Freitag, 17. April 2009

Der Unterschied zwischen einer E-Gitarre und einem BH

Einleitend das Geständnis: Ja, auch ich reihe mich seit einigen Wochen in eine proseccoselige Reihe von Damen unterschiedlichen Alters ein, um dem Treiben der Mädels von Heidi Klum auf ihrem steinigen Weg von der Vorstadtblume zum Topmodel zuzuschauen. Nicht daß es wirklich unterhaltsam wäre - es sind eher sozialer Druck und Spaß am gemeinsamen Spaß, die mich vor den Fernseher locken, als daß es eine fast routiniert wirkende Schar von Nachwuchsphotomodellen je vermöchte. Prinzipiell scheint die Sendung eher der späten Rache Heidi Klums gewidmet zu sein - dies mußte sie früher auch mal machen, dafür wurde sie auch mal gebucht. Ich möchte jetzt nicht wiederholen, was ein guter Schreiber auf jetzt.de bereits für mich gedacht hat, aber daß die Inhalte der Sendung mit der Lebens- und Arbeitsrealität echter sogenanter Topmodels so gut wie nichts zu tun haben, dürfte auf der Hand liegen. Eher dürfte der sogenannte Topmodel-Alltag langweilig sein mit einer unendlichen Reihe von übergewichtigen Regisseuren, die auf die gutaussehenden Models herabblicken, mit unzähligen schwuppigen Photographen und/oder Designern, die Sätze sagen wie Dein Hintern sieht schon ganz gut aus und Ich liebe es, wenn Mädchen machen, was ich ihnen sage. Nicht nur eines, das sich wünscht, endlich mal einen Alligator an der Leine zu führen oder vor einem mit kleinen Feiglingen abgefüllten Buchhalter-Publikum Stand-up-comedy machen zu dürfen, in einer Stadt, in die man nie zurückkehrt.

Aber darum sollte es gar nicht gehen, obwohl ich mich gerade warm schreibe und meiner Abneigung gegen die Sendung noch seitenlang begründet Ausdruck verleihen könnte. (Ja, ich sollte aufhören, die Sendung anzugucken, weil gerade dieses Event-Gucken, auchdas ironisierte, zum Gerede und leider auch Geschreibe über die Sendung beiträgt, und somit via Einschaltquoten und Werbeeinahmen zu Fortsetzungen und Schlimmeren führt.)

Gestern mußte in BH und Schlüpfer zu angeblich rockiger Musik (es war aber auch Jump! von KrisKros [geschätzt 1993] zu hören...) E-Gitarre geschwungen werden. Ziel des Spots war es, die Busenhaltfähigkeiten des BHs auch bei auslandende,m Körpereinsatz zu demonstrieren. Die Mädchen waren schlußendlich alle gleich schlecht, weil keine einzige auch nur in der Lage war, eine E-Gitarre angemessen in den Händen zu halten, und dann stirbt jede E-Gitarren-Performance am Luftmangel. Aber beim (unkonstruktiven, ohne jede Sandwich-Methode) Feedback-of-the-week wurde Svetlana (ist geistig nicht älter als 13, hat schlimme Lippen und sieht auch sonst höchstens pornös aus) aufgefordert mitzuteilen, was das wichtigste an jedem Casting ist: Wir sollen unsere Persönlichkeit einbringen. Jaja. Und was noch? *Schluchz* Das Produkt verinnerlichen. Wir haben das Gefühl, daß du manchmal nicht verstehst, worum es eigentlich geht. Was sollte in dem Spot verkauft werden? Eine E-Gitarre.

Naja, da war der Abend gerettet. Aber ich muß damit aufhören. Allein schon wenn man die spärliche Post vom Konfidenten aus México sichtet, der Migranten auf dem Weg in die USA betreut, wird einem das absolut absurde und unerträgliche an solchen Formaten speziell, aber auch am fiktiven Fernsehen sowie am internationalen Topmodelwesen an sich immer wieder gut bewußt. Leider treffen sich so viele nette und interessante Persönlichkeiten ohne einen solchen banalen Anlaß nicht annähernd so regelmäßig.

Keine Kommentare: