Samstag, 22. März 2008

Stetig unstetig

Also dafür, daß gestern Frühlingsanfang war, habe ich in den letzten Tagen verdammt viel Schnee gesehen - vor allem, wenn ich das mit der Restschneemenge des vergangenen Winters vergleiche. Man kann aber auch nicht einfach sagen, daß es hier im Kern winterlich sei. Nein, es wird abends spät dunkel und morgens früh hell, die Sonne, wenn sie zwischen zwei Schneestürmen kurz ins Freie lunzt, brennt sonnenbrandverdächtig, und die Jacke wird dann auch mal schnell aufgeknöpft bzw. der Schal, die Mütze zuhause gelassen. Dann wieder eiskalter, dichttropfiger, peitschender Regen, naja, von wegen Beständigkeit des kontinentalen Klimas gegenüber dem maritimen drüben.
Also Friedrichshagen, mal wieder. Alles so schick, die Straße so breit, neue Straßenbahnhaltestellen am Markt mit beinahe barrierefreiem Zugang, falls eine Niederflurstraßenbahn, was sie hier praktisch nie tut, des Weges kommt, und natürlich wurde der entsprechende Streckenabschnitt der Bölschestraße, weil das vor hundert Jahren auch so war, mit Kopfsteinpflaster wiederbelebt, ähnlich wie auf der Langen Brücke iin Köpenick. Jedenfalls sind wir naß vom Regen (s.o.) und erschöpft vom Gesprächspartner und müde vom Kaffee, und dann gehen wir zum Müggelsee. Dampfer fahren noch nicht, aber zwei Segelboote sind unterwegs. Der Anker, eine Art Profanstandbild, ist nicht mehr da. Dem Sockel, auf dem er immer lag, sieht man an, daß der Anker aus Gründen entfernt wurde - es fehlen wichtige Bestandteile des Sockels in Form von mindestens 30% seiner selbst. Kein Dampfer, kein Anker - na schön, der Spreetunnel ist immerhin noch da und geht seiner unspektakulären Funktion nach. In Köpenick regnet es wieder, und ich begebe mich zu Schweinefleisch mit Wacholder und Rosmarinkartoffeln und dem ersten Kind der Welt unter fünf Jahren, das nicht "'phia", sondern "fophia" zu mir sagt. Mit dessen Eltern diskutiere ich ausführlich dies und das und begebe mich irgendwann zum S-Bahnhof, um dann flankiert von einer Gruppierung möglicherweise ehemaliger Bundeswehrsoldaten heimzufahren, die offensichtlich gerade einen Kameradschaftsabend absolviert haben.

Am Ende eines langen Abends steht in Rummelsburg ein Bus herum, der mir langen Marsch durch den Regen erspart, wenn er nur warten würde. Es wird freundlich gelächelt und ausgiebig gewartet. Sich später aufklärenderweise wird ein anderer Bus erwartet, dessen Passagiere zumindest in der Theorie in den einen Bus umsteigen könnten. Für eine Stadt, in der noch vor wenigen Tagen Busse gar nicht verkehrten, wäre das schon bemerkenswert, aber daß sich ein Berliner Busfahrer an möglicherweise umzusetzenden Umsteigemöglichkeiten orientiert, statt den erwartungsfroh herbeieilenden Umsteigewilligen die Tür vor der Nase zuzuschlagen, ist Laien schlicht nicht erklärbar. Und gestern war ich auch schon mit einem freundlichen Busfahrer konfrontiert! Kinder, was ist aus dieser Stadt geworden!

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