Wie schon andere Monate zuvor hat sich der August auf seine letzten Tage seiner Hauptaufgabe besonnen, nämlich als sogenannter Sommermonat zu fungieren. Es ist warm und sonnig, und der güldene Sonnenuntergang wird von federleichten Wölkchen ummantelt.
Gestern gab es ein sogenanntes Mitternachtsshopping, dem ich, auf der Gegenseite, bereits um acht Uhr entspringen konnte. Da ja alle immer zuwenig Zeit haben und sich in diversen Befragungen auch stets dafür aussprechen, statt Gehaltserhöhungen oder noch mehr verkauften Schallplatten lieber mehr Zeit für sich und die Lieben daheim haben zu wollen, war ich durchaus überrascht von der prallen Menschenmenge, die sich am Sonnabendabend bei bestem Balkon- und Grillwetter durch die Bielefelder Innenstadt und die angrenzenden Geschäfte schob. Jej!
Zwei Mädchen, eines etwas und gleichzeitig aufgeregter als das andere, drängen sich an die Kasse, wollen was zurücklegen. Einen Schlumpf und eine Hose. So aufgeregt, daß die eine kaum den - für die Rücklage unerläßlichen - Namen rausbrachte. Die andere war auch nervös; sie verzichtete auf einen eigenen Anteil bei den Verhandlungen. Später kamen die Mädchen, nicht minder aufgeregt, wieder und wollten die Sachen kaufen. Sie wüßten aber nicht genau, was die Dingelchen kosten und ob ihr Geld reiche. Ich - ein Blick auf die Preisschilder - ca. 44,80. Daraufhin Ausschüttung einiger kleiner Scheine und diverser Münzen auf den Kassentresen. Mein gleichzeitig - für Geldmengen - geschulter und intuitiver Blick weiß sofort, daß das Geld nicht reicht, es ist nur fraglich, wie knapp das Ergebnis sein wird. Mehrmaliges Zählen fördert zunächst ein Defizit von roundabout fünf Öre, dann noch weiteres Kleingeld aus einer Hosentasche, schlußendlich aber ein Fehlen von 1,20 zutage. Tja. Für die aufgeregte dominante Dame war klar, Schlumpf kaufen, Hose bis nächste Woche zurücklegen (vermutliches Taschengeldeintreffen). Jetzt meldete sich aber die andere und forderte, nicht minder aufgeregt, daß gleichermaßen ja die Hose gleich gekauft und der Schlumpf bis nächste Woche zurückgelegt werden könne. Offensichtlich ein in dieser Qualität eskalierender Geschwister- oder ungleiche-gleichwohl-beste-Freundinnen-Streit, denn die Stille merkte noch an, immer soll ich zurückstehen. Fand ich süß. Am Ende habe ich eingewilligt, ihnen das Begehrte trotz fehlender 1,20 zu verhökern mit der Maßgabe, daß sie die Differenz bis 20 Uhr begleichen kommen. Das hat im übrigen geklappt. Süß.
Überübermorgen geht es nach Nürnberg. Der Chef, der ja sonst offensichtlich nichts zu tun hat, verfaßte eine Art Zeitplan für das Arbeitstreffen Decision making, in welchem unter anderem die Tagungstermine Besuch des Friedhofs von St. Johannis (wetterabhängig) und Kleingruppenarbeit (Pflege von externen Kooperationspartnern = die Officemate besucht den George in Würzburg) - verbunden mit dem Zusatz Die Hände von S. und C. stehen bei Bedarf dem Filmprojekt von M&M zur Verfügung; wie ich dabei die state of the art-Tabelle übers Entscheidungsverhalten aus neuropsychologischer Sicht fertigstellen soll, bleibt nebulös. Also alle Beteiligten freuen sich auf den Arbeitsaufenthalt, und vielleicht springt für mich ja'ne Diplomarbeit bei raus.
Hab grad, weil ich ebenfalls sonst nichts zu tun habe, Gigerenzers Bauchentscheidungen angefangen und bereits über hundert Seiten weggeputzt - wenn sich, ach! die Studien auch so wegratzen würden! Ohne jetzt auf das sicherlich umfangreiche und lesenswerte Werk von Gigerenzer eingehen zu wollen, und ohne nochmal aus meiner Sicht die entsprechende Anekdote vom abtrünnigen Decision-making-Konfidenten nachzuerzählen, sei nur soviel verraten, daß er eine Reihe von Befunden zusammenfaßt (nicht nur seine eigenen... ), die zeigen, daß Intuitionen uns häufiger oder wahrscheinlicher zu richtigen Schlußfolgerungen, aber auch (motorischen) Handlungen führen. Ich hoffe, ich schaffe es eines Tages, hier darüber mehr zu schreiben und gleichzeitig zur Diskussion aufzurufen. Nur soviel aus eigener Erfahrung dazu: Zum Studium in Bielefeld JA zu sagen, kam nicht durch enervierendes Für und Wider-Abwägen, sondern infolge intuitiven Take the Best, und ich bin jetzt so sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, daß ich es nichtmal erwogen habe, mich für einen postvordiplomen Studienplatz in Berlin zu bewerben - im übrigen ganz im Gegensatz zur gefühlten Hälfte meines Semesters, von denen einige auch noch Erfolg hatten!
Außerdem isses auch mal angenehm zu lesen, daß die meisten Menschen selbst ihnen Unbekannten eine gewisse Summe, oft sogar die Hälfte, ihres Geldes abgeben würden. Angenehm, daß das Wissen von Laien auch nicht schlechter ist als das von Experten, bzw. urteilen Laien oft besser, weil sie nicht über zu viele Informationen verfügen.
Zum Beispiel (nicht googlen/wikipedia!): Welche Stadt hat mehr Einwohner, Detroit oder Milwaukee?
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