Mittwoch, 18. Februar 2009

Wahrheiten über Nebenfachstudierende insbesondere aus dem Diplomstudiengang Erziehungswissenschaften

Aufhänger für diesen Eintrag war folgendes heutiges Erlebnis, dem allerdings bereits unzählige vergleich- und in ihrer Erscheinung austauschbare vorangingen:

In der studentischen Studienberatung Psychologie sitzen eine Studienberaterin und eine studentische Hilfskraft und albern herum. Gegenstand der aktuellen Herumalberei ist ein offensichtlich einschlägig bekannter Nebenfachstudent, zu dessen Verteidigung immerhin angemerkt werden muß, daß er im Hauptfach Soziologie studiert - im Vergleich zum Diplom in Pädagogik zumindest in meinen Augen ein hoch angesehenes und ehrenwertes Studienfach. Der hier nicht näher Beschriebene macht allerdings in einigen Psychologie-Veranstaltungen von sich reden, und zwar nicht gerade seiner brillianten Rhetorik oder ausgezeichneten Gedankengänge wegen. Aber, wie es so schön geschrieben steht, wenn man vom Teufel tratscht, kommter gelatscht: Es klopft an die Tür. Da die Tür klemmt, rufe ich laut "Herein!" und dann dem mit der Tür hereinpolternden Gesicht "Komm rein, du störst nicht" zu. Die beiden folgenden Sätze sagte dann, natürlich, die vorsichtig hereintretende Nebenfachstudentin:

Kann ich reinkommen?

Stör ich*?

Und daraus folgend der dritte:

Ich studiere ääh Erziehungswissenschaften, und wollte mal wissen, ob man Psychologie auch irgendwie anders studieren kann...

Anders?

Ja, ich habs als Nebenfach und Zusatzfach und finde das irgendwie ja ganz schön interessant, irgendwie, und da würde ich das gerne irgendwie auch studieren.

Okay, Mädchen, du kannst einen Quereinstieg probieren, du kannst auch, falls dich der Tätigkeitsbereich interessierst, als Diplom-Pädagogin eine therapeutische Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichentherapeutin machen.

Ja, da habe ich mich irgendwie schon erkundigt, aber das kostet ja 20.000 Öre!

Ja. Und wenn du Psychologin wirst und eine Erwachsenenausbildung machst, die kostet auch, ungefähr, 20.000 Öre.

Aber dann kann ich irgendwie ja gleich die therapeutische Ausbildung machen, ohne Studium.

Nein.

Ich dachte, man kann das irgendwie außerhalb von Uni machen, studieren.

Nein.

Ooohh,irgendwie ist das alles kompliziert!

Tschühüß!

...

Und das war ein absolut typisches Gespräch mit einer Pädagogik-Studentin. Manchmal fragt man sich: auf welchem Mond leben die eigentlich? Eine Studienordnung, die den Nachweis von Leistungen lediglich durch das fehlerfreie Eintragen entsprechender Veranstaltungen in ein sogenanntes Studienbuch vorsieht - ohne so lästige Dinge wie Referate, Anwesenheitslisten oder Hausarbeiten absolvieren zu müssen - scheint dem Denken nicht gerade förderlich zu sein.

Und so gemein manchem Leser diese Zeilen erscheinen mögen: alle Pädagogik-Studierenden über einen Kamm zu scheren hieße Vorurteile schüren, die meisten sind doch ganz nett und werden später nützliche Mitglieder der Leistungsgesellschaft, indem sie in Jugendlichentagesstätten Nützliches tun und überhaupt fallen einem ja immer nur die Negativ-Exemplare auf, die, die sich eben auffällig benehmen...trotzdem wird dieses mein Vorurteil über die Blödheit so vieler Päda-Nebenfächler immer wieder genährt durch:

