Donnerstag, 11. Dezember 2008

Was dabei rauskommt, wenn man endlich Weihnachtsgeschenke kaufen will

... und wenn man gleichzeitig verrutschte Streifen zurechtrücken muß. Und ein Referat über psychosoziale Belastungen bei zerebralen Anfallsleiden und andere neurologischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter vorbereitet, wobei man feststellen muß, daß man Abstriche machen muß, weil es einfach viel zu viele Epilepsiesyndrome im Kindes- und Jugendalter gibt, die alle anders sind, anders verursacht und mit jeweils anderen Medikamenten mit entsprechend anderen Nebenwirkungen behandelt werden, und somit keine Zeit mehr hat, auf die berühmten anderen neurologischen Erkrankungen einzugehen - falls man es überhaupt jemals schafft, die Epilepsien ausreichend abzuhalten.

Gestern war Weihnachtscafé - d.h. kontrolliertes Glühweintrinken und Kekse essen mit dem Lehrkörper. Schön ist es, die nachwachsenden Psychos zu beobachten - wie waren wir denn vor zwei Jahren, vor einem Jahr? Schön auch, die nachwachsenden Professoren und Mitarbeiter zu beobachten. Die kochen ja auch nur mit Wasser, wie ich inzwischen zu wissen glaube. Was die erkennbar voraus haben, ist Zähigkeit, Wissen, Lernbereitschaft und - meistenteils - Coolness. Ich würde sogar behaupten, daß der Neue in der Klinischen seinen Ruf vor allem seiner einzigartigen Mischung aus nichtjovialer Jungenhaftigkeit, extrem breiten Fachwissen, persönlichem Engagement und der Fähigkeit, mit netten Menschen nett und mit unnetten Menschen so konstruktiv wie möglich umzugehen, zu verdanken hat. Insgesamt für mich schon amüsant: erst an der Auswahl qua Berufungskommission maßgeblich beteiligt, dann nahezu ehrfürchtig in der sehr guten Vorlesung lauschend, dann beim Mittagessen über möglicherweise unbotmäßige Witze lachend und beim Kaffee Vorschläge fürs Kolloquium machend.

Schon zwei Tage her, aber man kommt ja zu nix, war jedenfalls der Chef hier und überreichte mir, kaum verspätet, mein Geburtstagsgeschenk (große Freude!). Es handelt sich um Drachenläufer von Khaled Hosseini, was wohl auch verfilmt ist, und es ist sehr schön und furchtbar traurig. Jedenfalls wird auch gefrat, ob mit der Prinzessin alles noch am rechten Fleck sei, ob ich neue Schuhe hätte und ob ich nicht zum April fertig sein will, dann würde er mich nach Duisburg auf'ne Doktorandin-Stelle holen. Holla, in zwei Jahren vielleicht, dachte und sagte ich. Aber Danke. Gibts auch nicht alle Tage, nich?

Also, heute in der Stadt, gehe ich zu JPC - haben ja keine kleinen Plattenstores mehr hier. Also ist der Plan, JPC so stark wie möglich zu schädigen bei gleichzeitig größtem Nutzen für mein eigenes CD-Regal - ergo werden nur verbilligte Scheiben gekauft, und zwar heute Norah Jones und MIA. Und im Thalia wollt' ich Geschenke kaufen, aber es hat nur für zwei Bücher gereicht, die für mich sind. Wahrscheinlich, wenn ich mich selber übers Jahr genug beachte, kann ich Weihnachten auch großzügig sein, aber dieses Jahr nicht.

Hab Haare geschnitten gekriegt. Und gekocht, lecker. Und in zwei Etappen die Kommode völlig selbständig zusammengebaut. Und lese Drachenläufer fast ohne zu weinen. Und schwänze - endlich - Päps. Und lasse mir die Streifen zurechtruckeln, auch von Ferne. Und höre - dahinschmelzend - Norah Jones. Und lasse mir nicht unterkriegen, nicht hier.

Nächste Woche endlich Berlin, und mit der besten Prinzessin von allen.

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