Samstag, 6. Januar 2007

Konsumkritik I

Weil ich gerade im TEMPO davon las, wo Martin und Peter Unfried mit ihren 3,5-Liter-Autos und ihrer A++Kühlgefrierkombination angeben, und das sowieso grad ein Thema bei mir ist, hier noch ein paar Anmerkungen (Fortsetzung folgt):
1. Nicht alle Probleme bei und durch Massentierhaltung, Gentechnik und Billigproduktion sollte man durch die sogenannten Verbraucher und ihr (Nicht-)Konsumverhalten lösen lassen.
2. Eigentlich ist es doch völlig unverständlich, daß hierzulande Produkte verkauft werden dürfen, die bekanntermaßen unter Bedingungen, wie sie hierzulande verboten sind, hergestellt und transportiert werden oder worden sind. Zumindest diskriminierende Schutzzölle, die den Wettbewerbsnachteil von nach hier geltendem Recht (und damit teurer) hergestellten Konsumgütern irgendwie ausgleichen helfen, sollten doch denkbar sein.
3. Bzw. sollte das dann wenigstens draufstehen, so wie auf Zigarettenpackungen: "Die Herstellung Ihres Produktes hinderte einen Fünfzehnjährigen daran, einen gescheiten Schulabschluß zu erlangen."

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

*sichdieHändereib* au ja....

was genau meinst Du mit 1.) ? Dass man dem Konsumenten die Verantwortung abnehmen sollte bzw. ihm seine Entscheidungen erleichtern sollte durch Gesetze? Ich denke mal, dass das Problem ist, dass man als Konsument erst ein Zeichen setzen muss, dass es einen überhaupt einen Dreck kümmert, was es da für Probleme gibt und dass man nicht nur dankbar ist, wenn das Fleisch schön billig in der Auslage liegt und man daher keine Fragen mehr stellen möchte - denn wer zuviel fragt... Ganz abgesehen davon gab es zwar wenn ich mich recht erinner unter der rot-grünen Regierung eine Vorschrift bzgl. Legebatterien und der verordneten Fläche pro Tier, die aber von der aktuellen Administration entweder wieder abgeschafft oder zumindest in Frage gestellt wurde. Außerdem suggeriert Dein Wunsch ja zumindest auf die Tiere bezogen eine gewissen Rechtsgrundlage bzgl. Tieren (zumindest, wenn Du die Ettiketierung von Massentierhaltung bei Fleisch nicht grundsätzlich zugunsten der Fleischqualität durchführen willst), die es leider in diesem Land so noch nicht explizit gibt.

2.)Ich gebe zu, dass ich mich dazu zu wenig mit der Wirtschaft auskenne, aber ich könnte mir vorstellen, dass dem einfach der globale Handel im Weg steht. Das wäre genauso, wie wenn wir keine Medikamente benutzen würden, die nur mit Hilfe von embryonaler Stammzellenforschung ertestet wurden. Wenn das Zeug erst einmal da ist...

3.) Ja, das wäre wünschenswert. Wenn auf all unseren Ikea-Teppichen und H&M-Klamotten stehen würde: Dies konnte nur durch die wertvolle Mitarbeit von 6-10jährigen Kindern so schön gemacht werden, die dafür ihre Schulbildung sausen lassen müssen und weit unter eurem Preisniveau bezahlt werden. Aber wieder: Vielleicht sind die Rufe danach nicht laut genug. Bei den Rauchern steht mit den Krankenkassen ne verdammt laute Stimme dahinter.

sonne hat gesagt…

1. Nein, genau das meine ich nicht. Ich bin es leid, mir ständig anhören zu müssen, daß ja allein MEINE Entscheidung für qualitativ hochwertige Lebensmittel, oder für von Erwachsenen handgeknüpfte Teppiche, oder für Schokolade ohne Gentechnik, also daß DAS die Welt ändern würde. Ich möchte eigentlich nicht frühmorgens am Kaffeeregal Entscheidungen von globaler Reichweite treffen müssen - is' bio? Is' Fair? Is' für Kooperativen? Usw.
Ich will das in manchen Belangen, und das geht durchaus demokratisch, auf dem gleichen Weg haben wie in der Cafete: Ab heute is hier für alle Transfair-Kaffee - kostet bißchen mehr, hat das StuPa beschlossen - fertig. Das ist diktatorisch UND demokratisch zugleich.
Und, in aller Kürze: Im Ernst glaube ich nicht, daß weder für IKEA noch für H&M 6-10jährige schuften. Aber stell dir Aufschriften vor:
In diesem Betrieb gab es keine freie Gewerkschaft.
Hier wurden keine Kontrolleure reingelassen.
Beim Färben dieses T-Shirts wurden Chemikalien verwendet, die in IHREM Heimatland seit 15 Jahren verboten sind.
DARUM geht's. Den Rauchern, die es ohnehin wissen, schreibt man's nochmal auf die Packung drauf. Als Gesinnungskonsument hat man's schwerer.
Und das nervt mich einfach.

Anonym hat gesagt…

Ich wollte Dir nicht ans Bein pissen, wenn's so klang. Im Grunde wollen wir ja dasselbe: gut leben bzw. wissen, was das ist.

Am Effektivsten wär wohl eine Diktatur mit den richtigen Werten, die uns zum ethischen Handeln zwingt... und klar, solche Aufschriften wären schon schön praktisch, sind aber leider gewissen Gruppen lästig.

Zu Ikea: http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/meldungen/?id=531149

Zitat: "Für Negativ-Schlagzeilen sorgten in den 80er Jahren Berichte über Kinderarbeit und Hungerlöhne bei den Lieferanten. Ikea vergibt Aufträge, stellt aber nicht selbst her. Unter dem Druck unterzeichnete Ikea 1998 einen Verhaltenskodex und kontrolliert seine 1600 Zulieferer nach eigenen Angaben streng."

Anonym hat gesagt…

ich habe die Schose hier jetzt noch nicht ganz gelesen, aber wann kann ich mir diese Sonderausgabe denn mal ausleihen? Zwinkeraugensmiley...