Samstag, 8. September 2007

G-Loh: Die 10-Minuten-Stadt

Heute hatte ich das Vergnügen, die ca. zehn Bahnminuten entfernte Bertelsmann-Miele-Metropole kennenzulernen. Neben anderen ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten verfügt die Stadt auch über einen beeindruckenden Fernsehturm, dem leider praktisch alles fehlt, was einen echten und guten Fernsehturm ausmacht: keine Kugel, kein Drehrestaurant, naja, und wie der Ausblick wäre, darüber will man gleich gar nicht nachdenken.

Das ist der eine Platz in Gütersloh. Er war früher ein Parkplatz, da hatte er wohl wenigstens eine Bestimmung. Jetzt sieht er unter ästhetischen Gesichtspunkten freilich gewiß ansehnlicher aus, da ja keine Autos drauf herumstehen:

Das ist der andere Platz. Die Fassade des Kaufhauses erinnerte in ihrer postmodernen Verschrobenheit an den Einfallsreichtum ostdeutscher Kaufhausaußenwandgestalter, wenngleich ich gestehe, daß der Gütersloher Karstadt wesentlich besser aussieht als so manches Centrum-Warenhaus in Neubrandenburg oder Karl-Marx-Stadt. Auf diesem Platz rottet sich in den Abendstunden junges Volk zusammen und grölt unter dem offensichtlichen Einfluß psychoaktiver, flüssiger Substanzen:

Auch das ist ein Platz in einer an Plätzen offensichtlich nicht armen Stadt. Bei der Benamsung machte man es sich leicht und legte die ungefähre geometrische Gestalt zugrunde, anstatt nach verstorbenen oder anderswie legendär gewordenen Güterslohern zu forschen, die als Namenspate vielleicht besser rüberkämen als das arme Dreieck:

Ich finde es ja dekadent, daß ein Gymnasium über überdachte Fahrradabstellplätze verfügt, selbst in Ostwestfalen. Oder ist es nur Neid, in Erinnerung an ungezählte Male, da man mit Nässe an der Hose an Stellen, an denen man auf gar keinen Fall Nässe haben möchte, heimfahren mußte?

Den Titel 10-Minuten-Stadt verdankt sich Gütersloh durch die einfache Tatsache, daß der Satz "Da laufen wir höchstens zehn Minuten hin" heute mehrmals (und zu Recht) fiel. Frappant im übrigen, daß das ja für jemanden, der die Metropolen der Uckermark und der Lausitz gewöhnt ist, tatsächlich eine große Stadt ist.

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