Montag, 5. Januar 2009

Eine Lanze für Martin Schmitt

Höchste Zeit wird das, und daß das jetzt grad, einen Tag vor dem Dreikönigsspringen in Bischofshofen, eher so aussieht, als spränge ich noch eben auf den Ich hab ja immer an den Martin geglaubt-Zug auf, ist mir klar. Ich hab auch nicht all die vielen Jahre, sechs oder wieviel, an ihn geglaubt, ich habs ihm und mir bloß immer gewünscht, daß er den Code nochmal knackt und wieder als letzter vom Tisch geht, ganz nach vorn. Selten hab ichs mir angeschaut - erst Sven Hannawald weg, dann Knie-OP, dann nichts mehr, nur immer die Meldungen: nicht qualifiziert, nicht im zweiten Durchgang, nicht dabei. Grenzenlos meine Enttäuschung, daß er 2005 in Zakopane nicht dabei war, grenzenlos meine Bewunderung dafür, daß er nie aufgegeben hat. Immer sich gequält, immer wieder den endlosen Fragen nach der Form, dem Sprungstil, dem Material, der psychischen Verfassung ausgesetzt, und man sah es ihm doch an, daß er es auch nicht wußte, warum er von Schanzen purzelte, auf denen er den Schanzenrekord hält, warum er die, denen er damals die Meter abgenommen hat, immer noch aufs Podest steigen sieht - von ganz weit weg. Und doch geht er immer wieder hoch. Sechs Jahre lang. Jetzt lese ich vor der Tournee, er werde als Geheimtip neben den haushohen Favoriten und Saisondominatoren Loitzl, Amman, Schlierenzauer gehandelt. Fast ungläubig, icke. Und plötzlich muß ich es wieder sehen, fühlen: Vier-Schanzen-Tournee. Ungeliebtes K.O.-System, aber schönes Wetter. Und dann ein Martin Schmitt schon in Oberstdorf auffällig. In Garmisch auf Platz drei nach dem ersten Durchgang, fällt dann bissel zurück. In Innsbruck, dieser verfluchten Anlage mit dem kreuzigen Auslauf, dann, mit einem unglaublich Satz, der die versammelte Elite schlichtweg düpierte, Erster nach dem ersten Durchgang. Was hieß, daß er im zweiten als Letzter runterging. Wie früher. War ich aufgeregt! Daß es dann Platz 3 und (noch) nicht der lang herbeigesehnte Sieg war - die Enttäuschung konnte man ihm ansehen. Und doch ist dieser Podestplatz so wichtig, vielleicht wichtiger als ein Sieg gewesen - dieser Martin hat in Garmisch-Patenkirchen und in Innsbruck die Rechnungen der Favoriten tüchtig durcheinandergewirbelt, und daß ihn das wieder zusammenfügt, zeigt sich in der heute von ihm gewonnenen Qualifikation in Bischofshofen. Das heißt: er geht morgen wieder als Letzter runter, im ersten, und ich hoffe natürlich, auch im zweiten Durchgang. Und bringt das alte Bibelwort heim, das da heißt: Die Letzten werden die Ersten sein. Ich werde ihm natürlich sehr die Daumen drücken, bloß schauen kann ichs nicht, leider.

Also, Martin: hupf' morgen weit und schön, ja?


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