Mittwoch, 2. Dezember 2009

Es hat nix mit Verschwörungstheorien zu tun! Oder vielleicht doch!?

Früher hing ich gerne Verschwörungstheorien an. Es war einfach, selbsterklärend, duldete keinen Widerspruch, und man hatte immer recht. Optimale Zustände, meine ich. Aber ach, das Alter. Plötzlich beginnt Kamerad "Gesunder Menschenverstand" sich in das Selbst zu nagen, manchmal begleitet von seiner Freundin "Nachvollziehbare Argumentation". Gemeinsam führen sie die Gang "Nur weil es einfach ist, muß es nicht richtig sein" an. Fad ist es, wenn man erwachsen wird! Wenn man erwachsen wird, denkt man Sachen wie "es ist Quatsch, Hörsäle zu besetzen" und schämt sich nicht einmal dafür. Und ich, das kann ich ganz sicher sagen, bin sicherlich nicht vor den Verlockungen der Reaktion eingeknickt und schwöre früheren Überzeugungen ab, weil ich bestechlich geworden bin! Die Reaktion hat es bislang gar nicht versucht, mich mit Verlockungen aller Art zu umgarnen!

Andererseits scheint mich Post nicht mehr zu erreichen. Das Adventspaket ist noch immer nicht hier; das Dezember-Magazin ist auch noch nicht eingetroffen. Nicht einmal Rechnungen erreichen den schützenden Hafen meines Altpapierstapels. Schneidet mich jemand bewußt von den Errungenschaften moderner Kommunikationsmittel ab? Ist es derselbe, der an meinem Laptop erst das drahtlose Internet und nun auch den CD-Brenner zum Erliegen brachte? Und warum, zum Henker, tut er das?

Immerhin haben wir alle hier in Ostwestfalen den aufsehenerregenden Gefängnisausbruch unverletzt, sogar meistenteils unbeteiligt überstanden. Nächtlicher Hubschraubereinsatz gepaart mit tagsüber Autodurchsuchungen, da kann man hierzulande schon aus dem Häuschen geraten. Und dann flieht der Bewußte auf einem silbernen Damenrad gen holländische Grenze, hat sich vermutlich gar nicht "hier bei uns" aufgehalten... die Enttäuschung unter den Einheimischen wird verborgen, ist aber zu spüren. Wieder nix mit Hotspot EastWestFalia.

Vor einer Woche haben wir Wiglaf Droste gelauscht und bewundert. Es ist retrospektiv wirklich überhaupt nicht mehr zu verstehen, wie es kommen konnte, daß Wiglaf Droste und Max Goldt seinerzeit in Berlin gleichzeitg, höchstens 500 Meter voneinander entfernt, zur Lesung eingeteilt  gewesen sein konnten! Eigentlich hätte man sogar erwarten können, daß die beiden Künstler protestiert hätten, sie würden gerne jeweils zur Parallelveranstaltung gehen wollen, aber nichts dergleichen; Max Goldt im Berliner Ensemble und Wiglaf Droste nebst Herr Nilsson im Friedrichstadtpalast, was am späten Abend noch zu einer kombinierten Darstellung von Johnny Cashs Ring of Fire führte. Und es ist ein schönes, seltsames Vergnügen, Wiglaf Droste zuzuhören. Er ist extrovertierter als Max Goldt, verfügt aber dennoch über dieselbe bescheidene Zurückhaltung, was die eigene Person betrifft.

Ich stelle gerade schmerzhaft auf einen ursprünglichen Uni-Modus um. Kein Büro, kein Uni-Rechner. Das klingt banal, aber Morgenroutinen zeichnen sich durch eine unhinterfragbare Zuverlässigkeit aus. Sofort ist es verlockender, einfach im Bett zu bleiben, weil ja in der Uni ohnehin nichts lockt außer die Bibliothek mit ihrer Prüfungsmentalität, ihren Zombies, ihren ungenutzten Semesterapparaten und ihrer Erklärungsbedürftigkeit - im Büro ist die Frage "Und du arbeitest fleißig?", obwohl es nicht stimmt, aber in der Bib ist die erste Frage stets "Und was machst du?", und gemeint ist die avisierte nächste Prüfung. So läuft das, und selber macht mans auch so.

Bißchen Studiermüdigkeit isses, und bißchen bin ich ja bald eh weh hier, und danach, wenn ich wieder hier bin, hab ich Prüfungen und schreibe Diplomarbeit. Also spannend wird es in diesem Studium nicht mehr, dafür geht es seinem Ende zu. Das begrüße ich sehr.

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