Montag, 18. August 2008

Paderborner am Morgen...

macht Kummer und Sorgen. Möchte man meinen. Aber selbst auf dem Gebiet des Pennertums gelten in Biele andere Gesetze. Es gibt hier ein Subjekt, das an sich so dermaßen unpennerig aussieht, daß man beim Erblicken der Flasche Paderborner Export den Kopf schüttelt und ein zweites Mal hinschaut, weil das Bild unstimmig erscheint. Rosa Polo mit hochgeschlagenem Kragen, halbwegs gepflegte oder zumindest bezopfte Langhaarfrisur, schönes Fahrrad und dergleichen mehr. Bloß eben diese Bierflasche und diese Schwerfälligkeit im körpersprachlichen und mimischen Ausdruck, die einen, unabhängig von der Uhrzeit, darauf hinweist, daß es sich nicht um die erste Bierflasche handelt. Das Subjekt bettelt auch nicht. Es steht vor dem Edeka und trinkt Paderborner Export, oder es sitzt mit Kumpanen, die freilich meist abgerissener aussehen, auf dem Sigi und trinkt Paderborner Export in der Sonnenglut, sofern vorhanden. Heute morgen konnte ich das Subjekt in kommunikativer Interaktion mit einem Weibe, das einen besetzten Kinderwagen dabeihatte, beobachten. Offenbar das eigene Weib, welches, wenn das überhaupt möglich ist, noch unpenneriger aussah.

Daß die Verbecher von der sogenannten Paderborner-Brauerei auch noch Export produzieren, als wenn sich irgendwo auf der großen weiten Welt jenseits des Hochstifts Paderborn irgendwer für ihr giftiges Abfallprodukt interessieren könnte, halte ich ohnehin für ein starkes Stück.

Heute morgen habe ich mein Zimmer aufgeräumt. Auch mal schön, selber morgens Krach zu machen und nicht immer die Leidtragende zu sein, wenn der Mitbewohner morgens das Geschirr einräumen zu müssen meint und dabei nachhaltig mit den Stühlen schurrt, ohne daß die hinterher ordentlicher dastehen als vorher. Schön auch, daß derselbige Mitbewohner hier im April sein Ränzlein schnüren muß, denn er hat nur ein Semester Aufschub nach dem Ablauf seiner Wohnheimzeit bekommen. (Es handelt sich um einen prototypischen Pädagogikstudenten, der es nach acht Semestern immerhin zu einer lockigen Langhaarfrisur und zum Vordiplom gebracht hat.) Der andere wohnt noch ein Jahr hier. D.h. hier werden und können andere Personen einziehen!

Heute tummelten sich ne Menge Psychos im Laden, na, da wars gleich etwas weniger langweilig! Der ExStudbär war ebenso vertreten wie die Lieblingsnachbarin, die leider nicht mehr meine Nachbarin ist, aber trotzdem immer die gefühlte Lieblingsnachbarin bleiben wird, und die außerdem so tolle Sachen sagte wie, daß ich nicht mehr abnehmen müsse, sondern genau so wie jetzt absolut zauberhaft aussehen würde usw. Es ist zwar nicht so, daß ich derzeit oder überhaupt jemals einen gezielten Plan zur Gewichtsreduktion verfolgt hätte, sondern eher ist das einfach verschwunden, aber trotzdem hört man ja ganz gerne, daß man gut aussieht. Zwar mußte heute, im Gegensatz zum letzten Montag, der Tag nicht gerettet werden, weil ich unerklärlicherweise gute Laune hatte, aber es schadet auch nicht. Genau wie die so unverhoffte wie leider unerfüllbare Einladung zum Kaffeetrinken, die in ein morgiges Mittagessen verwandelt wurde. Guter Montag, das. Und den Rest der Woche kann ich getrost mit Lernen verbringen und hoffentlich die Studien, die ich schon im Seminar seinerzeit nur lieblos und sporadisch gelesen hatte, endlich bezwingen. Dann bin ich nämlich wirklich gut in der Zeit.

Im nächsten Semester übrigens will ich zwei Vorlesungen in klinischer Psycholgie (einmal Kinder und Jugendliche, einmal Erwachsene) besuchen, obwohl ich die Prüfung bestimmt eh erst in zwei Jahren mache, und die auch noch jeweils morgens um acht sind. Außerdem, ebenfalls im Morgengrauen, bzw., da Wintersemester, davor, multivariate Verfahren. Außerdem gibt der Chef ein Lektüreseminar für neurowissenschaftliche Emotions- und Kognitionsforschung, auch vor dem ersten Kaffee (im nächsten Semester heißt es für mich: der frühe Vogel fängt den Wurm; obwohl, gibt ja nichtmal Scheine); Arbeits- und Organisationspsychologie wartet, und rein zum Spaß und aus Interesse möchte ich noch ein, studienplantechnisch völlig uninteressantes, Seminar zu chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter besuchen. Das Chaos hält an.

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