Aktionen wie heute
Erlebnisse in Seminaren mit Nebenfächlern aus unterschiedlichen Hauptfächern - Klinische Linguisten sind zum Beispiel oft auch zu brav, aber jedenfalls nicht dämlich und in aller Regel in der Lage, aus vorgegebenem Material eine ordentliche Präsentation zusammenzuhauen und ein entsprechendes Referat zu halten, in denen das Wort irgendwie überhaupt nicht vorkommt
Berichte von Lehrenden über die internalisierte Wut darüber, daß sich Studierende des Diplomstudienganges Erziehungswissenschaften häufig auf eine Art und Weise geben und benehmen, als sei es ihr oberstes Ziel, jedes Vorurteil und jedes Klischee über ihresgleichen bis auf den letzten I-Punkt zu bestätigen

Symptomatisch herbeigezogen werden von mir angefertigte Mitschriften während eines Referates über Scheitern von Adoptionen, ungekürzt und ungeschönt:

(nicht die Referentinnen, sondern meine Lieblings-Teilnehmerin, die stets mit vergleichbaren Kommentaren glänzte, verwechselte zunächst die Begriffe ethnisch und ethisch, was ich persönlich ganz schön gravierend finde.)

Identitätsmerkmal wird ausgesprochen wie man einen stinkenden Fisch anfäßt.
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, oder: PPT-Karaoke**.
Scheitern als anschauliche Vorführung.
Auweia ist die DOOF! Dümmer als 5 Meter Feldweg.
Die ist aber auch ziemlich doof!
Diese Päda-Referate rauben mir sekündlich zweieinhalb IQ-Punkte***!
Manuela ist auch so ein Doof-Tussi-Name!
Die Ursachen einer Adoptionsauflösung sind immer MULTIVARIAT.

Zuletzt sei erwähnt, daß ich noch mit einem so symptomatischen Pädagogik-Studenten zusammenwohne, der so derart am gemeinschaftlichen Bemühen seiner Kommilitonen beteiligt ist, den Ruf der Pädas zu zementieren, in Bronze zu gießen, ans Brett zu dübeln - durch seine Mischung aus ungepflegter Erscheinung, unregelmäßigem Uni-Besuch und unstrukturierter, quantitativ aufgeblasener ("irgendwie") Sprechweise - daß ich ernsthaft zur Charakterisierung eines Pädagogikstudenten einfach ein Tonband mitlaufen lassen würde, wenn wir uns beim Pizza-Aufwärmen in der Küche treffen.

*Ein psychotherapeutischer Mittagessenkonfident, seinerseits auch mit traumatisierenden Nebenfachstudierenden-Erfahrungen ausgestattet, kommentierte: Wenn du so einen Dialog im Fernsehen zeigst oder sonst öffentlich machst, heißts sofort von wegen überzogen und konstruiert und ausgedacht und was immer - niemals würde sich sowas in echt begeben. Es begibt sich aber in echt. Echt.

**Beliebte Sportart im Mittelbau: Bescheuerte Präsentationen ausm Internet besorgen. Dann steht man vor der Leinwand und hält einen Vortrag über etwas, wovon man ja keine Ahnung hat, aber die Folien. Vermutlich sehr witzig, wenn die Leute gut sind, und sehr fremdschämig, wennses nicht sind.

***Das erinnert mich an eine kürzliche Begebenheit im Rahmen meiner Tätigkeit als studentische Vertreterin im paritätischen Studiengebührenverteilungsgremium auf Abteilungsebene, als nämlich neulich Vertreter der zentralen Kommission dawaren und wissen wollten, warum wir uns um die Hinterfragung der Internationalisierung der Hochschule verdient machen wollen. Jedenfalls sagte unser Dekan bei der Erörterung der Frage, ob und wieviel und welche Veranstaltungen man fürderhin auf Englisch anbieten könnte oder söllte: Alois Angleitner, ein Persönlichkeitspsychologe, sagte, egal wie gut man die Fremdsprache beherrsche - im Diskurs verliere man 10-15 IQ-Punkte. Daraufhin der studentische Vertreter: Tja, und wenn man dann auf jeden einzelnen angewiesen ist...

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