Dienstag, 12. Juni 2007

Repliziere...

Und noch in aller Kürze:
Das sieht Johannes schon wieder zu streng.
Ich bin nicht nur in Glaubensfragen Agnostikerin. Auch bei meinem eigenen Ich oder meinem nur möglicherweise vorhandenen freien Willen ist es mir eigentlich schnuppe, ob es die beiden überhaupt gibt. Schon allein dadurch, daß ich beides empfinde, fühle ich mich ihnen verpflichtet. Ich brauche keine neuronalen Korrelate als Legitimierung meines Ichs, um selbstverantwortlich zu handeln. (Für diesen Themenkomplex empfehle ich dringend die Lektüre von Jostein Gaarders Kartengeheimnis.)
Im übrigen bin ich nicht der Meinung, daß die Anlage-Umwelt-Debatte in ihrem gegenwärtigen Stand "seltsame" Dinge wie Verantwortung, Selbstwert oder Selbstkonzept außen vor läßt oder übergeht. Das Integrative des Konzepts besteht ja gerade darin, daß man sich auch aktiv in Situationen begibt, die einen dann wiederum formen, und andere vermeidet, möglicherweise, weil man von ihnen nicht geformt werden möchte. Da gibt es schon ein Ich. Veranlagt, sicher, aber wo soll das Ich denn sonst herkommen? Es schwebt ja nicht als Geist über mir oder so. Selbst wenn "ich" es mir komplett einbilde, ist es ja doch da, zumindest für mich.
Ich finde, der Witz an der integrativen Anlage-Umwelt-Idee ist ja gerade, daß man einerseits eine genetisch vorbestimmte Perönlichkeit ist, der man aber keinesfalls endlos ausgeliefert ist. "denn was sollte ich schon sein außer die mir eigene, individuelle Kombination aus Genetik und gemachten Umwelterfahrungen" - DAS ist erstens schon mal sehr viel (was soll denn da noch sein?), und schon in diesem Satz steckt die persönliche Einmaligkeit drinne: Nicht mal eineiige Zwillinge gleichen sich hundertprozentig, weil sie nicht die ganz gleiche Umwelt erleben. Und daß die gemachten Umwelterfahrungen absolut individuell sind, wird wohl keiner leugnen. Also meine Biographie hat genau EIN Mensch auf der Welt erlebt: nämlich ich. Das ist doch was.

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