Minuten. Theoretisch fährt ja auch dieser famose Bus, aber, hmm, als Originalberlinerin kann ich natürlich nicht einfach mit dem Bus fahren (bzw. fährt er mir ständig vor der Nase weg).

Entweder isses hier wärmer als in Biele (unglaubbar), oder man verzichtet hier mit oberberlinerischer Nonchalance auf die Handschuhe à la 'minus zehn Grad, pah!' oder der soziale Druck der anderen, die offensichtlich nicht bereits während der morgendlichen Verkündigung der zu erwartenden Temperaturen eingeknickt und im Bett geblieben sind, verzerrt die Wahrnehmung, jedenfalls isses sonnig (tagsüber), kalt, klar, schön.

Friedrichshagen: Kenn ich schon ewig. Fast länger als mich selbst, und dann hab ich da noch Abi gemacht, ganz zum Schluß. Tausendmal auf dem S-Bahnsteig. Auswendig die Fahrzeiten. Donnerstags das Rabu. Und dann durch die Wuhlheide - im Winter braun, grau, öd und weiß vom Rauhreif oder [Glück!] Schnee. Im Sommer hundert oder zweihundert Grüntöne; Spaziergänger.

An Tagen wie heute kann ich kaum glauben, daß ich hier weggegangen bin, wo ich an allen Winkeln Erinnerungen atme.

Dann der Architekt, der auch mal Geburtstag hat. Kinder-Wettkrabbeln, Dips-aufessen und die große Frage, ob man das Bier vom Balkon reinholen sollte wegen Gefriergefahr. Man kann es auch einfach austrinken und anschließend im Feuermelder kickern gehen, wo man von unwissenden Trottelinen, die immer mit den Spielfiguren durchdrehen, herausgefordert wird. Und trotzdem gewinnt.

Freitag, 21. Dezember 2007

Minifrühsilvester

Gestern lud der Konfident. Das in Studentenkreisen übliche zeitverschobene Erscheinen selbst bei privatesten, kleinstkreisigen Events nimmt allerdings leider ziemlich überhand. Wenn man zu 20 Uhr geladen ist, erscheine man nicht später als 21 Uhr. Alles andere ist unhöflich dem ungeduldig wartenden Gastgeber gegenüber. Wenn der Gastgeber das Glück hat, daß überhaupt jemand halbwegs pünktlich erscheint, kann das zu beglückenden Hörerlebnissen führen, denn Platten, die viel zu selten gespielt werden, können dann gespielt werden. Zum Beispiel die gute alte Keine Macht für niemand. Weiterhin erprobten sich alle Beteiligten an der Zubereitung einer Bowle. Herzstück eines solchen Getränks bilden Inhalte von Dosen, die Namen tragen wie Ananas im eigenen Saft oder 5-Früchte-Traum. Da der Konfident ein dosenöffnerloses Dasein führt, verwandelte sich letzterer in ein 5-Frucht-Problem. Kein Problem hingegen ergab sich infolge des Eiswürfelmangels, denn schon nach 15 Minuten auf dem Balkon war aus dem Weißwein-Sekt-5-Frucht-Problem eine kalt zu genießende Erfrischung geworden.

Es ist nämlich in Biele grad kälter als jemals zuvor, seit Temperaturen aufgezeichnet werden. Wie kalt genau weiß auch keiner, da es hierzulande keine Thermometer gibt, die derart kalte Temperaturen aushalten. Der Teutoburger Wald steht weiß und schweiget.

Das eigentliche Silvesterchen gestern verpaßte ich aufgrund drängender Telephonate. Die JahresendrückblickCD besteht aus 21 Liedern. In Ruhe anhören werde ich die wohl erst in der Hauptstadt, denn morgen stehe ich nochmal an der Front des Einzelhandels. Das aber wird ein anderer Bericht sein.

Mittwoch, 19. Dezember 2007

High fidelity in Biele


Der Konfident hat es schon recht erwischt mit seinem Weihnachtsjob. Und wie er souverän, ohne mit der Wimper zu zucken, im PC nach lange verschollen geglaubten Singles namens "Missing" [sic!] sucht! Das ist cool. Da weiß man, wo Nick Hornby abgeschrieben haben würde, wenn er jetzt erst die Idee zum Roman gesucht hätte.

Weiterhin erfreulich natürlich die lobende und visuell dokumentierte Erwähnung des Blogs beim Kollegen McNiesen im fernen Schottland.

Highlight des Tages war sicherlich die Mitteilung, daß ich im Gegenzug zu einem morgigen Frühdienst den Heiligabend freihab und infolgedessen von Sonnabend bis Mittwoch Berlinurlaub bei lieben Personen verbringen darf. Ticket gekauft, Nägel mit Köpfen gemacht, freufreu. Andere haben gute Vorsätze fürs neue Jahr; ich nehme mir was für die verbleibenden 2007er Tage vor: Nichts. Noch sechs Tage arbeiten; noch 1600 km Zugfahren; noch 12mal schlafen; noch ein klitzekleines Referat vorbereiten; noch eine Übung; noch ca. 3 Parties; tja.

In meiner WG-Küche sind alle männlichen Erstsemester-Master-Studenten* der Bio-Informatik (was es alles gibt! Züchten die Computer in Blumenkübeln?) schwer am Plätzchenbacken. Mir wird ja von der eingeatmeten Luft schon schlecht, und inwiefern sich der Genuß von Paderborner mit dem Dauerbeschuß des schweren Teigduftes verträgt, interessiert mich wirklich nur auf einer theoretischen Ebene!


* [alle fünf.]

Dienstag, 18. Dezember 2007

So war das diesmal

Das ist das Patentöchterchen während des Versuchs, leckere Rübchen-Polenta sowie Brote, die sich infolge des rätselhaften Verschwindens von Käse bzw. Wurst in pure Butterbrote verwandelt haben, nicht zu essen. Nicht ganz unbegabt.

Das Weite Theater verfügt über die einzigen mir bekannten sanitären Einrichtungen in der Hauptstadt, an deren Türen nicht "Damen" und "Herren" steht, sondern die infantile Geschlechtsbezeichnung. Super! Auf eine Mädchentoilette gehe ich doch viel lieber als auf ein Damenklo.

Privatkonzert.

Meine Amaryllis, die sich ja wacker und lange geschlagen hat, ist nun endgültig dahin, aber ich habe sofort eine neue bekommen. Beim Kochen pflegen wir die klassische Arbeitsteilung: einer kocht, einer liest was vor. Nachmittags schlendern wir mit der Freundin in die Kaufbar und erinnern uns an einen acht Wochen zurückliegenden Sonntag. Wir verspeisen opulente Pilz-Hähnchenbrustfilet-Sahnesoßen und hören dazu Mozarts Kleine Nachtmusik. Die philosophisch-theologische Diskussion gerät an Paulus, der von mir als selbstgerechtes Individuum (ich habe ein anderes, weniger druckreifes Wort verwendet) bezeichnet wird, woraufhin mir sofort 1. Korinther 13 vorgelesen wird, zugegebenermaßen ein wirklich sehr schöner Text, und ich leiste zähneknirschend Abbitte, erinnere aber gleichzeitig an das fragwürdige Frauenbild des Bekehrten. Daraufhin stellt sich heraus, daß es so ein Bibelprogramm gibt, in welchem die Bibel in allen möglichen Sprachen drinsteht, und daß der Rockstar den hebräischen Originaltext tatsächlich flüssig vorlesen kann. Ich habe mich revanchiert mit der Schöpfungsgeschichte auf Ungarisch. Verrückt. Unausweichlich dann das gemeinsam mit dem Mitbewohner veranstaltete Anschauen von Life of Brian, und obwohl wir den Film alle schon kannten, hatten wir das Gefühl, noch nie so sehr darüber gelacht zu haben. Keine Längen, keine Langeweile, nur absolut komisch.

Ja, Wochenenden mit dem Rockstar - purer Rock'n Roll. Nichts für Leute mit mangelhafter Kondition oder schwachen Nerven.

Biele hat mich wieder. Morgen Literaturzirkelchen, Testtheorie, Weihnachtscafé. Wann mache ich das Referat? Der Rest der Woche ist Arbeit.

Montag, 17. Dezember 2007

Rockstar: Live on stage

Das ist gewissermaßen die erste Band gewesen: Cousin und Cousine.

