Mittwoch, 11. November 2009

Kummer auf hohem Niveau?

Das Land weint um einen toten Nationaltorhüter, ich auch.

Im Hörsaal 14 hörte man heute abend über posttraumatische Belastungsstörung in Bürgerkriegsgebieten, bei Kindersoldaten und bei Tsunamiopfern. Und lernte, daß bei 28 und mehr unterschiedlichen traumatischen Erlebnissen die Wahrscheinlichkeit, eine PTSD zu entwickeln, den Wahrscheinlichkeitsbereich verlassen und sich in eine sichere Annahme verwandelt hat. Daß sogar pragmatische Kürzesttherapien Verbesserung bringen, aber weder kulturelle noch politische noch soziale Ursachen für Traumatisierungen verschwinden lassen. Daß die Kontrollbedingung in einer randomisierten kontrollierten Therapiestudie auch mal "Macht, was ihr wollt" heißen kann. Daß einen ausgerechnet wissenschaftlicher Pragmatismus mehr zum engagierten Entwicklungshelfer machen kann als alle Menschenliebe der Welt.

Wunderbar, wenn Professoren sich nicht lange bitten lassen, von ihrer Arbeit zu berichten, vor allem, wenn sie so spannend ist und gleichzeitig zeigt, wie verantwortungsbewußte Forschung außerhalb der Blase funktionieren kann. Wunderbar, wenn sich der 200-Personen-Hörsaal als etwas zu klein entpuppt, am Mittwochabend.

Da erscheint der Tod von Robert Enke und die dazugehörige Aufmerksamkeit fast ungehörig, und doch sind sie es eben nicht. Psychische Erkrankungen sucht sich niemand aus, genausowenig wie man sich für Krebs oder eine gepflegte Grippe entscheidet, sie sind genauso schwer zu heilen, und in allerlei Berufsgruppen hat man sie besser nicht. Es bewegt mich sehr, wie nun eine ganze Stadt und ein Testosteronhaufen namens DFB Abschied nimmt von einem, der sich das Leben genommen hat - mit Ernst und Würde und wahrnehmbarer Fassungslosigkeit. Mein Beileid gilt seinen Hinterbliebenen.

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