Sonntag, 18. November 2007

Sonntags bleibt der Laden zu!

Wenn ich solche Kommentare lese, wünsche ich mir mein SZ-Abo zurück, nur um am Morgen Texte von Heribert Prantl lesen zu können, gedruckt auf dünnes Altpapier, das mühsam in Handlichkeit gefaltet werden muß.

Nicht nur weil ich selbst im Einzelhandel arbeite, stimme ich dem Prantl zu. Die Idee eines wiederkehrenden zentralen Feiertages als Angelpunkt für eine funktionierende Gemeinschaft mutet heute schon fast verrückt an, und doch muß man sich fragen, warum solche vermeintlich unnützen Ruhetage überhaupt entstanden sind, wenn sie nicht auch irgendeine Funktion haben.

Den heutigen Sonntag habe ich nach allen Regeln der Kunst vertrödelt. Wenn es ein zufällig freier Montag gewesen wäre, hätte ich das gewiß nicht, und schon gar nicht mit der gleichen Leichtigkeit getan. Die Welt vor meinem Fenster ist sonntags eine andere und sagt mir: bleib mal locker. Ist Sonntag. Nichtsdestotrotz habe ich hier an den Sonntagen auch unheimlich viel in der Bib gesessen und gelernt. Aber selbst das unterschied sich deutlich vom Lernen wochentags, einfach weil die Mensa und das andere Gedöns nicht aufhat, viel weniger Leute in der Uni und keine Veranstaltungen sind usw. Gesellschaftliches Luftholen. Erzwungen, vielleicht, für manche, die nicht innehalten möchten, vielleicht den Stillstand nicht aushalten, aber doch ein Gewinn für die meisten, die diesen einen, verläßlichen, planbaren freien Tag genießen und miteinander teilen können.

Ein wichtiger Gedanke aus Prantls Erwägungen scheinen mir noch die möglichen zukünftigen Implikationen einer totalen Freigabe des Sonntags für alle zu sein: Wer heute sonntags einkaufen kann, wird morgen sonntags selbst arbeiten müssen. Wenn der Einzelhandel nicht mehr geschont wird, fallen auch andere Schranken, und die Sonntagsruhe läßt sich nicht weiter argumentativ verteidigen. Das wird von den Leuten, die heutzutage sonntags freihaben und gerne einkaufen gehen würden, gerne vergessen.

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