Samstag, 28. Juni 2008

Zu rezenzierendes

Erstens: Viva la vida. Recorded in a bakery, a nunnery, a magiop, a church.

Coldplay haben ein neues Album veröffentlicht. Nach Parachutes, A rush of blood of the head und X&Y nun also Viva la vida, und ich kann kaum meiner Entzückung Ausdruck verleihen, daß man immer noch ganz gut hören kann, von welchem Album ein Song nun ist. Viva la vida bringt wieder einen ganz anderen Sound, genau wie seinerzeit X&Y mit den exaltierten Gitarren oder Parachutes mit seiner naiven Einfachheit. Schön, daß eine Band Mut hat, den eigenen Sound und sich selbst zu entwickeln, ohne sich in Experimenten zu verlieren. Chris Martin hat wohl mal gesagt, einer der Gründe, warum sie so zögerlich neue Platten produzieren, läge darin, daß es ihnen leichter fällt, gute Musik zu machen, wenn sie nicht so gut drauf sind, aber da sie, unter anderem infolge ihres (musikalischen, aber auch ja persönlichen) Erfolges ziemlich gut drauf seien, würden ihnen keine guten Lieder einfallen. Da kann man also nur froh sein, daß Martin und Kumpanen sich trotzdem aufgerafft haben, ein paar zauberhafte Liederchen aufzunehmen. LOST: Just because I'm loosing doesn't mean I'm lost. Oder YES: I'm just so tired of this loneliness. Oder überhaupt. Anhören! Und, wichtig: Nicht im neueröffneten Müller kaufen, wo es das frisch erschienene Album für 10 Öre gibt, worüber ich mich heute morgen empörte (weil den Preis jemand guthieß, der selber auf die Entindividualisierung durch das Kaufen von H&M-Klamotten schimpft) und wo es mir egal ist, ob der geringere Preis geringeren Profit für Müller bedeutet. Schade, daß es ween nicht mehr gibt, aber zumindest JPC ist ja auch ein ortsansässiges Unternehmen (glaube ich).

Zweitens: John Irving, Until I find you.
Ich habs ja kürzlich schonmal angerissen. Zwischenzeitlich mußte ich Lesepause machen, weil ich es in Berlin vergessen hatte. Insgesamt hatte es sehr lange gedauert, das Opus zu verschlingen, was teils auf die Sprache (Originalausgabe = englisch), teils auf die Länge (rund 800 Seiten), teils auch auf die wenige Zeit, die unserereiner überhaupt für privatvergnügliche Belletristikannexion zur Vefügung hat, zurückzuführen ist. Also eher ein Interaktionseffekt. Gestern abend habe ich es jedoch zuende gelesen, und in mir ist so ein plötzliches Gefühl von Leere. War ja ganz nett mit dem großen Hollywoodstar, der in früher Kindheit von seiner Mutter ob seines Vaters belogen wurde, später Schauspieler und therapiebedürftig wurde, um schlußendlich seinen Vater in einem Zürchen Privatsanatorium aufzufinden, aber nicht, weil er ihn nun gesucht hätte, sondern weil seine Halbschwester ihn aus Kostengründen kontaktierte. Also, stellenweise war die Geschichte wirklich gut, aber für das magere Ende hätte man nun auch nicht 794 Seiten Vorgeschichte aufschreiben müssen. Dazu kam enervierend hinzu, daß sich der Autor zwischendurch selber nicht mehr erinnern konnte, wie es vor 360 Seiten zugange gegangen ist, so daß er es vorsichtshalber nochmal aufgeschrieben hat. Und, vor allem, der Titel stimmt einfach nicht ganz. Der Romanheld ist eben nicht losgezogen und hat seinen Vater gesucht. Er ist zwischendurch ein bißchen herumgefahren und ist den Lügereien seiner Mutter versuchsweise auf den Grund gegangen. Aber gesucht, wo sein Vater ist, hat er nicht. Und auch sein Vater ist ihm zwar das ganze Leben hinterhergestalkt, aber bei dem derartigen Interesse, daß er an seinem Sohn entwickelt hat, hätte man da ja auch mal eine Art Kontaktaufnahme erwarten können. Daß so was nicht so einfach ist und mit Ängsten und dergleichen behaftet ist, weiß ich selber. Aber dann soll der Autor auch darüber schreiben, bloß von Angst ist nie die Rede, nur von mangelhaftem Vergebungsvermögen, und wer kann schon vergeben, wenn er gar nicht weiß, was?

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