Freitag, 24. August 2007

WBS Berlin vs. WBS Bielefeld

Ein ganz objektiver Vergleich:
1996 (Berlin-Treptow): Erstantrag (auf WBS* mit Dringlichkeit*!) Ende 1995. Pause. Anruf wg. Nachfrage (im Jahr 1996, drei Wochen später); Antwort: Ja nee, da hat sich dis Gestz geändert, dis müssen Sie nochmal neu beantragen. *grrr* Neuantrag. Ich mußte von der Jugendhilfe in die Sozialhilfe, naja. Hatte ja noch ein paar Monate Zeit. Der Antrag dürfte zum Schluß einem dicken, aber ungebundenem Buch geähnelt haben: viele Papiere waren für die Erteilung des WBS nötig. Die Dringlichkeit (wo man sich das ja noch vorstellen kann) war dann eigentlich nicht so das Problem. Erhalten habe ich den WBS (mit Dringlichkeit!) Mitte Mai 1996. In meine erste eigene Wohnung bin ich dann (dank der Dringlichkeit) am 1. Juni 1996 eingezogen, zehn Tage später.
2006 (Berlin-Friedrichshain): Ging schon viel schneller und war schon viel unkomplizierter. Schriftlicher Antrag mit Beifügung aller erdenklicher Papiere, und schon nach acht Wochen lag der WBS im Briefkasten. Kostenlos!
2007 (Bielefeld): Auch wenn am Anfang niemand so richtig wußte, wo ich eigentlich hinmuß (und Verhaltensforscher für den Fall, daß sie mal keine Lust mehr haben, Ratten durch Mini-Labyrinthe zu schicken, sich durchaus vertrauensvoll an das Bielefelder Rathaus wenden könnten, ob sie da mal ein paar Primaten durchschicken dürften), landete ich jedenfalls im Zimmer eines Sachbearbeiters, der eigentlich auch nicht zuständig war, da ich derzeit in Schildesche residiere. Aber die Kollegin für Schildesche sei seine Lieblingskollegin, und da würde ihm das nichts ausmachen usw. Er warf einen keuschen Blick auf den ausgefüllten Antrag (EINE A4-Seite!), einen zweiten Blick auf die Lohnabrechnung ("Ja, das ist in Ordnung, das geht!"), und schwupps - kam der WBS NRW in zweifacher Ausfertigung aus dem Drucker, "das geben Sie dann beim Studentenwerk einfach ab, und dann können Sie dort einziehen. Die Gebühr* will ich auch nicht haben (*Gebühr??*) denn Student ist Student, und wenn Sie das auch noch selbst finanzieren, Hochachtung! Also viel Erfolg, auf Wiedersehen!"

*[WBS - Wohnberechtigungsschein: wird in der Orangenkiste aus irgendeinem Grund benötigt]
*[Dringlichkeit: unter bestimmten Umständen bekommt man die sogenannte Dringlichkeit in den WBS geschrieben. Damals gab es noch Wohnungsnot in Berlin, und wenn man nicht allzu wählerisch war (durfte man mit Dringlichkeit auch gar nicht), hat man sehr schnell meist preiswerte Wohnungen angeboten bekommen.]
*[Gebühr: Wenn man die Frechheit besitzt, über ein eigenes, aus nichtselbständiger Arbeit stammendes Einkommen (das in meinem Fall sogar ein bißchen steuerpflichtig ist) zu verfügen, kostet die Ausfertigung eines WBS 5 Euro. Eigentlich Schlamperei, wenn man überlegt, daß normale unterhaltsabhängige Studierende (deren Unterhaltszahler ja durchaus vermögend sein können) für die Wohnberechtigung für ein Studentenwohnheim des Sozialen Wohnungsbaus noch nicht mal diese Gebühr zahlen müssen. Insofern ist diese Entscheidung des eigentlich gar nicht zuständigen Sachbearbeiters doppelt zu würdigen.]

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