Ich weiß nicht, ob es an der eigenen Weihnachtsbiographie, am fortschreitenden Alter, an der Abwesenheit von nachwachsenden Familienmitgliedern oder am mangelnden Eventcharakter infolge mangelnden Glaubens liegt, oder ob man einfach nach der siebenten Adventszeit, dem siebenten Weihnachten im Einzelhandel die Faxen dicke hat von Geschenksucht, Konsumrausch, Kaufzwang und Weihnachtsmusik in jeglicher Erscheinungsform - sei es jazziges Jingle bells, swingiges Driving home for christmas, klassiges Last christmas oder poppiges Rudolph the red-nosed rendeer.
Ich habe auch das Gefühl, daß die Leute heute anders heimfahren als noch vor ein paar Jahren. Da waren die Züge am 23., vielleicht noch 24. vormittags voll. Letzten Donnerstag drängelte ich mich in Minden am 1. Feiertag in Minden mit einer schieren Schar Heimreisewilliger in den IC, so daß wieder nur Wagen 9 Rettung bot, nachdem ich in Wagen 3 beinahe in eine Prügelei geraten war, weil Niederländer in den Niederlanden dem Rat des niederländischen Schaffners gefolgt waren und nicht die Freigabe ihrer reservierten Plätze verlangt, sondern statt dessen andere, mit Tischchen versehene Plätze eingenommen hatten, die dann ab Minden reserviert waren und deren Freigabe natürlich verlangt wurde.
Überraschend- und unglaublicherweise wurde ich schon wieder vom Zug abgeholt und verspeiste im Anschluß an die nur zu Weihnachten derart problemlose Parkplatzfindung (Ford Transit; Simon-Dach-Straße) einen Apfelstrudel mit Sahne, der vor lauter Sahne praktisch nicht zu sehen war. Praktisch, weil ich Apfelstrudel eigentlich gar nicht so mag. Und dann ging es nach Köpenick, inzwischen schon traditionell, zum Geburtstag. Überall sprangen Kurze herum, und obwohl es seit dem letzten Jahr noch gar nicht mehr geworden sind (wenngleich auch zwei in preparation - oder heißt das submitted?), kam es mir sehr quirlerig vor. Simon entschied sich beim ins-Bett-gehen dafür, die vom Weihnachtsmann geschenkten Lego-Steine mitzunehmen, nicht ohne zuvor ungefähr fünfzigmal gesagt zu haben Heute dürfen wir länger aufbleiben. Am Ende zeigte sich, daß eine Taxifahrt von Köpenick zur Box88 inzwischen 19 Öre kostet, das war auch schonmal weniger!
In Oranienburg gab es hervorragende Entenkeulen und selbstgeschnittenen Rotkohl und einen großen Tannenbaum und dann noch einen, mit Kamin, und kalt wars draußen und drinnen für Empfindliche zu warm. In Oranienburg muß ich immer ganz schlimm berlinern, oder wie der Dialekt heißt, der in Oranienburg gesprochen wird. Aber irgendwie hätte ich sonst, glaub ich, das Gefühl, eine andere Sprache zu sprechen, und dann müßte ich mich immer viel mehr konzentrieren.
Nach dieser Kurzvisite begab ich mich wieder ins ruhige Westfalenland, um mich gestern den von den mindestens drei freien und in Familie eingesperrten Tagen irre gewordenen Horden entgegenzuwerfen. Also ein Adventssonnabend war ja nix dagegen! Und wenn ich nicht auf so einen trostlosen, einsamen Feierabend hätte gucken müssen, hätte ich bestimmt auch nicht noch beim Kassenannehmen und -nachzählen geholfen und das blinkende Telephon im Spind ignoriert. Dann steht da die Prinzessin schon Stunden draußen im Schnee und wartet, wo mir doch umfängliche Aktivitäten noch in der Kaffeepause ins Telephon geflunkert wurden! Das war natürlich ein sehr versöhnliches Holzkopftagende. (Das mit Schnee und Stunden ist natürlich leicht übertrieben gewesen!)
Heute haben wir die Lieblingsschwester und deren verrückte Freundin von der Eisenbahn abgeholt und, weil wir noch nicht wußten, wie verrückt die zusammen sind, zum Essen ausgeführt. Naja, in den Schloßhof gehen wir ja eh nicht so oft, in einem halben Jahr können wir uns da vielleicht wieder blicken lassen. Und danach mußte ich auf der Wii Mario-Autorennen spieln, mit sonem Lenkrad für die Fernbedienung. Und was soll ich sagen, es war sehr, sehr lustig, und wir haben auch jeder mal gewonnen. Bin ja nicht immer gegen alles neue und moderne!
Rest zusammengefaßt:
Habe eine original katzundgoldt-Bleistiftzeichnung geschenkt bekommen, und wenn sie aufgehängt ist, werde ich das entsprechende Photo, wo man dann eh auch das schöne neue Bett und so sehen kann, hier reinstellen. Ich weiß gar nicht, wie man mit Originalen so umgeht, wenn man sie nicht in einem blöden Rahmen töten will? Aber wenn ungerahmt, dann nach drei Monaten bei mir speckig. Bei Büchern reichen ja schon Minuten, auch wenn gar kein Lachsbrötchen in der Nähe ist.
Langsam stellt sich das Gefühl ein, hier in Biele (in meinem neu eingerichteten Zimmer; in der Nähe der Prinzessin; mit der Schwester) endgültig zuhause zu sein und in Berlin endgültig zu Gast.
Looking forward for 2009; für einen Menschen wird es hoffentlich schon per nomen zu DEM Jahr.
1 Kommentar:
wir werden mal in schöner Regelmäßigkeit ein paar Leutschen ins OWF-Land schicken, damit Du Deine Muttersprache nicht vergißt.
Oder:
Wir sprechen uns nach dem Praktikum in Berlin wieder.
papa
da ich ja keine chance zur Anmeldung habe (Berlinern nicht erwünscht?)
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