Dienstag, 26. Oktober 2010

Der Ethikantrag als Multiplikator

Habe in der letzten Woche ein Dokument namens Diplomarbeit erschaffen und im leeren Dokument schonmal den Zeilenabstand auf doppelt und die Seitenränder auf 2,6 cm (DGPs-Manuskriptrichtlinien - sicherlich der wichtigste Punkt!) eingestellt.

Habe anschließend ein Titelblatt entworfen sowie leere Blätter für Danksagung, Zusammenfassung und Abstract eingerichtet.

Habe weiterhin die Einleitung grob in thematische Einheiten untergliedert und jeweils stichwortartig Anliegen hingeschrieben, die irgendwann im Laufe des Prozesses der Manuskriptwerdung ausformuliert und mit Belegen hinterlegt werden wollen. Irgendwann vor dem 8. Februar 2011 wohlgemerkt.

Habe dann lustlos in einem weiter hinten liegenden Anliegen (bloß nicht mit dem ersten Satz anfangen, dann fängt man nie an!) begonnen, Sätze auszuformulieren, nur um eine Woche später (also heute) festzustellen, dass man (ich) diese Sätze getrost und verlustfrei wieder löschen könnte (sollte. 

Hatte dann also schon ca. 497 Wörter zusammen.

Am Wochenende ist mir dann eingefallen, dass ich ja vor einem Jahr schonmal einen Ethikantrag zu dem Thema geschrieben habe! Da steht doch alles drin!

Habe dann heute also aus dem Ethikantrag die Blöcke für die zentralen Anliegen der Studie per Strg+C und Strg+V in das Dokument Diplomarbeit übertragen.

Und so:


[zum Vergrößern einfach anklicken]

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Erstaunliches

Die deutsche Leitkultur ist also eine christlich-jüdische.
Hmm. Beispielsweise die Familien- und Gleichstellungspolitik huldigt ja nicht gerade christlichen Werten. Abgesehen von den leidigen wann-beginnt-schützenswertes-Leben-Debatten haben Frauen deutlich mehr Rechte, als ihnen in den traditionellen Überlieferungen zugestanden werden, oder?
Und woher kommt eigentlich das "jüdische" in den Verlautbarungen? Das "jüdische" in unserer Vergangenheit, das "wir" gerne diskriminiert, ausgelacht oder vernichtet haben? Gut, ist schon 'ne Weile her, und heute können wir nicht mehr sagen, dass wir nur Christen haben wollen im Land. Dann könnte man die DDR-Nachkommen auch gleich wieder ausbürgern.

"Christlich-jüdisch" klingt für mich also wie: Nicht-Islam.

Neulich gab es eine Studie (hier auf sz-online), dass sich türkische Jugendliche ja so unglaublich gerne integrieren würden und Deutsche als Nachbarn haben wollen, aber bei ihren unermüdlichen Bemühungen stets zurückgewiesen werden würden. Dem kann ich nur entgegnen, dass eine größere Gruppe türkischer Jugendlicher beiderlei Geschlechts einem ganz schön auf die Ketten gehen kann. Vor allem wenn man nicht weglaufen kann, also auf der Arbeit oder in der Straßenbahn. Das trifft allerdings auch auf größere Gruppen deutscher Jugendlicher zu, wenn die einen entsprechenden Stefan-Erkan-Sprech pflegen, und ist somit unspezifisch. Aber dass man keine Sympathien zu Personen aufbaut, die einen als Schweinefresser oder wahlweise (bei Damen) als Schlampe titulieren, ist doch auch nicht besonders verwunderlich.

Eine berliner Lehrerin mit dem schönen Namen Mechthild Unverzagt hat auf einem passenden GEW-Kongress passende Worte gefunden (hier in einem Tagesspitzelartikel nachzulesen).

Ich sitze seit einiger Zeit an meiner Diplomarbeit und habe das entsprechende Dokument bereits mit über 400 Wörtern füllen können! Die meisten davon sind allerdings der Titelseite und dergleichen gewidmet und somit im derzeitigen Stadium unwichtig. Es ist unglaublich schwer, auch nur einen Satz zu Papier (bzw. zur Tastatur) zu bringen. Ich habe jetzt mit meiner alten Skript-Methode, einfach irgendwo mittendrin anzufangen, begonnen, und bin bereits jetzt sicher, dass die heutigen Sätze die ersten sind, die dereinst gelöscht werden müssen. Aber allem Anfang wohnt nicht nur ein Zauber inne, sondern auch, bevor der Anfang überhaupt begonnen hat, die Angst vor dem Anfang. Deshalb: Anfangen, bevor es zu spät ist! Dieser Rat ist kostenlos.

