Dienstag, 12. Mai 2009

Folgen therapeutischer Gesprächsführung

Am Wochenende habe ich mich ausscließlich mit therapeutischer Gesprächsführung befaßt. Bislang habe ich mich nicht so sehr für therapeutische Arbeit interessiert und konnte mir aus verschiedenen, teils auch zeitlich und finanziell motivierten Gründen, nicht so recht vorstellen, nach dem Studium noch eine teure therapeutische Ausbildung dranzuhängen. Aber andererseits ist es im klinischen Bereich schwer, ohne Ausbildung überhaupt unterzukommen.

In dem praxisorientierten Seminar übt man vor allem in Rollenspielen basale Gesprächstechniken wie zum Beispiel aktives Zuhören, paraphrasieren und offene Fragen zu stellen. Dabei nimmt man logischerweise sowohl die Patientenrolle mit einem selbstgewählten Störungsbild als auch die entsprechende Therapeutenrolle ein. Es klingt ein bißchen verrückt und könnnte mir als Esoterik-Entgleisung ausgelegt werden, daß ich durch so basale Übungen der therapeutischen Arbeit so sehr verfiel, daß ich bereits über die nächsten Schritte, wie es nun mit dieser Planänderung weitergehen soll, nachdenke.

Der eine Grund für den Gesinnungswandel kam aus der Patientenrolle. Ich steckte ja im Störungsbild quasi drinne und saß mit meinem Therapeuten auf einmal einem Menschen gegenüber, der mich verstand, ernstnahm, die Symptome wiedererkannte und sogar einzuordnen wußte und überhaupt keine Sekunde lang an mir und meinen Problemen zu zweifeln schien. Der konnte das, weil er viele Jahre seines Lebens dafür verwendet hat, sich die entsprechenden Kompetenzen anzueignen. Wohlgemerkt: wir reden von Rollenspielchen mit seit langem bekannten Kommilitoninnen.

Die andere Seite kam aus dem Gefühl in der Therapeutenrolle. Ein Mensch kommt, ist verzweifelt und/oder verstört, braucht Hilfe, und ich kann ihm helfen. Nicht weil ich gut zuhören kann oder besonders einfühlsam, sondern weil ich das gelernt habe. Weil ich dafür kompetent bin.

Weil ich mir aber immer noch nicht so richtig vorstellen kann, daß ich einem depressiven Erwachsenen nicht irgendwann raten würde, mal ein bißchen aus der Hüfte zu kommen, soll es also die Kinderausbildung sein. Insofern muß ich wiederum innerhalb meiner Möglichkeiten darauf einwirken, daß hier in Biele das Ausbildungsinstitut für die Kinder- und Jugendlichentherapie zeitnah öffnet, damit ich nicht zwischen Duisburg und hier und anderen Standorten diffundieren muß.

Langfristig möchte ich ja doch in bestdenkbarer Begleitung an der Ostsee in irgendeiner Art Reha-Einrichtung Kinder ganzmachen. Ganz ehrlich. Die Betonung liegt ja leider auf LANGfristig. Das kann nämlich noch ganz schön dauern...

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