Niesen hat neulich was zum Träumen geschrieben, und das will ich beantworten, nachdem ich von HJM ausführlich und erschöpfend über Schlaf informiert worden bin. Und selber auch schon mal geträumt habe.
Ich würde schon sagen, daß ausgiebiges Träumen in der Fremdsprache dafür spricht, daß man linguistisch in der Fremde angekommen ist. Wenn man nicht von frühester Kindheit an zweisprachig aufwächst, werden Muttersprache und Fremdsprache neural anders verarbeitet und produziert. Wenn ich denke, produziere ich ja Sprache, zumindest intern. Wenn ich träume, dann höre ich nicht nur Sprache (und wenn man den ganzen Tag Fremdsprache um sich herum hat, dann natürlich auch diese), sondern "produziere" auch welche in Form der Kognitionen, die meinen Traum begleiten. Und das würde ich durchaus bemerkenswert finden, wenn das dann in der fremden Sprache erfolgt, da ja dann beim Träumen auch das andere, fremdsprachliche neuronale Netzwerk aktiviert wird.
Und dann: Ich habe schon ein paarmal auf ungarisch geträumt, übrigens erst nach der Zeit, wo ich die Sprache gelernt oder mich in Ungarn aufgehalten habe. Ich habe auch interessanterweise kein Wort von dem verstanden, was ich so sagte, aber es war ganz sicher ungarisch.
Und was mir noch dazu einfällt: Bekanntermaßen habe ich keine Fahrerlaubnis und bin daher nicht gerade für routiniertes Autofahren bekannt. Trotzdem träume ich hin und wieder vom Autofahren, und zwar absolut prozuderal. Also mit Kupplung, schalten, bremsen, Gasgeben, blinken und was so dazugehört. Das ist sogar dermaßen intensiv, daß ich mir ohne weiteres eine gewisse Autofahrbegabung zutraue, obwohl ich bislang keinesfalls über 50 Kilometer hinausgekommen sein dürfte. Insgesamt, in zehn Jahren. Das ist erstaunlich.
Ich meine, daß diese richtig-angekommen-Hypothese richtigerweise daher kommt, wie weit man sprachlich in seine Umwelt integriert ist. Wenn ich in London jeden gehörten Satz mühsam ins Deutsche übersetzen muß, mir dann auf deutsch die Antwort überlege, die ich dann in grammatikalisch und auch sonst unanfechtbares Englisch übertrage und spreche, dann wird sich schwerlich flüssige Kommunikation ergeben. Aber je mehr ich im Alltag mein für englisch zuständiges neuronales Netzwerk aktiviere, einfach weil alle Welt um mich herum englisch spricht, dann wird das gleiche Netzwerk nachts wohl auch eher aktiviert, wenn der Cortex sich die ganzen unnützen Entladungen während des REM-Schlafes zurechtkognitisiert. Insofern würde ich das schon als Zeichen deuten, daß die fremde Sprache es sich auf Hirnebene gemütlich gemacht hat, und daß der Hirnbesitzer in dem fremden Umfeld angekommen ist.
Bei dem von niesen geäußerten Satz würde ich auch Krämpfe bekommen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen