Sonntag, 5. April 2009

... und Duisburg:

Das ist im Ruhrpott. Bzw. der davon westlichste Teil. Bzw. die stadtgewordende Mündung von der Ruhr in der Rhein, bzw. Standort des größten europäischen Binnenhafens, bzw. der östliche Stadtteil von Moers, bzw. überhaupt.

So jedenfalls, wie vormals alle sagten Du Arme, ausgerechnet Bielefeld, das ist ja Ganz Schlimm, sagen jetzt alle Auweia, Duisburg, Ruhrgebiet, und überhaupt ganz häßlich, naja, und die Ruhrästhetik ist schon eine eigene - aber auf Ziegelsteine, verlassene Industriegebiete und gleichwohl malerische Flußauen fahre ich ja ab. Von Häfen ganz zu schweigen.

Ich fahre also an einem sonnigen, sogar recht warmen Frühlingstag im ICE die Ruhr entlang, nicht ohne zuvor die Vorzüge des neuen Nummer-zieh-Systems im Reisezentrum Bielefeld kennenzulernen: an sich begrüßenswert, aber nun stehen größere Menschenansammlungen mit teils Migrationshintergrund daher und schwadronieren 649? Nee, oder? Das ist jetzt nicht wahr, usw: mit anderen Worten: sie nerven auf akustisch wahrnehmbare Art und Weise. Aber gemach, nun der Zug, der nur zwischendrein von einer Regionalbahn ausgebremst wird, aber dennoch beachtlich pünktlich den Hauptbahnhof Duisburg erreicht. Dieser ist groß, alt und schön. Der Chef schaffts abholen nicht, also ins Taxi hinein, der Taxifahrer fährt an so einem Glashaus vorbei, an welchem äußerliche Bauarbeiten vorgenommen werden und merkt an, daß da früher schonmal Glasscheiben hinuntergefallen seien; gottseidank sei niemand verletzt worden. Ich denke im stillen ans LaFayette, wo ja auch dies und das runterfiel, damals, und dann sagt der absolut jedem Proll-08/15-Taxifahrer-Image entsprechende Taxifahrer Dis hat dieser Forster gebaut. Eigentlich sagt man, dis soll ein Schiff darstellen. (Ich drehe mich um und sehe durchs Rückfenster.) Das können Sie jetzt so nicht sehen.

In diesem Moment dachte ich schon, hier wirste dereinst richtig sein, im Ruhrgebiet. Wenn et schon nich Berlin is, da wenichstens hier.

Die Uni gefällt mir gar nicht, weil ich ein Gewöhnungstier bin und nicht in Keksdosen essen gehen mag. Auch muß man in der Mensa viel zu viele Entscheidungen treffen. Andererseits hängen in den Toiletten witzige Zettel. In der Herrentoilette, welche ich aufzusuchen berechtigt war, weil der einzige auf der Etage und überhaupt im Gebäude noch anwesende Herr mir dieses ausdrücklich gestattete, hing ein Pamphlet mit der Information: In der Vergangenheit ist es wiederholt vorgekommen, daß das Licht ausgeschaltet wurde, obwohl sich noch eine Person im Raum befand. Ohne Licht bietet der Raum o Meter Sichtweite. Es besteht also erhebliche Verletzungsgefahr. Daher bitte vor Löschen des Lichts Sorge tragen, ob der Raum wirklich leer ist. Bei den Frauen steht: Das Licht bitte, bitte, bitte, bitte nicht ausschalten.

Ansonsten fand ich die spontan zugänglichen Teile von Duisburg super: an dem einen Morgen war offensichtlich so was wie letzter Schultag (das wird auch immer früher, or?) und lauter verkleidete Gymnasiasten sprangen in der Innenstadt umher. Die Linien der öffentlichen Verkehrsmittel tragen absurd hohe Nummern, z.B. 901 für die lächerliche Straßenbahn zur Uni. Selbstredend sind die Haltestellen, die für die Uni verantwortlich sind, knapp unsinnig angeordnet, so daß man verhältnismäßig lange gehen muß - kein Problem im frühapriligen Sonnenschein, aber da es am Niederrhein auch nicht grad viel weniger regnen wird als in Biele, sollten Spesen für Regenschirme o.e.* jacken eingeplant werden.

Apropos Jacken: Endlich konnte ich mit einer passenden Ausrede das Jackenverbot aushebeln und verfüge nunmehr wieder über eine schicke und gleichzeitig funktionale Doppeljacke in knallrot - Herzstück eine sehr universell einsetzbare sog. Softshelljacke, die gegebenenfalls in eine regendichte und atmungsaktive richtige Jacke eingezippt werden kann. Daher güldet ab jetzt das absolute Jackenverbot: egal ob die avisierte Jacke blau oder grün ist, ob sie für arktische Temperaturen oder saharische Abenteuer ausgelegte Spezifitäten besitzt oder schlicht traumhaft günstig ist: ich besitze genügend, für jeden Anlaß ausreichend geeignete Jacken.

Jedenfalls Duisburg wird ja frühestens am Ende des nächstens Jahres wirklich ein Thema werden... es sieht aber nicht so aus, als würde ich Bielefeld nur schweren Herzens gegen eine Hafenstadt eintauschen können.

*oder entsprechende


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