Man gewöhnt sich an alles, auch an ein (temporäres) Leben in Lichtenberg. So viele Nazis gibt es hier gar nicht, und in die relevanten Friedrichshain-Regionen läuft man auch nicht länger als 20 Minuten. Theoretisch fährt ja auch dieser famose Bus, aber, hmm, als Originalberlinerin kann ich natürlich nicht einfach mit dem Bus fahren (bzw. fährt er mir ständig vor der Nase weg).
Entweder isses hier wärmer als in Biele (unglaubbar), oder man verzichtet hier mit oberberlinerischer Nonchalance auf die Handschuhe à la 'minus zehn Grad, pah!' oder der soziale Druck der anderen, die offensichtlich nicht bereits während der morgendlichen Verkündigung der zu erwartenden Temperaturen eingeknickt und im Bett geblieben sind, verzerrt die Wahrnehmung, jedenfalls isses sonnig (tagsüber), kalt, klar, schön.
Friedrichshagen: Kenn ich schon ewig. Fast länger als mich selbst, und dann hab ich da noch Abi gemacht, ganz zum Schluß. Tausendmal auf dem S-Bahnsteig. Auswendig die Fahrzeiten. Donnerstags das Rabu. Und dann durch die Wuhlheide - im Winter braun, grau, öd und weiß vom Rauhreif oder [Glück!] Schnee. Im Sommer hundert oder zweihundert Grüntöne; Spaziergänger.
An Tagen wie heute kann ich kaum glauben, daß ich hier weggegangen bin, wo ich an allen Winkeln Erinnerungen atme.
Dann der Architekt, der auch mal Geburtstag hat. Kinder-Wettkrabbeln, Dips-aufessen und die große Frage, ob man das Bier vom Balkon reinholen sollte wegen Gefriergefahr. Man kann es auch einfach austrinken und anschließend im Feuermelder kickern gehen, wo man von unwissenden Trottelinen, die immer mit den Spielfiguren durchdrehen, herausgefordert wird. Und trotzdem gewinnt.
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