Ich will noch aus der bereits mehrmals erwähnten Vorlesung erzählen, weil es mir selber ein bißchen seltsam vorkommt, daß einige Dozenten trotz zu bemängelnden Vortragsstils bei mir ganz gut abschneiden und andere mit wüsten Beschimpfungen belegt werden. Es scheinen liebenswerte Kleinigkeiten zu sein, die dann die eindeutig negativen Punkte abschwächen oder in den Hintergrund treten lassen, so daß das Gesamtbild positiv wird. In Versuchsplanung ist es die rührende positivistische Naivität des Dozenten bei gleichzeitig offensichtlichem und unerwartetem philosophischen Tiefgang, die das strenge und kalte Licht der nüchternen Beurteilung dimmt und wärmt und zu dem milden Urteil führt, daß zwar niemals ein Spiegel-Ranking-Rechercheur in diese Veranstaltung stolpern sollte, es aber auch keinen Grund gibt, dort nicht hinzugehen. Ganz im Gegensatz zu der Vorlesung unseres Hirnstars Markowitsch, der ich ja so gar nichts positives abgewinnen konnte, nicht einmal die Vorstellung, dann alles wenigstens einmal gehört zu haben. Da hätte ich eher noch Angst, daß die Ignoranz und das Desinteresse auf mich überspringen. Und bei Horstmann, der sich auch teilweise unbeirrt durch den Stoff stammelte, wurde das wieder durch Philosophierei sowie eine gewisse lässige Art, sich einfach mal hinzusetzen und unter der Überschrift "Nicht wirklich eine mögliche Klausurfrage" das Auditorium zum Nachdenken aufzufordern. Aber der Knüller war der Stock: G.H. hat keinen Laserpointer, sondern so einen altmodischen Stock, mit dem er gelegentlich auf Details auf der Folie zeigte. Hauptsächlich allerdings hielt er sich daran fest, schien damit eine nur ihm erlebbare Paddelpartie zu erleben, drückte ihn an sich, wirbelte ihn sachte herum und stakte gewissermaßen sich und uns durch die Untiefen der Vorlesung. Außerdem sagte er Satzteile wie: "... wie wenn man sich den ganzen Tag gegen eine störrische Tür wirft", "... bei biologischen Lebewesen..." und "Bevor ich Sie gleich frage, ob Sie noch Fragen haben...". Da muß man doch weiter hingehen!
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