Ein Haufen Besuch kommt auf uns zu. Das ist sehr cool, denn bislang war die Menge der Personen, die sich hier nach Ostwestfalen verirrten, weitaus überschaubar. Und jetzt kommts Schlag auf Schlag. Gleich nächstes Wochenende der Herr Papa samt charmanter Begleitung, abgelöst von der Lieblingsfreundin und neuestem Nachwuchs. Dann kommt der frischgebackene Ökonom auf Urlaub, und wenn alles gutgeht und wir großes Glück haben, kommt Ende November auch die Modedesigner-Journalisten-Family mit einem kleinen Valentin vorbei. Unterm Strich ist das deutlich mehr Besuch als in den vergangenen vier Jahren. Überm Strich übrigens auch.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Nordsee: Kaum bist Du da, ist sie weg! [II]

Das Siebhaus oberhalb des Hafens und vor dem Deich - bei Sturmflut ist es eingeschlossen. Das muss aber nicht schlimm sein, sofern es zufällig gerade geöffnet hat. Das kulinarische Angebot in der alten Krabbenwäscherei ist nämlich spitze, was den Apfelkuchen betrifft. Wahrscheinlich hätten wir dort auch netter gegessen als im gegenüberliegenden Deichgrafen, wo die Bedienung die Diskrepanz zwischen Eigenanspruch (vier Sterne plus) und dem Niveau der Gastschaft, das man notgedrungen in Kauf zu nehmen hat (Halbpensionsgäste, Internetreservierer) in Zeit, die der Gast unnötig bei sonst fast aufdringlichem Service abwarten muss, umsetzt.

 

Im Siebhaus sitzt man allerdings nicht gepolstert, und den Service muss man sich auch selbst machen. Dafür weiß man ja eigentlich fast immer, was man will.


Steine grau, Himmel grau, dazwischen das Watt, na? Auch grau. Die Fahrrinne wird mit grauen Bäumchen markiert. Schlick, wohin das Auge reicht. Dafür kein Rauschen, keine Wellen, keine Gischt. Nur Wind, wie es sich für ein Meer geziemt.


Blick auf einen Krabbenkutter, im Hintergrund picknickt eine Bollerwagengruppe auf der Deichkrone.


Ein anderer Leuchtturm, der außer Dienst ist und seinen Ruhestand hier neben dem Krabbenhafen von Dorum verbringt. Gedient hat er draußen in der Außenweser, und dann wurde er mit Schleppkähnen hierhergebracht, restauriert und schwarz lackiert, damit er keine Kennung mehr hat (eigene Interpretation). Leider konnte man nicht rein, aber bis zur Wendeltreppe kam man trotzdem.


Und so sah das Dorumer Aalbrötchenparadies gegen Ende der Saison von oben aus (im Vordergrund der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer): 


Man kann also direkt an der Nordsee im Wohnwagen sitzen. Bei Springflut sollte der Motor allerdings rasch anspringen! Und windig war es auch sehr. Mein persönliches Fazit: Nach der Prüfung ist so ziemlich jeder Ort geeignet, um rauszukommen. Im Wurster Land kann man prima Krabben essen und sich ordentlich durchpusten lassen; zudem liefern die nahen Häfen ausreichend Schiffe fürs fernwehe Auge. Wenn man jedoch (Achtung, Wortwitz!) Meer will, sollte man woanders hinfahren. Dahin, wo Wellen an den S-trand trecken und das Meer immer da ist (und vielleicht auch mal die Sonne scheint!).

Nordsee: Kaum bist Du da, ist sie weg! [I]

So steht der Deich vor einem. 8,50 Meter Deichkrone über NN, und es hat allein zwischen Cux- und Bremerhaven an die zwanzig Jahre gedauert, das Ding so hochzuziehen. 


Auf dem Deich weiden Kühe und angeblich auch Schafe (haben wir keine gesehen; keine Deichlämmer :-(), weil das die Grasnarbe beieinander hält und das Erdreich feststampft. Was macht man aber, wenn die Kuh direkt vor dem Tor steht, durch das man durchwill?


Einfach weitergehen - die Kuh geht weg, wenn man sich nähert... Übrigens: Wenn Euch Berlinern mal wieder so ein Landei erzählen will, dass man seinerzeit auf den Dörfern nachts zum Küheschubsen gegangen sei - das ist natürlich Quatsch, der vom Städter absolut angemessen auch sofort angezweifelt wird: "Echt? Das geht? So eine Kuh ist doch viel zu schwer, und warum sollte sie im Stehen schlafen, wenn sie sich sogar zum bloßen Verdauen gerne hinlegt, und zwar, wie aufgeklärte Städter wissen, vorzugsweise in Nord-Süd-Richtung!"


Das ist der kleine Preusse, der kleinste Leuchtturm der deutschen Nordseeküste. Ob es irgendwo anders an der Nordseeküste respektive der deutschen Nicht-Nordseeküste ein kleineres Exemplar gibt, würden wir allerdings anzweifeln: Dessen Lichtfunzel würde wahrscheinlich nicht mal über den Müggelsee reichen können.


Der Wremener Hafen, der hauptsächlich von Krabbenfischern verschiedener Jahrgänge genutzt wird. Hier im Bild ausnahmsweise MIT Wasser gefüllt. Meist liegen die Boote auf dem Schlick. Die Krabben sind, wenn man sie ungeschält kauft, nicht nur unverschämt billig (um sechs Öre das Kilo), sondern auch noch unglaublich lecker.


Man kann von Wremen halten, was man will, es gibt einen Geschenkeladen, einen Dorfkonsum, einen Schnickschnackladen und den Krabbenfriedhoff, aber vor allem kann man hier notfalls nach Berlin verduften, indem man einfach in den nächsten Bus steigt. Das ist wirklich mal eine Ansage für ein Kuhkaff! Jetzt wissen wir auch, warum es in Wremen keine Jugendlichen gibt.