Vor allem in die Bibliothek.
Der Toshi kommt morgens in die friscanische Kuriertasche und dieselbe samt strampelnder Besitzerin aufs Fahrrad (heute mußte ich mir Spott anhören, nachdem ich damit angab, mit dem Fahrrad aus der Weststraße in die Uni gefahren zu sein).
In der Bibliothek sitze ich und versuche, nicht mit A&O anzufangen. Von allen Seiten ernte ich erstaunte Blicke und Kommentare, weil ich Schwerpunkt machen muß. Aber das ist mir egal! Schlimmer eigentlich ist das gleichzeitige Vorhandensein von der anderen Prüfung. Gibt es bei den Abschlußprüfungen denn keine Freude?! Päda, Diagnostik und nun Evaluation und Arbeits- und Organisationspsychologie! Wo sind denn da die Lichtblicke?
Deshalb habe ich eben auch nicht mit Lernen angefangen, sondern eine schöne Begründung dafür geschrieben, daß ich den schmalen Professor für klinische Psychologie und Psychotherapie für den Grotemeyer-Preis vorschlage. Hoffentlich gewinnt er ihn dann nicht, weil ich dann nämlich eine Laudatio halten müßte, brrr. Beim Schreiben ist mir erneut aufgefallen, wie schwer es fällt, Lobhudeleien zu verfassen, und zwar eigentlich egal, ob es um einen selber geht oder einen, der es wirklich verdient hat. Schnell fällt man ins Schleimer-Fach, und das will man ja nicht. Und was fast ebenso schwer fällt: Jemanden gutzufinden ist ja einfach. Aber warum eigentlich? Weiß man ja eigentlich auch. Aber in ein, zwei Sätzen formuliert? Für jemanden, der die betreffende Person gar nicht kennt? Das ist schwer. Wenn der Betreffende dann auch noch selbst ein eher zurückhaltender Typ ist, bekommt man direkt ein schlechtes Gewissen, weil man in dessen Abwesen- und Unwissenheit gut über ihn redet.
Draußen im Wohnzimmer versammeln sich prototypische BWL-Studenten zum Vortrinken vor der Westendparty. Das erzeugt Geräusche. Komisch eigentlich, dieses kollektive Warmtrinken zuhause, bevor es auf die eigentliche Party geht: dadurch wird es natürlich extrem unattraktiv, überhaupt auf das Fest zu gehen, denn vor Mitternacht ist da ja eh keiner. Dabei könnte man doch um Mitternacht mit dem Feiern schon wieder fertig sein und in der letzten Bahn nach Hause fahren! Aber man muß ja vorher in ramdösigen Wohngemeinschaften mit Gleichgesinnten nach Korkenziehern suchen. (Wenn das eigentliche Partyziel teuer ist, ist das Vorfeiern ja vielleicht verständlich. Aber bei der Westend-Party?) Das gute an so einer Vorfeierveranstaltung ist das absehbare Ende: irgendwann wird die Meute schon in Richtung Uni abdampfen, und dann ist hier wieder Ruhe. Wenigstens habe ich mal einen Mitbewohner, der überhaupt reden kann und offensichtlich sogar über mehr als zwei Sozialkontakte verfügt. Heute haben wir sogar alle drei gemeinsam auf dem Balkon gestanden, das gabs noch nie! Jedenfalls hören BWL-Studenten schlechte Musik und trinken schlechte Getränke.
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