Hatte ich schon beinahe vergessen, was für eine mittlere Katastrophe dieser fragwürdige Feiertag darstellt. Kaum ist man am Ostbahnhof einem randvoll mit niederländischen, randvollen Architekten auf Betriebsausflug gefüllten Eurocity entstiegen, wird man mit weiteren männlichen, testosteron- und alkoholstrotzenden Rabauken und Krakeelern konfrontiert. Die S-Bahnfahrer haben sich Zweiglein an die Frontscheibe gepinnt. Andere männliche Personen gehen der Tätigkeit auf dem Fahrrad nach, die man bei Fußgängern "Torkeln" nennen würde. All das vollzieht sich nicht gerade in Geräuschlosigkeit. Der S-Bahnsteig in Köpenick wird im Laufe des Abends vollgebrochen. Passanten zeigen wirre Blicke und frische, blutende Platzwunden an der Stirn. Ein wütiger Bmx-Rad-Künstler kapriolt auf dem leeren Ende des Bahnsteigs herum, argwöhnisch von der Bahnaufsichtsdame beargwöhnt. Überhaupt schieben ausschließlich weibliche Bahnhofsaufsichten Dienst. Das ist wahrscheinlich Vertragsbestandteil. "Zu Himmelfahrt wird gearbeitet," steht dann bei den Damen. Bei den Herren steht "Zu Himmelfahrt wird getrunken." Früher war das ähnlich wie das Datum der Loveparade so ein Fluchttag. Leider, anders als bei der Loveparade, waren auf dem Land auch häufig junge Männer unterwegs. Solche, die so eine Muskelstarre im rechten Arm haben und daher immer als Wäscheleinenhalter herhalten müssen, wie in dem einen Werbespot, wobei - wofür wurde da eigentlich geworben? Jedenfalls konnten diese Personen gegenüber himmelfahrtsflüchtigen Berlinerinnen sehr rüde auftreten.
Ja, ansonsten ist Berlin immer noch sehr schön, rauh, kalt, ruppig, billig, groß und heimatig.
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