Freitag, 5. Dezember 2008

... fortsetzung...

Also, wir sind ja mittendrin in der Weihnachszeit, und das zieht immer zeitliche Rattenschwänze nach sich. Durch die Stadt bummeln? Überall Stände, an denen überteuerte, heißgemachte flüssige und feste Nahrung feilgeboten wird. In den Geschäften wird man, falls man es nicht ohnehin ist, wenn man nur hineingeht, auf der Stelle wahnsinnig. Den Angestellten in den Geschäften gegenüber benimmt man sich ambivalent-unsicher, also zunächst dünste man seine glühweingeschwängerte Ausatemwolke über den Tresen, um dann ratlos nach der hunzigen EC-Karte zu fingern, nicht ohne Überraschung über die so schnell erfolgte Bezahlaufforderung zu zeigen. Befindet man sich mit mindestens drei anderen schwarzhaarigen Jungen in einer Shopping-Gemeinschaft, unterhalte man sich so laut wie möglich unter Fortlassung so vieler Pronomen und Präpositionen wie möglich über so langweiliges Zeug wie möglich, und kaufe am Ende je eine Dose Haarwachs. Mädchen sollten sich so laut wie möglich über ihre BH-Größen und die entsprechenden Probleme, einen passenden BH zu finden, unterhalten, denn alle anderen Menschen im Laden konnten sich bislang überhaupt nicht einfühlsam in dieses Problem einfühlen, weshalb sie entsprechende Konflikte auch nicht angemessen antizipieren und schon gar nicht intervenieren konnten.

Genug über die zahlende Kundschaft gemeckert. Weihnachten geht ja eigentlich immer noch ganz gut. Oster- und Herbstferien sind, zumindest in OWL, viel schlimmer.

Ich freue mich schon sehr auf den Staatsbesuch, den ich der Hauptstadt in zwei Wochen in Begleitung der Prinzessin abstatten werde. Kulinarisch würdiges Empfangen wurde bereits angekündigt. Nun muß es nur noch schneien und/oder sehr kalt sein, und ich kann die Hauptstadt angemessen und authentisch präsentieren.

Vorher werde ich das bereits erwähnte Referat über psychosoziale Belastungen bei Kindern und Jugendlichen und ihren Familien bei zerebralen Anfallsleiden und anderen neurologischen Erkrankungen beim putzigsten aller Professoren halten. 17, wenngleich chaotisch-unorganisierte Folien hab ich schon. Zauberhände malten schöne um-die-Ecke-Pfeile in die aus dem Internet gekl-äh als Inspiration dienende Graphik über verschiedene Epilepsien, gleichzeitig (was der Clou ist) nach Anfallsarten und Lokalisation klassifizierend. Über die Folie kann ich dann 10 Minuten reden, das spart weitere vier Folien. Immerhin, wenn man erstmal in die (von mir zunächst relativ ungeliebte) Epilepsie eingestiegen ist, tut sich ein weites, spannendes Feld auf. Es gibt offensichtlich haufenweise (und vor allem bei Kindern und Jugendlichen) Syndrome, die überhaupt nichts oder nicht viel mit dem bekannten großen Anfall zu tun haben, von dem wahrscheinlich jeder irgendein Bild hat, weil man entweder tatsächlich dabei war (wie alle Mädels und Jungs am Kieselstrande der Donau nördlich von Budapest im Sommer 1994) oder weils spektakulär im Fernsehen visualisiert wurde oder weil man drüber gehört hat von einem, der einen kennt, der es mal gesehen hat. Daß ein hyperkinetischer, schwerverstehender und schwerverständlicher Junge eine Epilepsie, und zwar das Lennox-Gastaut-Syndrom hat, ist, wenn die Diagnose erstmal erfolgt ist, nicht besonders aufregend. Aber nicht alle verhaltensanstrengenden Jungen bekommen gleich ein EEG angehängt. Ach, wie soll ich in den 90 Minuten überhaupt erschöpfend über Epilepsien UND andere neurologische Erkrankungen reden? Das heißt von vornherein Fasse dich kurz, wobei man den großen Überblick trotzdem erwerben muß (sonst weiß man ja gar nicht, was man weglassen kann - aber nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung sollte man bei einem FoV*-Seminar, wenn man die FoV schon gemacht hat, eigentlich eh nicht fragen.

Was absolut zauberhaft ist und warum es sich allein schon lohnt, über verschlungene Wege das Privileg des mit-Professoren-Mittagessengehen zu erwerben, ist dabeizusein, wenn ausgebildete Therapeuten über Patienten erzählen. Da der entsprechende Professor auch frei in der Vorlesung entsprechende Geschichten erzählt, kann ich hier darüber reden, ohne irgendein T3-Schweigegelübde zu brechen (doch, sowas gibts!). Zitat von heute: Zwangsgestörte, da bleibt einem nur: bekloppt. Und: selber ist man auch schon auf dem Weg. Das ritualisierte Mittagessen führe zu merkwürdigen, unruhigen Empfinden am Sonntag um viertel eins. Plötzlicher, absoluter Hunger bricht herein; es ist viel zu spät, mithilfe von Kochen o.ä. diesem Hunger begegnen zu können - und schließlich: müssen WIR um viertel eins kochen? In der Uni? Nein, bloß anstehen.

Morgen gibt es Ente bei der Lieblingsschwester. Da bin ich ja mal gespannt! Und die Kommode ist noch immer unaufgebaut, weil ich heute zuungunsten von Feierabend auf die Prinzessin wartete und mit ihr den Sounds-Nachfolger antesten mußte (damit der Überblick über die aktuelle gastronomische Lage stets Aktualität bewahrt!), und morgen wird das auch nix, also Sonntag, als ideale Prokrastination um das Referat herum. Falls ich jemals dazu komme, verspreche ich mal ins Blaue beweiskräftiges Photomaterial - falls nicht, verspreche ich das auch, aber halte das nicht.

Was heute auch schön war - Nachricht vom Wahlrheinländer, auch wenn die Nachricht nicht nur gut war. Auf diesem Wege (fast) unbekannterweise Genesungswünsche ins Spital!

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