Samstag, 3. November 2007

Statt eines langweiligen Wochenendes

Als der andere Mitbewohner dann auch noch "Schönes Wochenende!"-flötend die Wohnung verließ, erschienen die leere Wohnung, die ungelesenen Studien und das freie Wochenende irgendwie unverlockend. Die Studien wollen natürlich trotzdem gelesen werden, aber das ist schließlich nicht ortsgebunden. Also flugs eine Entscheidung unter Risiko getroffen (Entscheidungssituation mit bekannten Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten von Konsequenzen und expliziten Regeln für Gewinne und Verluste) und, erstmalig nicht allein, abgedüst.

Wenn man die Freunde des neuen Freundes kennenlernt, ist das ja quasi eine Art Bewerbungssituation, nur daß man sich nicht darauf vorbereiten kann. Da es auch nichts nutzt, beim ersten Zusammentreffen irgendwie ultracool rüberzukommen, wenn man das in echt gar nicht ist, schnappt man sich am besten ein Bier und ein gebratenes Hähnchen und versucht sich in beschönigend-ironischen Beschreibungen der derzeitigen Zweitheimat. Alles natürlich nur halb so wild - die Musik ist gut, die Stimmung gelassen-fröhlich, die Küchenuhr ringt mit den nächtlichen Minuten - schon wieder eine sehr kurze Nacht, aber egal: den Unterschied zwischen Botschaft und Verheißung des Christentums muß man noch zuendediskutieren, sonst sinkt man unterinformiert ins Bett. Daß es derartig durchdiskutierte Küchenphilosophie-, -psychologie und -theologienächte noch gibt... allein dafür lohnte sich schon der Ausflug.

Heute habe ich mal frei vom Theologentum und kann mich wieder der Neuropsychologie widmen. Der Neurologie-Konfident wird nachher ausreichend Gelegenheit haben, seine skurillen Fallgeschichten direkt einem zwar übersichtlichen, aber hochinteressierten Publikum zu erzählen. Ich bin schon gespannt, ob er inzwischen das Problem, daß er immer viel zu nett ist zu den Patienten, irgendwie gelöst hat. Das ist ja überhaupt das brisanteste Problem ever: Zu empathisch für diese Welt.

Abends feiert irgendjemand Geburtstag. Njam. Und morgen gibt es einen Ausflug nach Halle, aus Gründen. UND! Ich lese jetzt, gleich, sofort die Bechara-Studien. Echt jetzt!

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