Aber deswegen haben wir nicht das WEITE THEATER im Theater an der Parkaue aufgesucht. Wir wollten den Rockstar sehen! Und das sahe dann so aus:

Leider blieb es größtenteils auch beim Sehen, denn dank eines mittelbegnadeten Tontechnikers war der Gesang kaum zu hören. Auch der sicherlich (soweit man das sehen konnte) phantastische Bass ging in dem allgemeinen Schlagzeug/Gitarrenklangteppich etwas unter.

Aber ansonsten eine feine Sache. Wir wackelten ein wenig mit den Hüften, und als sie dann noch Tocotronics Die Welt kann mich nicht mehr verstehen spielten, konnten wir endlich lauthals mitgrölen.

Das letzte Lied, Meine 10 Minuten, war richtig super!

So, nach dieser fundierten, objektiven und inhaltsschweren Konzertkritik nun mal noch ein paar Fakten. Der Raum, eine Nebenbühne des Theaters an der Parkaue, war soweit ganz nett, nur hinten die Stuhlreihen irritierten etwas. Vorne konnte man ganz nett sitzen und Berliner für zwei Öre trinken. Auch das junge Europa in Form vom Schwesterherz und dem Genossen Ziebinski ließ sich von der Aussicht auf Mucke anlocken. Und endlich mal wieder ein Abend mit der besten Freundin! Also schön. Musik, gute Musik, viel Bier, und dann der Rockstar, der irgendwie noch in der Lage war, sich mit dem Taxifahrer über das Taxi zu unterhalten. Zuhause wurde das Konzert noch mit der E-Gitarre, exklusiv nur für mich, fortgesetzt und beendet. Die armen Nachbarn, aber naja, was soll man machen, nicht wahr?

Mittwoch, 12. Dezember 2007

... dankeschön!

Fazit:
Vortrag inhaltlich genau wie erwartet, gut strukturiert mit einem, wie ich finde, gelungenen Einstieg ins Thema mittels des ersten Nürnberger Ärzteprozesses, aus dem heraus auch der Nürnberger Kodex entstanden ist, in dem (wußte ich bislang nicht) allgemeinverbindliche Richtlinien für medizinische und psychologische Forschung an Menschen geregelt und postuliert sind. Daß es nicht nur eine KSZE-Schlußakte von Helsinki, sondern auch eine Deklaration von Helsinki (in der aktuellen Fassung von 2002) gibt, die sich explizit und verbindlich mit ethischen Richtlinien in der medizinischen und psychologischen Humanforschung befaßt, wußte ich ebenfalls nicht und ist mir bislang im Studium auch nicht so untergekommen. Klarer Fall, daß ich meinen Beitrag leisten werde, das zu ändern. Also im Sinne von einer Unterbringung zumindest der dringendsten Eckdaten in den regulären Prüfungsstoff.

Außerdem gab es natürlich einiges zu lachen, zum Beispiel bei der Geschichte einer damaligen Kommilitonin, die als Diplomarbeit eine Versuchsreihe mit Zuständen extremer Reizarmut durchführen wollte, an ihrer Uni zur Erleichterung des heute Vortragenden allerdings keinen Betreuer dafür gefunden hat und dann "irgendwas im A&O*-Bereich gemacht hat". Womit ganz nebenbei und charmant die Wertschätzung für den A&O-Bereich rüberkam.

Im übrigen war ich sehr positiv überrascht von der verhältnismäßig großen Anzahl von Zuhörern. Heute mittag hatte ich ja ein bißchen Angst, daß überhaupt keiner kommt, aber der Hörsaal war doch ganz gut gefüllt. Nie verstehen werde ich allerdings das Gebaren von Personen, nicht nur so einen Vortrag, wo man ja eh freiwillig ist, vorzeitig zu verlassen, sondern dies auch noch unter größtmöglichem Geräuschaufwand zu tun. Naja, verschossenes Pulver.

Super Vortrag, super Abend.

* [A&O: Arbeits- und Organisationspsychologie. Kann man spannend finden.]

Nachträge

Gestern gab es mehrere Sätze des Tages. Der Lehrstuhlvertreter von der Klinischen sprach mich auf dem Weg zum Essen an, daß er mich nun zwar am Montag auf der Weihnachtsfeier gesehen habe, aber immer noch nicht wisse, was ich hier so mache. Ich stellte mich artig vor und sagte, daß ich in der Physio als studentische Hilfskraft arbeite. Er fragte, was ich da denn so machen würde [Wieo fragen Professoren ständig sowas? Wissen die wirklich nicht, was studentische Hilfskräfte so machen?]. Ich sagte, daß ich grad diverse Schriftstücke vom Chefentscheider korrekturgelesen hätte. Daraufhin er: "Aha, das bedeutet, daß Sie gut Englisch können!" Echt jetzt? Muß man das? Ich kann nämlich überhaupt kein gutes Englisch. Für die Rechtschreibung gibt es Wörterbücher, und Grammatik, naja, die kann man doch irgendwie noch aus der Schule, und Ausdruck - egal. Also eine Studie selber schreiben würde mir wahrscheinlich durchaus sehr schwer fallen, aber einen bereits vorhandenen Text korrekturlesen... "Ich find das gar nicht trivial", sagte er dann noch.

Am späten Nachmittag mit dem Konfidenten und dank meines unfehlbaren Orientierungssinnes auf dem kürzesten Weg ins Welthaus Bielefeld. Der Plan bestand darin, für den heute zum "Thema Ethik in der psychologischen Forschung" Vortragenden einen Flasche fair gehandelten Biorotwein zu kaufen. Leider ist solcher aus den präferierten Ländern Australien und Spanien äußerst rar, weshalb wir uns für einen sicherlich phantastischen südafrikanischen Pinotage entschieden haben. Für mich war so ein Laden ja keine neue Information. Sowas gab es vor über zehn Jahren schon in der Straße, wo Lunas Eltern wohnen. Aber der Konfident war ganz aus dem [achtung: Welt-]Häuschen [autsch], naja, schließlich ist er ja nicht in derart privilegierten Gegenden aufgewachsen wie unsereiner.

Noch später, während des Herumstromerns in der weihnachtlich verblendeten Innenstadt, kickte ich einen Karottenrest mit dem Schuh davon und kommentierte dieses Tun mit der Äußerung des Wortes "Karotte". Gleichzeitig gab es ein Geräusch zu hören, das der Konfident mit der Frage "Kind oder Hund" beschrieb, was ich aber, innerlich noch bei der Karotte verweilend, nicht bemerkte, woraufhin ich ihn mehrere Sekunden lang schweigend anstarrte. Ja, damit war dann Karotte unversehens zum Wort des Tages geworden. Ist doch klar.

Überhaupt grassieren gerade die richtig schlechten Wortwitze, Abfallprodukt der ebenso endemisch umgehenden Wintermüdigkeit. Die Motivation befindet sich an einem Tiefpunkt, der so tief ist, daß er durch seine absolute Nullpunkthaftigkeit die Motivationsskala rational skaliert. Zwischen vier Uhr nachmittags und acht Uhr morgens ist es erheblich zu dunkel, und zu den anderen Zeiten ist der Himmel auch nur grau. Ich muß hier raus, ich will die klare Winterluft des Kontinentalklimas 400 Kilometer weiter östlich atmen, ich will den Rockstar auf der Bühne sehen, ich will ausschlafen.

Heute im Päppelkurs hatten wir endlich Studien, die ich schon ganz gut kenne, und wie erwartet gibt sich der Chef, denn es waren seine eigenen Arbeiten, absolut kritikfähig. Beste Sätze heute: "Das bleibt unklar. Die Autoren äußern sich nicht dazu." Und: "Keine Ahnung, warum wir den LPS und nicht einen anderen, besseren IQ-Test genommen haben. Weiß ich nicht mehr." Mir hat gefallen, daß er mit größtmöglichem Abstand an die Studien herangegangen ist, also es zumindest anfangs geschafft hat, über die Arbeiten zu reden, als seien sie gar nicht von ihm. Und am Ende war es natürlich super, daß man mal mit dem Autoren selbst so ein Ding zerpflücken kann, dann wird nämlich viel klarer, warum manchmal so ein krudes Zeug in der Diskussion steht (weil irgendein Reviewer das wollte), warum dieser und jener Test nicht auch noch gemacht wurde (zu schmale Zeitfenster bei der Untersuchung von Patienten) und was aus der Patientin geworden ist. Und so ganz nebenbei kriegt man (wieder einmal) mit, dasser ja auch noch Psychologe ist, und das gar nicht so nebenbei, wie der Konfident sehr richtig bemerkte.

Bevor ich jetzt vor Lobhudelei überschäume (nein, DAFÜR werde ich nicht bezahlt!), weise ich noch darauf hin, falls das hier was nutzt, daß immernoch die gleiche Person heute einen Vortrag über Ethik in der psychologischen Forschung halten wird, und zwar in genau zwei Stunden im Hörsaal 3. Da geh ich gleich hin! Atschö!


Blöd nur, daß wir da Interessenten geschrieben haben. Wir wollen doch kein Auto verkaufen!

Dienstag, 11. Dezember 2007

Weihnachtsfeier reloaded

Gestern die Arbeitseinheit, zusammen mit der Klinischen, hier unten in dem etwas überstylten Schuppen mit den pseudo-Retrorundungen. Lauter Frauen in meinem Alter, die über die Strapazen der Therapieausbildung ächzen. Mehrere ProfessorInnen, die sich durch Sätze hervortun wie "Und Sie sind für die Klinische hier?" [Äh nein, ich arbeite in Ihrer Arbeitseinheit als Hilfskraft. - Und was machen Sie da so? - Das, was Hilfskräfte so tun.], "Schlange? Schmeckt ungefähr so wie Krokodil" und "In Bayern dürfen Sie im Bierzelt weiterhin rauchen." Hehe, war also ganz nett.

Sonntag, 9. Dezember 2007

Environmental influences on autobiographical memory: The mnestic block syndrome ODER: So kann man einen Sonntag auch rumkriegen

Gosh! dachte ich, als ich heute morgen (njam... eher mittag) ganz vorsichtig die Datei öffnete. 71 Seiten! Der ist doch verrückt, dachte ich. Na gut. Es folgte erstmaliges Korrekturlesen eines englischen Textes (hust). Und nicht einfach nur Tippfehler suchen. Verständlich? Gut formuliert? Literatur richtig formatiert? Autorenhinweise beachtet? Inhaltliche und formale Inkonsistenzen? Sätze zu kurz oder zu lang? Usw. Also, falls jemand was über dissoziative Amnesien wissen möchte... es gibt da eine neue Expertin auf dem Gebiet. Und das zweite Erschrecken: Deadline morgen um eins. Super. Hilfskraft sein ist wirklich total super!

Dann kam auch noch die Referatsgruppe vorbei, und der Konfident und ich waren (nicht zum ersten Mal) bemüht, die Hypothese der somatischen Marker populärverständlich zu erläutern, naja, mehr als "Bauchgefühl" kann man da ja eigentlich kaum sagen. Das wird vielleicht ein Referat! Im Prinzip das Gegenteil von "Sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit" - wir haben ja Ahnung, aber um das vermittelnderweise brauchbar rüberzubringen, müßten wir wahrscheinlich mehr tun als wir derzeit motiviert sind.

Samstag, 8. Dezember 2007

Psychoparty: A critical review

Ja, ein Jahr ist schnell vorbei, und schon kann man nervöse Erstis bestaunen, die eine Psychoparty organisieren. Da ich hier keine falsche Bescheidenheit aufkommen lassen will, sag ich gleich, daß die Latte vom letzten Jahr her wirklich hoch lag - und nicht gerissen wurde, doch, das kann man wohl sagen. Unser DJ im letzten Jahr war wirklich spitze, ein absoluter Partyprofi und hundertprozentig in der Lage, die momentane Stimmungslage auf der Tanzfläche zu erfühlen und entsprechende Lieder auszuwählen. Diesjährig war der Sound von übersteuerten Bässen geprägt, und ich vermißte einiges an klassischen Alternative-Partykrachern, naja, getanzt haben wir trotzdem, und auf der Tanzfläche war es auch ganz angenehm, daß es nicht so voll wie im letzten Jahr war.

Der Rockstar war ja mit und durfte erstmal die Uni bestaunen. Erste Assoziation: Flughafen. Zitat: "Jetzt kann ich das viel besser nachvollziehen, daß du hier jede freie Minute zubringst." Zweite Assoziation: Flughafen Tegel, wahrscheinlich due to den roten Säulen. Dritte Assoziation: "Verdammt, sind die alle jung!" Aber ansonsten hat es ihm gefallen bei den Psychos, glaube ich. Sind ja auch alles solche Herzchen!

