Mittwoch, 18. November 2009

Ich bin noch nicht so richtig

im Prüfungsmodus.

Da die Vorlesung letztendlich der totale Witz ist, weil für 20 Leute, die sich mit Mühe am Kaffeebecher festhalten, vorgeturnt wird, was man SO hoffentlich nie verstehen muß, während die Essenz des Prüfungsstoffes sich merkwürdig-nebulös immer verbirgt, sobald man nach ihr sucht (ein typisches Beispiel für angewandte Heisenbergsche Unschärferelation), befinde ich mich jedenfalls überhaupt nicht im Prüfungsmodus. Ich muß ja schließlich auch drei Referate vorbereiten und einen Ethikantrag schreiben, wobei das Nichtvorbereiten der Referate mit ebendiesem Ethikantrag begründet wird, der allerdings auch nicht von selbst an Umfang zunimmt. Ich habe inzwischen sogar eine Deadline eingefordert, das habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gemacht. Dafür habe ich den Kliniker-Star als Zweitbetreuer gewinnen können, das ist zwar nicht besonders wichtig, klingt aber auch nach Dinge erledigen. Und viele Artikelchen habe ich schon, ääh, ausgedruckt.

Heute abend war Ringvorlesung Psychotherapie, ein ehrgeiziges Unterfangen, das vor ca. einem Jahr vom o.a. Star initiiert wurde und nun also endlich gestartet ist. Die Ehrgeizigkeit besteht in dem ganzen Ideenpaket, das dahinter steht. Zum einen sollen, ganz banal, Studierende über Entwicklungen in der Psychotherapie informiert werden, für die in den regulären Vorlesungen keine Zeit ist bzw. von denen unsere Leute aus pragmatischen Gründen auch einfach keine Ahnung haben. Zweitens sollen aber nicht irgendwelche Heinis kommen, die auch eine Zertifizierung in einer beliebigen anerkannten Therapieform haben, sondern gestandene Professorleute, die eben auch Geld nehmen für so einen Vortrag, und die dann ein Hotelzimmer, und Essen, und eben bezahlt kriegen. Die aber auch die wissenschaftliche Ahnung mitbringen. Daher, drittens, die Zielgruppe der niedergelassenen Psychotherapeuten, die gegen Kohle den Besuch der Veranstaltung als Fortbildung angerechnet bekommen. D.h. hier finanzieren in einem einzigartigen Pilotprojekt Studierende via Studiengebühren und Psychotherapeuten über Fortbildungspunkte eine gemeinsame Veranstaltung! Das ist schon cool, und heute war es auf jeden Fall hörenswert.

Der Vortragende ist Psychiater und Psychotherapeut, mithin Arzt, Chefarzt natürlich (in Kiel) und als solcher schonmal in der Zielgruppe möglicher Feindbilder von zukünftigen oder bereits aktiven Psychologen. Aber darauf geht er gar nicht ein, nicht mal scherzhaft, wie ich das auf Kongressen erlebt habe. Es gibt Psychotherapeuten, und fertig. Das fand ich sofort sympathisch. Und er hat es mit Sicherheit geschafft, die nicht unproblematische Brücke zwischen Neuro und Psychotherapie zu schlagen und sogar sichtbar zu machen! Er redet einfach davon, was sie in Kiel gemacht haben, und wo Grenzen sind, gibt er sie zu. Stereotypendenkengefolgt benimmt er sich also untypisch, und dabei ist er hinreißend sympathisch.

Also, Star, mehr Ringvorlesungen!

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