Diversen unirdischen Institutionen sei Dank habe ich mich wieder für eine Prüfung entschieden. Was triebe ich sonst hier in Biele? Die Kumpanen sind fort oder auf Durchreise, der Laden will mich auch nicht so oft, und auf T3 ist es still geworden, seit die Cheffen im Urlaub sind und die Damen sich anderweitig auf halbe Stellen orientiert haben. Sogar das traditionelle Mittagessen (das in seiner konditionierten Abfolge immerhin den Weg in Vorlesung und Begleitseminar gefunden hatte) fällt mitunter aus, und wenn es dann doch stattfindet, straft es den fleischbrauchenden Organismus mit vegetarischen Tortellinis, Champignontaschen und ohne Thunfisch.
Wie im letzten Jahr fand der hiesige Christopher-street-day unter weitgehendem Ausschluß der sympathisierenden, gleichwohl heterosexuellen Öffentlichkeit statt. Das entwertet die Veranstaltung keineswegs, im Gegenteil zeigt mir das, daß es in einer Stadt wie Bielefeld, die ja immerhin über 300.000 Einwohner hat und von diversen Städten mit knapp 90.000 Einwohnern umzingelt ist (und trotzdem, man beachte als Brandenburger, in der eher dünn besiedelten Gegend NRWs liegt), im Alltag für Homo- und Transsexuelle nicht normal ist, in der Öffentlichkeit wahrnehmbar aufzutreten. Also ein kleines, feines Spektakel, bei dem man sich nur die ganze Zeit lang wünscht: warum können diese harmlosen und netten Menschen nicht einfach immer genauso entspannt ihrem Privatleben nachgehen, wie ich das tue (naja, oder genauso unentspannt...); sie tun doch keinem weh. Wichtige Beobachtung beim Straßenfest, 1.: Sunday Chocolate Club, die zwar ein bißchen mit diesem Amateurband-den-Baß-aufm-Monitor-lauter-bitte-Gehabe und dann noch einem wie-auch-immer-induzierten Techniktotalausfall nervten (statt souverän irgendwie weiterzuspielen), aber trotzdem coole Mucke ablieferten und dabei so gut wie gar nicht tuckig rumnervten. 2.: Es ist noch nicht zuende, aber in OWL wird der Platz frühzeitig gefegt. 3.: Schnorrer-Martin hat, wirbelsäulenschonend, eine Greife angeschafft, mithilfe derer er sich nicht mehr nach den Flaschen bücken muß, von deren Pfand er lebt. 4.: Es gibt Verbrecher, die ohnehin untrinkbares wie Porter mischen mit Substanzen wie Erdbeersirup, und man fragt sich, warum? 5.: Warum, warum ist hier dieses nette Straßenfest schon so dermaßen früh beendet? Aus Kompensationsgründen geht man ins natürlich Café Berlin und versucht, mit der offensichtlich ganz neuen Bedienung nicht zu hadern, obwohl das Radeberger aus ist. Später wird man an die unter freiem Himmel unbehindert stattfindende Mondfinsternis erinnert, immerhin 80%. Normalerweise verpasse ich derlei Termine immer, und als Kind haben mich die langen Intervalle, innerhalb derer derlei Veranstaltungen stattzufinden pflegen, immer genervt. Inzwischen habe ich ja das Gefühl, daß alle naselang sone Mondfinsternis ist, vielleicht meist nicht vollständig, aber gestern die mit den 80% war auch gut anzusehen und gab ein gutes Bild vom Kernschatten und dem Unterschied zur gewöhnlichen Halbsichel, den ich ja auch lange nicht verstand; man erinnert sich.
Mehr Bedarf an Wortschwall?
Es ist Sommer, es ist nicht besonders heiß, aber es hat seit zwei Tagen auch nicht besonders oft geregnet, und beim ausgehen habe ich nicht sehr viele Jacken an. Die gewaschenen Sachen trocknen relaitiv schnell vor sich hin, und heute lachte ich eine männliche Person aus, die mit der weiblichen Flamme im Arm unterwegs war und, bar jeglicher Taschen, einen knallroten Taschenregenschirm in der Gesäßtasche stecken hatte. Also, bei den nicht sooo umfangreichen Spaziergängen, die man hier in Biele so unternehmen kann, sollte man als Mann auch ohne Schirm auskommen (aber gut, das ist das harte Urteil einer Schirmabstinenten).
Ich bin back in the library, fuck the office! Trotz nachgewiesener Schlechtluft am Sonntag und Rechnerbedarfs. Ich habe nämlich sechs der 31 relevanten Studien begonnen, in einer Art Tabelle zusammenzufassen. Ich finde ja, ganz neutral, daß 31 zuviel sind. Aber gut, ich habe einmal (wiedermal) den Mund aufgerissen, also. Theoretisch habe ich ja alle schonmal gelesen, und an sich ist das alles natürlich nichts neues, aber ob ich in so einer mündlichen Prüfung auch gut die Transferleistungen hinkriege, tja, und wenn man so rumfragt, ist es schon sehr viel im Vegleich zu den anderen Prüfungen in forschungsorientierter Vertiefung. Und dann kommt ja das zweite Thema noch hinzu, das ich mir noch aussuchen darf. Im Moment will ich Angststörungen, da hab ich grad alles drüber gelesen, was ich später für die Klinische eh wissen muß. Wahrscheinlich nehme ich die; allein schon wegen der sympathisch anmutenden Diagnosekriterien, daß die Ängste für die Betroffenen selbst als irrational und befremdlich eingestuft werden.
Also alles im fast-forward-Betrieb, as usual.
1 Kommentar:
herrlich, vielen Dank.
"i'm back in the library, fuck the office" ist ganz ganz groß.
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