Sonntag, 21. Dezember 2008

Entrecor und Trüffeln, Curry bei Konnopke, Lammkeule in Oranienburg, Sushi im Zug

Klingt nach den Kulinarika eines ganzen Monats?

Fahr mal ein Wochenende nach Berlin und lasse dir die dortigen Essensdüfte und -gerüche auf die Papillen spülen!

Schön: mit Kegelverein und Preußens Oberschaffner sowie nur ausgewählten Personen akustisch zugänglichen Gesprächen hinter uns im IC nach Berlin fahren. Die zehnminütige Verspätung wird zwischen Wolfsburg und Spandau wieder reingeholt und auf dem Ring zwischen Spandau und Berlin Hbf (tief) wieder zusammengestanden. Aus der S-Bahn heraus erste Eindrücke vermittelnd, nimmt das Drama seinen Lauf.

Der Untermieter ist der perfekte Gastgeber, bereitet das Schlafsofa und schenkt sogar Handtücher aus. Mit dem Geburtstagskind und dessen teils angeheirateten, teils angeborenen und teils verschwägerten Anhängen geht es in ein maßvoll angenobeltes italienisches Ristorante in der Wühlischstraße, das nach einem mir völlig unbekannten Filmklassiker mit Sophia Lorén, die dann auch visuell recht präsent war, benannt ist. Misére und noch irgendwas, ich weiß nicht. Ich weiß aber, daß der Signore ohne Umstände im nächsten Pate-Film authentisch hätte mitspielen können. Obwohl er an sich sehr gut deutsch sprach, hatte er die ganze Zeit genau diese Sprachmelodie, Körpersprache und Syntaxfehler in seiner ansonsten schwarzlockig, nach hinten gegelten Erscheinung, daß man ihn sich nicht anders als auf eine sizilianische Olivenplantage wünschen konnte. Das Essen war ohne jede Untertreibung phantastisch, aber das gekonnte, gleichzeitig professionelle und ungespielte Engagement des kleinen Familienbetriebes machte es zu einem allen Sinnen zugänglichen Erlebnis.

Am Sonnabend schnürt die Prinzessin die Sieben-Meilen-Stiefel, um mit den wichtigsten biographiebezogenen Brennpunkten nebst zeitgeistkoloritdurchdrungenen Kommentaren konfrontiert zu werden. Satz des Tages dabei unzweifelhaft: und da habe ich auch mal gewohnt. Und ich schwöre, daß wir nicht mal an allen ehemaligen Wohnorten vorbeigekommen sind! Also umziehen scheine ich ja ganz gerne zu machen, jedenfalls lass' ich keine Gelegenheit aus.

Was muß man tun? Alexanderplatz mit diesem neuen Gebäude (erst ist da ein Loch, und dann plötzlich ist das Haus fertig. Was war eigentlich dazwischen? Und vor allem: was stand da vorher?) und ohne all die grünen Inseln, dies da vorher gab, und keine Jugendlichen mehr, die da am Brunnen der Völkerfreundschaft Sternburg trinken, und ein Weihnachtsmarkt, der die Prinzessin zum Kopfschütteln ob der Einstufung des Alexanderplatzes als gefährlicher Ort bringt. Dann Fernsehturm von unten und Starbucks - ich übrigens nicht, nicht mal aus purem Widerwillen, sondern vor Angst, dem entsprechenden Fragenkatalog nicht gewachsen zu sein. Dann zu Fuß weiter, nur um festzustellen, daß es mittlerweile fünf oder so Weihnachtsmärkte gibt, wo früher einer war. Ganz früher: da, wo jetzt Alexa ist. Sonst nirgends in Mitte. Jetzt: Da, also hinterm Alexa, und außerdem am Neptunbrunnen, am Opernpalais, in der Sophienstraße und sonst überall auch. Da wir ja Currywurst essen müssen, da wir für den Abwärtsvergleich freitags extra noch Currywurst in der Mensa gegessen haben (lecker, aber nicht Currywurst), fahren wir nach Prenzlauer Berg zu Konnopke. Da ist es voll und lustig und lecker. Unglaublich lecker. Später noch ein Weihnachtsmarkt in der Kulturbrauerei - sehr sehr schön. Erinnere mich daran, daß ich dortselbst vor ca. 2 1/2 Jahren im Maschinenhaus POLA entdeckte.

Abends wieder und immernoch Geburtstagsfeier. Wenige, aber sehr liebe Gäste. Plötzlich rauchen alle, fast alle wieder *mal*, trotz Eiseskälte. Lustigerweise geraten wir beim eigenen Gastgeber, nachdem wir eigentlich müde ins Bett wanken wollten, in eine Topflappenboxerei im gastgebenden Flur und müssen uns mit den Halbstarken nochmal in die Küche begeben, also es war wie immer. Sonntags sehr, sehr schön und lecker in Oranienburg, und im Zug wird dekadent Sushi verspeist, mit Stäbchen natürlich.

Die Prinzessin ists zufrieden, und ich bin es auch. Weihnachten nochmal kurz, und dann weiß man wieder nicht, wann man hinkommt. Aber bald. Tut sehr gut, Berlin.

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