Freitag, 6. August 2010

Unwürdig

wie die Stadt Duisburg mit den Fragen nach Schuld und Verantwortung für das Unglück auf der Loveparade umgeht.

Jetzt, wo zum Beispiel der ZEIT der komplette Plan vorliegt, kann man genau sehen, daß Stadt und Veranstalter verschiedentlich manipuliert haben, um die Veranstaltung irgendwie genehmigt zu bekommen. Dabei wurden unter anderem nach außen völlig andere erwartete Besucherzahlen (eine zu geringe Zahl könnte der LP immensen Schaden zufügen) kommuniziert, als intern für die Berechnung der Fluchtwege usw. verwendet wurden. Und trotzdem konnte der Veranstalter nur 155 Meter breite Fluchtwege vorweisen, wo es mindestens 500 hätten sein müssen. Die Verwaltung konnte doch das Fluchtwegproblem nicht dem Veranstalter allein überlassen, wo doch der OB die Loveparade unbedingt wollte.

Der komplette und sehr lesenswerte Text findet sich hier.

Statt konstruktiv an der Aufklärung der Vorfälle mitzuarbeiten, hüllt sich die Stadt in empörtes Schweigen bzw. der OB in Polizeischutz, und gibt ein parteiliches Gutachten in Auftrag, das überraschenderweise die Stadt völlig freispricht und den Schwarzen Peter der pöhsen Polizei zuspielt, die ja schließlich mit drei Polizeiautos auf der Rampe gestanden und damit die Fluchtwege noch enger gemacht habe - deren Enge ja erst durch die ordnungswidrige Genehmigung durch die Stadt möglich wurde! Außerdem kann jeder Vollidiot auf den zahlreichen Bildern erkennen, daß es an der Stelle, der die Polizeiautos stehen, gar kein Gedränge gab.

Dieses Duisburger Schmierentheater zeigt in konsistenter Folge, wie geil die Stadt im Vorfeld auf das Megaevent war, wie erfolgreich im Zuge dessen Warnungen in den Wind geschlagen wurden, um ein "zweites Bochum" zu verhindern, und wie in geradezu menschenverachtender Skrupellosigkeit alles, was man über Massenveranstaltungen weiß, über Bord geworfen wurde. Und nun, nach einem Unglück mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten, setzen sich Zynismus und Verachtung fort, in peinlicher Tateinheit mit Ablehnung von Eigenverantwortung nach getroffenen Entscheidungen.

Wahrscheinlich wird es strafrechtlich keinen treffen, da es keine Kollektivschuld gibt. Umso unwürdiger der Eiertanz der Stadt Duisburg, persönliche Verantwortlichkeiten nicht aufzuklären. Natürlich ist die Stadt Duisburg verantwortlich für den Ausgang von Veranstaltungen, deren Durchführung sie genehmigt. Sonst könnten wir uns die gesamte Genehmigerei auch sparen, und jeder läßt die Puppen tanzen wie er will. Merkwürdig, daß das niemandem auffällt. Eher ist jetzt schon von einer Hetzjagd auf den OB die Rede, dabei soll er doch einfach nur seinen Mann stehen für das, was er zu verantworten hat.

Wasch mir den Pelz (Bring mir Ruhm und Ehre mit der Loveparade), aber mach mich nicht naß (wenns schiefgeht, hab ich nichts damit zu tun).

Unwürdig ist das vor allem den Opfern gegenüber.

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