Freitag, 6. April 2007

Butterfly effect

War der Film des gestrigen Filmabends.
Wieder einmal interessant und spannend, wie sich mit der Frage der Beeinflussung der Gegenwart durch Veränderungen in der Vergangenheit beschäftigt wird. In diesem Zusammenhang fällt mir natürlich sofort meine erfolgreiche Selbst-Sozialisation mittels diverser Ostblock-Science-Fiction-Schriften ein. In irgendeiner Geschichte eines mir nicht mehr erinnerbaren Autoren ging es um Teams, die mit speziellen Korrekturaufträgen in die Vergangenheit reisten. Einige zerbrachen daran. Woran, weiß ich nicht mehr. In einer Story von Lem durchquert Ijon Tichy extra irgendwelche Gravitationsstrudel, weil er eine Schraube an der Steuerung nachziehen muß, was alleine nicht geht. In den Strudeln hofft er, sich zu verdoppeln und somit die banale Reparatur durchführen zu können, aber weit gefehlt - zuviele Tichys aus verschiedenen Zeiten staken durch das Schiff.
However, wirft der Film die Frage von Determiniertheiten auf. Der Held versetzt sich immer wieder in die Situationen in der Vergangenheit hinein, um am entscheidenden Hebel was zu drehen und die Zukunft, also seine erlebte Gegenwart, abzuändern. Aber er bedenkt nicht, daß Menschen dynamische Wesen sind. Er stellt an einer Schraube, aber die gesamte Mechanik ändert sich. Und wieder reist er zurück, um das neue Übel abzustellen. Mit der Konsequenz, daß er schlußendlich zu seiner eigenen Geburt zurückkehrt, um sich selbst mit der Nabelschnur zu strangulieren. Konsequent fand ich, daß bei jeder gravierenden Vergangenheitskorrektur auch die Folgen der Veränderung, also körperliche Veränderungen und das Löschen und Hinzufügen entsprechender Erinnerungen, sichtbar gemacht wurden. So erscheinen Narben und verschwinden Hände. Der Selbst-Selbstmord, das Ausrupfen mit Stumpf und Stiel in der allerletzten pränatalen Phase fand ich dann doch, bei einiger Überlegung, sehr krass. Das ist doch eine depressive Überlegung: Es wäre für alle, mich eingeschlossen, besser, wenn ich nicht geboren worden wäre. Insofern hat mir der Film nicht gefallen. Aber er hat ein paar sehr wichtige Themen berührt: Man kann in der Kindheit für den Rest seines Lebens durch Mißbrauch und Mißhandlung traumatisiert werden. Und - möglicherweise befände man sich in ganz anderen Lebensumständen, wenn sich eine kleine, aber bedeutende, vergangene Begebenheit anders zugetragen hätte - man steigt eben nicht zweimal in denselben Fluß. Da sollte man sich vielleicht doch mit seiner Biographie einfach abfinden und anerkennen, daß man so ist, wie man ist, weil man es eben geworden ist. Man kann ja nicht vergleichen, denn es gibt uns nur einmal. Man wird NIE herausfinden , wie und wer man jetzt wäre, wenn man damals eine Banklehre gemacht hätte oder abgehauen wäre.

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