Mittwoch, 27. Juni 2007

Ein hoffentlich nicht exemplarischer Mittwoch, obwohl, nett war's ja eigentlich

Vor Jahresfrist hätte ich natürlich nicht gedacht, daß ich mal morgens zwischen halb neun und halb zehn eine produktive Phase entwickeln werde. Zumindest irgendein tagesrelevanter Text wird gelesen, oder neuerdings an meiner, Pardon!, unserer SPSS-Datei herumgefruckelt, um irgendwelche Hausaufgaben zu erledigen. Heute morgen mit einigem Erfolg. In der Versuchsplanung gab es eine Mischung aus Aha-Erlebnis und Ärgernis, wobei ich zugeben muß, daß letzteres definitiv darauf zurückzuführen ist, daß ich immer noch keinen gescheiten Taschenrechner habe. Der Rest des Tages bestand aus Sitzungen und Terminen aller Art. Einer war selbst für hiesige Verhältnisse relativ ungewöhnlich, weswegen ich ihm hier Platz einräumen werde.
Ich habe ja schon mehrmals erwähnt, glaube ich jedenfalls, daß es hier insgesamt einen guten Draht zwischen den Profs, den Hochschullehrerenden einerseits und den Studierenden, namentlich der Fachschaft andererseits gibt. Gewiß ein Vorteil der Kombination aus Campus- und Reformuni. Jedenfalls fragten der Dekan und der Studiendekan explizit nach einem Treffen mit der Fachschaft - nett, unverbindlich, informell, "einfach mal so, zum Austausch". Naja, da sagt man ja nicht zweimal nein, oder? Allein schon, damit das Psycho-Café mal wieder gestaubsaugt wird. Also sitzen plötzlich Herr Maier und Herr Lohaus auf dem Sofa, und da es keine Tagesordung gibt, niemanden, der moderiert oder auch nur Protokoll führt, sind die gremienerfahrenen Bestandteile des Treffens zunächst verwirrt. Aber flott wird es interessant: da erzählen die Professoren davon, wie es für sie eigentlich ist, wenn sie einen Ruf annehmen und in eine andere, womöglich völlig unbekannte Stadt gehen. Daß sie auch dereinst von der ZVS irgendwohin verzappt wurden. Daß es ihnen auch zuträglicher ist, wenn sie einen guten und von Kooperation geprägten Kontakt zu den Studierenden haben. Hehe, daß sie auch nicht immer ganz freiwillig und 100% überzeugt ihren Gremientätigkeiten nachgehen, sondern gelegentlich einsichtig Sachzwängen folgen ("Einer muß es ja machen"). Außerdem interessant: in Sachen Bielefeld scheinen Studierende und Lehrende eins gemeinsam zu haben: erst will man nicht hin (weiß nicht, wo das ist, bekommt aus dem sozialen Umfeld negatives Feedback, lebt Vorurteile gegenüber Ostwestfalen aus), dann ist man da, und überrascht, und freut sich - und fragt sich, warum sich diese auf der Hand liegenden Vorteile nicht weiter herumsprechen. Ich glaube, daß wir alle ziemlich überrascht von der informellen und trotzdem netten Atmosphäre des Gesprächs waren, und daß es gerade deshalb wahrscheinlich viel produktiver und inhaltsreicher war als (naturgemäß!) Berufungskommissionen oder Abteilungsausschüsse. Das ist nett hier. Wo setzen sich schon zwei Professoren freiwillig, ohne daß es vorher einen bestimmten Besprechungsgegenstand oder ein zu lösendes Problem gibt, mit den Studierenden hin, und hören aufmerksam zu, und erzählen von sich, und sagen dann noch, daß es sehr angenehm war, und fragen dezidiert nach der Wiederholung und Verstetigung? Also nach dem, was wir von den Fachschaften anderer Unis so hören, ist das hier die absolute Ausnahme. Eigentlich will uns ja keiner bei den Psyfakos* dabeihaben, weil wir bei dem allgemeinen Geschimpfe nicht so recht mitmachen wollen. (Spaß!)
*[Berufungskommission = versucht leere Lehrstühle neu zu besetzen]
*[Abteilungsausschuß = Entscheidungsgremium der Abteilung Psychologie]
*[Psyfako = Psychologie-Fachschaften-Konferenz]

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