Sonntag, 20. Juli 2008

Neurotisch? Extrovertiert? Offen für Erfahrungen? Gewissenhaft? Verträglich?

Das fragt man sich allerdings, wenn man sich den lieben langen Tag mit Persönlichkeitskonzepten beschäftigt. Auf welchen Faktor lade ich eigentlich besonders hoch? Und warum rotiert man die Faktorenmatrix in eine Punktewolke hinein, und aus welchem Grund entsteht dabei das Kommunalitätenproblem?

Ins offene Messer laufen, so fühlt es sich an, wenn man sich auf eine Prüfung vorbereitet, die es so vorher noch nicht gab. Keine überlieferten Prüfungsfragen, keine weitergegebenen Erfahrungen mit dem (Miß-)Erfolg von Lerneifer und -dauer, keine Ahnung. Vom Feeling her habe ich ja nicht das Gefühl, besonders viel gelernt zu haben, aber vom Feedback während diverser Pausengespräche her kann es so schlecht nicht sein, was aber möglicherweise daran liegt, daß mein Cortex (und insbesondere der Hippocampus, dieser Schlingel!) wieder zur selektiv-unorganisierten Informationsaufnahme übergegangen ist; d.h. je detaillierter bei gleichzeitiger Unwichtigkeit die Information und je beiläufiger die Darbietung, desto wahrscheinlicher die Encodierung, episodische Abspeicherung und der spätere Abruf. Also wie Cattell zu seinen 35 Clustern gekommen ist, kann ich mir beim besten Willen nicht merken, aber daß bei einem lexikalischen Versuch der Replikation der Fünf Faktoren im Italienischen zwar fünf Faktoren rauskamen, aber ohne Neurotizismus und dafür mit einem, der als "Hang zur Unkonventionalität" beschrieben wird, das werd ich noch auf dem Sterbebett in den dann wahrscheinlich vorhandenen Damenbart murmeln.

Andere Sachen interessieren dann höchstens peripher. Das Wetter beispielsweise. Es hat auch keinerlei Interesse verdient, bei dieser jämmerlichen Vorstellung. Oder der ICP in Berlin, der morgen anfängt. Phh! Weltkongreß, was heißt das schon. Ich sitz brav in Biele und schreib Vordiplomsprüfungen. Die Officemate will morgen allein zu 17 Symposien gehn. Da sie das nicht schaffen wird, hat sie alternativ eine Buddy-Liste erstellt mit all den Symposien und Vorträgen ihrer Bekannten und Kumpanen, da geht sie dann hin. Der Stützpfeiler des vertraut-bekannten in einer reiz- und informationsüberfluteten Umwelt. Weitere, direkte Implikation des Kongresses: Die Flure im T-Zahn werden ab morgen recht still und leise sein infolge mannigfaltiger Abwesenheit.

Also noch drei Tage reinhauen, bis ich die Namen und Faktoren nicht mehr hören kann. Bei Entwicklung hatte ich zum Schluß auch nurmehr drei Tage, und an anderthalb davon habe ich eigentlich auch nichts gemacht. Also.

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