Der Wahnsinn "Zweiter Advent/ Einzelhandel" fand kürzlich für dieses Jahr ein Ende. Nun wartet die Weihnachtsfeier auf mich, d.h. sie wird nicht gerade warten, sondern hat bereits begonnen, und ich werde gleich hin- und damit einer hiesigen Party entgehen, die der liebe Mitbewohner anläßlich seines Geburtstages veranstaltet. Ausgelassenes Feiern verbietet sich leider infolge einer netten und umfangreichen Datei in meinem Postfach, die aus einem korrekturzulesenden Buchkapitelchen besteht, und ich habe die Ehre, die erste Person zu sein, die das zu lesen bekommt. Super. Ich habs vorsichtshalber noch gar nicht angeguckt, wie viele Seiten das wohl sein mögen. Das wird ein wunderbarer Sonntag, zumal noch Referatsgruppe. Hoffentlich regnet es wenigstens.

Wenigstens ist das Ticket für das nächste Wochenende gekauft.

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Gestern im Café Berlin

Na, daß die Arbeitsgruppe eine coole Truppe ist, war ja nun keine neue Information für mich. Gestern gab es eine Abschiedsrunde mit dem Forschungspraktikanten, der sich schon wie Bolle auf seine Rückkehr nach Landau freut. Leider schenkten ihm seine ehemaligen Kollegen und Kolleginnen ein schickes Uni-Bielefeld-Shirt, und ich erntete zustimmendes Nicken mit der Bemerkung, daß der Bielefelder Retro-Schriftzug ja wohl mal viel besser aussieht als die Cowboy-Blockbuchstaben der Uni Landau.
Später wurden Geschichten von vergangenen gemeinsamen Abenteuern der Arbeitsgruppe erzählt, die man so wahrscheinlich nicht erwartet hätte, aber das wäre wohl bei anderen Arbeitseinheiten auch nicht anders. Noch später wurde ein allgemeines Loblied auf Berlin angestimmt, und bei dem allgemeinen Zuprosten wurde auch auf meine zukünftige Diplomarbeit angestoßen. Na denn!

Dienstag, 4. Dezember 2007

Klarer Fall von Ausfall

Ja, auch wenn das gestern ein sehr, sehr anstrengender Tag gewesen ist, kann man es trotzdem nicht erklären, warum ich meinen Wecker nicht ordentlich gestellt habe. Immerhin habe ich es schon nach ganz anderen Vorkommnissen pünktlich auf die Arbeit geschafft. Aber nun! Mit völliger Sicherheit den Wecker eine Stunde zu spät stellen - das zeugt, möglicherweise, von einem starken Unbewußten, das hier und jetzt das Recht des Bewußtseins auf Nachtschlaf durchsetzt. Infolgedessen war ich heute zum allerersten Mal überhaupt (in fünfeinhalb Jahren) zu spät auf der Arbeit. Schlimmer noch: kein Kaffee (das wäre wohl etwas vermessen gewesen). Der Rest des Tages wurde dann auch nicht mehr besser.

Also, dieses Jahresende schleppt sich so ein wenig dahin, in Dunkelheit und Müdigkeit. Jegliche Prüfungsvorbereitungen werden prokrastiniert. Die Motivation zu Engagement aller Art sinkt täglich. Wenige erwartbare Lichtblicke reihen sich wie Perlen auf einer Schnur, aber da die Anzahl entsprechender Ereignisse bis zum Jahresende eher überschaubar ist, könnte man aus der Schnur wohl kaum eine Halskette knüpfen. Nichtsdestotrotz werden die entsprechenden Ereignisse mit positiven Gefühlen erwartet, keine Frage. Als da wären: Psychoparty mit persönlichem Special guest; derselbe in concert am nächsten Wochenende in Berlin; Zusammentreffen mit eigentlich hiesigen Konfidenten dortselbst; der Ethikvortrag vom Chefentscheider am nächsten Mittwoch; einige Weihnachtsfeiern; Minifrühsilvester beim Konfidenten; naja, und dann eben Weihnachten und Silvester sowieso. Interessant übrigens, was das durchs-Telephon-anhören des Weihnachtsoratoriums an Erinnerungen auslösen kann.

Montag, 3. Dezember 2007

Lichterketten

Diese nette Wanddeko findet sich im Stahlberg, wenn man ganz nach hinten durchgeht. Ja, genau dort, wo man immer denkt, daß es da nicht weitergeht!

