Samstag, 19. April 2008

Brüller des Tages [mehrere]

Heute Kassen-Marathon.

Obwohl sie offensichtlich keines haben, geben die Ostwestfalen Geld aus, nämlich in Form von Kreditkarten. Und kaufen dafür teils ungeheuerliches. Einfach nur, um ihrer Freude über den vierten niederschlagsfreien Tag in Folge Ausdruck zu verleihen, in ihrer einfachen Art.

Schon seit gefühlten fünfzehn Minuten schmeißen sich zwei, pardon, bescheuerte Damen Kommentare über Sockenmehrpacks zu. Die eine holt aus so einer Grabbelbox an der Kasse immer einen Pack raus, hält ihn der anderen hin und kräht "Soll ich dään näähm?" Sacht die andere "Nää, die Farben sähn wie Kotze aus!" Hältse ihr'n andern hin, kräht wieder, sacht die andere skeptisch "Näh!" usw. Übrigens befinden sich nur zwei unterschiedliche Arten von Sockenpacks in der Box. Aber egal. Nun der große Auftritt bei der benachbarten Kassenkumpanin. "Ham Sie ooch so Halstücher?" "Äh, meint ihr so quadratische?" "Nee, mehr so viereckige."

Wohin verkneift man sich als professionelle Kassenschlampe eigentlich dieses Gelächter?

Der Abend wurde noch sehr golden infolge des Geburtstagsbegehens der frisch promovierten Schlaf- und Gedächtnisexpertin. Übrigens die erste auch Berlinern als halbwegs normal verkaufbare Wohnung, die ich hier in Bielefeld betrachten konnte. Keine selbstverständlichen Zimmer hinter der Küche, keine angstmachenden Hühnerleitern, sondern einfach und solide drei Zimmer, eine Küche mit Kammer, ein feines Bad, ein schöner Balkon, Holzfußboden und pipapo. Könnte, in Berlin vielleicht so auch nicht, aber beispielsweise in Weimar oder Potsdam zu finden sein. Und: optimale Verbindung des Geburtstages mit dem Pokalfinale. Erst, ich erschien während der Halbzeitpause, gabs Gesprächskreis in der Küche: hier saßen die Mädels von der Klinischen. Ach, süß! Das Geburtstagskind und ich waren ja schließlich fast die Veteranen ("die Omas von T3"). Der Tisch wurde von einer Prinzessinnen-Torte gekrönt.

Pokalfinale. Die bislang von mir, egal gegen wen, ungeliebten Bayern mit ihrem, in meinen Augen, verhaltensauffälligen Mammuttorwart. Aber, aber, es tut mir fast leid, in dieser Saison spielen sich die doch immer so wahnsinnig unsympathischen Bayern mit schönem Fußball, mit Leidenschaft und gleichzeitiger Unprätentiösität in mein Herz, naja, vielleicht nicht Herz, aber plötzlich finde ich mich *gosh!* inmitten einer Runde, die ganz selbstverständlich (genau wie ich immer!) "egal Dortmund, Hauptsache gegen Bayern" ist, und ich muß mich als eigentlich gar nicht, dann aber wohl-doch-plötzlich-Bayernfan outen! Ich gönne Bayern den Pokal, ich gönne diesem Schimpansendouble den ersten von drei geplanten Coups (und selbst wenn aus den anderen nichts wird, ist er immerhin schon Rekord-Pokalgewinner), naja, Meisterschaft habense schon bißchen häufig gewonnen, aber der Pokal hat seine eijenen Gesetze, und UEFA-Cup ist auch nicht ganz die Champions-League. Jedenfalls spielen sie jetzt auch in Führung ordentlich nach vorne und machen nicht nur hinten die Schotten dicht. Und immer noch haben sie es drauf, sich in der 91. Minute den Ausgleich zu fangen, das macht sie nach all den Jahren auch netter.

Übrigens schön: wenn fast ausschließlich Frauen Fußball gucken: mal so hemmungslos dieses unnütze und unhygiensche Gerotze auf dem Fußballplatze zu geißeln! Jawoll! Hat da schonmal einer dran gedacht, daß da Leute essen, während sie zusehen? Und auch: der einzige männliche Zuschauer berichtet von dem traumatischen Erlebnis auf dem Fußballplatz, er war vielleicht acht, neun Jahre alt, als er zum Naseputzen ein Taschentuch hervorzog. Soziales Abseits! Aber nicht jedem liegt der Charlottenburger...

Mein CD-Spieler verdient den Titel ja eher nicht, weil er sich weigert, CDs abzuspielen, außer die Reinigungs-CD, und die hat er gestern 24 Stunden lang abspielen dürfen, als Strafe. Seither spielt er immerhin die Talkie walkie und die Snow patrol, infolgedessen ich entweder diese oder seit Tagen keine Musik oder The black light von Calexico höre, denn die habe ich auch auf Platte, und erst auf Platte entfaltet sie ihren Zauber. Langfristig muß wohl ein CD-Spieler her.

Naja, und dann, schlußendlich, habe ich mich noch über ein Gespräch gefreut.

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