Mittwoch, 7. April 2010

Zusatzbeiträge für das Supatopcheckerbunny

Zusatzbeiträge sind ja gerade in, da will ich nicht hintanstehen. Und das schöne Buch vom Supatopcheckerbunny ist, bei aller angestrebter Vollkommenheit, noch nicht vollkommen, weil meine eigenen Erlebnisse aus der Parallelwelt Einzelhandel nicht darin enthalten sind. Hier ein kurzer Vorabdruck für eine mögliche erweiterte Auflage später mal:

Eine Grundregel des Einzelhandels scheint ja zu besagen, daß der anrufende Kunde demjenigen solchen vorzuziehen sei, der sich persönlich in das Geschäft bemüht hat. Zum Beispiel schrillt das Telephon am Karsamstag vor sich hin, daß es eine Art ist. Einer sagt, er wolle lediglich wissen, ob der Artikel mit der Nummer 64585 wieder nachgekommen sei. Selbst ein vorsichtiges Aufklärungsgespräch über die geschätzte Anzahl von unterschiedlichen Artikeln allein in der Herranabteilung führt nicht problemlos zu einer vorsichtigen Eingrenzung des avisierten Artikels seitens des Kunden. Eher scheint er irritiert darüber zu sein, daß man nicht ad hoc Auskunft über beliebige Artikel allein anhand der Artikelnummer zu erteilen in der Lage ist. Ein anderer Kunde ruft im Auftrag der Freundin wegen einer schwarzen Jacke an, mehr wisse er leider auch nicht, bloß die Größe. Auch hier lag es nicht an der mangelnden Kooperationsbereitschaft seitens der Verkäuferin, daß ein zielführendes Gespräch nicht zustandekam.

Eine weitere beliebte Grundregel scheint bei insbesondere schwarzbehaarten männlichen Kunden darin zu bestehen, daß man Verkäuferinnen ohne weiteres mit Ey! ansprechen darf. Reagiert die so Angesprochene allerdings mit Das Ey! hab ich jetzt mal nicht gehört, hat der Kunde gerade "bloß" mit seinem Kumpel geredet.

Bisherige Krönung mißlungener Konversation am Kassentresen wurde bislang von einer Kundin kreiert, die eine Geschenkkarte mit dem geknurrten Gruß Zwanzig über den Tisch schob. Die Verkäuferin, ganz professionell, antwortete mit Sie möchten also diese Geschenkkarte mit 20 Euro aufladen lassen?, und folgte dem wortkarg geäußerten Wunsch. Anschließend steckte sich die Kundin noch einen weiteren der für die verkauften Geschenkkarten gedachten Umschlag ein, ebenfalls kommunikationsfrei. Die Verkäuferin: Entschuldigung, aber die Umschläge sind ja für die verkauften Geschenkkarten gedacht. Darauf die Kundin: Weiß ich doch nicht, welche sie will. (Das ist schon witzig, weil es dem Empfänger von Zwanzig sicherlich egal ist, in welchem Gewand Zwanzig daherkommen.) Daraufhin die Verkäuferin: Na, Sie hätten ja wenigstens fragen können.

Das Supatopcheckerbunny zieht aus seinen eigenen ernüchternden Analysen den Schluß, daß ein Großteil von kundenerzeugtem Ärgernis aus Unachtsamkeit herrührt, und das kann ich bestätigen. Der anrufende Kunde glaubt tatsächlich, daß die Verkäuferin im Laden steht und darauf wartet, daß das Telephon klingelt, um daraufhin alle 1432 Artikel der Herrenabteilung nach dem Artikel 64585 abzusuchen. Der bezahlende Kunde, dem auffällt, daß der Scanner das Preisschild nicht einliest, findet sich besonders komisch, wenn er das gibt es heute umsonst sagt, und ahnt nicht, daß er heute bereits der fünfzehnte ist, der diese originelle Aussage anbringt. Die suchende Kundin, die unaufmerksam an einem Kleiderständer vorbeigeht und wie in Trance jeden einzelnen Ärmel einmal herauszieht, ohne die Kleidungsstücke auch nur zu betrachten, nervt ebenso wie die Kundin, der erst dann einfällt, daß sie keine Tüte braucht, wenn sich die Kassiererin bereits einmal gebückt, das inkrementelle Element aus seinem Stapel befreit und die Ware ungefähr bis zur Hälfte in die Tüte eindrapiert hat. Reine Unachtsamkeit zerstört Pulloverstapel und Kassiererlaune. Von unten heraufstapfen mit einem einzigen Teil, an dem kein Preisschild hängt, und es mit den Worten Da ist kein Preis dran auf den Kassentresen legen führt dazu, daß die Kassiererin wieder nach unten läuft, um den Preis in Erfahrung zu bringen. Das dauert viel länger, als wenn die Kundin einfach unten auch bezahlt hätte, wo es weniger lange dauert, den Preis herauszufinden, und außerdem ist es ja wohl nicht so schwer, noch ein weiteres Teil, wo ein Preis dran ist, mit zur Kasse zu nehmen. Wie soll man denn all diese Preise (siehe Artikelnummern) im Kopf haben!?

Bisheriger Höhepunkt, neben Zwanzig, war seit meiner Rückkehr jener Kunde, der mich original was fragt und noch VOR Beginn meiner MÖGLICHEN Antwort sein Telephon herauszog und mit irgendjemandem zu telephonieren BEGANN! Geht's noch?

Das Supatopcheckerbunny hat eigentlich schon ganz gute Regeln aufgestellt, ich zitiere daher teilweise, hab mir das aber auch selber unabhängig davon überlegt! Also:

Der Kunde ist König - und Könige werden geköpft. Also aufgepaßt! Wie schlecht möchte man selber auf seiner Arbeitsstelle von Leuten, von denen man irgendwie auch abhängig ist, behandelt werden? Das gibt einen guten Maßstab ab.

Die Hauptregel lautet: Du bist nicht allein. Wenn du eine Eins-zu-Eins-Betreuung brauchst, gehe in Boutiquen und kleinen Fachläden einkaufen. Da ist es in der Regel auch teurer, und zwar aus Gründen.

Weiters: Auch wenn du dir als Kunde theoretisch alles erlauben darfst: Ein Verkäufer, der dir nicht schon ein halbes Dutzend zerstörter T-Shirt-Stapel hinterherräumen mußte, wird sich entspannter mit dir befassen können.

An der Kasse wird kassiert, d.h. alle möglichen anderen Fragen, wie zum Beispiel nach den verfügbaren Größen in einer anderen Filiale oder was man zu der schönen Blumenleggins noch schönes anziehen könnte, gehören nicht an die Kasse, sondern an die zugehörige Fachkraft auf der Fläche.

Was viele nicht bedenken: Im Einzelhandel arbeiten wirklich viele Studenten oder Schüler, u.a. weil die entsprechend verbraucherfreundlich genannten Spätöffnungszeiten nicht anders zu machen wären.  Und wie das Leben so spielt, pöbelt man evtl. gerade die zukünftige Anwältin an, die einem später die Scheidung für einen fairen Preis machen wird. Oder eben auch nicht, weil man einmal zu oft die Kabine in einem erbärmlichen Zustand hinterlassen hat und sich innerlich auch noch über die unfähigen Aushilfen aufgeregt hat. Oder man unterstellt einem zukünftigen Betriebswirt mangelhafte Kompetenz in Sachen Addition, denn den Job hier könnte natürlich jeder machen, da sind sich alle einig. Nichts ist einfacher als für für alle den Dämlack spielen.

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