Aber auch unsere Uni muß sich in Sachen Deko nicht verstecken. Sogar einen riesigen Weihnachtsbaum hat man irgendwohergezaubert. Er steht blöderweise direkt vor dem Glaskasten, wo man sich immer zum Essen trifft, und darüber hinaus trägt er auch noch bescheuerte blaue Lämpchen. Aber nun, man zahlt ja gerne 350 Öre Studiengebühren!


Satz des Tages war heute übrigens "Nee, dann reichen die drei Artikel!"
Hintergrund ist die gestern abend ergangene Aufforderung, 20 Artikelchen herbeizuzaubern, die angeblich alle oder zumindest fast alle auf dem W-Laufwerk liegen und nur in einen neuen Ordner kopiert werden sollen. Mitnichten lagen die auf dem Laufwerk! Und irgendwie konnte ich an meine glorreichen Artikelzauberkünste von vor zwei Wochen nicht wieder anschließen. Vielleicht war das auch Anfängerglück, man weiß es nicht. Magere Bilanz von 6 Stunden Arbeit: 3 Artikelchen. Und oben erwähnter Satz.
Ich wäre übrigens gerne dabeigewesen, als er heute die Vorlesung zum Thalamus (Thali!), Hypothalamus und zur Hypophyse ohne Beamer- und Rechnerunterstützung, also quasi ganz aus dem Kopf, gehalten hat. Augenzeugen berichteten von kreidigen Thali-Visualisierungen an der Tafel, die in der Beschreibung ganz arg an unsere eigenen Zeichnungen von unserem alten Kumpel erinnerten.

Jetzt sitze ich hier und bin mit der Spezialaufgabe "Rechtzeitiges Bereitstellen heißer alkoholhaltiger Getränke zum Ende und Ausklang des Films 'Die Feuerzangenbowle'" betraut. Nicht unlösbar, will mir scheinen.

Das Telephon will nicht klingeln.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Endlich entdecken: Radiohead

Die Beschäftigung mit dem Werk von Radiohead habe ich ja lange prokrastiniert, wahrscheinlich um noch was auf Pfanne zu haben, falls die aktuelle Musik nichts tolles mehr abwirft. In meinem iTunes tummeln sich the bends und OK computer und laufen heute rauf und runter, falls ich nicht gerade the kon von Tegan & Sara höre, hehe, die gefällt mir nämlich auch ganz gut (falls ich das nicht schonmal erwähnt haben sollte). Wie so oft stellt sich beim hören der Scheiben heraus, daß der ein oder andere Titel bereits bekannt ist. Erstaunlich bei meiner relativ stringenten Radio-Abstinenz.

Gestern weilte ich bei einer praktischerweise im gleichen Wohnheim stattfindenden Einweihungsparty. Lustig, daß trotz des identischen Grundrisses die Wohnungen jeweils völlig anders wirken, je nachdem, wie sie von den WGs eingerichtet und genutzt werden. Es gab leckeres tschechisches Bier zu trinken. Auch schön: ein spontanes Pärchen-Entstehen konnte bewundert werden und wurde auch offen, teils unverhohlen bewundert. Eben noch im Gespräch befindlich, verschmolzen die beiden Personen plötzlich für ca. 30 Minuten zu einer untrennbaren Einheit. Tja, dachte ich da, wir sind für den schwierigen Anfang wenigstens auf die Dorfstraße gegangen, um allein und ohne Zeugen erstmal anzutesten, ob sich die Sache lohnt. Auf so einer Einweihungsparty geht das ja nun nicht (und das nicht nur in Ermangelung einer passenden Dorfstraße), da muß man sich dann behelfen oder sich um die anderen nicht scheren. Immerhin haben die beiden somit garantiert an die zwanzig Photos von ihrem ersten Kuß (Unsere Bilanz: null).

Infolge dieses Gesterns bin ich grad müde und trullerig. Den Tag mit Radiohead und einem alten MAGAZIN im Bett zu vertrödeln ist schon was feines. Außerdem habe ich das Bad geputzt. Der Toshi hatte vorhin eine extrem merkwürdige Variante des Absturzes: Musik hater gemacht, aber sonst ist er völlig stehengeblieben, kein Mauszeiger ließ sich bewegen, die Uhr stand, StrgAltEnt funktionierte auch nicht. Sowas. Mach mir nicht schlapp, Toshi!

Nachher geht es raus in das schlimme Wetter, mit dem Konfidenten Kaffee trinken im Stahlberg. Hehe.